Sich selbst als Kultivierenden betrachten

(Minghui.de)

Egal was du als Dafa-Jünger tust, sollst du das Fa als das Wichtigste betrachten, egal was du abwägst, du sollst zuerst an das Fa denken.” (Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz in Boston 2002)

Diesem Grundsatz in der Kultivierung bin ich eine Zeit lang nicht gefolgt. Ich habe die Vorträge und Artikel des Meisters seit 1999 wiederholt in chronologischer Reihenfolge gelesen. Als ich an diese Stelle kam, wusste ich, dass es irgendetwas in meinem Herzen geben musste, an dem ich festhielt. Als ich auf meine Fortschritte zurückblickte, schien es, dass ich nur dann gut gehandelt hatte, wenn ich das Fa wirklich an die erste Stelle setzte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, das ich in meiner Kultivierung einen Punkt erreicht habe, an dem ich nicht mehr weiter kam - doch plötzlich hatte ich neue Erkenntnisse und Durchbrüche. Dies geschah, weil ich damit begonnen hatte, das Fa an die erste Stelle zu setzen, sogar rein technisch, nämlich indem ich morgens, bevor ich irgendetwas anderes machte, zu allererst das Fa lernte. Die Angleichung an das Fa sollte höchste Priorität haben, dann wird auch alles andere viel reibungsloser verlaufen.

Vor ein paar Monaten zog ich in ein neues Gebiet und war in viele Dafa Aktivitäten eingebunden. Weil ich verschiedene Fähigkeiten habe, war ich plötzlich unglaublich beschäftigt, so dass ich mich immer weiter verzettelte. Ich arbeitete an so vielen Dingen, dass das meiste nicht gut oder gar nicht erledigt wurde. Unterdessen lernte ich das Fa immer weniger und mit einer schlechteren Qualität, weil ich mich nicht auf den Inhalt konzentrieren konnte. Dieser Kampf ging so lange, bis ich endlich nach innen schaute, um die Lage zu beurteilen.

Als ich die Situation analysierte, erkannte ich drei Hauptgründe für die Entwicklung meiner verschiedenen Fähigkeiten. Einer war der, dass ich, sobald ich ein bestimmtes Niveau erreicht hatte, viele Komplimente bekam und sofort mit mir selbst zufrieden war. Zufrieden mit meinen Fähigkeiten hatte ich aber nicht mehr den Wunsch, mich weiter zu entwickeln. Ein zweiter Grund war der, dass ich Angst davor hatte, eine Bitte abzulehnen. Es war nicht die Angst, dass ich nicht genug Zeit dafür habe, ich hatte Angst davor, in den Augen der anderen schlecht da zu stehen bzw. Angst vor Konflikten. Der dritte Grund, und in meinen Augen der schwerwiegendste, war, dass ich Angst vor größerem Durchhaltevermögen, vor Anstrengungen hatte.

Zum Beispiel, als ich das Gitarrespielen lernte, übte ich in den ersten sechs Monaten sehr viel. Dann konnte ich einige Akkorde und ein paar Volkslieder spielen. Nach einigen Jahren des Spielens hatte ich Grundlagen erworben, um weiter zu kommen. Ich wollte mich mit dem Notenlesen beschäftigen, übte Läufe mit dem Metronom und so weiter. Das alles waren für mich weltliche Übungen und Routine. Es gab weder Glanz noch Spaß dabei. Wenn man einen professionellen Musiker danach fragt, wird man erfahren, dass jeder diese Anstrengungen hinter sich hat. Darum sind sie ja so professionell. Der Grundsatz von „ohne Verlust kein Gewinn” wurde mir dadurch klarer. Nie wollte ich Aufgaben erfüllen, die ich als unangenehm betrachtete, auch wenn es aus einem längeren Zeitraum gesehen, sich als gut erweisen würde. Meine Vorstellung war begrenzt auf die augenblicklichen praktischen Interessen, und ich war nicht dazu in der Lage in die Zukunft zu schauen. Diese Mentalität zeigte ich auch bei meinen anderen Fähigkeiten, und während ich an allem fest hielt, gab ich es auf, irgendetwas verbessern zu wollen.

Als ich das realisiert hatte, war ich darüber froh, den Eigensinn, der mich in meiner Kultivierung schon so lange begleitet und behindert hatte, endlich bemerkt zu haben. Plötzlich traf es mich wie ein Schlag - es gab einen noch tiefer liegenden Eigensinn: Ich vermied nicht nur diese Schwierigkeit, die mit der Verbesserung meiner Fähigkeiten einher ging, sondern ich versuchte, alle Schwierigkeiten zu vermeiden! Aber wenn es so war, vermied ich dann nicht auch die Kultivierung?

