(Minghui.de) Mein Gatte und ich sind nun seit 16 Jahren verheiratet. Meine Gefühle ihm gegenüber haben sich in diesen Jahren oftmals verändert. Sie reichten von tiefer Zuneigung bis zu dem Gefühl, verletzt worden zu sein, gefolgt von Beschwerden und Kämpfen, die uns sogar bis an den Rand der Scheidung brachten.

Wenn ich auf meine Hochzeit zurückblicke, erkenne ich, dass ich nun ein tieferes Verständnis davon habe, wie die menschlichen Gefühle auf Selbstsucht basieren. Egal wie bewegend und schön die Liebesschwüre in Briefen auch sind, am Ende stellt sich heraus, dass es eine Liebe, die jemanden alles aufgeben lässt, ohne eine Gegenleistung zu fordern, wohl nur in Romanen gibt.

An einem Frühlingsnachmittag vor 17 Jahren saß ich in einem geräumigen Labor und schrieb in mein Tagebuch: „Wie groß ist wohl das Universum? Groß oder klein, es muss einen Herrn geben, der absolut fair und gerecht ist. Ich möchte seinem Willen folgen und werde die Regeln des Universums beachten.” Während ich schrieb, schien es mir, als ob meine Seele dem Herrn des Universums folgen würde, fliegend im grenzenlosen Raum. Nach diesem angenehmen Zwischenspiel ging ich, um meine Post abzuholen. Ich erhielt einen Brief aus dem Ausland - in Englisch geschrieben von einem jungen Chirurgen, der auf meine Freundschaft hoffte.

Zu dieser Zeit kannte ich den Mann gar nicht. Nach einigen Nachforschungen erfuhr ich, dass der Chirurg sich meine Kontaktinformationen von einem Zimmermädchen besorgt hatte, mit dem ich bekannt war. Ich hatte mich einige Male mit ihr getroffen.

Sie gab meine Informationen an den Chirurgen weiter, den ich zwei Jahre später heiratete. Diese ungewöhnliche Liebesgeschichte hat sich unter unseren Freunden schnell verbreitet.

Da ich fühlte, dass diese Hochzeit vom Himmel arrangiert war, hätte ich niemals erwartet, dass es zu Kämpfen zwischen uns kommen könnte. Ich dachte, dass meine Hochzeit anders als die anderer Leute wäre, dass wir uns wirklich lieben und für immer zusammenbleiben würden. Kurz nachdem wir geheiratet hatten, begann ich jedoch, mich schon zu beschweren, weil ich dachte, er würde sich zu wenig um mich kümmern. Ich dachte, er wäre sehr egoistisch. Mit der Zeit wurden die unangenehmen Gefühle immer stärker. Vor allem dachte ich, dass ich so viel für ihn geopfert hätte, als er eine Zeit lang krank gewesen war. Meine Vorbehalte wuchsen von Tag zu Tag, und ich war wie ein Behälter, der mit negativen Gefühlen angefüllt war. Oft konnte ein kleiner Vorfall all meinen angestauten Ärger zum Vorschein bringen, und ich beschwerte mich bei ihm über die unangenehmen Dinge der Vergangenheit. Ich wurde von diesen negativen Gefühlen benutzt und fühlte mich miserabel und traurig. Manchmal fühlte ich mich, als ob mein Herz bluten würde.

Nachdem ich begonnen hatte, Falun Gong zu praktizieren, begann ich die Prinzipien des Kosmos, „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht” und das Prinzip der karmischen Bindungen zu verstehen. Ich erkannte, dass Schulden zurückgezahlt werden mussten. Jedoch konnte ich meine Wut noch immer nicht unter Kontrolle halten, wenn Konflikte zwischen uns auftauchten. Einmal sagte ein Praktizierender, nachdem er meine Klagen gehört hatte, mit einem Lächeln: „Obwohl du davon sprichst, das zurückzuzahlen, was du ihm schuldest, widerstrebt es dir in deinem Herzen, das zu tun.” Ich fühlte, dass diese Worte exakt auf mein Problem zutrafen. Ich konnte mir damals im Herzen nicht eingestehen, dass ich ihm etwas schulden könnte. Wenn jemand nicht an frühere Leben glaubt, kann er nicht akzeptieren, dass alles in diesem Leben nur Rückzahlungen oder Belohnungen aus früheren Leben sind. In Wahrheit denke ich, dass das Leben eines jeden perfekt arrangiert ist und dass die Gebote des Universums vollkommen fair und gerecht sind.

