Xiaoqings Geschichte

(Clearwisdom.net) Ich hörte Xiaoqings Geschichte zum ersten Mal von einem Polizeioffizier. (Xiaoqing ist ein Deckname). Sie wurde im Jahre 2001 gesetzwidrig festgenommen, weil sie Wahrheitsaufklärungs-Material verteilt hatte. Fünf Monate später wurde sie zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, ohne gesetzliche Grundlage.

Es liefen eine Menge Geschichten über Xiaoqing um, dort, wo sie eingesperrt worden war: Polizeistation, Haftzentrum und Gefängnis. Jedermann kennt die Falun Gong-Praktizierende Xiaoqing. Man sagt, dass das Öffentliche Sicherheitsbüro einmal einen Befehl herausgab: Wer immer es fertig bringt, Xiaoqing „umzuformen” (1), der wird einen Rang höher befördert und bekommt das dreifache Gehalt. Viele Leute haben es versucht. Am Ende sagte ein Polizeioffizier in seiner Hilflosigkeit pessimistisch: ”Ich kann nichts mit ihr anstellen, nur sie töten.”

Einige Jahre danach saß Xiaoqing persönlich vor mir. Sie war gerade aus dem Gefängnis entlassen worden und erzählte mir in aller Ruhe ihre Geschichte:

„Ich fing mit Falun Gong an, weil ich von Krankheiten geplagt war. Bevor ich dreißig war, wusste ich nicht, wie es ist, gesund zu sein. Immer, wenn ich von einer Stelle hörte, an der man Krankheiten heilte, ging ich dorthin, um es auszuprobieren. Ich lernte einfach auch eine Menge Arten von Qigong. Aber meine Gesundheit wurde nicht besser. Dann fing ich an, Falun Gong zu praktizieren und siehe da, ich wurde bald gesund. Ich erlebte nie einen Rückfall seit ich Falun Gong praktizierte. Zum ersten Mal im Leben erlebte ich, wie es ist, keine Krankheiten zu haben. Was aber noch wichtiger war, so wurde mein Geist gereinigt. Ich verstand viele Wahrheiten vom Leben, begriff den Sinn des Menschenlebens und wie ich in Zukunft meinen Weg gehen müsste.

Die wunderbaren Wirkungen von Falun Gong verbreiteten sich von Mund zu Mund und schließlich erreichten sie Hunderttausende von Menschen. Damals machten wir die Übungen auf öffentlichen Plätzen und viele Menschen kamen, um sie zu lernen. Zuerst waren es nur etwa ein Dutzend Menschen, die gemeinsam übten. In weniger als einem Jahr wuchs ihre Zahl auf über 3 000 an. Später gingen wir aufs Land, um die Lehren zu verbreiten. Es gab da drei ältere Frauen in einem Dorf, die alle durch Osteoporose verkrümmt waren, sie waren alle drei Analphabeten. Darum spielten wir ihnen des Meisters Vorlesungen vom Band vor. Für einen Südchinesen ist es sehr schwierig, mandarin-chinesisch zu verstehen. Sie kamen aber immer wieder, um sich die Videos anzusehen. Jeden Tag betrachteten sie die Videos. Wenn sie gefragt wurden, was sie denn von des Meisters Vorlesungen verstünden, sagten sie:” Ein guter Mensch werden und die Übungen machen.”

Nach nur drei Tagen streckte sich der Rücken der einen älteren Frau. Nach neun Tagen fingen wir an, ihnen die Übungen beizubringen. Diese älteren Frauen arbeiteten etwa 12 Stunden am Tag auf dem Felde; aber jeden Abend nach dem Abendbrot gegen 19 oder 20 Uhr kamen sie herbei, um Falun Gong zu lernen. Obgleich sie nicht lesen konnten und kein mandarin-chinesisch verstanden, ließen sie keinen Tag aus, um morgens die Übungen zu machen und abends das Buch zu lesen. Nach einem Monat streckte sich auch der Rücken einer zweiten Frau und nach drei Monaten auch noch der Rücken der dritten Frau.

Wir nahmen diese drei Frauen mit uns an verschiedene Orte, um die Lehre zu verbreiten. Überall erzählten sie von den Wundern des Falun Gong, wobei sie ihre persönlichen Erfahrungen einbrachten. Es kamen viele Menschen, um zu lernen. In einigen Dörfern praktizierten alle, jung und alt, Männer und Frauen.

