Western Standard (Kanada): Die neunte Revolution

Montag, den 11. Juli 2005

(Minghui.de)

Guo Guoting ist seit seiner Entlastung nicht besonders froh darüber, in Kanada zu sein. Er sagte, dass er nicht nach China zurückgehen würde - jedenfalls nicht zu der damaligen Zeit. Der 46jährige Anwalt aus Schanghai flog am 20. Mai mit einem Besuchervisum nach Ottawa, um angeblich eine Versammlung zu besuchen. Er gab jedoch zu, dass er in Wirklichkeit vor der Verfolgung in seinem Heimatland geflohen war. Obwohl er sich die meiste Zeit seiner beruflichen Laufbahn mit dem internationalen Seehandel und dem Handelsrecht beschäftigte, wechselte er 2003 ins Minenfeld des Zivilrechts und verteidigte eingesperrte Journalisten, Anwaltskollegen für Zivilrechte und Falun Gong-Praktizierende, eine geistige Bewegung, die von Pekings kommunistischem Regime geächtet wird. Er berichtete, dass die Polizei auf Grund seiner Arbeit sein Büro überfallen und seinen Computer beschlagnahmt habe, die Regierung seine Anwaltslizenz eingezogen und ihn am 10. März unter Hausarrest gestellt habe.

Durch ein Netzwerk von chinesischen Dissidenten und Falun Gong-Praktizierenden im Ausland wurde Guotings Fall schnell international bekannt. Unter anderem schickte der liberale MP David Kilgour einen Brief nach Peking, in dem er die Freilassung von Guo forderte. David Kilgour, der im April aus der liberalen Partei ausgetreten und nun unabhängig ist, erklärte: „Ich möchte, dass sie wissen, dass sie von den Mitgliedern der internationalen Gemeinde nur dann respektiert werden, wenn sie die Bürgerrechte respektieren. Sie dürfen Anwälte nicht auf diese Weise behandeln.”

Am 4. Juni, dem 16. Jahrestag des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens, entsagte Guo seinem Schwur, mit dem er als junges Mitglied der Roten Garde der Kommunistischen Partei Chinas (KPC) öffentlich lebenslange Treue gelobt hatte. Guo erklärte in gebrochenem Englisch: „Warum trete ich aus der Roten Garde aus? Weil ich den Neun Kommentaren über die kommunistische Partei zustimme.” Guo will die Austrittsbewegung aus der KPC „vorantreiben”. Er sagte: „Ich möchte jedem, der Mitglied der Kommunistischen Partei ist, raten, sobald wie möglich auszutreten, weil es ein neues China geben wird, sobald es keine Kommunistische Partei mehr gibt.”

Seit die Neun Kommentare im November das erste Mal von der anders denkenden Zeitung The Epoch Times veröffentlicht wurden, werden sie in ganz China rasant in Umlauf gebracht. Die neun langen Abhandlungen schildern genau die Geschichte und die Verbrechen der KPC, von ihrem Beginn 1921 über ihre besitzergreifende Macht 1949 bis hin zur Gegenwart. Am häufigsten werden sie über „peer-to-peer”-Computernetzwerke (wie sie die kanadischen Jugendlichen benutzen, um illegale MP3 Downloads auszutauschen) verbreitet, um Pekings Zensurkontrollen zu umgehen. Mit Titeln wie: „Über den bösen Kult, die Kommunistische Partei China” veröffentlichte The Epoch Times Berichte, um eine Kampagne einzuleiten, die die Menschen auffordert, aus der KPC auszutreten. Bis heute haben über zwei Millionen chinesische Bürger schriftlich ihren Austritt erklärt.

