Was mir widerfuhr, ist nur die Spitze des Eisberges - Ein Interview mit Frau Li Weixun (Teil 2)

(Minghui.de)
Teil 1: www.minghui.de/artikel/26606.html

Reporter: Können Sie uns etwas über Ihr Leben im Exil erzählen?

Li Weixun: Später, nachdem ich viele Schwierigkeiten überwunden hatte, mietete ich mit mehreren Praktizierenden zusammen ein Haus. Jeden Morgen standen wir um 4.00 Uhr auf, um die Übungen zu machen und danach um 6.00 Uhr das Fa zu lernen. Kurz nach 10.00 Uhr verließen wir das Haus, um Infomaterialien über die Verfolgung von Falun Gong zu verteilen. Diese Infomaterialien stellten wir abends her. Wir gingen auch täglich nicht vor Mitternacht schlafen. Wenn uns morgens unsere Wege trennten, wussten wir nicht, ob wir uns am Abend wiedersehen würden. Denn es konnte jederzeit passieren, dass wir von der Polizei verhaftet werden. Um ehrlich zu sein, war jeder Tag ein „Drahtseilakt”!

Eine weibliche Praktizierende, die nicht nach Hause zurückkehren konnte und mit mir zusammen wohnte, war durch Folter gelähmt. Sie konnte ihre Beine nicht mehr abwinkeln; ihre Muskeln waren verkümmert und es war nur noch Haut an ihren Knochen. Nur wenn man ihren Körper mit beiden Händen stützte, konnte sie sich aufsetzen. Sie hatte ein vier Jahre altes Kind. Als die Verbrecher des „Büros 610” gekommen waren um sie fest zu nehmen, hatten sie ihre Schwiegermutter, die schon um die 70 Jahre alt war, einfach auf den Boden geworfen. Danach brachten sie die Praktizierende fort. Später konnte sie entfliehen und wir nahmen sie überallhin mit, wohin wir auch gingen. Wir mussten sehr oft umherwandern. Ich erinnere mich daran, dass wir einmal, innerhalb eines Monates fünf Mal umziehen mussten, weil die Polizei ständig nach uns suchen ließ.

Viele Falun Gong-Praktizierende in China werden ins Exil gezwungen. Wenn man sich weigert, eine Garantieerklärung zu schreiben, wie es das Wachpersonal verlangt, wird man einer Gehirnwäsche unterzogen. Wenn man sich weigert, sich „umerziehen” zu lassen, wird man für mehrere Jahre in ein Zwangsarbeitslager gebracht, wo man täglich schwere Folter erleiden muss. Einige Zwangsarbeitslager weigern sich sogar Praktizierende freizulassen, auch wenn deren verhängtes Urteil schon lange abgelaufen ist. Manchmal verurteilen sie Praktizierende zu mehreren Jahren Gefängnis. Die Parteimitglieder der bösartigen, chinesischen kommunistischen Partei halten sich bei der Behandlung von Falun Gong an keinerlei Gesetze, weil sie Falun Gong einfach auslöschen und die Praktizierenden von ihren Familien und auch von der Gesellschaft isolieren wollen. Es ist niemandem erlaubt, Falun Gong-Praktizierende bei sich zu beherbergen. Wenn diese ein Haus mieten, können sie ihre Identität nicht preisgeben, weil der Besitzer sie dann nicht dulden würde.

Wenn ich mich an meine Mitpraktizierenden erinnere, die darauf beharren, ihren Landsleuten die wahren Umstände zu erklären, selbst wenn sie dadurch nicht mehr nach Hause zurückkehren können, sich nicht mehr mit ihren Familien treffen können und auch kein Auskommen mehr haben, seufze ich vor Bewunderung. Sie machen all dies, trotz der Gefahren, denen sie ausgesetzt sind. Ich bin mir sicher, dass die Menschen ihnen in Zukunft danken werden und auch die Geschichte wird für immer und ewig an sie erinnern.

Reporter: Falun Gong-Praktizierende können normalerweise keinen Pass bekommen. Wie haben Sie China verlassen?

Li Weixun: Mein Bruder riskierte sein eigenes Leben, nur um mir zu helfen. Er ist drei Jahre älter als ich und er kümmerte sich schon immer um mich. Vor 1999 hatte er die großartigen Veränderungen an mir bemerkt, nachdem ich mit dem Lernen des Fa und dem Praktizieren der Übungen angefangen hatte. Dann wollte er auch Falun Gong lernen. Nachdem er das Buch Zhuan Falun gelesen hatte, sagte er: „Ich bin viel zu böse! Ich kann mich nicht kultivieren.”

