Aargauer Zeitung, 29.04.2004: Brugg: Projektwoche der Sekundarschule zum Thema "China"

Tiefe Einblicke in das «Reich der Mitte»



Eine Projektwoche gibt einer zweiten Sekundarschulkasse Gelegenheit, mit vielen - auch negativen - Facetten Chinas Bekanntschaft zu machen.

Chinesische Lampions weisen auf das Thema hin. Zwei chinesische Lampions und ein großes Bild am Eingang des Freudensteinschulhauses machen unmissverständlich auf das Thema der Projektwoche der 2. Sekundarklasse von Annette Bindschädler und Margrit Bühler aufmerksam: Es geht um China. Das Reich der Mitte steht sozusagen im Zentrum. Und zwar mit beinahe allen seinen Facetten. Leider auch jenen, die man vielleicht - angesichts neuer riesiger Absatzmärkte und erfolgversprechender Investitionsmöglichkeiten - da und dort gerne etwas übersieht. Dieser unerfreuliche Aspekt kam am Dienstag vor allem bei einer Ausstellung traditioneller chinesischer Kunst zum Ausdruck, bei der Falun-Gong-Anhänger aus China auf ihre Anliegen aufmerksam machten.

Chinesische Malerei

Der Bühnenraum der Turnhalle war kurzerhand zum Kunstraum umfunktioniert worden. Und die Künstlerin Zhang Cui Ying, welche die traditionelle chinesische Malerei pflegt, zeigte den Sekundarschülerinnen und Schülern, wie die faszinierenden Kunstwerke entstehen. Freundlich lächelnd übertrug sie die Namen der Kinder in die geheimnisvollen chinesischen Schriftzeichen, während ihr Helfer Lam Duc, der seit vielen Jahren in der Schweiz lebt, eine kurze Einführung in die Besonderheiten der chinesischen Malerei gab. Einer Malerei, die sich vor allem auch durch ihren tiefen Symbolgehalt auszeichnet - was durch die Verbindung von Schrift und Bild zusätzlich betont wird.

Menschenrechte als eines von vielen Themen

Im Klassenzimmer behandelten derweil die Schülerinnen und Schüler der Projektklasse das im Zusammenhang mit China leider immer wieder aktuelle Thema Menschenrechte. Dieses Thema war allerdings nur eines von vielen: Am Montag standen die Geschichte und Geographie Chinas und die chinesische Kunst auf dem Stundenplan; am Dienstagnachmittag machten die Schülerinnen und Schüler mit den Falun-Gong-Übungen Bekanntschaft; am Donnerstag lernten sie die chinesische Musik und traditionelle Kleidung sowie die Kalligrafie-Kunst kennen. Am Freitag schließlich wird chinesisch gekocht, bevor die Projektwoche mit Falun-Gong-Übungen abgeschlossen wird. («Auf dem Menüplan stehen übrigens chinesische Ravioli und Nudelsuppe», erklärt Annette Bindschädler schmunzelnd.) Neben all diesen Hauptaktivitäten setzen sich die Kinder mit nicht weniger als 38 Spezialgebieten des Themas «China» auseinander. Das Spektrum reicht dabei von «Tibet» bis «Konfuzius». Und zwischendurch werden aus Papier kunstvolle Lotusblüten gefaltet.

Tee trinken statt Proben

Bei den Schülerinnen und Schülern der 2. Sekundarklasse scheinen die Woche und ihr Thema gute Aufnahme zu finden. «Es ist interessant», erklärt die Schülerin Ricarda. «Vor allem die Bilder finde ich schön. Ich möchte aber lieber nicht nach China reisen.» Eher pragmatisch sieht Nicolas die Sache: «Die Projektwoche ist einfach gut, weil man keine Proben hat. Man kann sogar Tee trinken. Das ist angenehm. Es ist aber auch sehr interessant. Man erfährt viel. Zum Beispiel auch über die Verfolgung von Leuten.» Soma dagegen ist eher skeptisch: «Man kann schon etwas erfahren. Aber eigentlich interessiert mich das Thema nicht so stark.»

Ein Projekt mit Eigendynamik

«Wir hatten keine Ahnung, welche Dimensionen unsere Projektwoche annehmen würde», meint lachend Annette Bindschädler, die zusammen mit Margrit Bühler hinter dem Ganzen steht. «Eigentlich ausgelöst wurde die Woche durch ein Gespräch, bei dem wir feststellten, dass sich die Eltern eines Schülers unserer Klasse für Falun Gong engagieren. Wir fanden, dass das durchaus Teil eines Projektes sein könnte. Anfänglich haben wir aber noch eher vage von einer Projektwoche gesprochen. Wir hatten jedenfalls keine Ahnung von der Dynamik, die sich entwickeln würde.» (mz/lp/pha)

Rubrik: Veranstaltungen