Tantchen Zhao und Chen Yonglin ( Fotos)

(Minghui.de) Im Jahre 1997 war Tante Zhao aus China nach Sydney, Australien, gekommen, um ihren Sohn zu besuchen. Seit 1999, als die KPC mit der Verfolgung von Falun Gong begann, sitzt Tante Zhao 2-3 Mal in der Woche ruhig vor dem chinesischen Konsulat, um zu appellieren, egal ob es regnet oder die Sonne scheint. Im April 2002 musste ihr Pass erneuert werden, wofür sie das chinesische Konsulat aufsuchen musste. Ein halbes Jahr, nachdem der Antrag dem Konsulatsbeamten Chen Yonglin vorgelegt worden war, war der Pass immer noch nicht erneuert worden.

Tante Zhao liest ein Falun Gong-BuchChen Yonglin

Der Konsulatsbeamte, der kein schlechter Mensch sein wollte

Im April 2002 ging Tante Zhou zum Konsulat, um ihren Pass erneuern zu lassen. Als sie ihren Antrag vorlegte, kam der Konsulatsbeamte Chen Yonglin heraus und sagte: „Sie brauchen nicht zu kommen, um ihren Pass abzuholen. Alle Leute kennen sie, weil sie immer vor dem Konsulat sitzen und appellieren. [Ihr Pass kann deshalb nicht erneuert werden]” Tanta Zhao antwortete: „Ich kam zum Konsulat, um meine Ansicht über die Verfolgung der KPC von Falun Gong zum Ausdruck zu bringen. Ich bin aber noch eine Chinesin und muss einen chinesischen Pass haben.”

Später rief Chen Yonglin Tante Zhou an und sagte, sie möge zum Konsulat kommen. Als er sie sah, sagte er: ”Ihr Sohn hat meinen Namen für die Liste bösartiger Menschen angegeben [Das ist eine Liste im Internet von Menschen, die aktiv an der Verfolgung von Falun Gong beteiligt sind] Warum macht er das? Ich bin nicht schlecht. Ich habe von Kindheit an ein hartes Leben gehabt; mein Vater starb, als ich drei Jahre alt war, und für meine Mutter war es sehr schwierig, mich allein aufzuziehen. Noch heute holt sie ihr Wasser selbst vom Brunnen und kocht allein für sich.” Dann: "Hier arbeiten wir sehr schwer, aber unsere Bezahlung ist schlechter als die einer Geliebten oder Prostituierten in China.” Chen sprach eine Stunde lang mit Tante Zhao.

Schließlich war die Frist für die Erneuerung des Passes im Konsulat abgelaufen. Und der Pass von Tante Zhaos war nicht nur nicht erneuert, sondern sogar eingezogen worden. Das Konsulat achtete nicht auf sie und antwortete auch nicht auf ihre Forderungen. Tante Zhao ging mehrfach ins Konsulat, um den Pass zurück zu bekommen. Jedes Mal traf sie Chen Yonglin; es gelang ihr aber nie, seinen vollen Namen herauszufinden. Einmal konnte sie ihn nicht treffen und fragte bei der Rezeption nach ihm. Der Mann am Empfang sagte: „Wir haben zwei Personen, die Chen heißen, welchen von den beiden möchten sie sprechen?” Tante Zhao sagte: „Ich suche den aus der Provinz Zhejiang, er trägt eine Brille.” Da meinte der Mann: „Sie in ihrer sozialen Stellung können ihn nicht persönlich treffen.”

