Nicht nur den Mund, sondern auch deinen Geist kultivieren

(Minghui.de) Ich kritisiere niemanden hinter seinem Rücken. Wenn jemand vor mir andere kritisiert, höre ich nicht hin. Manchmal sage ich dem Kritiker sogar, dass er andere nicht hinter ihrem Rücken kritisieren solle, und wenn er etwas zu sagen habe, dann solle er das dem Betreffenden von Angesicht zu Angesicht sagen. Ich scheine meinen Mund gut zu kultivieren. Und doch: Wie kommt es, dass ich in derartige Vorfälle hineingerate? Alles, was einem Praktizierenden begegnet, geschieht nicht zufällig.

Ich forschte in mir nach und entdeckte, dass ich doch, auch wenn ich andere nicht laut kritisiert habe, die Menschen im Herzen verurteilte. Ich kritisierte, dass einer eine zu niedrige Ebene habe oder dass er das Fa zu wenig lerne. Ich verurteilte sowohl diejenigen, die andere kritisieren als auch die, die kritisiert werden. Wenn diese Urteile auch nicht laut ausgesprochen wurden, so hat es sie doch gegeben. Was für schlechte Gedanken!

Ich äußerte keine laute Kritik an den anderen, aber innerlich sagte ich mir, dass sie nicht viel wert seien. Wenn ich auch eine Kritik nicht laut äußerte, was gibt es denn für einen Unterschied zu den Menschen, die das tun? Selbst wenn ich Mängel anderer Menschen verstehen und ertragen kann, bewerte ich die Kultivierung der anderen aber als nicht so gut wie die meine. Was für eine Lücke das ist!

Ich wusste ja, dass ich lieber auf die Stärken der anderen als auf ihre Schwächen sehen sollte und dass der Meister seinen Kultivierenden Folgendes gesagt hat: „... der Teil von ihm, der schon gut kultiviert ist, kann nicht gezeigt werden ...” (aus der „Fa-Erklärung auf der internationalen Fa-Konferenz 2004 in New York, 21.11.2004). Ich wusste weiterhin, dass nur der Meister den Kultivierungsstand von jedem kennt. Und trotzdem beurteilte ich andere als „nicht so gut”. Zu wissen, dass ich im Unrecht war, genügte nicht, denn ohne diesen Mangel zu beseitigen, kultivierte ich mich nicht.

Der Meister fordert, dass wir an uns selbst strikte Anforderungen stellen, aber gegenüber anderen nachsichtig sein müssen - und zwar sehr nachsichtig. Was sollte einer machen, um wirklich als sehr nachsichtig betrachtet zu werden? Ich vertraue darauf, dass es keine Nachsicht bedeutet, andere als „nicht gut genug” zu verurteilen. Nachsicht bedeutet, anderen etwas zu geben, für andere zu leben, Mitleid mit anderen zu haben, andere zu achten und bei allem selbstlos an die anderen zu denken. Wie könnte ein selbstloser Mensch meinen, dass ein anderer minderwertig ist?