National Post (Kanada): Chinas blutige Ausbeute: Wartezeiten für Transplantationen sind in China eine Angelegenheit von Tagen. Überall sonst werden die Wartezeiten in Jahren berechnet

Raubt China Organe von Falun Gong-Praktizierenden, wobei diese getötet werden? Ein japanischer Nachrichtenreporter und die Ex-Frau eines Chirurgen behaupteten im März, dass dies im Krankenhaus Liaoning in Sujiatun, China, geschehe. Sind diese Behauptungen wahr?

Im Mai hatte die Koalition zur Untersuchung der Verfolgung von Falun Gong in China, eine Organisation mit Sitz in Washington D.C., den ehemaligen Staatssekretär für den Asien-Pazifik-Raum, David Kilgour, und mich gebeten, diese Behauptungen zu überprüfen. Im Juli veröffentlichten wir einen Bericht, in dem wir zu dem Schluss kamen, dass diese Anschuldigungen zu unserem Schrecken und Bedauern tatsächlich wahr sind.

Die unterdrückende und undurchsichtige Natur der chinesischen Regierungsgewalt machte es uns schwer, eine Einschätzung der Anschuldigungen vorzunehmen. Uns wurde die Einreise nach China verweigert, obwohl wir alles versuchten. Der Organraub geschieht nicht öffentlich. Wenn die Behauptungen wahr sind, dann sind die Beteiligten entweder Opfer und wurden getötet und ihre Körper eingeäschert oder sie sind Übeltäter, die sich der Verbrechen gegen die Menschenrechte schuldig gemacht haben und dies wahrscheinlich nicht bekennen werden.

Wir überprüften jeden Hinweis von Beweisen und von Widerlegungen, die uns zur Verfügung standen; im Ganzen waren es 18:

- Die Kommunistische Partei Chinas betrachtet aus nicht ersichtlichen Gründen - außer
aus einer totalitären Paranoia heraus - Falun Gong als ideologische Bedrohung ihrer
Existenz. Jedoch ist Falun Gong objektiv betrachtet nur eine Reihe von Übungen mit
einer spirituellen Komponente.

- Die Bedrohung, welche die Kommunistische Partei in der Falun Gong-Gemeinschaft sieht,
hat zu einer staatlichen Verfolgung geführt, die von den Führern offiziell beschlossen und verordnet wurde.

- Falun Gong-Praktizierende sind Opfer einer extremen Verleumdungskampagne. China bezeichnet Falun Gong offiziell als [verleumderisches Wort wurde ausgelassen].

- Falun Gong-Praktizierende wurden in großer Zahl festgenommen. Sie werden
ohne Gerichtsverfahren oder Anklage eingesperrt, bis sie ihren Glauben an Falun
Gong widerrufen.

- Falun Gong-Praktizierende sind Opfer systematischer Folterung und
Misshandlung. Während die Anschuldigungen des Organraubs an Falun Gong-
Praktizierenden angezweifelt wurden, gibt es an diesen Folterungen hingegen keinen
Zweifel.

- Viele Falun Gong-Praktizierende sind offiziell verschwunden. Sie sind der Anlass für
formelle Vermisstenanzeigen der Familienangehörigen. Noch weit mehr
Praktizierende haben bei ihrer Inhaftierung ihre Identität verschwiegen, um ihre
Familien und Gemeinschaften zu schützen. Diese nicht Identifizierten sind ein
besonders ungeschützter Teil der Bevölkerung.

- Die traditionellen Quellen für Implantate - hingerichtete Gefangene, Spender,
Gehirntote - kommen in keiner Weise an die Anzahl aller Transplantationen in China
heran. Die einzige weitere identifizierte Quelle, welche die rasant ansteigende Zahl der
Transplantationen erklären kann, sind Falun Gong-Praktizierende.

- Falun Gong-Praktizierende im Gefängnis werden systematischen Bluttests
unterzogen und sie werden körperlich untersucht. Da sie auch systematisch gefoltert
werden, geschehen diese Untersuchungen jedoch nicht aus Sorge um ihre Gesundheit.