Die Chinesin Masha Ma ist zu Gast in Kanada, um an der Universität von Toronto eine Diplomarbeit zu schreiben. Sie trat offiziell aus der kommunistische Partei aus, nachdem die Neun Kommentare veröffentlicht wurden. Masha Ma erklärte: „Sie halfen mir, meine eigenen unabhängigen Gedanken zu entwickeln, und ich erkannte, dass ich einer Gehirnwäsche unterzogen worden war, um viele Dinge zu glauben.” Sie erzählte, dass sie im Alter von acht Jahren Mitglied der Jungen Pioniere wurde, mit 13 in den Jugend-Verband eintrat und im Alter von 18, während sie noch das Gymnasium besuchte, ein volles Mitglied der KPC wurde. In ihrer Kindheit war sie im Unterricht aufgefordert worden, Mantras auswendig zu lernen, wie z.B.: ”Mama ist nah, Papa ist nah, aber niemand ist näher als Präsident Mao.” Ma sagte, dass die Neun Kommentare die Veränderung ihres Herzens gefestigt hätten, die sich vollzogen habe, als sie in Kanada angekommen war und einen Dokumentarfilm über das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens gesehen hatte und erkannte, dass sie ihr ganzes Leben lang angelogen worden war. Ma erklärte: „Als Kind wurde mir erzählt, dass die Protestierenden versucht hätten, die Soldaten und die Bewohner von Peking zu töten und sich vom Staat trennen wollten und somit eine Bedrohung für die Sicherheit des Landes seien. Wir wurden sogar angewiesen, die Namen der Märtyrer, also der Soldaten, auswendig zu lernen.” Im Anschluss besuchte sie eine „Uof T-Konferenz” der kanadisch-chinesischen Verbindung. Dort traf sie einen Herrn, der ihr erzählte, dass er ein Falun Gong-Praktizierender sei. „Ich war darüber sehr erschrocken, weil sie in China als ... [verleumdender Begriff, der hier nicht genannt wird] betrachtet werden und alle Bücher und Videos verbrannt werden.” Aber nachdem sie bei den freien Medien recherchiert hatte, erkannte sie, dass dies alles Lügen gewesen waren. Zum Schluss heiratete Ma sogar den Herrn, den sie auf der Konferenz kennen gelernt hatte.

Der Höhepunkt der Massenaustritte fand am 26. Mai statt, als Chen Yonglin, der erste Sekretär des chinesischen Konsulates in Sydney, nach Australien überlief. Chens Gesuch für politisches Asyl wurde anfangs abgelehnt; es gab Spekulationen, da Australien nähere Handelsverbindungen mit China suchte. Obwohl er sich im Moment versteckt hält, machte der 37jährige Diplomat Aussagen über die Existenz gewaltiger, chinesischer Spionagenetzwerke in Australien, den USA und in Kanada. Kurze Zeit später beantragte Hao Feng Jun, ein hoher chinesischer Sicherheitsagent, ebenfalls in Australien Asyl und bestätigte Chens Aussagen über das Spionagenetzwerk.

Gerüchte über ein in Nordamerika operierendes, chinesisches Spionagenetzwerk sind nichts Neues. Die von der Regierung unterdrückten „Sidewinder Report” und „Washingtons Cox Report” beschreiben beide ausführlich die Existenz von Agenten in der Industrie und der Regierung, sowohl hier als auch in den Staaten. Nur einige Monate zuvor wurden Haos und Chens Aussagen veröffentlicht, und CSIS hatte die Regierung wieder einmal über die Spannweite chinesischer Spionage in Kanada gewarnt. Der gegnerische Kritiker für auswärtige Angelegenheiten, Stockwell Day, der von der Regierung den Abschluss der Untersuchung fordert, sagte: „Wir wollen, dass die Regierung handelt. So viel ich weiß, sind sie unserer Bitte, den Botschafter Chinas anzurufen und die Fragen zu stellen, die nach diesen sehr ernsten Aussagen gefragt werden müssten, nicht nachgekommen.”

Stockwell Day klagte auch an, dass die meisten der kanadischen Medien dieser Fragen keine große Aufmerksamkeit schenken würden, nicht anders, als damals in den späten Achtzigern, als man den Sturz der UDSSR vorhersehen konnte. In der Tat, einige Tage, bevor Chen seine Aussage gemacht hatte, hielt Herr Day auf einer Konferenz von „U of T”, einen bedeutenden Vortrag über die Auswirkungen der Neun Kommentare, der sogar in The Epoch Times veröffentlicht wurde." Herr Day sagte: „Es ist schwierig, die Pressetribühne zu bekommen, um sich auf Dinge wie Kanadas externe Sicherheit, Demokratie und Menschenrechte zu konzentrieren.” Und wenn die richtungsweisenden Veränderungen in der chinesischen Politik, die mit den Neun Kommentaren angefangen haben, voranschreiten und mit dem Fall des KPC-Regimes enden, so wie die Sowjets vor 15 Jahren fielen, werden die Kanadier wieder einmal vollkommen überrascht sein.

Quelle: Source: http://www.westernstandard.ca/website/index.cfm?page=article&article_id=880