Sich selbst bei der Koordinationsarbeit berichtigen

Erfahrungsbericht auf der Fa-Konferenz in Erbach 2005

(Minghui.de) Ich begrüße den Meister, ich begrüße euch. Ich möchte mich mit euch über meine Erfahrungen bei der Koordinationsarbeit austauschen. Vor der Kultivierung hielt ich mich von den Sachen, für die jemand verantwortlich sein musste, fern. In der Schule und an der Uni war ich eine unauffällige Schülerin und Studentin. In der Gesellschaft nahm ich nie aktiv an einer sozialen Aktivität teil. Wenn jemand den Vorschlag machte, dass ich für irgendwas verantwortlich sein könnte, wollte ich das zuerst von mir weisen. Wenn das nicht ging, nahm ich eine negative Haltung ein, so dass andere dachten, ich würde es nicht schaffen, und eine andere Person aufsuchten. Ich fand es sehr umständlich, für etwas verantwortlich zu sein. Besonders als ich im Umgang mit Menschen die komplizierten Beziehungen zwischen den Menschen sah, wollte ich nur davon laufen.

Nachdem ich das Fa im September 1998 erhalten hatte, hatte ich im ersten halben Jahr keinen Kontakt zu deutschen Praktizierenden. Damals war noch die Phase der persönlichen Kultivierung und es gab auch keine Projekte, wie jetzt während der Verfolgung von Falun Gong. Deshalb konnte ich mein ruhiges Leben weiter führen. Im April 1999 trat ich mit deutschen Praktizierenden erstmals in Kontakt und habe bei der Übersetzung der Dafa-Bücher mitgewirkt. Auch das verlief ziemlich ruhig - bis zum Neujahrtreffen im Jahr 2001 in Erbach. Als ich zufällig an dem Brett im Foyer der Jugendherberge, auf dem ein Stundenplan hing, vorbei ging, sah ich überrascht, dass mein Namen dort stand: ich war als Organisatorin eines Übersetzertreffens eingesetzt. Am gleichen Abend ging ich ahnungslos zum Treffen und wurde Koordinatorin eines Dafa-Projektes.

Am Anfang machte ich mir nur wenige Gedanken darüber. Ich dachte nur, dass der Meister gesagt hatte, dass egal was man macht, man es gut machen soll. Deshalb fing ich an zu lernen, wie man ein Projekt koordiniert. Allmählich merkte ich, dass es einen großen Unterschied gibt zwischen einem Koordinator und einem Praktizierenden, der sich an einem Projekt beteiligt. Ein Koordinator sollte nicht nur überlegen, wie er es selbst gut machen soll, sondern auch darüber nachdenken, wie alle zusammen die Dafa-Arbeit gut machen sollen. Ein Koordinator muss sich auch mit anderen austauschen. Ich fand, es war besonders schwierig, als beiden Seiten an ihren eigenen Meinungen festhielten und keinen Schritt zurücktraten. In dieser Situation war ich oft missgestimmt und verlor meine Geduld. Dabei vergaß ich aber, nach innen zu schauen, und sah nur die Probleme bei den anderen. Ich merkte jedoch nicht, dass auch ich an meiner eigenen Meinung festhielt.

Ein paar Jahre später hörte ich von einer Praktizierenden, dass meine Stimme vor ein paar Jahren, nachdem ich gerade mit der Koordinationsarbeit angefangen hatte, sehr kalt gewesen wäre, sodass sie mich nicht einmal anrufen wollte. Das spiegelte genau meinen Zustand von damals wider. Vom Grundsatz her wusste ich natürlich, dass die Worte im Zhuan Falun richtig sind: „Wie kannst du dich ohne diese Schwierigkeiten kultivieren? Alle sind gut: du bist gut, ich bin auch gut, kein Interessenskonflikt, keine Störung des menschlichen Herzens, du sitzt da und deine Xinxing wird sich schon erhöhen?” (Li Hongzhi, Zhuan Falun, Lektion 4 „Die Umwandlung des Karmas”, 2. Übersetzung) Aber bei der Beseitigung des Eigensinns kann man es manchmal trotz des Wissens nicht schaffen. Z.B. wollte ich mich für eine Zeit lang von den zwischenmenschlichen Konflikten fernhalten und ein ruhiges Leben führen, wie damals vor der Kultivierung. Die Kälte in meinem Ton und in meiner Haltung spiegelten meine Ablehnung wider. Gelegentlich dachte ich daran, dass ich am liebsten nur die Arbeit, die andere Praktizierenden mir zuteilten, gut machen wollte, und dabei die Dafa-Bücher lesen und die Übungen praktizieren wollte. Das würde doch auch zur Kultivierung zählen. Aber andererseits erkannte ich auch, dass ich auf diese Weise den Schwierigkeiten aus dem Weg gehen wollte. Außerdem, wenn alle so denken würden wie ich, wer würde die Arbeiten verteilen und wer würde die Koordinationsaufgaben übernehmen? Ich erkannte, dass mein Eigensinn, der Situation ausweichen zu wollen, mich daran hinderte, die Verantwortung für die Dafa-Arbeit und für mich selbst wirklich zu übernehmen.

Nach einer Weile fanden manche Praktizierende vielleicht, dass ich einige Sachen nicht schlecht gemacht hatte. Deshalb kamen noch mehr Aufgaben auf mich zu. Ich tat mein Bestes, um sie zu übernehmen, und war oft sehr müde. Ich dachte, das zeige mein Verantwortungsbewusstsein. Gleichzeitig wuchs auch mein Eigensinn auf mein Ego an. Ich fühlte mich wohl, wenn jemand gut über mich redete, und unwohl, wenn jemand schlecht über mich redete. Manchmal widersprach ich anderen und schaute nicht nach innen. Mit der Zeit hatte ich, ohne es zu bemerken, eine Hülle um mich gebildet, die mich selbst schützte.

