Interview: Minghui-Lehrerin beschreibt ihre gemeinsame Kultivierung mit jungen Falun Gong-Praktizierenden in einer Minghui-Schule

(Minghui.de) In den vergangenen Jahren wurden einige Minghui-Schulen verteilt auf der ganzen Welt gegründet. In diesen Schulen sind viele Lehrer Falun Gong-Praktizierende. Sie integrieren die Prinzipien von Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht und ihre eigene Kultivierungserfahrung in den Unterricht. Es folgt ein Interview mit Frau Wang aus Toronto, die an der dortigen Minghui-Schule lehrt.

Reporter: Guten Tag Frau Wang. Ich hörte, dass Falun Gong-Praktizierende in Toronto jede Woche zusammen in dem Buch „Zhuan Falun” lesen und dann ihr Verständnis darüber austauschen, während ihre Kinder zusammen spielen, Gedichte lesen, zeichnen oder sich Musik anhören. Können Sie uns das ein bisschen genauer erklären?

Frau Wang: Wenn die Praktizierenden in Toronto das Fa lernen, dann werden ihre Kinder in zwei Gruppen aufgeteilt, in eine mit älteren und eine mit jüngeren Kindern. Die Kinder der älteren Gruppe sind mindestens 10 Jahre alt oder älter und die Kinder der jüngeren Gruppe sind zwischen zwei und zehn Jahre alt. Mein Sohn fing mit dem Alter von zweieinhalb Jahren an. Das ist jetzt zweieinhalb Jahre her. Ich habe das Gefühl, dass ich mich gleichzeitig mit meinem Sohn kultiviere, wenn er sich kultiviert. Als er in die Gruppe kam, war er überaktiv. Es war sehr schwierig, ihn unter Kontrolle zu bekommen.

Reporter: Heißt dass, das alle Kinder zuerst so waren oder war nur Ihr Kind so?

Frau Wang: Alle waren so. Weil ich zuvor noch nie unterrichtet hatte, hatte ich anfangs manchmal fast den Wunsch, sie aus dem Fenster zu schmeißen, wenn sie so wild waren. (lacht)

Reporter: Wie viele Kinder und Lehrer gibt es jetzt dort?

Frau Wang: Jetzt haben wir ungefähr 30 Kinder zwischen zwei und sieben Jahren und drei Lehrer für sie. Dann haben wir noch 20 Kinder über 7 Jahre mit zwei bis drei Lehrern.

Reporter: Sie sagten gerade, dass Kinder manchmal sehr unartig sind. Wie schaffen es dann drei Lehrer, mit 30 Kinder zurecht zu kommen?

Frau Wang: Anfangs wussten wir nicht, wie wir sie unter Kontrolle bekommen sollten. Wir waren ziemlich ängstlich. Wenn wir sahen, wie laut die Kinder waren, waren wir enttäuscht. Wir sagten immer wieder laut zu ihnen: „Dies solltet ihr nicht machen und das solltet ihr nicht machen.” Doch ich stellte fest, dass das keine gute Wirkung hatte. Dann erkannte ich , dass die Kultivierung der Kinder Teil unserer Kultivierung ist. So fingen wir an, uns immer mehr mit den Kindern auszutauschen. Nach einem beständigen Austausch untereinander über einen langen Zeitraum hinweg verstanden wir ihre Lebenssituation, ihre Situation zu Hause und was sie wollten, wenn sie in die Minghui-Schule kamen. Langsam fingen die Kinder an, uns als Lehrer zu behandeln und hörten zu, wenn wir etwas sagten. Unsere Geduld und Güte wurde schließlich langsam während dieses Prozesses kultiviert.

Jetzt gehen die Kinder, auch wenn sie laut werden, nicht mehr so ins Extrem. Wenn man einem Kind sagt, dass es sich nicht gut benimmt und welche Wirkung es auf andere hat, dann fängt es an, sich gut zu benehmen. Als ich anfangs in diese Schule kam, war es nicht so. Ich konnte spüren, dass auch die Kinder ärgerlich wurden, wenn ich ärgerlich war. Ich meine, dass es ein Kultivierungsprozess ist, weil die Kinder, wenn ich mit ihnen zusammen bin, wirklich meine „Xinxing” prüfen.

Reporter: Können Sie mir ein konkretes Beispiel nennen?

Frau Wang: Ich gebe Ihnen zwei Beispiele. Ein Beispiel ist mein Sohn, das andere Beispiel ist der Sohn einer anderen Praktizierenden. Mein Sohn fing nach seiner Geburt an, mit uns zu praktizieren. Das andere Kind folgte seiner Mutter, die erst mit dem Praktizieren anfing, als er dreieinhalb Jahre alt war. Als er damals zur Minghui-Schule kam, war er sehr aktiv und eigensinnig. Egal, was man zu ihm sagte, er machte das Gegenteil. Er hörte überhaupt nicht zu und ging stattdessen seinen eigenen Weg.