Als die Verfolgung begonnen hatte, wurde mein Bruder durch die allumfassende Propaganda im Fernsehen und in den Zeitungen betrogen. Als ich nach der Festnahme wegen meines Appells in Peking nach Hause geschickt wurde, starrte mich mein Bruder ungläubig an und fragte: „Habt Ihr Praktizierende wirklich mentale Probleme?” Ich war fassungslos. „Warum sagst du so etwas? Du kennst mich doch!” Von da an fragte er mich viele Dinge, um herauszufinden, ob ich nicht doch mentale Probleme hätte, wie es in den Propagandasendungen im Fernsehen behauptet wurde. Er hatte doch selbst die großartigen Veränderungen bei mir gesehen, nachdem ich angefangen hatte, Falun Gong zu praktizieren. Auch hatte er das Buch Zhuan Falun gelesen und wusste, dass Falun Dafa gut ist. Aber trotzdem ist er bis zu diesem Ausmaß durch die Lügen der KPC getäuscht worden. Wie tief die allgegenwärtige Propaganda die Köpfe der Chinesen doch vergiftet hat!

Nachdem ich am 10. Januar 2002 zum vierten Mal verhaftet worden war, sah mein Bruder, dass ich gelähmt war und mich am Rande des Todes befand. Er weinte.

Um mir zu helfen, lernte mein Bruder genaue Details über Falun Dafa und versuchte, einen Pass für mich zu bekommen. Zuerst wollte ich China nicht verlassen, weil es dort wichtiger als irgendwo anders ist, dass die Menschen die wahren Begebenheiten von Falun Gong erfahren können. Später sagte aber eine Praktizierende zu mir: „Wenn du aus China herauskommen kannst, kannst du alles aufdecken und der ganzen Welt diese bösartige und schurkische Verfolgung mitteilen. Vielleicht ist das sogar deine Verantwortung.” So stimmte ich meinem Bruder zu, die Formalitäten zu erledigen, damit ich ins Ausland reisen konnte. Mit seiner Hilfe reiste ich im August 2002 nach Thailand.

Nachdem ich China verlassen hatte, nahm mein Bruder weiterhin großes Risiko auf sich und half anderen Falun Gong-Praktizierenden, Visen zu erhalten.

Eines Tages sah ich in Thailand plötzlich mit meinem Himmelsauge, dass mein Bruder brutal geschlagen wurde und mit einem gebrochenen Bein an einer Mauer lehnte. Bald erfuhr ich, dass die Polizei herausgefunden hatte, dass mein Bruder Falun Gong-Praktizierende rettete. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits Pässe für fünf Falun Gong-Praktizierende machen lassen, dann wurde er entdeckt. Die Polizisten schlugen ihn so brutal zusammen, dass sein Fuß ernsthaft verletzt und sein halber Körper betäubt war.

Zuerst versuchte die Polizei, ihn zu belasten, indem sie behaupteten, dass er „die Regierung untergraben” hätte. Nachdem meine Familie alle Möglichkeiten ausgeschöpft hatte, wurde er wegen „Bruch des Verwaltungsrechtes” rechtswidrig zu acht Jahren Gefängnis verurteilt.

Neun meiner Familienmitglieder wurden verhaftet oder mussten fliehen.

Meine Schwester wurde verhaftet und ins Longshan Zwangsarbeitslager gebracht, wo sie jetzt drei Jahre lang festgehalten wird.

Ich wurde zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt und lebe im Exil.

Mein Bruder wurde zu acht Jahren Gefängnis verurteilt und seine Frau floh aus China.

Die Polizei verhaftete auch meine ältere Schwester und die beiden Schwestern meiner Schwägerin, sowie deren Ehemänner.

Mein Bruder erzählte mir: „Ich weiß gar nicht, wie ich das Chinesische Neujahr verbracht habe, weil ich vollkommen am Ende meiner Kräfte angelangt war."


Auch meine Mutter sagte mir am Telefon, dass das Haar und der Oberlippenbart meines Bruders über Nacht grau geworden waren, während er im Gefängnis festgehalten wurde. Er wurde geschlagen, bis er kein Gefühl mehr in den Händen und Füßen spürte. Ich erinnerte meine Mutter am Telefon daran, dass mein Bruder doch sagen sollte: „Falun Dafa ist großartig” und „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht”. Diese Sätze sollte er so oft es nur geht wiederholen. Zum nächsten Chinesischen Neujahr rief mich meine Mutter wieder an und erzählte mir, dass das Haar meines Bruders wieder schwarz geworden war. Ich glaube, dass der Meister sich um ihn gekümmert hat.

Reporter: Wie fühlen Sie sich, nachdem Sie nun in den USA in Freiheit und Sicherheit leben?

Li Weixun: Ich habe Glück, weil ich meinen Glauben in diesem freien Land ausüben darf. Dafür danke ich der US-Regierung, dem Kongress und den Organisationen, die dabei geholfen haben, mich zu retten. Ich danke ihnen dafür, dass sie mich und andere Falun Gong-Praktizierende schon vor mir, aufgenommen haben. Aber gleichzeitig werden immer noch Hunderttausende Falun Gong-Praktizierende in China grausam gefoltert. Es gibt auch viele Praktizierende, die wie ich in benachbarte Länder Chinas geflohen sind und darauf warten, von einem Drittland aufgenommen zu werden. Ihr Leben ist sehr schwierig.