Von da an waren wir sehr froh, zu sehen, dass ältere, schwache, behinderte und kranke Menschen, wenn sie anfingen, Falun Gong zu praktizieren, sehr bald vor Gesundheit strahlende Gesichter bekamen und ihre Krankheiten verloren. Jeden Tag kamen neue Praktizierende zu uns. Wir lernten zusammen die Lehren von Falun Gong, machten die Übungen und erzählten uns gegenseitig unsere Erfahrungen. Jeder hielt sich an einen hohen moralischen Standard und bemühte sich, seinen Charakter zu verbessern. Das war wirklich ein reines Land. Die Praktizierenden sorgten füreinander, und halfen einander wie eine große Familie, weil wir alle den gleichen Lehrer hatten.

Am 20. Juli 1999 begann die weitverbreitete und groß angelegte Unterdrückung von Falun Gong. Das war damals wirklich so, als stürze der Himmel ein. Alles, was jeder wünschte, war, die Falun Gong-Grundsätze lernen zu können, die Übungen gemeinsam zu machen und ein guter Mensch zu sein. Wieso sollte Falun Gong unterdrückt werden?

Wir gingen zum Stadtrat, um zu appellieren in der Hoffnung, dass unsere Botschaft zu den Behörden gelangen würde. Gegründet auf unsere persönlichen Erfahrungen wollten wir den Menschen sagen, dass Falun Gong gut ist und hundertprozentig der Gesellschaft zum Segen gereicht, wobei es keinem schadet. Wir bemerkten allerdings, dass es in diesem ungeheuer großen, grenzenlosen Land keinen Ort gibt, an den man sich wenden kann, um für Falun Gong zu sprechen.

Wenn wir appellierten, wurden wir festgenommen und wenn wir öffentlich die Übungen machten, wurden wir eingesperrt. Wir gingen aber trotzdem hin. Wir konnten ihre gemeinen Angriffe auf unseren Meister nicht ertragen. In unserem Gemüt war die Gnade unseres unvergleichlich anbetungswürdigen Meisters etwas, was wir im ganzen Leben nicht zurückzahlen könnten. Wie könnten wir still sitzen und mit ansehen, dass diese Leute den Meister schlecht machten und verleumdeten?

Die Lage war damals ein bisschen chaotisch. Von den Behörden wurden viele falsche Schriften in Umlauf gebracht. Einige Menschen zogen sich von Falun Gong zurück, aber viele blieben dabei, zu praktizieren. Dadurch, dass wir mit anderen Praktizierenden Informationen austauschten, erfuhren wir etwas über die Lage in verschiedenen Regionen. Dadurch begriffen wir auch allmählich, was wir zu tun hätten. Wir waren alle Dafa-Schüler und unter diesen besonderen Umständen war jeder von uns „im Dienst”, und benutzte seine eigene Art, die Wahrheit zu bestätigen, dass Falun Dafa gut ist.

Im Jahre 2000 waren wir schließlich fähig, die Minghui-Webseite zu lesen. (Das ist die chinesische Fassung von Clearwisdom). Wir waren unbeschreiblich froh darüber. Es war, als hätten wir ein Licht, das uns durch die dunkle Nacht führte. Wir fühlten uns nicht mehr verwirrt und hilflos. Wir kauften einen Drucker und druckten die Artikel aus dem Minghui.net. Wir wollten, dass die Menschen um uns herum die Wahrheit über Falun Gong erführen. Darum druckten wir eine große Menge von Flugblättern mit Wahrheitsaufklärung.

Wir druckten Hunderttausende davon und verteilten sie Tag und Nacht. Unsere Flugblätter waren an jeder Straßenecke unserer Stadt zu sehen. Wir machten damals unsere Arbeit sehr still und spielten oft Katz und Maus mit der Polizei. Diese wirklich gesetzlosen Burschen gingen oft unverrichteter Dinge wieder weg, auch wenn sie viele große Razzien in der ganzen Stadt veranstalteten. Ein kleiner Einzelhandelsladen war unsere Basis, und die Polizei wusste davon. Sie stellten uns unter 24-stündige Beobachtung. Trotzdem machten wir noch weiter mit dem Drucken und Verteilen der Flugblätter. Wir hatten keine Angst. Sie konnten nichts gegen uns finden. Diese Basis existierte mehrere Jahre lang.