Nach einer Weile kam Chen Yonglin persönlich aus dem Konsulat heraus und fragte Tante Zhao, was sie von ihm wolle. Sie antwortete: „Ich suche sie, weil ich meinen Pass wiederhaben möchte!” Wenn sie ihn mir nicht herausgeben und ihn auch nicht verlängern wollen, was soll ich denn dann machen?” Chen Yonglin fing an, sie hinzuhalten. ”Warum wollen sie denn nach China zurückkehren?” - ”Meine Schwiegermutter ist schon über neunzig und sehr krank. Ich muss hin, um für sie zu sorgen. Ich war zuletzt vor sechs Jahren dort.” Chen entgegnete: ”Sie sollten lieber nicht zurückgehen, die dortige Lage ist sehr angespannt [im Hinblick auf die Verfolgung von Falun Gong]. Könnten sie nicht einfach hier bleiben und ihre Übungen machen? Warum beantragen sie nicht Asyl?” Tante Zhao war ein wenig ärgerlich, fand diese Situation dennoch lustig. Denn es war das erste Mal, dass sie einen KPC-Beamten sagen hörte, sie solle den Flüchtlingsstatus erbitten.

Ein halbes Jahr später erhielt Tante Zhao endlich ihren unverlängerten Pass zurück; womit sie keinen Rechtsstatus hatte.


„Alter Freund!”

Jeden Morgen zwischen 7:00 und 8:00 Uhr machte Tante Zhou mit weiteren fünf Praktizierenden im Park hinter dem Konsulat die Falun Gong-Übungen. Direkt danach gingen sie vor das Konsulat und appellierten in der Meditationshaltung. Chen Yonglin wohnte nicht weit vom Konsulat entfernt und machte seine Morgengymnastik an einem anderen Platz. Die beiden begegneten sich oft.

Einmal sagte Chen zu Tante Zhao: „Sie kommen jeden Tag so früh zum Konsulat. Sie essen nicht und tun nichts anderes. Hat ihre Schwiegertochter nichts dagegen einzuwenden?” Frau Zhao antwortete: „Sie wissen doch, dass meine Schwiegertochter auch Falun Gong praktiziert. Ihr macht das nichts aus. Wenn sie sich um mich Gedanken machen wollen, dann erneuern Sie mir meinen Pass!” Chen erklärte: „Ich persönlich kann das nicht machen, und was ich sage, hat keinerlei Gewicht. Für eine Verlängerung müssen vier Menschen unterschreiben. Wenn ich das für sie machen würde, müsste ich nach China zurück.”

Vier Jahre lang hatte Tante Zhao Tag für Tag vor dem Konsulat gesessen. Sie wusste, dass dieser junge Mann genau über die Falun Gong-Praktizierenden Bescheid wusste. Ihm war bekannt, dass Tante Zhaos Sohn und ihre Schwiegertochter Falun Gong praktizierten und dass sie einen Monat eingesperrt worden waren, weil sie nicht innerhalb von 24 Stunden der Öffentlichen Sicherheit von ihrer Ankunft in China berichtet hatten. Er wusste auch, dass ein anderer älterer Praktizierende vom Land kam und keine Schulbildung besaß und dass Xiao Huis Vater der Sekretär einer Parteinebenstelle war. Er schien jede Kleinigkeit aus dem Leben der Praktizierenden zu kennen.

Als sich die Verfolgung in China verstärkte, trat Herr Chen heraus [aus dem Konsulatsgebäude], um seine ”alten Freunde” zu besuchen. Er fragte, wo sich an diesem Tag ein gewisser Praktizierender X aufhielte und wohin der Praktizierende Y gegangen sei. Er gab zu verstehen, dass er die Praktizierenden bewunderte, die so ganz gewöhnlich erscheinen würden und keine Aufmerksamkeit für sich wollten, die aber in allem, was sie taten, erfolgreich waren. Als das Konsulat umzog, informierte Chen die Praktizierenden über den Umzug und meinte, er wünschte sich, sie kämen nicht dorthin [zum neuen Konsulatsgebäude]. In Wirklichkeit hatten seine „alten Freunde” aber schon herausgefunden, wohin es ging, und mieteten einen Platz auf der gegenüberliegenden Straßenseite des neuen Konsulates. Einmal sagte Herr Chen sogar: „Wenn die Verfolgung beendet ist, dann lade ich euch alle zu einem Abendessen auf meine Kosten ein!”

