Sechs Neujahrsfeste ohne meinen Vater

(Minghui.de) 2005 ist vorüber und das Chinesische Neujahr 2006 steht vor der Tür. Mit dem Kommen des neuen Jahres denke ich immerzu an meinen Vater, der wegen des Praktizierens von Falun Gong widerrechtlich inhaftiert worden ist. Ich hoffe immer, dass er zu uns zurückkehren und mit uns das Chinesische Neujahrsfest feiern kann. Seit Beginn der Verfolgung von Falun Gong am 20. Juli 1999 sind bereits sechs Neujahrsfeste vergangen, die mein Vater, meine Mutter und ich nicht zusammen verbracht haben.

Vor sechs Jahren begann die Verfolgung in China. Mein Vater konnte nicht mit ansehen, dass eine gute Sache wie Falun Gong verfolgt wurde. Zwei Tage vor dem Chinesischen Neujahr entschloss er sich zum Petitionsbüro nach Peking zu gehen, um sich für Falun Gong einzusetzen. Die Polizei nahm ihn fest und sperrte ihn in einer Regierungseinrichtung in Peking ein. Dort hatten sie ihn mit Handschellen an einen Heizkörper gekettet. So verbrachte mein Vater damals das Neujahrsfest. .

Nachdem mein Vater festgenommen worden war, kam die Polizei zu unserem Haus, nahm meine Mutter mit und sperrte sie in die Strafanstalt ein. Es war der Abend des Chinesischen Neujahrs, und sie wollte gerade mit mir eine Laterne kaufen gehen. Nur meine Großmutter mütterlicherseits und ich waren noch zuhause. Draußen knallten überall Feuerwerkskörper und die Leute feierten, während es bei uns kalt und einsam war. Großmutter war früher sehr gesund, aber plötzlich ist sie krank geworden.

Nach seiner Freilassung ging mein Vater von zuhause fort und lebte an verschiedenen Orten, um nicht wieder verhaftet und verfolgt zu werden. Meine Mutter wurde widerrechtlich in eine Strafanstalt gesperrt und später in ein Arbeitslager gesteckt. Nachdem ich selbst viel gelitten und vielmals versucht wurde, mich umzuerziehen, ging ich zum Haus meiner Großmutter väterlicherseits.

Vor dem Chinesischen Neujahr 2001, als meine Großmutter gerade das Essen vorbereitete, wurde sie abgeholt. Weil sie Falun Gong übte, hatte man sie in ein Gehirnwäschezentrum gebracht. Mein Großvater wurde von seinem Arbeitgeber unter Hausarrest gestellt, weil bekannt war, dass er auch Falun Gong Bücher las. Ich verbrachte das Neujahrsfest alleine, obwohl ein Verwandter vorbeikam, um nach mir zu sehen.

2002 wurde meine Mutter aus der Gefangenschaft entlassen, aber mein Vater, der immer noch obdachlos war, wurde wieder verhaftet und in eine Strafanstalt gesteckt. Dort hängte man ihn an seinen Fesseln auf und schlug ihn zusammen. Die Polizei fesselte ihn an eine sog. „Tigerbank” und tat ihm andere schreckliche Dinge an [Anm.: Die Praktizierenden werden gezwungen auf einer kleinen, ca. 20 cm großen Metallbank zu sitzen. Die Knie werden den Opfern dabei gefesselt und der Betroffene muss sehr lange regungslos in dieser Haltung verharren. Oftmals werden noch kleine harte Objekte unter das Gesäß oder zwischen die Unterschenkel oder Knöchel gelegt, um es schwieriger zu machen die Schmerzen durchzustehen. Eine Zeichnung finden Sie unter: http://www.clearwisdom.net/emh/articles/2001/11/24/16156.html]. Man verurteilte ihn zu einer langen Freiheitsstrafe. Am Morgen des Chinesischen Neujahrs erhielt ich einen Anruf von ihm. Er sagte mir, dass ich mir keine Sorgen machen sollte, und er wünschte mir einen schönen Feiertag. Zwar meinte er, dass alles in Ordnung war, aber an seiner Stimme konnte ich hören, dass er müde und geschwächt war. Wir alle machten uns zu diesem Neujahrsfest große Sorgen um meinen Vater.

2003, 2004 und 2005 verbrachte ich das Chinesische Neujahrsfest mit meiner Mutter. Mein Vater war im Gefängnis. Da die Arbeit meiner Mutter nicht sicher war, hatten wir viele Schwierigkeiten. Manchmal wünschte ich mir Basketball zu spielen, einen Spaziergang zu machen oder einfach nur zusammen mit meinem Vater zu essen. Aber dies war unmöglich; und nur, weil wir unser Leben entsprechend den Prinzipien „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht” führen wollten.

Bevor die Verfolgung von Falun Gong begann, war unsere Familie voller Freude. Als mein Vater mit dem Praktizieren angefangen hatte, verbesserte sich sein Verhalten. Er hörte auf zu rauchen und trank auch keinen Alkohol mehr. Sein Körper wurde robuster und er gab oft sein eigenes Geld dazu aus, Leuten zu helfen, die in Schwierigkeiten waren. Trotz allem wurde dieser gute Mensch in ein Gefängnis gesteckt.

Sechs Jahre sind vergangen. Mein Vater ist immer noch inhaftiert. In China leiden viele Praktizierende unter der Verfolgung. Ihre Familien sind zerbrochen und sie dürfen nicht nach Hause zurückzukehren.

Das Chinesische Neujahr 2006 steht vor der Tür. Ich hoffe wirklich, dass wir drei diesen Tag gemeinsam verbringen können. Ich hoffe, dass die Familien vieler Praktizierender das Neujahrsfest gemeinsam feiern können!

Ich wünsche dem Meister ein glückliches neues Jahr!
Ich wünsche allen Mitpraktizierenden und ihren Familien ein glückliches neues Jahr!
20. Januar 2006