Sehr geehrter Herr Konsul, bitte übernehmen Sie die Verantwortung für Ihr Handeln

Ein Brief an die chinesische Botschaft wegen der Ablehnung einer Passverlängerung

Sehr geehrter Herr Konsul,

meine vorausgehenden Briefe stützten sich auf zwei Betrachtungen. Erstens, ich habe mich selbst in Ihre Lage versetzt, ich verstehe die Schwierigkeiten, denen Sie gegenüberstehen und ich weiß, dass Sie nicht den Wunsch haben, mich und meine Familie zu verletzen. Ich habe immer Achtung für Sie empfunden, weil jedes Wesen Würde besitzt. Andere zu achten, bedeutet sich selbst zu achten.

Zweitens, was ich darlegte, waren Tatsachen. Falun Gong Praktizierende sind nicht gegen die chinesische Regierung und haben niemals irgendeines der chinesischen Gesetze verletzt. Eigentlich sind viele Menschen innerhalb der chinesischen Regierung gegen die Unterdrückung von Falun Gong, viele dieser Menschen haben Familienmitglieder, die Falun Gong Praktizierende sind. Ihnen mögen auf Falun Gong Webseiten, Artikel aufgefallen sein, welche die Situationen von Falun Gong Praktizierenden ausführlich reflektieren, alle Artikel über „Die Unterdrückung von Falun Gong durch die chinesische Regierung” versuchen klar herauszustellen, dass nicht China gegen Falun Gong ist, sondern Jiang Zemin und das „Büro 610” [Anmerkung der Redaktion: Eine Einrichtung, die speziell für die Verfolgung von Falun Gong geschaffen wurde, die mit absoluter Machtbefugnis über alle Ebenen der Verwaltung in der Partei und allen anderen Politik- und Rechtssystemen ausgestattet ist]. Falun Gong Praktizierende sind gegen den Machtmissbrauch des Diktators, der aus Eifersucht eine unmenschliche Taktik einsetzt, mit der Verbrechen gegen Falun Gong Praktizierende begangen werden. Solch eine Taktik steht in völligem Gegensatz zu den internationalen Konventionen und zu der chinesischen Verfassung.

Die Unterdrückung selbst ist der Grund für die Querelen mit der chinesischen Regierung und dem chinesischen Volk in der gegenwärtigen Situation. Einige Menschen sind durch Lügen und Propaganda irregeführt, in denen behauptet wird „Falun Gong ist gegen die chinesische Regierung und verletzt die chinesischen Gesetze”; jedoch aus Lügen werden keine Wahrheiten, auch nicht, wenn man sie 100 Mal wiederholt. Während des Sturzes von Staatspräsident Liu Shaoqi wurde diesem vorgeworfen ein „Betrüger und Dieb” zu sein, war er das wirklich? Verstößt es gegen Gesetze, in Übereinstimmung mit der Verfassung zu appellieren und der Staatsführung die Wahrheit über die Anwendung von Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht widerzuspiegeln? Kein Falun Gong Praktizierender hat jemals erklärt „jemanden zu stürzen” oder „jemanden zu Fall zu bringen”; außerdem geben sie keine scharfen Erwiderungen, wenn sie verbal genötigt werden, noch schlagen sie zurück, wenn sie geschlagen werden. Wer wäre von ihnen nicht wirklich berührt, wenn er einer solchen Gruppe von gutartigen, aufrichtigen und liebenswürdigen Menschen begegnen würde?

Viele Gesetzesexperten haben gründlich analysiert, die illegale Natur der Unterdrückung im Detail kommentiert und ich möchte dies hier nicht wiederholen. Jedoch eine Tatsache möchte ich aufzeigen: Die Unterdrückung begann in großem Umfang am 20. Juli 1999, aber der Nationale Volkskongress „legalisierte” die Entscheidung „üble Kulte zu ächten, dagegen Vorkehrungen zu treffen und die Aktivitäten böser Kulte unter Strafe zu stellen” erst am 30. Oktober 1999. Anders ausgedrückt, zuerst kam die Verfolgung und erst später wurde die Rechtsgrundlage dafür geschaffen.

Was mich betrifft, ich könnte nicht etwas festschreiben, solange ich nicht weiß, dass es wahr ist. Und ich habe nicht den Wunsch, durch irgendwelche betrügerischen Hilfsmittel etwas zu gewinnen. Jedoch hat jeder im Ausland lebende chinesische Staatsbürger ein Grundrecht auf einen chinesischen Pass, für den Nachweis seines Standes und seiner Identität. Es würde meinen Prinzipien entgegenstehen und wäre eine Beleidigung für meinen Charakter; besonders da ich mit so einer brutalen Realität konfrontiert bin, bestehe ich umso mehr auf der Aufrechterhaltung dessen, was ich als meine elementare menschliche Würde betrachte.