Schließlich passierte etwas, was mir zu denken gab. Einmal half ich einer Praktizierenden wegen einer kleinen Sache, indem ich eine andere Praktizierende anrief. Diese Praktizierende sagte: „Diese Kleinigkeit hat sogar dich erreicht.” Am Anfang fand ich nichts Besonderes daran. Aber je mehr ich mir darüber Gedanken machte, desto weniger gefiel es mir. „Wieso stellte mich diese Praktizierende über andere Praktizierende?” Der Meister hat gesagt, dass ganz gleich, was passiert, man nach innen schauen sollte. Ich dachte, dass ich andere nicht kritisieren, sondern stattdessen nach innen schauen sollte. Ich blickte auf meine Taten und Worte zurück und merkte, dass ich mich in Gedanken über andere Praktizierenden stellte. Manchmal war ich anderen gegenüber ungeduldig oder ich machte einen Vorschlag, der einem Befehl ähnlich klang. Außerdem war ich manchmal der Meinung, dass ich in einem bestimmten Bereich über viele Erfahrungen verfügte und irgendwas tun konnte, was die anderen nicht tun konnten. Oder ich verstand irgendeinen Grundsatz schneller als sie ... Wenn mich jemand wegen einer Dafa-Arbeit aufsuchte oder wenn sie sich bei der Dafa-Arbeit von mir abhängig machten, fand ich das nicht schlecht und fühlte mich auch noch beachtet.

Überrascht erkannte ich, dass der dahinterstehende Eigensinn eigentlich das Trachten nach Ruhm war. Früher war ich immer der Meinung gewesen, dass ich kaum nach Ruhm trachten würde. Denn vor der Kultivierung hatte ich mich nicht hervorheben wollen. Aber es ist leicht zu sagen, dass man Ruhm loslassen kann, wenn man ihn nicht hat. Es ist jedoch eine andere Sache, wenn man schon Ruhm erlangt hat und dann das Trachten ablegen soll. Unter den gewöhnlichen Menschen hatte ich zwar nicht nach Ruhm getrachtet, aber unter den Praktizierenden war ich eigensinnig auf Ruhm aus. Ist das dann nicht das Trachten nach Ruhm?

Mir fiel auch folgende Frage ein: Kann man davon sprechen, die Verantwortung für das Fa zu tragen, wenn man viele Aufgaben übernimmt? Ich sah, dass sich manche Praktizierende aus diesem Grund von mir abhängig machten. Wäre es stattdessen nicht besser gewesen, wenn ich die Praktizierenden ermutigt und ihnen Bedingungen geschaffen hätte, so dass die Praktizierenden auf aktive Weise mehr Dafa-Arbeit auf sich nehmen könnten?

In der Fa-Konferenz in Washington 2002 sagte der Meister: ”Jeder Dafa-Jünger ist dabei, seinen eigenen Weg zu gehen. Jeder Dafa-Jünger muss die Chance haben, seinen eigenen Weg zu gehen.» (Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz in Washington DC, 22.07.2002) Nachdem der Meister dieses Fa erklärt hatte, erkannte ich, dass es zwar eine gute Sache ist, die Dafa-Arbeiten zu übernehmen und alle Wesen zu erlösen. Aber der Meister will nicht nur die nicht-kultivierenden Menschen erlösen, sondern er will auch, dass „jeder Dafa-Jünger die Chance hat, seinen eigenen Weg zu gehen». Später, als andere Praktizierende mich um Hilfe baten oder mich wegen eines Dafa-Projektes aufsuchten, dachte ich nicht sofort daran, ob ich das machen könnte oder nicht, sondern zuerst, ob ein anderer das übernehmen könnte. Wenn ich schon Erfahrungen dazu gesammelt hatte, würde ich mich mit den anderen austauschen oder ich würde nur Nebensachen wie z.B. das Sammeln von Informationen oder Übersetzungsarbeit übernehmen.

Kurzfristig betrachtet könnte ich manche Aufgaben aufgrund meiner Erfahrungen vielleicht besser erledigen, aber wenn andere Praktizierenden ihren eigenen Weg gehen können, auch wenn sie beim ersten Mal es vielleicht aus irgendeinem Grund nicht gut machen können, ist das langfristig betrachtet gut. Denn wenn mehr Praktizierenden reifer werden, können sie viel mehr Dafa-Arbeit schaffen als ein einzelner Praktizierender. Noch wichtiger ist die Frage, was der Meister will. Der Meister will, dass alle Praktizierenden reifer werden, und nicht nur ein paar sehr tüchtige Praktizierende, während eine größere Menge Praktizierende diesen tüchtigen Praktizierenden nur folgen und mitmachen.

In den Jingwens nach 2001 tauchen oft zwei Ausdrücke auf: ”die Verantwortung für das Fa tragen» und ”die Verantwortung für das Dafa tragen». Ich habe erkannt, dass das Tragen von Verantwortung, so wie ich das früher verstanden hatte, immer noch aus meiner eigenen Perspektive ausging, nämlich ICH hielt dieses oder jenes für verantwortungsbewusst. Aber das wahre Tragen von Verantwortung sollte nicht von mir selbst ausgehen, sondern von der Frage, was der Meister haben will und wie ich als Dafa-Jünger das, was der Meister haben will, harmonisieren soll.

Ich danke euch.