Frau Li Bin flüchtete in die USA und berichtet von der psychischen Misshandlung, die sie im psychiatrischen Krankenhaus Siping, Provinz Jilin, erlitt (Teil 2)

(Minghui.de)

Ich wurde gezwungen, eine große Menge an Medikamenten einzunehmen

Ich fand heraus, dass sich die psychiatrische Abteilung über das gesamte Stockwerk verteilte. Die Toiletten und ungefähr sechs Patientenzimmer befanden sich an beiden Seiten des Ganges. Das größte Zimmer mit ungefähr 20 Betten lag am Ende der Halle. Die anderen Räume umfassten annähernd sieben Betten. Jeder der ca. 70 Patienten musste sich als erstes am Morgen im großen Raum melden und man zwang uns, dort den ganzen Tag zu sitzen.

Wir saßen am Ende der Betten, sehr ähnlich dem Sitzen auf einem kleinen Sessel (eine Foltermethode, die in den Internierungslagern und Gefängnissen angewandt wird). Der einzige Unterschied war, dass ich im Internierungslager keine unbekannten Medikamente einnehmen musste.

Nachdem alle Patienten aufrecht saßen, leitete der Oberarzt mehrere Ärzte an, die Gruppe zu untersuchen. Ihnen folgten die Krankenschwestern, die einen Medikamentenwagen zogen. Wenn der Arzt vor einer Person stand, überreichte ihm die Krankenschwester eine Handvoll Tabletten und ein Glas Wasser für den Patienten. Die Ärzte achteten darauf, dass die Patienten alle Tabletten schluckten. Danach musste der Patient seinen Kopf vorbeugen, seine Zunge rausstrecken und ein Geräusch machen, um zu zeigen, dass die Tabletten tatsächlich hintergeschluckt wurden. Diese tägliche Routine wurde ohne Ausnahme wiederholt. Ich weiß nicht, wie viele Tabletten ich gezwungen wurde, einzunehmen, doch ich weiß, dass darunter auch Beruhigungs- und Schlaftabletten waren.

Jeden Tag, bevor ich ins Bett ging, musste ich nochmals eine handvoll Tabletten einnehmen

Niemand wagte es, die Medikamente abzulehnen, denn ansonsten hätten ihn die Ärzte an ein Bett festgebunden und seinem Kopf eine Elektroschock-Therapie verabreicht. Ich hatte 1996 mit Beginn des Praktizierens von Falun Gong aufgehört, Tabletten einzunehmen. Während dieses einen Monats im Krankenhaus schluckte ich wahrscheinlich mehr Tabletten, als ich jemals in meinem ganzen Leben eingenommen hatte.

Elektroschock auf dem Kopf

Die Elektroschock-Therapie ist eine der weit verbreitetsten Behandlungsmethoden in den Krankenhäusern. Eines Tages sah ich, wie eine Patientin an ihr Bett gefesselt wurde, während sie noch schlief. Man baute ein großes Gerät neben ihrem Bett auf. Es befand sich in der selben Höhe wie ihr Bett und war ungefähr dreimal so breit wie dieses. Es wurde noch ein flaches, ungefähr zwei Handbreit großes Brett angeschlossen. Mehrere Ärzte hielten das Brett an die Spitze des Kopfes der Patientin und schalteten die Maschine ein. Das ohrenbetäubende Geräusch des Gerätes ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen. Die Patientin war sich ihrer Notlage überhaupt nicht bewusst. Sich wachte nicht auf, doch ihr Kopf schüttelte wild hin und her und aus ihrem Mund kam Schaum. Ich sagte: „Das ist so schlimm.” Ein anderer Patient drehte sich zu mir und sagte: „Du warst noch bemitleidungswürdiger als sie. Ich sah, wie du mehrere Male geschockt wurdest und du hast genauso ausgesehen wie sie.”

„Wie kommt es, dass ich davon nichts weiß?”

