Ein Kultivierender sollte sein Wort halten

(Minghui.de) Neulich habe ich eine Mitpraktizierende gebeten, das Informationsmaterial zu einer bestimmten Zeit bei mir zu Hause vorbei zu bringen. Da ich mich aber verspätet hatte, traf ich sie nicht mehr an. Sie hatte sich um ihre Kinder und ums Essen kümmern müssen, und es blieb ihr nichts anderes übrig, als mit dem Material wieder nach Hause zu gehen. Daraufhin wurde ich von ihr sehr ernsthaft kritisiert. Nachdem ich mich nach ihrer Kritik wieder beruhigt hatte, wurde ich mir erst der Wichtigkeit dieser Angelegenheit bewusst.

Ich ging in mich und entdeckte überraschender Weise, dass ich sehr oft nicht Wort hielt und hinterher auch nicht einmal Schuldgefühle oder Unruhe in mir verspürte: zum Beispiel hatte
ich einer Mitpraktizierenden einmal versprochen, ihr ein paar Sachen mitzugeben und bat sie, auf dem Arbeitsweg auf mich zu warten. Aber ich konnte nicht kommen, da ich etwas mit einer anderen Mitpraktizierenden besprechen musste.

Ein anderes Mal verabredete ich mit einem Mitpraktizierenden ein Treffen und er sagte zu mir noch: „Ob es regnet oder stürmt, keine Verspätung!” Letztendlich gab es weder Regen noch Sturm und doch hielt ich die Verabredung nicht ein, weil wir Besuch zu Hause hatten.

In einem Kaufhaus ließ ich mir einmal ein Kleid zurücklegen, mit der Absicht, es am nächsten Tag zu kaufen. Als ich mich aber am nächsten Tag auf den Weg machte, um das Kleid zu holen, sah ich ein anderes Kleid, das mir besser gefiel und so ging ich nicht mehr in das Geschäft, um das zurückgelegte Kleid zu kaufen.

Einmal versprach ich meiner Mutter, ihr bei einem Besuch die Medikamente für sie mitzubringen und vergaß diese dann doch wieder.

In meinem Heimatort erklärte ich meiner Schwägerin und meinem Schwager die wahren Umstände der Verfolgung und versprach, ihnen ein Buch zum Lesen mitzubringen. Danach hatte ich zweimal die Gelegenheit, es ihnen zu geben, vergaß es aber jedes Mal. Ich brachte es danach noch nicht mal direkt zu ihnen nach Hause.

Ich konnte mein Verhalten selbst kaum glauben, aber all das habe ich wirklich getan.

Ist es wahr, dass ich mein Wort nicht halte?! Ich war immer der Meinung, dass ich ein Mensch bin, der sein Wort halten kann. Zum Beispiel bat mich ein Kollege, niemandem davon zu erzählen, dass er eine Weiterbildung im Bereich wissenschaftlicher Forschungen anstrebte. Ich hielt Wort und sprach solange mit niemandem darüber, bis es irgendwann kein Geheimnis mehr war. Und noch ein Beispiel: Ich ging nach Peking, um zu appellieren. Indem wurde ich von Mitarbeitern meiner Firma zurück gebracht und sie wollten wissen, wer mir die Informationen gegeben hatte. Ich sagte kein Wort, bis die Mitpraktizierende selbst die Wahrheit sagte. Wie kann das sein, dass ich ein Mensch bin, der sein Wort nicht hält?

Ich begriff jetzt, dass ich mein Wort zwar halten kann, aber eben nicht in jeder Beziehung. Mit anderen Worten, in meinem Raumfeld gibt es einen verdorbenen Faktor, nämlich „das Wort nicht halten”, aber durch das Erscheinungsbild meiner positiven Seite, nahm ich meine negative Seite lange nicht wahr. Deshalb fühlte ich mich gut und ließ gleichzeitig unbewusst meinem negativen Benehmen freien Lauf.

Ich beurteilte mich mit dem Maßstab des Fa: Es ist nicht wahrhaftig, wenn man sein Wort nicht hält. Mit anderen Worten ist es sogar jedes Mal eine Lüge anderen gegenüber und Gutherzigkeit liegt auch nicht darin. Der Ausgangspunkt ist: Egoismus. Das bedeutet, nur an sich selbst zu denken und die Bedürfnisse anderer dabei nicht zu berücksichtigen. Oder einfach ausgedrückt, mehr an sich selbst denken und weniger an die Anderen. Wäre mir bewusst geworden, dass sich Mitpraktizierende Sorgen um mich machen, wenn ich eine Stunde später immer noch nicht am verabredeten Treffpunkt erscheine; wäre mir bewusst geworden, wie wichtig es für meine Mutter ist, ihre Medikamente zu bekommen; wäre mir bewusst geworden, wie umständlich es für die Mitpraktizierende sein muss, mit ihrem Kind und dem Informationsmaterial auf der Straße auf mich zu warten, um dann unverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen zu müssen, dann hätte ich mich vielleicht nicht so verhalten. Der Meister ermahnt uns unermüdlich: Was wir auch tun, wir sollen zuerst an die Anderen denken. Hatte ich meine Ohren nicht auf Durchzug gestellt bei seinen Worten?

Eines nachts hatte ich einen Traum: Vor mir lag ein Häufchen Bohnen in einer klebrigen schwarzen Flüssigkeit. Ich wusch sie mit klarem Wasser, und als schon eine kleine Menge der Bohnen gesäubert war, lag dort noch eine große Menge ungewaschener schmutziger Bohnen.

Daraufhin schaute ich noch einmal in meinem Inneren nach und kam zu folgender Erkenntnis: Eigentlich bin ich ziemlich bescheiden, doch ab und zu kommt bei mir die Geltungssucht zum Vorschein. Auch finde ich mich sehr ausgeglichen, dennoch kam es vor, dass ich einmal mit einer sehr bösen Haltung zu den Kindern sprach. Ich habe kein Problem damit, meiner Schwägerin meinen Erbteil zu überlassen, aber als ich einmal Obst kaufte, wartete ich darauf, dass mir der Verkäufer einen Cent zurückgibt. Er gab ihn mir nur zögernd und widerwillig und ich merkte, dass er gehofft hatte, ich würde darauf verzichten. Ich vergaß, ihm die wahren Umstände der Verfolgung von Falun Gong zu erklären, stattdessen wartete ich eigensinnig auf die Herausgabe des Cents. Einmal bedauerte mein Kind mir gegenüber, dass sein Vater so lange nicht zu Hause gewesen sei. Ich fragte es: „Vermisst du denn deinen Vater so sehr? Wenn ich nicht zu Hause bin, macht dir das anscheinend nicht so viel aus.” Als mein Kind dies bestätigte, fühlte ich mich irgendwie unausgeglichen. Wenn ich nicht aufpasse, reagiere ich in solchen Fällen schnell neidisch.

Es macht mir nichts mehr aus, zu diesen Erkenntnissen gelangt zu sein. Es beruhigt mich, dass ich mein falsches Verhalten jetzt selbst klarer erkenne. Im Stillen mahne ich mich selbst: Zurück zur Rechtschaffenheit, von jetzt an halte ich mein Wort.

Meine Erfahrung in der Kultivierung habe ich aufgeschrieben als Anregung zum Austausch mit anderen.