Ich trat auf die Weltbühne, nachdem ich in die USA gekommen war, obwohl ich gar nicht die Absicht dazu hatte. In Wirklichkeit bin ich eine ganz gewöhnliche Chinesin und eine einfache Falun Gong-Praktizierende. Wovon ich Zeugin wurde und was ich erlebt habe ist nur eine kleine Spitze des Eisberges im Hinblick auf die Verfolgung, die den Falun Gong-Praktizierenden in China aufgezwungen wurde.

Hunderttausende Falun Gong-Praktizierende erlitten noch grausamere Misshandlungen und meine Familie ist auch nicht die einzige, die durch die Verfolgung auseinander gerissen wurde. Während dieser unvorhergesehenen Katastrophe wurden einige Praktizierende behindert, einige erlitten einen Nervenzusammenbruch und einige verloren ihr Leben. Der Druck und die Verfolgung, dem ihre Familien ausgesetzt sind, geht weit über das hinaus, was man sich überhaupt vorstellen kann.

Seitdem die Geschichte beschlossen hat, dass ich auf dieser Bühne erscheinen soll, spüre ich, dass ich die Verantwortung dafür habe, die Verfolgung von Falun Gong aufzudecken und über die Opfer der Menschen und die Unterstützung für das Dafa während der Verfolgung zu sprechen.

Vor kurzem besuchte ich in den USA eine Freundin und ihre Tochter bat mich, ihr eine Geschichte vorzulesen. Ich las ihr aus einem Buch über Shakjamuni vor. Nachdem dieser zur Vollendung gekommen war, kam er in die Menschenwelt zurück, um seine Familie zu retten und die Hilfe seiner Freunde, darunter war auch eine Hirtin, zu vergelten.

Als ich diese Geschichte vorlas, erinnerte ich mich an meinen Bruder, der eingesperrt worden war, weil er mich und andere Falun Gong-Praktizierende gerettet hatte. Ich erinnerte mich auch an meine Mitpraktizierenden und konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Obwohl ich nun in den USA lebe, wo „die Sonne hell scheint”, befindet sich mein Herz stets in China. Ich mache mir Sorgen um meine Familie, meine Mitpraktizierenden, die im Exil leben, meine Mitpraktizierenden, die in Gefängnissen und Arbeitslagern verfolgt werden, meine Mitpraktizierenden, die ihr Leben riskieren, um die wahren Umstände über Falun Gong von Haus zu Haus erklären und meine Landsleute, welche die wahren Umstände noch nicht erkennen können, weil sie immer noch in der Dunkelheit umherirren.

Reporter: Wenn Sie zurückblicken, was glauben Sie, wird in Zukunft im Hinblick auf die Verfolgung geschehen?

Li Weixun: Wenn ich auf den Weg zurückblicke, den ich bereits hinter mir habe, weiß ich, dass ich die Wunder von „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht” aus erster Hand erfahren habe. Ich bestätigte die mächtige Kraft von Falun Dafa, das tief im Universum verwurzelt ist und zuerst in China bekannt gemacht wurde. Auch war ich Zeugin der Kraft der Wahrhaftigkeit, welche die Herzen der Menschen veränderte.

Was mein Bruder tat, nachdem er die wahren Umstände erfahren hatte, übersteigt bei weitem die Liebe für seine Schwester, weil er auch anderen Falun Gong-Praktizierenden geholfen hat, die ihm völlig fremd waren. Mein Bruder hält Gewissen und Gutherzigkeit aufrecht. Ich sehe die Kraft der Wahrhaftigkeit, die sich in meinem Bruder, meiner Familie und meinen Freunden manifestiert, und ich sehe Hoffnung für China.

Ich bin überzeugt, dass immer mehr Chinesen, so wie mein Bruder, vorwärts gehen und dieser Verfolgung widerstehen, wenn die Falun Gong-Praktizierenden die wahren Umstände noch tiefgründiger und in größerem Umfang erklärt haben.

Auf der anderen Seite stellte die US-Regierung und die Flüchtlingsorganisation der Vereinten Nationen durch meine Rettung ein gutes Vorbild für die Welt dar. In der Vergangenheit vermieden es die meisten Regierungen, das Thema Falun Gong direkt aufzugreifen und führten für gewöhnlich im Geheimen den sogenannten Menschenrechtsdialog mit der chinesischen Regierung. Diese „Dialoge” werden durch die bösartige Kommunistische Partei Chinas manipuliert und aus diesem Grund kann die Verfolgung offensichtlich nicht beendet werden.

Meine Rettung zeigt, dass die internationale Gemeinschaft sich von einer rein verbalen
Gegenüberstellung dahin änderte, konkrete Schritte einzuleiten, um Falun Gong-Praktizierenden zu helfen. Ich glaube, dass dieses Beispiel mehr Länder motivieren wird, der Verfolgung entgegen zu treten.

Wenn die Wahrheit noch weiter verbreitet wird, werden immer mehr Menschen innerhalb und außerhalb Chinas der Verfolgung widerstehen, und die Verfolgung kann so immer schwerer aufrecht erhalten werden. Die Morgendämmerung ist nicht mehr fern.