Vancouver Sun: Hu landet in Britisch Kolumbien unter Hochrufen und Spott (Fachleute)

Hohe Politiker und Geschäftsleute treffen und begrüßen den chinesischen Präsidenten

Vancouver Sun

Samstag, den 17. September 2005

Chinas Präsident Hu Jintao kam am Freitag in Vancouver an. Er war in den zehn Tagen, in denen er Kanada und die USA besuchte, von viel Sicherheitspersonal umgeben, das ihn von allem trennte außer von den wenigen Auserwählten. Hu wurde am internationalen Flughafen von Vancouver von wichtigen politischen Persönlichkeiten begrüßt, wie Senator Jack Austin, Industrieminister David Emerson und Premier Gordon Campbell und von einer 80-köpfigen Gruppe von Leitern chinesischer Vereinigungen.

Danach wurde er in die Stadt begleitet von RCMP und der Vancouver Polizei. Sie betraten das Hotel Westin Bayshore durch eine Hintertür, um dem Anblick von Falun Gong und anderen protestierenden Gruppen aus dem Wege zu gehen.

Er verpasste aber den warmen Empfang von etwa 500 Personen aus chinesischen Gemeinden in Vancouver, die wehende chinesische Fahnen zeigten und mit roten Papierschildchen winkten, auf denen sie als Begrüßung ausgewiesen waren. Viele von ihnen waren organisiert und eilten mit mehreren Geschäfts-, Gemeinde- oder Sozialen Gruppen zum Hotel.

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Protestierende mit riesigen Spruchbändern und ärgerlichen Worten, z.B. auf einem girlandengeschmückten Lastwagen: „8o Millionen starben unter chinesischer kommunistischer Tyrannei”, vermischt mit Löwentänzern und Trommelschlägern.

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So kam es, dass während seiner 10-tägigen Reise ein Schleier von Geheimnistuerei über die meisten der Treffen des chinesischen Führers mit Geschäfts- und Politikführern gebreitet wurde. So auch über den Privatbesuch beim Premier Campbell.

Die sehr stark inszenierte und vorbereitetet Ankunft führte dazu, dass die meisten des Begrüßungskomitees den Mann, den sie erwarteten, gar nicht zu sehen bekamen.

Hu wurde schnell in das Hotel gebracht, wo er einen Nachmittag bei einem privaten Treffen mit 300 ausgewählten Führern von chinesischen Gemeinschaften verbrachte. Ziellos im Tanzsaal herumlaufend, warteten sie auf die Möglichkeit zu einem offiziellen Foto mit Hu, der auf einem Stuhl saß, während sich die Menschen hinter ihm auf einem Podium aufstellten.

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Abends wurde von Austin Emerson zu einem Bankett im Pan Pacific-Hotel eingeladen. Die Gästeliste enthielt etwa 120 Personen, darunter chinesische Delegierte und Geschäftsleute aus Vancouver wie der Milliardärs-Unternehmer Jimmy Pattison, der Besitzer der „Harmony Airways” David T.K.Ho und Jim Shepherd, CEO der Canfor Corporation, Kanadas größter Nutzholzproduzent.

Austin eröffnete den Event indem er über die chinesisch-kanadischen Beziehungen sprach, die sich zu einer „strategischen Partnerschaft” entwickelten.

Campbell betonte die große Anzahl von chinesischen Kanadiern, die in Vancouver leben und bezeichnete das als die am nächsten zu China liegende Provinz; B.C. ist ein Tor für den Handel.

Er sagte, dass Vancouver und Peking sich einig sind, zusammenzuarbeiten, da beide Städte sich darauf vorbereiten, die Olympischen Spiele zu beherbergen. Vorher hatte der Premier Hu eine Anstecknadel für die Olympischen Spiele 2010 in Vancouver überreicht.

Hu sprach nur kurz, lobte die Schönheit der Stadt und sagte, dass China an verschiedenen wichtigen Handelsbereichen interessiert sei: Entwicklung von Ressourcen, Umweltschutz und Technologie.

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Es war offensichtlich, dass während Hus Besuch sehr starke Sicherheitsvorkehrungen getroffen waren. Jeder Raum, den Hu betreten wollte, wurde vorher mit einem Bombenschnüffel-Hund der Polizei überprüft und jeder einzelne Stuhl wurde von unten geprüft, um sicher zu gehen, dass dort keine Waffen oder explosive Gegenstände versteckt waren.

Die Polizei hielt auch alle Protestierenden fern von jedem Ort in der Nähe von Hu. Wenn ein Mann, der ein antikommunistisches Plakat trug, sich weigerte, von der Straße zu gehen, wurde er sofort festgenommen, mit Handschellen gefesselt und fortgebracht. Außerdem befahl die Polizei der Menschenmenge vor dem Bayshore Hotel, sich auf den Bürgersteig zu begeben, als die Begrüßer anfingen, Falun Gong-Protestierende mit ihren chinesischen Flaggen zu schlagen.

Nach dem Abendessen sagte Emerson in einem Interview, dass Hu sehr wohl von den Protestierenden draußen wusste.

„Er fühlt sich dabei nicht wohl, das war klar, aber ich erklärte ihm, dass in Kanada die freie Meinungsäußerung eine der Grundlagen der Gesellschaft ist. Er solle es nicht als ein Anzeichen dafür verstehen, dass die kanadische Gesellschaft oder die von Britisch Columbien China nicht freundlich gesinnt sei,” sagte Emerson.

Emerson fügte hinzu, dass diese Unterhaltung ein Umweg gewesen sei, um über die Angelegenheit der Menschenrechte zu sprechen.

„ In Kanada haben Protestierende das Recht zum Protestieren und kein Mensch denkt zweimal darüber nach.”