Nachdem ich in vielen Prüfungen versagt hatte, begann ich langsam, an die Macht von Dafa zu glauben. Ich verstand, warum uns der Meister auffordert, das Fa viel zu lernen. Das Fa ist wie ein strahlendes Licht in der Dunkelheit, das unseren Weg der Kultivierung erhellt und unsere Verwirrung auflöst. Solange man das Fa lernt, werden alle Dinge, die dich belasten, schnell verschwinden.

Nachdem ich das Fa gelernt hatte, konnte ich mir die Dinge der Vergangenheit mit einem ruhigen Herzen ansehen. Wenn ich über den Situationen stehen kann und sie mir wie einen Film anschaue, bin ich immer wieder überrascht, wie egoistisch ich eigentlich bin, genauso egoistisch wie mein Mann. Ich fühlte plötzlich, wie jämmerlich ich war, indem ich um sentimentale Belohnungen und andere menschliche Dinge bettelte. Wenn ich mein Gatte wäre, würde ich dann jemanden zur Frau haben wollen, die sich immer nur beklagt? Vielleicht würde ich sogar zu ihr sagen: „Wenn du gut zu mir sein willst, dann beschwer dich nicht so viel. Ansonsten sei nicht gut zu mir, und sieh mal, wie viele Probleme du dir selber verursachst!”

Ich erkannte, dass wenn ich Probleme bei anderen bemerkte, mein Gegenüber bei mir dieselben Probleme wahrnahm. Wenn ich nicht nach innen blicken kann, wenn Konflikte auftreten, tue ich nicht das Richtige. Wenn ich mich nicht über die Situation erheben und mich besser kontrollieren kann, kann das Problem nicht gelöst werden. Es ist sehr schwierig, den eigenen Problemen ins Auge zu schauen, und genau das ist mein größtes Problem in der Kultivierung.

Jetzt kann ich den Segen der Kultivierung spüren. Wenn sich mein Herz wirklich geändert hat, verändert sich alles in meiner Umgebung ebenfalls. Ich kann die Dinge rationell betrachten, Rationalität führt zur Weisheit.

Ich fühle Freude in mir, und wenn ich wirklich nach meinen eigenen Schwächen suche, bringe ich anderen damit Freude. Je mehr ich meine Anhaftung an die Gefühle loslasse, desto mehr reduziere ich die Last der anderen um mich herum. Mit der Steigerung der Kapazität meines Herzens bin ich imstande, anderen ihre Fehler zu vergeben. Je mehr ich versuche, zuerst an die anderen zu denken, desto wohler fühlen sich die anderen in meiner Umgebung, weil sie entspannter und fröhlicher sind.

Die Gefühle zwischen mir und meinem Mann haben sich von einer egoistischen Liebe zu einem höheren Zustand verwandelt, der auf Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht beruht und auf dem Erkennen, dass die egoistische Liebe leicht zu Neid und Eifersucht führen kann. Barmherzigkeit [dagegen] ist selbstlos und führt niemals zu Eifersucht.

Ich träume nicht mehr von einer unrealistischen Liebe. Stattdessen habe ich auf dem Weg der ständigen Beseitigung des Selbstherrlichkeit gelernt, wie ich andere verstehen und auf sie Rücksicht nehmen soll. Ich habe gelernt, den Charakter der anderen zu tolerieren, was für mich früher unmöglich war. Als ich mein Trachten nach einem glücklichen Eheleben, das mit Liebe gefüllt ist, aufgab, erlebte ich ewige Freude und friedlichen, nicht endenden Segen.

17. Juli 2005