Der Meister sagt im Gedicht „Falun Dafa” im Hong Yin:

„Kultivierung, es gibt Wege,
Herz der Pfad
Dafa grenzenlos,
Bitternis das Schiff”

Ich war grundlegend auf Bequemlichkeit aus, ich fürchtete das Leiden und lief vor ihm davon. Anstatt das Leiden als gute Chance für meine Verbesserung zu betrachten, war ich verwirrt und es war mir lästig, als ob es mich von meiner Kultivierung abtrennen würde. Beim Gedanken an Leid fühlte ich mich unwohl - und das verstärkte und erweiterte sich in meinen Gedanken. Kleine Berge wurden zu riesigen Gebirgen und die Anschauung „das ertrage ich nicht” schlich sich ein. Es waren dämonische Störungen aus meinen eigenen Gedanken, die meine Versuche erschwerten. Ich wurde von meinen menschlichen Anschauungen und Ängsten geleitet, während meine aufrichtigen Gedanken schwächer wurden.

Ich zählte zu jenen Menschen, die unbewusst Probleme als Behinderung in der Kultivierung betrachten. Ich dachte: „Zuerst löse ich dieses Problem, dann werde ich lesen usw.” Aber war ich nicht wirklich wie die Person im Zhuan Falun, die sich zuerst um die Familie kümmern, und dann mit der Kultivierung beginnen wollte? Diese war mein Wunschdenken nach einer friedlichen Kultivierungsumgebung. Der Ort, der weniger friedvoll ist, ist aber genau der richtige für die Kultivierung! Mir fiel wieder ein, als ich mit dem Praktizieren begonnen hatte, hatte ich gedacht: „wenn ich meine Arme ein Stückchen herunternehmen könnte, würden sie nicht so schmerzen und ich würde auch ruhiger werden.” Ich suchte nach einem bequemen Weg zum Ertragen des Leides! Ist es nicht so, dass meine Ebene steigt, wenn ich in jeder Situation ruhig werden kann?

Der Ablauf bei der Arbeit in einem Projekt als Kultivierender ist unterschiedlich zur Arbeit in gewöhnlichen Projekten. Auch wenn man in bestimmten Bereichen der Beste ist, muss man sich trotzdem kultivieren. Wenn alles mit der Kultivierung in Verbindung steht, wie könnten die Fragen, die bei der Arbeit auftauchen, nicht damit in Verbindung stehen? Manchmal bemerkte ich, dass ich die Arbeit auf gewöhnliche Weise anging, mit dem Hauptziel, die Sache zu Ende zu bringen. Hatte ich die Arbeit dann tatsächlich als heilige Dafa Arbeit betrachtet? Bemühte ich mich, nach innen zu schauen, bemühte ich mich darum, das Projekt zu vervollkommnen und zu harmonisieren? Stellte ich das Fa an erste Stelle? Als mir klar wurde, dass ich keine dieser Fragen zu 100% bejahen konnte, wusste ich, dass ich vom Weg abgekommen war. Ich war wie ein Mönch geworden, der Tempel baut und Dinge erledigt, aber sein Herz nicht wirklich kultiviert. Ich hatte beinahe meine gesamte Zeit vorrangig der Arbeit gewidmet, doch die heilige Substanz fehlte, weil mein Ausgangspunkt nicht tief im Fa verwurzelt war.

Wenn ich meinen Alltag betrachte, habe ich mich in allen Situationen wie ein Dafa Schüler verhalten? Vielleicht zeigte ich an der Oberfläche ein hohes Niveau, doch das war nur das, was andere Menschen sehen konnten. Was in mir drinnen ist, legt wirklich meine Ebene fest. Ist in diesem Sinn nicht jeder Moment und jeder Gedanke eine Prüfung bei der Kultivierung? Eine Zeit lang hatte ich meine schlechten Gedanken verdrängt und sie als unwichtig betrachtet. Später wurden sie schlimmer und intensiver. Bald wurde ich von menschlichen Gefühlen geleitet. Ich bekam eine neue Erkenntnis darüber, was schlechtes Erleuchtungsvermögen bedeutet. In meinem Fall war mein Verständnis auf Emotionen gegründet. Dann überzeugten mich auch noch meine Gefühle davon, dass ich im Recht war. Warum konnte ich nicht mit dem Maßstab des Fa beurteilen? Ich hatte meinen Geist so lange im Farbtopf der gewöhnlichen Menschen treiben lassen, dass meine Gedanken getrübt waren. Wenn wir dies zulassen, werden uns die menschlichen Dinge vom Fa entfernen. Durch das Lernen des Fa wird alles verstärkt, was aufrichtig ist, und nur Gedanken, die wirklich auf dem Fa gründen, können positive Veränderungen herbeiführen. Der Weg ist so schmal, und ich sehe jetzt was passiert, wenn man nur einen Schritt in die falsche Richtung geht.