Seine Mutter ist eine neue Praktizierende und mein Sohn ist ein Jahr älter als er. Ich sprach immer mit seiner Mutter darüber, wie man sich mit einem Kind zusammen kultiviert, dass man also die innere Bedeutung von Dafa in jeden Aspekt des eigenen Lebens integriert. Ich erzählte ihr als Beispiel Folgendes: Als mein Sohn sehr klein war, achteten wir darauf, dass wir bei all unseren Erklärungen immer darauf hinwiesen, an andere zu denken. Wenn er zum Beispiel zu weinen anfing, erklärte ich ihm, dass dies nicht gut sei, weil es die Nachbarn störte. Die würden dann fragen: „Welcher kleine Junge macht denn da so einen Lärm?” Wenn wir über die Prinzipien von Falun Gong sprachen, versuchten wir immer das Denken an andere zu integrieren, weil die Lehre von Falun Gong fordert, dass man zu jeder Zeit an andere denkt.

Beispielsweise gibt es Kinder, die schnell laut schreien. Einige Kinder von neuen Praktizierenden sind so. Sie lachen und schreien laut. Die Mutter des Jungen fragte mich einmal: „Wie kommt es, dass dein Sohn so selten schreit?” Ich antwortete: „Als er sehr klein war und laut schrie, dann erklärte ich ihm: 'Schreie nicht mein Sohn. Wenn du ein Problem hast, dann sage es. Schreien bringt nichts.'” Ich brachte ihn zuerst zum Schweigen und dann erklärte ich ihm, warum er nicht schreien sollte. Wenn man jedoch nur sagt, dass Schreien nicht gut ist und eine schlechte Wirkung auf andere hat, dann kann er es nicht verstehen, weil er keine Vergleiche hat. Er kann nicht verstehen, warum es eine negative Wirkung auf andere hat. Manchmal schreien andere Kinder in der Öffentlichkeit laut. Dann sagte ich zu ihm: „Sohn, schau dir dieses Kind an, es schreit so laut. Diese Stimme ist so störend und es hört sich nicht schön an. Das stört doch die anderen Menschen neben ihm.” So konnte er durch Vergleiche lernen. Er gewöhnte sich an, nicht zu schreien, außer, wenn er sehr glücklich ist, dann lässt er dies heraus. Kinder brauchen immer Freiraum. Wenn andere laut schreien, dann hält er sich die Ohren zu und sagt: „Mutter sagt, dass diese Person einen solchen Krach macht, dass man seine eigene Stimme kaum hören kann.”

Ich habe noch ein anderes Beispiel. Wenn man in Kanada spazieren geht oder in den Park geht, dann haben die Fußgängerwege normalerweise Platz für zwei Personen nebeneinander. Wenn ich also seine Hand hielt, dann benötigten wir den ganzen Weg. Wenn jemand auf uns zukam, dann sagte ich zu ihm: „Es kommen Menschen auf uns zu. Wir müssen für sie Platz machen, damit sie vorbei können.” Ich sage ihm, dass wir immer an andere denken müssen. So hat er sich das angewöhnt und wenn er geht, dann denkt er an andere. Wenn wir in ein Einkaufszentrum gehen, dann hält er anderen die Tür auf.

Reporter: Sie sagten, dass Ihr Sohn mit dem Praktizieren von Falun Gong anfing, als er klein war. Warum wollen Sie, dass er Falun Gong praktiziert?

Frau Wang: Nachdem ich mit dem Praktizieren von Falun Gong angefangen hatte, merkte ich, dass ich psychisch und körperlich entspannter wurde. Als ich das erste Mal das „Zhuan Falun” las, verstand ich, dass der Lehrer uns auffordert, gute Menschen zu sein. Wenn es dann mehr gute Menschen auf der Welt gibt, dann verbessert sich die Gesellschaft. Ich arbeitete im Tourismus und Hotelgeschäft und konnte sehen, wie die Moral in der Gesellschaft sinkt. Jeder ist hinter Geld her, und deswegen werden viele Verbrechen begangen. Nachdem ich das „Zhuan Falun” gelesen hatte, spürte ich die Schönheit von Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht. Damals dachte ich jedoch, dass ich nicht erfolgreich praktizieren könnte, weil ich früh aufstehen musste, um die Übungen zu machen. Das war für mich am Anfang meiner Kultivierung wirklich schwierig. Außerdem fordert der Lehrer Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht und ich meinte, dass dies auch sehr schwierig sei. Als ich mich später klar für die Kultivierung entschied, hatte ich nicht mehr das Gefühl, dass es so schwierig ist. Schrittweise verstand ich, dass Kultivierung so wunderbar ist. Ich merkte, dass Kultivierung das Beste ist, was ich meinem Sohn beibringen kann.

Reporter: Was machen die kleinen Falun Gong-Praktizierenden bei Konflikten untereinander? Wie gehen Sie als Mutter eines Falun Gong-Praktizierenden damit um?

