Der Appell des Falun Gong Praktizierenden Sun Renhui an das oberste Gericht bezüglich der gegen ihn verübten Verbrechen durch Wachen des Harbin Gefängnis

An das oberste Gericht von der Provinz Heilongjiang:

Mein Name ist Sun Renghui, und ich bin ein Falun Gong Praktizierender. Am 26. Oktober 2001 wurde ich widerrechtlich festgenommen und in der Longfeng Strafanstalt in Daqing in der Provinz Heilongjiang eingesperrt. Am 18. Juni 2002 schickte man mich in das Trainingszentrum des Daqing Gefängnisses. Am 22. Juli 2002 wurde ich zum Dongfeng Gefängnis von Harbin versetzt und am 10. April 2003 kam ich wieder zum Harbin Gefängnis zurück. Vor meiner Verhaftung war ich bei bester Gesundheit.

Während meiner 8-monatigen Gefangenschaft in der Longfeng Strafanstalt von Daqing wurde mein Körper mit Krätze infiziert. Bei meiner Ankunft im Dongfeng Gefängnis in Harbin am 22. Juli 2002 wurde ich von den Gefängniswachen von Gruppe 9 gezwungen, mich vor der Wand für etwa eineinhalb Stunden zusammenzukauern. In der Nacht wurde ich grausam von anderen Häftlingen geschlagen. Vor lauter Schmerzen konnte ich nicht einschlafen. Am nächsten Tag drohte mir Ausbilder Liu von Gruppe 9: „Wenn Du nicht die ,drei Erklärungen' (1) schreibst, befehle ich, dass die Häftlinge Dich an eine Säule fesseln und verprügeln.” Danach wurde ich zu Gruppe 8 verlegt, wo ich in der Nacht meiner Ankunft von Insassen gefoltert und geschlagen wurde. Am dritten Tag wurde ich damit betraut, Arbeiten in einer Elektronikwerkstatt zu erledigen. Wegen der Krätze war ich körperlich geschwächt und ich war Krankheiten gegenüber nicht sehr widerstandsfähig. Mein linker Fuß schwoll durch die Krätze stark an, entzündete sich und fing an zu eitern. Als ich jedoch darum bat, von der Zwangsarbeit befreit zu werden, bis mein Fuß geheilt war, lehnte die Wache Piao Mingzhe meine Bitte ab mit der Ausrede, dass die zugeteilte Produktionsquote nicht aufgeschoben werden könnte. Jeden Tag musste ich zur Arbeit hin und zurück humpeln.

Im Oktober begannen meine Füße kalt und gefühllos zu werden. Bald darauf war es mit meinen Unterschenkeln genau so. Manchmal musste ich beim Gehen von anderen Insassen gestützt werden. Wenn der Schmerz am schlimmsten war, fühlte es sich an, als ob meine Füße ständig mit Nadeln gestochen würden. Die heftigen Schmerzen weckten mich sogar aus dem Schlaf auf. Während jener Tage bat ich die Wachen oft um eine längere Pause oder eine Einweisung ins Krankenhaus, aber sie lehnten meine Bitten sofort mit der Entschuldigung ab, dass ich die „drei Erklärungen” nicht geschrieben hatte. Folglich verschlechterte sich meine gesundheitliche Verfassung und ich magerte stark ab. Ich hatte Krätze am Unterleib, die Blutgefäße in meinen Beinen waren geplatzt, das Fleisch eiterte und ich hustete blutigen Schleim. Der Zustand meiner Beine verschlechterte sich noch weiter, bis ich jegliches Gefühl in ihnen verloren hatte. Der akute Schmerz in meinen Füßen kam in ständigen Schüben, wie Nadeln die mich stechen. Ich konnte nur sehr schwer gehen und war fast immer außer Atem. Wenn ich eine Pause machte und mich an eine Wand lehnte, verlor ich manchmal das Bewusstsein. Wenn ich wieder zu mir kam und die Augen öffnete, stellte ich fest, dass ich hingefallen war. Erst unter diesen extremen Bedingungen erlaubten mir die Wachen schließlich am 17. Dezember 2002 ins Krankenhaus zu gehen.

Am 10. April 2003 wurde ich ins Harbin Gefängnis verlegt, weil ich mich weigerte, die sogenannten „drei Erklärungen” zu schreiben. Am Tag meiner Ankunft im Trainingsteam zog Li Zhimin, ein Handlanger des Harbin Gefängnisses, mir meine Baumwolljacke und Baumwollgefütterte Hose aus. Nur mit dünner Baumwollwäsche und der Gefängniskleidung bedeckt wurde ich gezwungen, jeden Tag von morgens bis abends auf einem Klapphocker neben einem Ventilator zu sitzen. Es war so kalt, dass ich ständig zitterte. Wenn die Wachen meinten, dass ich nicht korrekt auf dem Hocker saß, verprügelten sie mich. Es ist wirklich schwer, die Grausamkeit dieser Folterungen zu beschreiben. Nach sechs Tagen der Folter hatte sich meine körperliche Verfassung noch weiter verschlechtert. Dennoch planten die Wachen mich zur weiteren Folter in eine Einzelzelle zu stecken. Zu dieser Zeit war der Polizeibeamte Zhang Jiushan verantwortlich für das Trainingsteam und die Handlanger Li Zhimin, Fang Yong und Liu Yanpeng dirigierten inhaftierte Verbrecher Folterungen durchzuführen. An einem Tag sagte Liu Yanpeng zu mir, nachdem er mich geschlagen hatte: „Wir sind keine Feinde, aber ich arbeite für die Regierung. Ich hoffe, dass Du verstehst.” Li Zhimin drohte mir: „Ich werde den Gefangenen befehlen, Dich zu foltern. Es kümmert uns nicht, dass Du Dich nicht umerziehen lässt. Wir werden Dich einäschern, wenn Du am Ende nicht umerzogen worden bist.”

Meine Beine sind jetzt von den Knien nach unten völlig taub. Meine Füße, die sich anfühlen, als ob sie gar nicht zu mir gehören, sind oft gefühllos und kalt. Ich kann mit ihnen gar nichts spüren, sogar nicht einmal, wenn ich keine Schuhe trage.

14. Juli 2004

Anmerkung:

(1) Praktizierende werden unter Gehirnwäsche und Folter gezwungen, diese Erklärungen als Bestätigung zu schreiben, dass sie ihren Glauben aufgegeben haben. Die „drei Erklärungen” hat sich das „Büro 610” ausgedacht und sie bestehen aus einem Reuebekenntnis, einer Garantieerklärung, niemals wieder Falun Gong zu praktizieren und dem Anfertigen einer Namens- und Adressliste aller Familienmitglieder, Freunde und Bekannter, die ebenfalls Praktizierende sind.