”Wie könnten sie dich davon wissen lassen? Niemand weiß davon, wenn er geschockt wird. Sie schocken dich immer, wenn du schläfst. Du warst noch viel schlimmer dran. Nachdem du geschockt wurdest, warst du völlig im Delirium, als du auf die Toilette gingst. Du hieltest deine Hose (die Patientenuniformen waren zu groß und manchmal musste ich meine Hose halten) und konntest nicht aufrecht gehen.”

Das ist entsetzlich! Ich konnte mir nicht vorstellen, wie sie meinen Kopf ohne mein Wissen schocken konnten. Ich hatte keinen Anhaltspunkt. Ich würde nicht einmal die Ursache meines Todes wissen, wenn sie mich mit einem Stromschlag getötet hätten!

Ich weiß nicht, wie oft die Ärzte mich geschockt hatten. Meine Gedanken stumpften allmählich von dem erzwungenen Medikamentenmissbrauch ab und ich konnte mich nicht überwinden, herauszufinden, welchen Schaden mein Gehirn bereits genommen hatte.

Die tägliche Routine

Die monotone tägliche Routine im Krankenhaus bestand aus Aufwachen, Frühstücken, Tabletten einnehmen, am Bettende sitzen, Mittagessen, einem Nickerchen, Elektroschocks, Abendessen und wieder Tabletten einnehmen. Allmählich entwickelte ich Reflexe wie die anderen Patienten und ich folgte den Anweisungen der Ärzte und Krankenschwestern vollkommen mechanisch.

Ich erinnere mich nicht daran, jemals im Krankenhaus geduscht zu haben, doch ich weiß, dass die genehmigte Zeit im Krankenhaus für das Waschen nicht länger als in der Pekinger Arbeits-, Umerziehungs- und Auslieferungsabteilung war. Uns stand eine bestimmte Menge Toilettenpapier zu. Mein geistiger Zustand hatte sich aufgrund der übermäßigen Einnahme an Tabletten und Elektroschocks verschlechtert und alles zog verschwommen an mir vorbei. Ich fühlte mich, als ob ich in einer anderen Welt leben würde und wenn ich sprach, erschien es mir, als ob ich jemand anderem zuhören würde.

Wir aßen in Gruppen und standen in einer Reihe, um auf unser Essen zu warten. Viele Male gab es um das Essen Streit unter den Patienten. Eine Patientin, die sehr lange im Krankenhaus war, war für die Verteilung des Essens zuständig. Sie lebte im selben Raum wie ich und sie wusste, dass man mich hierher gebracht hatte, weil ich Falun Gong praktizierte. Sie sorgte sich besonders um mich und behielt immer sehr viel Essen für mich übrig, mehr als ich zu mir nehmen konnte.

Sie sagte mir: ”Ha Jingbo (eine Lehrerin an der Schule meiner Mutter, die auch Dafa praktiziert) wurde eben freigelassen. Auch sie hat eine Menge hier erlitten. Ich weiß, ihr seid gute Menschen. Hört doch auf zu praktizieren, wenn es die Regierung verboten hat. Warum sucht ihr nach Problemen? Du kannst die Regierung nicht bekämpfen.» Sogar eine Geisteskranke wusste, dass Falun Gong gut ist.

Einige Patienten erzählten von den Dingen, die ihnen in ihrem Leben zugestoßen waren, wenn wir auf dem Bett saßen und sie boten mir seltenes und teures Essen an, welches ihnen ihre Familien gebracht hatten. Ich konnte ihr Essen aber nicht annehmen, denn sie ertrugen selbst genug.

Spät nachts stand ich verschiedenen Situationen gegenüber. Einmal, als ich schlief, wachte ich von einem Geräusch auf und sah ein Mädchen, dass sich all meine Unterwäsche herausgenommen hatte und ein Stück nach dem anderen anzog. Ich war erschrocken. Die Frau, die sich mit mir den Raum teilte, wachte ebenfalls auf. Sie sah, dass ich erschrocken war. Sie riss das Mädchen an den Haaren und schlug sie. Sie hörte erst auf, als ich wiederholt schrie: „Hör auf, sie zu schlagen!” Später bemerkte ich, dass das Mädchen schlafwandelte.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich in dieser Umgebung gesund geblieben wäre, wenn ich meinen standhaften Glauben an Dafa nicht gehabt hätte.