Materialherstellung und Fa-Bestätigung wurde ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Im Jahre 2001 ging ich in meine Heimatstadt, um meine Eltern zu besuchen und nahm einige hundert Flugblätter mit. Ich war etwa 12 Jahre lang nicht zu Hause gewesen. Obgleich ich mir über die dortige Lage nicht im Klaren war und keinerlei Verbindung zu örtlichen Praktizierenden hatte, fing ich schon damit an, Flugblätter zu verteilen.

Eines Abends ging ich zu einer kleinen Wohngegend. Als ich in verschiedenen Häusern Flugblätter verteilt und in keinem Haus jemanden gesehen hatte, fand ich, dass die Dinge zu gut liefen. Ich ging wieder zu einem Markt. Nachdem ich aufgehört hatte, dort Flugblätter zu verteilen, hatte ich immer noch ein Dutzend von ihnen übrig. Mir fiel ein, dass ich eine kleine Arbeitseinheit in der Gegend, die ich gerade besucht hatte, ausgelassen hatte. Ich ging also zurück und wurde aus dem Hinterhalt von Polizisten festgenommen, die sich versteckt und mich erwartet hatten.

Auf der Polizeistation überlegte ich, was eigentlich geschah. Wie konnte das passieren? Ich hatte es doch so gut gemacht. Warum wurde ich gleich am ersten Tag festgenommen, als ich nach Hause kam? Irgendwo müsste ich einen Mangel gehabt haben: Meine aufrichtigen Gedanken waren nicht stark genug und das hat das Böse ausgenutzt.

In einer anderen Stadt hatte ich keinen Fetzen Angst oder Besorgnis. Ich fürchtete nicht, festgenommen, geschlagen oder gar getötet zu werden - nichts dergleichen. Als ich nach Hause kam sah, wie sich meine alt werdenden Eltern Tag und Nacht um mich sorgten, konnte ich mein Gefühl nicht abstellen und sorgte mich: Du darfst Dich hier nicht festnehmen lassen, damit Deine Eltern nicht darin verwickelt werden.

Der Meister sagt: ”Ob etwas gut oder schlecht ausgeht, hängt von einem einzigen Gedanken ab.” Durch diesen meinen einzigen Gedanken endete die Sache damit, dass ich festgenommen wurde. Nun, da ich es begriffen hatte, beruhigte ich mich tatsächlich und dachte nicht mehr über mögliche Folgen nach. Ich sagte mir, dass ich diese Lehre annehmen, standhaft bleiben und dem Übel keine Gelegenheit mehr geben sollte, mich auszunutzen.

Im Haftzentrum stellte man mir immer wieder drei Fragen: Wer bist du? Woher hast du das Material? Hast du irgendwelche Komplizen? Ich sagte: ”Fragt mich das lieber nicht, ich werde diese Fragen nicht beantworten. Wenn Ihr aber über das Gute von Falun Gong hören möchtet oder warum ich diese Flugblätter verteile, dann will ich es Euch gerne erklären.”

Als mein Fall vor Gericht verhandelt wurde, schlugen sie vor, mir einen Verteidiger anzuweisen, was ich ablehnte. Ich sagte: ”Wenn dieser Anwalt die Wahrheit sagen und mich nach seinem Gewissen verteidigen würde, dann würde er von euch angegriffen und Rache von euch erleiden müssen. Würde ich ihn dadurch nicht ruinieren? Wenn er wagen würde, nicht die Wahrheit zu sagen oder gar mit euch zusammenarbeiten, wozu wäre dann seine Verteidigung gut für mich?”

Ich beschloss, mich vor Gericht selbst zu verteidigen. Bei der Verhandlung erzählte ich ihnen alles was ich erlebt hatte. Auf meine persönlichen Erfahrungen gestützt erklärte ich ihnen die folgenden Tatsachen: „Falun Gong ist gut. Wir sind zu Unrecht verfolgt worden. Was die Medien erzählen, sind lauter Lügen.” Am Schluss sagte ich: ”Heute habe ich endlich auf diesem Podium Gelegenheit, vor Regierungsbeamten und vor der Öffentlichkeit für Falun Gong Recht zu sprechen. Auch wenn ich deswegen ins Gefängnis müsste, bin ich weder reumütig noch traurig.”