Tante Zhao hatte das starke Gefühl, dass Chen Yonglin nicht nur ein Konsulatsbeamter, sondern daneben auch ein feiner junger Mann war; er sollte nicht von der KPC angeleitet werden, Schlechtes zu tun. Sie fand eine gute Gelegenheit, um mit ihm zu sprechen. Sie sagte: ”Junger Mann, egal wo du bist, egal wie hoch dein Rang als Beamter sein mag, du musst dein Gewissen behalten und den Menschen wirklich dienen, die Menschen aber nicht beleidigen. Die Regierung bleibt; aber die Beamten kommen und gehen. Kannst du garantieren, dass du immer ein Beamter bleiben wirst? Wer bürgt für dich, wenn du kein Beamter mehr bist?” Cheng antwortete, dass er das wüsste. Außerdem drängte Tante Zhou ihn, in Australien zu bleiben und nicht nach China zurückzukehren. Chen meinte: „Das geht nicht, denn nicht zurückzugehen, bedeutet, die Partei und das Land zu verraten.”


Endlich herauskommen

Am Morgen des 26. Mai, einem Donnerstag, gegen 10:00 Uhr sah Tante Zhao Cheng Yonglin, seine Frau und sein Kind aus dem Konsulat kommen. Sie hatten keinerlei Gepäck oder Taschen bei sich. Er blickte ganz natürlich drein, aber seine Frau schien sehr nervös und ein wenig ängstlich. Chen kam zu Tante Zhao. Er lächelte dankbar und sagte: ”Ist dein legaler Antrag von der australischen Regierung angenommen worden?” Tante Zhao antwortete: „Ich danke dir für deine Fürsorge! Aber es wird noch ein weiteres Jahr in Anspruch nehmen.” - „Das tut mir leid, ich kann dir nicht helfen; meine Amtszeit ist vorbei.” Tante Zhao sagte: ”Danke, ich weiß, dass du dein Bestes versucht hast.” Dann bat Chen Tante Zhao um ihre private Telefonnummer. Damals konnte Tante Zhao nicht ahnen, dass Chen von diesem Tage an nie wieder ins Konsulat zurückkehren würde.

Ein paar Tage später am 4. Juni fand eine Gedenk-Kundgebung „Vergesst nie den 4. Juni” in Sydney statt, und Tante Zhao war freudig überrascht, dass Cheng Yonglin in aller Öffentlichkeit seinen Austritt aus der KPC verkündete und sich gegen die Verfolgung von Falun Gong durch die Partei aussprach. Tante Zhao sah, dass der junge Mann, der vorher in der Konsulats-Festung gewesen war, schließlich unerschrocken die Wahl getroffen hatte, nicht mit dem bösen Geist der Partei überein zu stimmen. Er war ein klarköpfiger, freier Mann geworden. Sie konnte nicht anders, sie hielt ihren Daumen hoch als Zeichen der Unterstützung.

Am 8. Juli, 14 Tage nach seinem Fortgang aus dem Konsulat, erhielt Cheng Yonglin und seine Familie von der australischen Regierung ein unbefristetes Schutz-Visum. Als Tante Zhao diese Neuigkeit hörte, wusste sie, dass Cheng Yonglin eine bedeutsame Zeitspanne seines Lebens durchgemacht hatte und dass sein zukünftiger Weg heller sein würde.

Tante Zhao geht immer noch mit anderen Praktizierenden zum chinesischen Konsulat und sitzt dort in der Meditationshaltung, um für Gerechtigkeit zu appellieren. Immer mehr Wärme und Glanz erfüllt ihr Herz. Sie möchte diese Wärme und den Glanz auf die andere Straßenseite über die hohe Mauer schicken und glaubt, dass es noch mehr solche Menschen wie Cheng Yonglin gibt. Sie sind am Beobachten und am Warten.