- In einigen Fällen konnten Angehörige von Falun Gong-Praktizierenden die
verstümmelten Körper ihrer Lieben zwischen ihrem Tod und der Einäscherung sehen.
Die Organe waren ihnen entnommen worden.

- Wir befragten den japanischen Journalisten und die Ex-Frau des Chirurgen von
Sujiatun. Ihre Aussagen erschienen uns glaubhaft. Aus Vorsicht verließen wir uns auf
diese Zeugenaussagen nur, wenn sie von unabhängiger Seite bestätigt wurden.

- Wir hatten Anrufer, die sich als Familienangehörige von Patienten, die eine
Organverpflanzung benötigten, ausgaben und in ganz China Krankenhäuser anriefen.
An vielen Orten behaupteten die angerufenen Personen, dass Falun Gong-
Praktizierende die Quelle für die zur Verfügung stehenden Organe seien (angeblich
sind sie gesund durch die Übungen, die sie ausführen). Zu diesen Telefonaten haben
wir Aufnahmen und Telefonrechungen.

- Die Wartezeiten für Organverpflanzungen sind in China unglaublich kurz, es ist eine
Sache von Tagen. Überall sonst auf der Welt wird die Wartezeit in Jahren gerechnet.

- Chinesische Krankenhaus-Webseiten bringen belastende Informationen, indem sie alle
Arten Organe in kürzester Zeit [als verfügbar] anbieten.

- Eine Falun Gong-Praktizierende, die in China im Gefängnis inhaftiert war, erzählte
uns, dass ihre chinesische Aufseherin im Gefängnis jegliches Interesse an ihr verlor,
als sie erfuhr, dass ihre Organe unbrauchbar waren.

- China ist ein systematischer Menschenrechtsverletzer. Die weit verbreiteten
Missbrauchsmuster machen es umso schwerer, einzelne Übergriffe von der Hand zu
weisen.

- Mit Transplantationen kann man in China enormes Geld verdienen. Die Preise für
Ausländer, die man auch auf Webseiten erfahren kann, bewegen sich von 30.000 US
Dollar für eine Augenhornhaut bis zu 180.000 US Dollar für eine Leber-Nieren-
Kombination.

- In China ist die Korruption ein Hauptproblem. Die riesigen Geldsummen, die man
durch Transplantationen bekommen kann, der Mangel an staatlicher Kontrolle der
Korruption und die soziale Ausgrenzung von Falun Gong sind ein tödliches Trio.

- Bis zum 1. Juli diesen Jahres gab es in China kein Gesetz, das den Verkauf von
Organen verhinderte. Es gab auch kein Gesetz, das eine Zustimmung zu
Organentnahmen forderte. China hat eine ärmliche Geschichte bei der
Implementierung von Gesetzesentwürfen, die dazu gedacht waren, die
Menschenrechte zu achten.

Es ist leicht, jedes Element isoliert zu betrachten und dann zu sagen, dass dieser oder jener Teilbereich jene Behauptung nicht beweisen würde. Doch es ist ihre Zusammenfügung, die uns zu unserer schaurigen Schlussfolgerung führte.

Wir werden in unserer Schlussfolgerung durch die schwache Antwort der chinesischen Regierung bestärkt. Trotz aller Ressourcen und aller Insiderkenntnisse haben sie keine einzige Information beigetragen, um unserem Bericht zu begegnen. Statt dessen haben sie uns persönlich angegriffen und, was noch trauriger ist, Falun Gong angegriffen mit genau den verbalen Beschimpfungen, die wir, so unser Überzeugung, als einen Grund für die tatsächliche Existenz dieser Gräueltaten ansehen.

Unser Bericht beinhaltet siebzehn verschiedene Vorschläge. Tatsächlich wird im Moment keine einzige Vorsichtsmaßnahme, die den Organraub aus Falun Gong-Praktizierenden verhindern könnte, ergriffen. Alle diese Maßnahmen müssten eingerichtet werden.

Aber die Durchführung der Grundempfehlung, die wir gemacht haben, muss sofort erfolgen, der Organraub an Falun Gong-Praktizierenden in China muss aufhören!

David Matas ist ein internationaler Menschenrechtsanwalt aus Winnipeg. Der vollständige Bericht ist verfügbar auf: http://organharvestinvestigation.net