Entsprechend einer Einschätzung durch eine interne Amtsperson der chinesischen kommunistischen Partei, gab es Ende Oktober 2001 bereits 1.600 Tote aufgrund von Misshandlungen während der Haft, mehr als 6.000 zu illegalen Gefängnisstrafen Verurteilte, mehr als 100.000 illegal in Zwangsarbeitslager Eingewiesene und einige Tausend, die in Nervenheilanstalten eingewiesen wurden und dort Injektionen mit Substanzen erhielten, die ihr Zentralnervensystem schädigten. Eine große Anzahl Falun Gong Praktizierender wurden an unterschiedlichen Plätzen gewaltsam entführt und in Gehirnwäschezentren gebracht, wo sie mentaler Folter ausgesetzt waren. Noch viel mehr wurden physisch geschlagen und misshandelt, sowie durch so genannte „Strafverfolgungsbeamte” erpresst.

Nach Aussagen eines Praktizierenden, der unter großer Mühe einem Gefängnis entfliehen konnte, können gefangene Falun Gong Praktizierende an jedem beliebigen Tag ihr Leben verlieren. Die Schwester meiner Mutter ist gegenwärtig in einem Zwangsarbeitslager eingesperrt. Ich weiß nicht, ob ich je die Möglichkeit habe, sie wieder zu sehen. Ich wünschte, alle die aufgedeckten Methoden für Folter und Demütigung, denen die Falun Gong Praktizierenden routinemäßig unterzogen werden, wären nicht wahr.

In all diesen Jahren der großen Schwierigkeiten und Nöte, haben Falun Gong Praktizierende für die Freilassung der gefangenen Praktizierenden und die Bestrafung der Übeltäter appelliert. Alles, was in diesem Falle hilfreich sein kann, werde ich unterstützen und ich nach meinen besten Möglichkeiten versuche mein Bestes dabei zu helfen. Welcher patriotische Chinese sehnte sich nicht ein Ende dieser Katastrophe herbei? Seit 1992, mit der Verbreitung von Falun Gong über die ganze Welt, kann jedermann die Güte, Ehrlichkeit und Nachsichtigkeit der Falun Gong Praktizierenden bezeugen. Doch das kann nicht bedeuten, dass denjenigen, die abscheuliche Verbrechen gegen Falun Gong Praktizierende verübt haben (die Hauptaufhetzer, Autoren der falschen Propaganda und diejenigen, deren Hände mit dem Blut von Falun Gong Praktizierenden besudelt sind) erlaubt sein wird, ohne Bestrafung davon zu kommen. Anderenfalls würde in der Welt keine Gerechtigkeit existieren.

Ich bin mir nicht sicher, ob Sie die letzten zwei wichtigsten Ereignisse zur Kenntnis genommen haben. Erstens, am 26. November 2003 hat die „Globale Koalition für die Überführung von Jiang Zemin der Gerechtigkeit” dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag Beweismittel für einen Antrag auf Verurteilung von Jiang vorgelegt. Zweitens, am 21. November 2003 haben Falun Gong Praktizierende beim höchsten Gericht in Deutschland Strafanzeige gegen Jiang Zemin eingereicht. Genau wie der Experte für Rechtswissenschaft, Herr Yu Haocheng sagte: „Gutes wird mit Gutem belohnt, Böses wird mit Bösem bestraft, das ist definitiv kein Aberglaube, sondern entspricht den Regeln der Geschichte. Beide, Ceausescu und Milosevic wurden letztendlich an das Gericht ausgeliefert; Chinas despotische Diktatoren können einem gleichen Schicksal nicht entkommen ... Und es gibt keine Entschuldigung für diese Polizeibeamten, die für sich in Anspruch nehmen, nur deren Befehle ausgeführt zu haben, sie werden die volle Verantwortung tragen müssen, da sie wissen, dass es absolut falsch ist, so zu handeln und es trotzdem tun.” Das ist eine klare Warnung an alle, die in diese Unterdrückung involviert sind; jede einzelne Person hat die Verantwortung für ihre eigene Handlungsweise zu tragen.

In den letzten Monaten, waren meine Familie und ich, wegen der Ablehnung meines Passes, einer Menge Stress und Druck ausgesetzt und es war nicht einfach unter diesem enormen Druck zu leben. Doch für mein Gewissen sowie für das Recht zu Leben und für den Glauben der zahlreichen Falun Gong Praktizierenden, die in China brutal verfolgt werden, äußern wir keine Klagen oder Reue. Ich hoffe, sie unterstützen die Erneuerung meines Passes.

Ich ersuche ergebenst um Verständnis und Hilfe.


Quelle: http://de.clearharmony.net/articles/200409/19172.html