Eines Tages verstand ich, warum es hilft, wenn ein Praktizierender sagt: „Ich erkenne die Verfolgung der alten Mächte nicht an”. Es ist nicht so, dass diese Worte die Wirkung einer Zauberformel haben; es ist der aufrichtige Gedanke dahinter. In diesem Augenblick senden der aufrichtige Glaube und der starke Wille aufrichtige göttliche Energie aus, wodurch die menschlichen Anschauungen, die so sehr am Arrangement des Bösen haften, komplett beseitigt werden. Warum ist es für manche so schwer, Krankheiten zu überwinden? Dafa ist grenzenlos, und es ist nicht so, dass dieser Mensch ein besonderer Fall ist, es ist nur so, dass diese Person schon so an die Krankheit und das Leiden gewöhnt ist, dass er oder sie es nicht loslassen kann. Als ich früher Clearwisdom gelesen habe, habe ich immer nach so genannten „Schlüsselbegriffen” gesucht. „Oh! Diese Person hat das gesagt, und die Störung war beseitigt!” Oder: „Sie dachte das und entkam dem Bösen!” Warum funktionierte das bei mir nicht? Meine Gedanken waren menschlich und konnten die Worte nur oberflächlich imitieren, doch ich sendete keine starken göttlichen aufrichtigen Gedanken aus, die wirklich eine Veränderung bewirken.

Später erkannte ich, dass uns auf unserem Weg nichts zufällig begegnet und nichts davon menschlich ist. Wie können Dinge menschlichen Ursprungs auf dem Weg zu einer Gottheit eine bedeutende Rolle spielen. Viele dieser Dinge sehen oberflächlich betrachtet menschlich aus, aber nichts davon ist zufällig - alles wurde arrangiert. Geschieht das nicht von einer höheren Ebene? Die menschlichen Gedanken können diese Dinge nicht bewegen. Menschliche Gedanken führen in die Irre, während aufrichtige Gedanken darüber hinaus gehen.

Eine Praktizierende erzählte mir eine Geschichte darüber, wie sie gemeinsam mit ihrer Tochter Leben und Tod losgelassen hatte. Es war solch eine bewegende Geschichte über Heiligkeit, Standfestigkeit und aufrichtige Gedanken. Aber es ging vor allem um Vorherbestimmung. Sie wollte ein Visum, um ins Ausland zu reisen, doch das Visumsystem brach zusammen, was zuvor niemals passiert war. Sie würde ihren Flug verpassen, wenn es nicht bald wieder funktionierte. Wie einfach wäre es gewesen, den menschlichen Gedanken zu folgen: „Wenn dieses System nicht wieder funktioniert, werde ich kein Visum bekommen. Wenn ich kein Visum bekomme, muss ich meinen Flug stornieren und die Reise absagen”... und so weiter. Die Situation sah hoffnungslos aus. Doch für eine wahre Kultivierende mit aufrichtigen Gedanken im Herzen war es nur eine Prüfung. Sie verstärkte ihren Beschluss, die Reise anzutreten, und weigerte sich, den trickreichen menschlichen Gedanken zu folgen, die wie eine Spirale nach unten führen. Sie dachte bei sich: „Ich werde gehen, egal was kommt”. Wunderbarer Weise brachte der Chef des Büros ihren Ausweis nach 20 Minuten mit einem neuen Visum zurück.

Der Meister sagt in der "Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz in Washington DC, 2002":
„Diejenigen, die gut gehandelt haben, können ihre Umgebung verändern; diejenigen, die nicht so gut gehandelt haben, können auch ihre Umgebung nach ihrem eigenen Herzen verändern.”

Der Meister sagt auch in der „Fa-Erklärung auf der Internationalen Fa Konferenz im Westen der USA 2005”:

„Wenn du bei Schwierigkeiten wirklich sehr aufrichtige Gedanken hast, brauchst du vor der Verfolgung durch das Böse und vor den Stöungen nur einen Satz mit festen aufrichtigen Gedanken sagen, dann wird das Böse sofort aufgelöst werden, (Beifall) die vom Bösen ausgenutzten Menschen werden sich umdrehen und fliehen, die Verfolgung durch das Böse wird verschwinden und die Störungen durch das Böse werden spurlos verschwunden sein. Nur so ein Gedanke mit aufrichtigem Glauben. Wer diesen Gedanken halten kann, kann auch bis zum Schluss gehen, er kann dann eine großartige Gottheit werden, die vom Dafa herangebildet ist.”