Drei Monate später besuchte mich ein Richter im Haftzentrum. Er sagte: ”Morgen wird der Gerichtshof bekannt machen, wie dein Fall behandelt werden soll. Die Hauptsache ist dein Verhalten.” Er fragte: ”Wenn wir dich laufen lassen, wirst du weiterhin Falun Gong praktizieren?” Ich sagte: „Ja, ich werde weiter Falun Gong praktizieren.” Er fragte wieder: „Wenn wir dich nicht verurteilen, wirst du dann immer weiter Flugblätter verteilen?” Ich sagte: ”Ja, so lange die Verfolgung von Falun Gong anhält, werde ich weiter Flugblätter verteilen.”

Am nächsten Tag urteilte das Gericht, ich habe „die öffentliche Ordnung gestört”. Sie verurteilten mich zu drei Jahren Gefängnis.

Ich wurde in ein Frauengefängnis gesteckt. Dort war das erste, was ich der Polizei sagte: „Lasst euch nur nicht einfallen, mich umerziehen zu wollen.” Sie schickten zwei Insassen, um mich zu überwachen. Wenn ich die Übungen machte, banden sie mich zusammen. Nachdem sie das zwei Tage lang gemacht hatten, konnten sie nichts mehr tun und ließen mich allein.

Die Robusten zu spielen, half ihnen nicht. Darum versuchten die Behörden, mich sanft zu manipulieren. Die Polizisten versuchten, mir zu Gefallen zu sein. Sie ließen „Kollaborateure” das Essen servieren, das Geschirr für mich abwaschen, und mich mit allem Nötigen fürs tägliche Leben versehen. Ich verhielt mich, wie ein Falun Dafa-Praktizierender sich verhalten soll und erklärte ihnen die Tatsachen, wobei ich sie bat, mich nicht besonders zu versorgen. Jedoch, immer wenn ich die Übungen machte, knieten sie sich vor mir nieder und baten mich, damit aufzuhören. Ich konnte ihre miserablen Gesichter nicht ertragen. Die Polizeioffiziere sprachen mehrmals mit mir. Sie gaben zu, dass Falun Gong gut ist, aber sie hätten ihren Befehlen zu gehorchen. Sie hofften, dass ich ihnen helfen würde, ihr Gesicht zu wahren und so lange ich keine Übungen machen würde, sie mit allen Dingen leicht umgehen würden.

Die Gefängnisinsaßen mussten jede Woche einen Bericht schreiben: „Zusammenfassender Bericht der Gedanken.” Ich sagte in meinem Bericht immer: „In der vergangenen Woche habe ich immer weiter meine Falun Gong-Übungen gemacht, weil ich kein Gesetz verletzt habe. Ich bin hier zu Unrecht eingesperrt.”

Immer, wenn ich reden wollte, sahen mich die anderen Gefangenen bewundernd an. Sie wussten ja alle, was ich sagen würde. Ich war der einzige Mensch in dieser Division, der mit der Stimme der Gerechtigkeit zu der Polizei zu reden wagte.

Einmal organisierte das Gefängnis, dass die Gefangenen ein Video ansehen sollten, das Falun Gong angriff und verleumdete. Ich schnappte mir das Video und schleuderte es auf die Erde. Ich sagte zu allen, sie sollten es nicht glauben, es seien alles Lügen und Irreführungen. Ich sagte zu ihnen, dass Falun Gong ganz bestimmt nicht so ist und das Videoprogramm von Leuten gemacht sei, die kein Gewissen hätten.

Wichtiger war, dass ich das Video auf die Erde geschleudert hatte. Es stürzte nicht nur eine Gruppe von Polizisten herein, sondern auch der Oberaufseher. Sie stießen mich auf den Boden und fesselten meine Hände mit Handschellen auf dem Rücken. Ein Polizist sagte, sie hätten noch nie einen Gefangenen gesehen, der gewagt hätte, sich in dieser Weise zu wehren, das sei schlicht ein Akt von Rebellion.

