Frankfurter Allgemeine Zeitung: Wie Microsoft chinesischen Zensoren hilft

(Minghui.de) 14. Juni 2005 Wer als Nutzer des chinesischen Internet-Angebots von Microsoft etwas über die Demokratie schreibt, bekommt eine Fehlermeldung: „Verbotener Begriff im Text, bitte löschen», lautet die Mitteilung bei MSN Spaces, einem Dienst des chinesischen MSN-Portals zur Einrichtung von Blogs für die Verbreitung von persönlichen Beiträgen im World Wide Web.

Bei den Begriffen „Freiheit» und „Menschenrechte» kommt es zur gleichen Reaktion - allerdings schlägt der Filter nur dann an, wenn die mißliebigen Begriffe in der Überschrift auftauchen. Keine Probleme gibt es offenbar, wenn man eine unauffälligere Überschrift wählt und die unerwünschten Begriffe im Text des Blogs unterbringt.

Verbotene Begriffe ausgefiltert

Ein Microsoft-Manager räumte am Montag ein, daß der Software-Konzern bei seinem Internet-Angebot in China mit den Behörden zur Zensur missliebiger Inhalte zusammenarbeitet. Dies betreffe den Blog-Dienst MSN Spaces, erklärte am Montag der Marketing-Direktor von MSN, Adam Sohn. Zusammen mit den von der Regierung finanzierten Geschäftspartnern in China würden bestimmte verbotene Begriffe ausgefiltert, sagte Sohn.

Bei MSN Spaces kann Speicherplatz für die Einrichtung von Blogs kostenlos genutzt werden. Der Dienst ist Teil des chinesischen MSN-Portals, das am 26. Mai gestartet wurde. Seitdem wurden dort nach Angaben von Microsoft rund fünf Millionen Blogs (Web-Logs) eingerichtet. Die staatliche Zensur werde als Teil der regulatorischen Bedingungen in China akzeptiert, sagte Sohn. Für jeden Markt gebe es andere Bestimmungen, die im Interesse von Geschäftsbeziehungen berücksichtigt werden müßten. „Auch mit den Filtern helfen wir Millionen von Menschen, miteinander zu kommunizieren, Beiträge und Fotos auszutauschen sowie Beziehungen aufzubauen», sagte Sohn, der für das internationale Geschäft von MSN zuständig ist. „Das ist für uns der entscheidende Punkt.»

Google verschweigt Taiwan

Andere Internet-Unternehmen verfahren ähnlich. So sucht man bei Google in China vergeblich nach irgendwelchen Web-Seiten über Taiwan, Falun Gong oder zur Unabhängigkeit von Tibet. Die Suchmaschine zeigt keine Treffer an. Mit inzwischen bereits 87 Millionen Internet-Nutzern liegt China hinter den Vereinigten Staaten weltweit auf Platz zwei. Die chinesische Regierung fördert die Internet-Nutzung im Geschäftsleben und in der Bildung, schränkt aber den privaten Zugang zu Inhalten ein, die als subversiv betrachtet werden. Die Betreiber von Web-Sites müssen sich bis Ende dieses Monats bei den Behörden registrieren lassen. Die Zensurstellen kontrollieren Internet-Foren und Blogs auf politisch missliebige Inhalte. Wer gegen die Regeln verstößt, muß mit ernsten Konsequenzen rechnen - bislang wurden mindestens 54 Personen inhaftiert, weil sie als subversiv betrachtete Inhalte im Internet verbreitet haben.

MSN China ist ein Joint-Venture mit der Shanghai Alliance Investment, einer staatlich finanzierten Investmentgesellschaft. Die Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen ruft Microsoft, Yahoo, Google und andere Internet-Unternehmen dazu auf, die chinesische Regierung zu drängen, die Meinungsfreiheit im globalen Computernetz zuzulassen.

Text: AP


Quelle: http://www.clearharmony.de/articles/200506/24623.html

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