Reflexionen am 25. April: Das Appellieren an die Menschenrechte sollte nicht mit der Etikette Sich an der Politik beteiligen versehen und verfolgt werden

(Minghui.de) Diejenigen, die schon einmal in Peking waren, sind alle von der Tatsache beeindruckt, dass die meisten Bewohner Pekings gute Redner sind. Von den Taxifahrern bis zu den Händlern an ihren Ständen oder den älteren Männern auf den Straßen, jeder Einwohner Pekings kann Geschichten über nahezu jedes Thema erzählen, von der Geschichte Pekings bis hin zu den topaktuellen politischen Nachrichten.

Wenn wir einmal dieses typische Merkmal der Bewohner Pekings verstehen, können wir möglicherweise auch besser verstehen, was am 25. April 1999 passiert ist. Wir können es klar erkennen und stimmen der chinesischen Regierung, die nach dem „Appell vom 25. April” Falun Gong verfolgen ließ, nicht zu. Denn an diesem Tag gingen 10.000 Menschen nach Peking, um friedlich für Falun Gong zu appellieren. Bald darauf stempelte die Regierung die Teilnehmer als „Politikbetreiber” ab und begann mit ihrer massiven Verfolgung von Falun Gong.

Niemand würde jemals glauben, dass sich alle Bewohner Pekings, die sich so dafür interessieren, über Politik zu reden, sich „in die Politik einmischen”. Sie achten einfach auf die aktuellen Ereignisse in der Gesellschaft; es ist ein Teil ihres Lebens. Sie verfolgen weder irgendeine persönliche politische Macht, noch haben sie die Absicht, Politiker zu sein. Ihr Reden über Politik ist nicht „Politik” im Sinne von „auf Macht aus sein”, viel mehr fühlen sich die Bewohner Pekings in gewissem Sinne verantwortlich, es ist einfach Teil ihres alltäglichen Lebens. Die Unterhaltung über Politik kann von einem Ideal herrühren, es zeigt gutes Benehmen oder dient als Unterhaltungsthema beim Abendessen. Im 21. Jahrhundert ist das Interesse für Politik kein Verbrechen.

Wenn das der Fall ist, warum glauben dann so viele Menschen, dass das, was Falun Gong Praktizierende tun, kriminell sei? Warum beurteilen sie ihre Handlungen so, als würden die Praktizierenden Politik betreiben, nur weil sie sich über ihre Kultivierung und ihr spirituelles Leben austauschen oder weil sie an die Regierung appellieren, nachdem sie eine solch unfaire Behandlung erdulden müssen?

Falun Gong wurde während der drei Jahre vor 1999 in China unfair behandelt. Vor dem 25. April 1999 verleumdete He Zuoxiu Falun Gong; die Praktizierenden wurden [daraufhin] illegal geschlagen und in der Stadt Tianjin inhaftiert. Die Praktizierenden hatten nur appelliert, um eine ungestörte Kultivierungsumgebung zu erbitten. Sie hatten keine politische Tagesordnung gehabt, warum hätten sie also „politisch tätig” sein sollen? Würde es eine Gesellschaft nicht instabil machen, wenn die Menschen nicht legale Wege hätten, um ihre Bedürfnisse auszudrücken? Sollte ein solch friedlicher Appell nicht vielmehr Mut machen, anstatt verfolgt zu werden?

Bis heute sind es mindestens 1 827 bestätigte Fälle von Falun Gong Praktizierenden, die in Folge der Verfolgung sterben mussten. Als Praktizierende den Anführer dieser Verfolgung verurteilten und zu einer Beendigung der Verfolgung aufriefen, beschuldigte man sie, sich in die Politik eingemischt zu haben. Wenn zum Beispiel ein Regierungsbeamter deine Familienmitglieder ermordet hat und du versuchst, dieses Verbrechen aufzudecken oder Anklage gegen ihn zu erheben, mischt du dich dann in die Politik ein? Wann ist Politik zu einer Entschuldigung für Verfolgung und Mord geworden? Ist die Politik so schrecklich? Stellt nicht das chinesische Gesetz den Einwohnern das Privileg zur Verfügung, sich an der Politik zu beteiligen? Wie kann das Ausüben seiner Rechte als Verbrechen bezeichnet werden?

In der chinesischen Tradition wurden gute Schüler zu Politikern. Politik war ein gewöhnlicher Bestandteil eines jeden Lebens. Viele berühmten Menschen des alten China waren ebenfalls Politiker; niemand hätte damals gedacht, dass „Politiker zu sein” etwas Schlechtes wäre. Viele von uns kennen Martin Luther King, Jr., den berühmten amerikanischen Führer der Menschenrechtsbewegung. Die Geschichte hat ihn nicht dazu verurteilt, an der Politik beteiligt gewesen zu sein. Im Gegenteil, er erhielt 1964 den Friedensnobelpreis. 1986 begannen die USA den dritten Montag im Januar als Martin-Luther-Tag zu feiern, zum Gedenken an diesen Helden.

Von diesem Standpunkt aus ist Politik nicht etwas, dessen man sich schämen oder wovor man Angst haben müsste. Von der politischen Auffassung einer normalen Gesellschaft aus sollte der Appell der Falun Gong Praktizierenden Teil des normalen Lebens der Menschen sein, und es hat nichts damit zu tun, die gesellschaftliche Stabilität zu schädigen oder die Kommunistische Partei Chinas oder den Staat unter Kontrolle bringen zu wollen.

Menschen, die mit der chinesischen Regierung übereinstimmen und die unschuldigen Falun Gong Praktizierenden dazu verurteilen, sie würden Politik betreiben, sollten bitte gut darüber nachdenken. Was hat uns so empfindlich gemacht, wenn es um Politik geht, und warum kritisieren wir blind alle Menschen als „Politikbetreiber” und vermeiden es, mit jeder politischen Angelegenheit in Verbindung gebracht zu werden, als wäre es eine Plage? Warum müssen wir niederknien, um zu leben, anstatt aufzustehen und unser Rückrat zu strecken wie edle Menschen? Haben die vergangenen politischen Entwicklungen uns so viel Angst vor Politik gemacht? Oder haben wir durch die langjährige Gehirnwäsche unsere Fähigkeit verloren, das Wahre vom Falschen zu unterscheiden?

Martin Luther King, Jr. hielt eine sehr berühmte Rede mit dem Titel ”Ich habe einen Traum”. Er sagte: „Ich habe einen Traum, dass eines Tages die Söhne der früheren Sklaven und die Söhne der früheren Sklavenbesitzer am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können. Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einem Land leben, wo sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilt werden.”

Ich glaube, dass viele Chinesen einen ähnlichen Traum haben. Sie träumen davon, dass sie eines Tages ihrem Herzen und ihrem spirituellen Glauben folgen können, dass eines Tages die Politik nicht als Vorwand und als Werkzeug dafür dient, unschuldige Menschen zu verfolgen, und dass eines Tages das Appellieren für Menschenrechte nicht als „politische Handlung” abgestempelt und verfolgt wird.

Heute, sechs Jahre nach dem Appell am 25. April, ist dieser Traum zum Wichtigsten und Dringendsten geworden.