Ein paar Stunden versuchte eine Polizistin, meine Handschellen aufzuschließen. Aber die waren zu fest angelegt, und wie sie auch versuchte, sie zu lösen, es gelang ihr nicht, sie zu öffnen. Sie sagte: „Oh, wie sehr musst du gelitten haben!” Ich schnipste meine Hände an die Stirn und die Handschellen gingen auf. Die Polizistin sagte: „Was war das? Hast Du Gong ausgestrahlt?”(2)

Am nächsten Tag wurde ich gefragt, ob ich meine Missetat zugäbe. Ich sagte nein. Da banden sie mich an einen Fensterrahmen und ließen mich nur zum Essen und Schlafen frei. Am nächsten Tag gab ich immer noch nicht zu, eine Missetat begangen zu haben. Ein Polizist sagte: „Wenn du deine Missetat nicht zugibst, werden dir deine Verdienstpunkte abgezogen.”
Ich sagte: „Ich habe mit dem Falun Gong-Praktizieren angefangen, weil ich von Krankheiten geplagt war. Ich gebe die Lehren von Falun Gong weiter und mache die Übungen, weil ich gesund und fit und ein guter Mensch werden will. Wenn du willst, zieh mir nur die Verdienstpunkte ab.” Der Polizist sagte wieder: „Du hast also keine Angst, dass man dir deine Verdienstpunkte abzieht? Ich werde einen Bericht verfassen, um das Gericht zu ermutigen, deine Strafzeit zu verlängern.” Ich sagte: „Ich habe kein einziges Gesetz verletzt. Alles, was ich getan habe, war, die Grundsätze von Falun Gong zu lernen, die Übungen zu machen um gesund und fit zu werden und ein guter Mensch zu werden. Ich habe Flugblätter verteilt, weil uns keine andere Möglichkeit blieb, um den Menschen die Wahrheit über Falun Gong zu erzählen. Ich habe die öffentliche Ordnung nicht gestört. Du bist einer, der das Gesetz stärken soll, also halte bitte am Gesetz fest.”

Von da an zeigten die Polizisten eine besondere Besorgnis meinetwegen. Die Gefangenen mussten jeden Morgen Übungen machen, aber mir wurde erlaubt, zu schwänzen. Wenn ich mich nicht wohl fühlte, konnte ich im Zimmer bleiben und brauchte nicht zu arbeiten. Sie fragten mich oft, ob ich Heimweh hätte und ob sie meine Eltern zu Besuch einladen sollten und dergleichen.

Als meine Zeit zu Ende ging, baten mich die Aufseher, einen kurzen Bericht zu schreiben. Sie behaupteten, es sei Routine, dass jeder, der freigelassen würde, das tun müsse. Aber ich schrieb nichts. Sie sagten: „Du brauchst ja Falun Gong nicht zu erwähnen. Schreib nur einfach auf, wie wir dich in den letzten Jahren behandelt haben.” Ich sagte: „Das brauche ich nicht zu schreiben. Auch, wenn ihr mich nicht gefoltert habt, so bin ich drei Jahre lang gesetzwidrig gefangengesetzt worden und habe meine Freiheit verloren. Dafür möchte ich Euch nicht auch noch danken.”

Die Aufseherin fragte mich, ob ich mir schon überlegt hätte, was ich machen wolle, wenn ich freigelassen sein würde. Ich sagte: „Ich habe meine Arbeitsstelle verloren. Aber ich werde weiter Falun Gong praktizieren und die Wahrheit erklären.”

An dem Tag, an dem ich entlassen wurde, schickte das politische Rechts-Komitee der Stadt mir ein Auto, um mich abzuholen. Sie würden es einrichten, dass ich einen Arbeitsplatz fände, sagten sie. Ich sagte: „Das ist ja fein, dass ihr mir Arbeit verschaffen wollt. Aber ihr könnt mich nicht dazu bringen, die sogenannte Garantie-Erklärung zu unterschreiben, dass ich nicht weiter Falun Gong betreiben will. Ihr dürft mir auch nicht meine Freiheit beschränken, ihr dürft mir auch niemand nachschicken.” Das Komitee stimmte zu und besorgte mir eine Arbeit in einem Hotelrestaurant. Ich sagte, dass ich diesen Job nicht ausüben könnte, weil ein Falun Gong- Praktizierender nicht töten soll. Später versuchten sie, mich in einem Weingeschäft zu beschäftigen. Ich antwortete wieder mit Nein, weil ein Kultivierender keinen Alkohol trinkt und außerdem den Geruch von Alkohol nicht verträgt. Schließlich besorgten sie mir einen Job als Kartenverkäuferin in einem Park.