Jeder Augenblick ist eine Prüfung, ob unser Denken menschlich oder göttlich ist. Am Anfang der Kultivierung scheint eine Verbesserung einfacher zu sein, weil wir große Brocken von Schmutz beseitigen. Später wird es schwieriger, wenn wir in die Einzelheiten und an die tief verwurzelten Eigensinne gehen. Es ist, wie das Spielen eines Instrumentes: Nach kurzer Zeit kann man schon einige einfache Lieder spielen und hat den Eindruck, ein Instrument spielen zu können. Doch um wirklich weiter zu kommen, muss man sich auf Details konzentrieren, die Technik verfeinern und Tonleitern üben.

Die Eigensinne können schwer fassbar sein und sich auch gut verstecken! Sie können sich so gut verstecken, dass wir sie nicht finden, oder sie scheinen sehr kompliziert, wenn sie zum Vorschein kommen. Zum Beispiel ist meine Anhaftung, der beste Designer zu sein, nicht die tatsächliche Anhaftung. Es sind die Eigensinne der Konkurrenz, der Eifersucht und der Selbstsucht. Selbstsucht und Konkurrenz konnte ich erkennen, doch der Eigensinn der Eifersucht blieb mir eine lange Zeit verborgen. Wenn ich jemanden sagen hörte: „Oh, diese Person ist talentiert ..., dachte ich gleich: Das muss ich auch lernen! Das kann ich auch! Ich wollte dieselbe Achtung, wodurch sich mir ein weiterer Eigensinn - den des guten Rufes - offenbarte.

Ein letztes Verständnis, das ich mit euch austauschen möchte, sind meine nicht bestandenen Prüfungen. Auf meinem Weg habe ich einige Prüfungen nicht gut oder gar nicht bestanden. Häufig war ich so aufgeregt, oder auf mich selbst bezogen, dass es schwierig war, weiter zu machen. In extremen Fällen verschwendete ich viel Zeit mit Reue und Selbstzweifel. Wenn ich mich in so einem Zustand befand, konnte ich gar nichts gut machen. Diese Geisteshaltung wurzelt im Gefühl. Als ich jünger war, zeigte ich mich oft traurig, um die Aufmerksamkeit der anderen zu erregen, die dann versuchten mich aufzumuntern. Unbewusst nahm ich diese Geisteshaltung in die Kultivierung mit und war der Ansicht, wenn ich mit anderen Praktizierenden rede, würden sie mich ermuntern. Doch als ich mit ihnen sprach, wollten sie mich weder unterstützen, noch sagten sie, es sei in Ordnung was ich tue. Vielmehr ermutigten sie mich dazu, es besser zu machen, mehr zu lernen und meine aufrichtigen Gedanken zu bewahren. Das war wirklich das, was ich tun sollte. Diese selbst zerstörenden Gedanken nutzen nur dazu, mich auf meinem Weg der Fa-Berichtigung zu behindern - doch die Lebewesen, die auf mich zählen, können nicht warten.

Der Meister sagt auf der Fa-Erklärung in Vancouver, Kanada 2003:

„Es reicht schon, wenn du wieder gut handelst. Nimm es nicht zu schwer. Wenn du es in Gedanken sehr schwer nimmst, entsteht wieder eine Art Druck durch Reue und Sorgen. Dann gerätst du wieder in diesen Eigensinn und kannst nicht herauskommen. Der ganze Kultivierungsprozess eines Dafa-Schülers ist ein Prozess, in dem die menschlichen Eigensinne beseitigt werden. Egal auf was du stößt, wenn du es erkennst, dann korrigiere es sofort. Wenn du hingefallen bist, dann steh auf und mach das weiter, was ein Dafa-Schüler machen soll.”

Mir wurde das klarer, als ich kürzlich einen Konflikt hatte. Es war eine kleine Taktlosigkeit eines Mitpraktizierenden, doch ich fühlte mich damit wirklich schlecht. Dann erkannte ich, dass ich mir das merken, und es in Zukunft besser machen sollte, und dass ich selbstloser werden sollte. Anstatt mich stören zu lassen, gewann ich ein neues Verständnis, stärkte meinen Willen mich zu verbessern, und wurde ein entschlossener Praktizierender.

Ich möchte enden mit einem Gedicht vom Meister:

Aufrichtige Gedanken, aufrichtiges Verhalten
Große Erleuchtete, keine Furcht vor Bitternis,
Willen diamantenfest,
Kein Festhalten an Leben und Tod,
Edelmütig auf dem Weg der Fa-Berichtigung.

Li Hongzhi
29.05.2002

Ich danke allen, und ich danke dem Meister für seine stetige barmherzige Führung. Bitte zeigt mir meine Fehler in meinem begrenzten Verständnis auf.