Frau Wang: Zunächst muss ich ihnen zuhören, um herauszufinden, warum sie sich streiten. Normalerweise sagen sie so etwas wie: „Er ist so und die andere Person ist so und so.” Dann frage ich ihn: „Was hast du während der Auseinandersetzung gemacht?” Er sagt dann zum Beispiel: „Ich stieß ihn weg.” So verändert sich dann plötzlich die Situation, in der zuvor die Konzentration auf die anderen gerichtet war, so dass man nach innen schaut und sieht, was man selbst gemacht hat. Auf „Ich stieß Rongrong beiseite” antworte ich zum Beispiel, dass es nicht gut ist, Menschen herum zu stoßen. „Würdest du nicht traurig sein, wenn andere das mit dir machen würden?” Dann sage ich, sie sollen sich beim anderen entschuldigen. Die Kinder, die gestoßen wurden, sollen dem anderen auch vergeben. Dann schütteln sie sich die Hände und sind wieder Freunde. Wenn sie diese Erfahrung ein paar Mal gemacht haben, dann verlieren die Kinder allmählich diese Art des Verhaltens.

Sie benötigen eine Umgebung, wo sie lernen können, wie man mit anderen Gleichaltrigen umgeht. Viele Kinder haben keine Geschwister, daher geschieht alles, was sie tun, aus ihrer eigenen Sichtweise heraus. Weil ihre Eltern normalerweise mit ihren Kindern keine Konflikte haben, geben sie ihren Kindern nach. Kleine Praktizierende sind genauso, sie benötigen die Umgebung einer Gruppe. Das ist sehr wichtig für sie zu lernen, wie man mit anderen umgeht und an sie denkt.

Reporter: Wenn andere Praktizierende Falun Gong-Bücher lesen und ihre Erfahrungen austauschen, dann müssen die Lehrer in der Minghui-Schule bleiben und auf die Kinder aufpassen. So haben Sie viele Gelegenheiten verpasst, sich durch den Erfahrungsaustausch zu verbessern. Fühlen Sie sich im Herzen deswegen irgendwie unwohl?

Frau Wang: Dies ist ein schwieriger Kultivierungsprozess für mich. Als mein Sohn sehr klein war, blieb ich fast die ganze Zeit in der Minghui-Schule. Durch den Austausch mit den Kindern wurde mein Kultivierungszustand allmählich besser und ich wurde ruhiger. Während dieses Prozesses hatte ich das Gefühl, dass ich die Umgebung des Austausches mit anderen erwachsenen Praktizierenden in einer großen Gruppe verloren hätte. Lange Zeit war ich deswegen in meinem Herzen unausgeglichen und dachte dann: „Warum beteiligen sich nicht andere Eltern?”

Dies ist auch ein Kultivierungsprozess meines Herzens. Wenn man sich um die Kinder kümmert, dann kann man nicht am Lernen der Gruppe teilnehmen. Der Kultivierungsprozess ist, den Egoismus abzustreifen, und ich brauchte eine ganze Weile dazu. Jetzt bin ich ziemlich ruhig. Ich kann zwar nicht am Freitag mit ihnen zusammen das Fa lernen, doch wir haben eine E-Mail-Gruppe. Immer, wenn irgendeine Aktion geplant ist, wird dies an die Gruppe versendet. Dann kann ich mir aussuchen, woran ich teilnehme. Wir haben auch an anderen Tagen kleine Fa-Lerngruppen, an denen ich teilnehme.

Solange ich noch egoistisch bin, bewegen mich noch die Worte mancher Eltern. Beispielsweise sagte ich einmal zu einer Mutter: „Bei dem heutigen Austausch in der großen Gruppe möchte ich alle über etwas informieren. Könnten Sie bitte einige Zeit auf diese Kinder aufpassen?” Daraufhin antwortete die Mutter sofort: „Wenn ich auf die Kinder aufpasse, dann kann ich doch nichts hören. Ich kann mich nicht mit anderen austauschen und das Fa nicht mit ihnen lernen.” Ich fühlte mich sofort unwohl und sagte mir: „Was für eine Mutter. So viele Jahre passten immer nur einige wenige Lehrer auf ihre Kinder auf. Wir übten nie Druck auf die Eltern aus, dass sie sich um die Kinder kümmern sollten. Wie kann sie so etwas sagen? Sie denkt kein bisschen an andere.” Das Gefühl von Ungerechtigkeit tauchte auf. Später dachte ich dann: „Gibt es irgendetwas, das ich nicht gut gemacht habe? Gibt es immer noch Egoismus in mir?”

Wenn der eigene Egoismus allmählich immer mehr abnimmt und man immer daran denkt, dass die Kinder eine gute Kultivierungsumgebung haben, damit ihre Eltern das Fa ohne Sorgen in einer großen Gruppe lernen können und wenn man immer mehr an andere denkt, dann denken andere ganz natürlich auch mehr an dich. Eltern beteiligen sich immer mehr und die Umgebung wird für alle insgesamt besser. Das ist ein Kultivierungsprozess.

Ich meine, dass alles eine Widerspiegelung unserer Kultivierung ist. Egal, um was es sich handelt, ist es Kultivierung von innen heraus.

Reporter: Gut, herzlichen Dank für Ihre Zeit.