Nachdem ich aus dem Gefängnis entlassen war, lernte ich gewissenhaft das Fa(3) . Ich las des Meisters neueste Artikel drei Tage und Nächte lang ohne Unterbrechung. Ich war drei Jahre weggewesen und vollkommen von der Welt abgeschlossen, sodass ich nicht einen einzigen Artikel des Meisters erhalten hatte. Endlich konnte ich sie einen nach dem anderen lesen und mir kamen die Tränen. Wie groß und barmherzig unser Meister ist! Er denkt immerfort an all seine Jünger. Ich werde meine Bemühungen verdoppeln, damit ich seine Erwartungen erfülle.”

Nachdem Xiaoqing mir ihre Geschichte erzählt hatte, fragte sie mich, ob ich noch Fragen hätte. Ich sagte: „Du warst drei Jahre im Gefängnis, nur, weil du Flugblätter verteilt hast. Bereust du irgendetwas?”

„Nein! Nicht eine Sekunde lang!” antwortete sie feierlich und fest.

„Vor Beginn der Verfolgung im Juli 1999 dachte ich immer, ich sei nicht fleißig genug bei der Kultivierung und habe nur eine geringe Erleuchtungsfähigkeit. Deshalb machte ich mir Sorgen. Als die Verfolgung begann, beobachtete ich die anderen und machte das, was sie taten. Später verstand ich allmählich, dass unser Kultivierungsweg keine Anweisungen und kein Vorbild hat. Ich glaubte fest an eines: Solange ich standhaft an Dafa glaube und solange ich dem Meister folge, wird dieser Weg ganz gewiss ein glänzender und heller sein. Ich möchte des Meisters wert sein und durch meine Taten beweisen, dass ich ein fleißiger Jünger bin.”

Ich fragte sie wieder: „Hasst du die Menschen, die dich zu der Gefängnisstrafe verurteilt haben?”

„ Nein, ich hasse niemanden” antwortete Xiaoqing, „ich habe Mitleid mit ihnen. Ich bin gesegneter als sie. Denn ich habe die Wahrheit verstanden und dass der Meister mich bewacht. Stell dir vor: Obgleich sie eine ganz angenehme Arbeit haben, Freiheit und besondere Privilegien, so führen sie doch ein ermüdendes Leben. Weil sie ständig nach Ansehen, Gewinn, Zuneigung und noch banalere Dinge suchen, können sie ihren Verdienst nicht genießen und nicht gut schlafen. Sie leben jeden Tag unter Misstrauen und Verrat. Ihre Zukunft ist öde. Niemand leitet ihr Schicksal. Wenn sie sich abends zum Schlafen niederlegen, wissen sie nicht, ob sie morgens aufwachen werden. Wie bedauernswert sind sie doch!”

Die Menschen fragen mich oft, was an Falun Gong denn so gut ist. Ich sage dann immer: „Falun Gong hat mir einen gesunden Körper verschafft. Aber was wichtiger ist, Falun Gong gab mir ein friedliches und glückliches Leben.”

„ Nun kläre ich jeden Tag die Menschen über die Wahrheit auf. Ich erkläre die Tatsachen von Falun Gong und von der Verfolgung allen, denen ich begegne. Einige Menschen, die Falun Gong nicht verstehen, wollen mir nicht zuhören. Dann erzähle ich ihnen, dass ich gerade aus dem Gefängnis entlassen worden bin, wo ich drei Jahre sein musste, nur weil ich Falun Gong praktiziere. Über diese Erklärung wundern sich viele Menschen. Dann spreche ich mit ihnen über Falun Gong und wie es wirklich ist.” Damals sah Xiaoqing ruhig und friedlich aus mit ihren Augen, die ins Weite blickten. Man konnte sich kaum vorstellen, dass sie gerade aus dem Gefängnis entlassen worden war.

Anmerkung:

(1) „Umerziehung” ist eine oft verwendete Formulierung für Folter und Misshandlung, eine übliche Taktik im Versuch Falun Gong Praktizierende dazu zu bringen, ihren Glauben zu widerrufen.
(2) „Gong” ist Kultivierungsenergie, die durch das Praktizieren eines aufrichtigen Kultivierungsweges entwickelt wird.
(3) „Fa”: Gesetz, das kosmische Gesetz, die Lehre des Falun Dafa”