Ich bin eine chinesische Staatsbürgerin, die in Houston, Texas, USA lebt. Am Morgen des 2. September 2003 ging ich zum Chinesischen Konsulat in Houston, um meinen Reisepass verlängern zu lassen. Als ich gerade am Eingang des Reisepass- und Visumbüros angekommen war, sah mich ein stellvertretender Generalkonsul und fragte mit einer strengen Stimme „Warum sind Sie hier?” Ich sagte, dass ich nur hier sei, um meinen Reisepass verlängert zu bekommen. Er antwortete mir nicht und ging. Dann sagte mir ein anderer Beamter, dass die letzte Bürostunde schon vorüber war und ich um 13:30 Uhr wiederkommen sollte.

Tang Jian bei der Meditation

Am Nachmittag ging ich wieder zum Reisepass- und Visumbüro. Der Angestellte vorne im Büro nahm meine Antragsunterlagen für die Reisepassverlängerung entgegen. Wei, der Chef des Visumbüros, kam sofort aus seinem Büro heraus und nahm meine Unterlagen mit nach hinten. Ich bemerkte, dass er nicht gekommen war, um die Unterlagen anderer Antragssteller zu holen.

Auf meinem Weg zurück zur Arbeit erhielt ich einen Telefonanruf von Konsul Yang Zhuofan. Er sagte, dass er meine Umstände näher kennen lernen wollte. Nachdem er mich etwas über meine persönlichen Erfahrungen, nachdem ich in die USA gekommen war, gefragt hatte, erkundigte er sich, ob ich Falun Gong übe. Ich beantwortete alle seine Fragen. Er fragte mich, warum ich jeden Tag vor das Konsulat ging, um dort die Falun Gong Übungen zu machen. Er sagte, dass so etwas den Ruf Chinas verletze und Falun Gong gegen das Gesetz ist usw. Ich sagte, dass dies die Vereinigten Staaten sind und ich keine Gesetze verletzt sondern dem US-Gesetz gehorcht habe.

Lassen Sie mich erklären: In China werden Hunderttausende von unschuldigen Falun Gong Praktizierenden während der Verfolgung misshandelt. Viele Praktizierende sind zu Tode gefoltert worden. Sie können nirgends für Gerechtigkeit appellieren oder ihren Stimmen Gehör verschaffen. Ich mache die Falun Gong Übungen vor dem Konsulat, gerade um die Menschen der Welt die Verfolgung in China erfahren zu lassen und bestimmte Personen in China dazu zu drängen, mit der brutalen Verfolgung aufzuhören.

Er wollte, dass ich aufhöre, vor dem Konsulat zu üben. Ich wies darauf hin, dass wenn bestimmte Personen in China die Verfolgung stoppen würden, ich zum Üben in den Park gehen würde, wo die Umgebung viel besser ist. Er sagte mir weitere Worte und wollte mich vom Üben vorm Konsulat abhalten. Als er sah, dass ich beharrlich blieb, beendete er die Konversation. Wir hatten eine halbe Stunde geredet.

Am nächsten Tag ging ich meinen Reisepass abholen. Die Person im vorderen Büro sagte mir, dass mein Reisepass nicht verlängert worden war. Ich forderte eine Erklärung. Dann kam der Visumbürochef Wei heraus, um mit mir zu reden. Er sagte, dass sie meine Bewerbung zur Bestätigung nach China schicken und mich nach der Genehmigung informieren lassen wollten. Ich fragte, warum meine Reisepassverlängerung durch ein spezielles Verfahren gehen musste, während das bei anderen nicht der Fall war. Er sagte, dass Yang Zhuofan den Grund gestern schon erwähnt hatte und ich den Grund kennen sollte. Ich fragte, ob es daran lag, dass ich Falun Gong übe. Er sagte, dass Yang es schon erklärt hatte, und er es nicht wiederholen würde. Er gab mir den Reisepass ohne Verlängerung zurück.

Später ging ich noch zweimal dorthin, um eine Verlängerung zu beantragen, wurde aber beide Male zurückgewiesen. Einmal war ich um 13:30 Uhr dorthin gegangen. Die Person im vorderen Büro sagte mir, dass mein Reisepass nicht erweitert wäre. Ich sagte ihnen, dass Falun Gong Praktizierende in China festgenommen, gefoltert, eingesperrt und getötet werden, während außerhalb Chinas das chinesische Konsulat soweit gegangen ist, diese Methoden zu verwenden, um uns zu verfolgen. Nachdem er Herrn Yang Zhuofan gefragt hatte, sagten mir die Angestellten im vorderen Büro, dass Yang gegen 15 Uhr kommen würde, um mit mir zu reden, und baten mich darum, zu warten. Herr Yang tauchte jedoch bis um 15:30 Uhr nicht auf. Ich sagte ihnen, dass ich so lang gewartet hatte und fragte, warum er sein Wort nicht hielt. Die Personen im vorderen Büro sagten, dass sie den Grund nicht kannten. Gleichzeitig baten sie mich darum, schnell zu gehen, da sie für den Tag das Büro schließen wollten.

Ein Beamter im Konsulat sagte mir, dass sie meinen Reisepass verlängern würden, wenn ich aufhören würde, vor dem Konsulat zu üben.

Bis heute ist mein Reisepass noch nicht verlängert worden.

27. Juni 2004