”Oberarzt» Wang Kai

Wang Kai war der Oberarzt, der mich direkt behandelt hatte. Ich kann mich nicht erinnern, wie oft ich einen „fürsorglichen Besuch” von ihm bekam. Es schien, als ob er ständig bei mir gewesen sei. Eine Gruppe von Ärzten, darunter auch Wang Kai, beleidigte die Patienten oftmals verbal und attackierte sie dort, wo es am meisten wehtat. Sie behandelten die Patienten niemals wie Lebewesen, sondern wie fehlerhafte Missgeburten.

Wang Kai glaubte der Propaganda der Kommunistischen Partei Chinas, doch er konnte sein Ziel, dass ich meinen Glauben aufgab, trotz der vielen Male, die er mit mir sprach, nicht erreichen. Er behauptete, ich hätte eine schwere Zwangsneurose, abgekürzt OCD.

Überraschender Besuch von meiner jüngeren Schwester

Das Krankenhaus erlaubte normalerweise keinen Besuch der Familie; sie hatten noch strengere Regeln als die Arbeitslager. Gelegentlich wurde es jemandem gestattet, sich mit der Familie zu treffen und die anderen waren dann grün vor Neid.

Eines Tages rief eine Krankenschwester meinen Namen: ”Li Bin, für Sie ist jemand da.” Ich dachte, dies sei unmöglich, doch ich folgte der Krankenschwester vom großen Raum in mein Zimmer. Dort warteten meine Schwester und ihr Freund auf mich. Meine Schwester sagte unter Tränen: ”Warum tust du das? Du kannst nach Hause kommen, wenn du nur sagst, dass du aufgibst!» Ihr Freund riet mir auch, gewieft zu sein und mich selbst zu schützen. Ich berichtete ihnen, wie sehr ich durch das Praktizieren von Dafa körperlich und geistig profitiert hätte.

Ich wollte von meiner Schwester wissen, wie sie die strikten Regeln durchbrechen konnte, um mich besuchen zu dürfen. Sie sagte, dass sie dem Oberarzt Wang Kai Geschenke gemacht habe und sie hatte ihn auch zum Essen ausgeführt, bevor er dem Besuch zustimmte.

Das Leiden hielt auch nach dem Aufenthalt im psychiatrischen Krankenhaus an

Mehrere Tage nach dem Besuch meiner Schwester, was fast einen Monat nach dem ersten Tag im Krankenhaus war, erschienen vor mir die Ärzte und meine Eltern. Sie sagten, dass ich nach Hause gehen werde. Ich wollte wirklich weg von diesem furchtbaren Ort. Später erfuhr ich, dass die Dafa-Praktizierende Ha Jingbo, die Kollegin meiner Mutter, eingeliefert werden sollte und dass sie uns nicht zusammenlassen wollten, weil sie fürchteten, dass wir uns gegenseitig bestärken würden, unseren Glauben aufrecht zu erhalten.

Nachdem ich nach Hause gegangen war, erlangte ich nicht den erhofften Frieden. In der ersten Nacht konnte ich nicht schlafen, weil ich durch das abrupte Aufhören der Medikamenteneinnahme einschließlich Schlaftabletten unter Entzugserscheinungen litt. Die Schlafstörung hielt Nacht für Nacht an. Meine Augenhöhlen vertieften sich und ich verlor an Gewicht. Ich kann meine Qual zu dieser Zeit nicht beschreiben.

Es hielt einige Tage lang an und erreichte die Grenze meiner Belastbarkeit. Eines Tages nahm ich ein englisches Wörterbuch zur Hand und sah ein paar bekannte Worte, konnte mich jedoch nicht an ihre Bedeutung erinnern. Plötzlich bemerkte ich, dass ich meine Erinnerung verloren hatte. Ich weinte. Ich versuchte fest, mir alles, was vor dem psychiatrischen Krankenhaus passiert war, in Erinnerung zu rufen, doch ich war schockiert, dass ich mich nicht an die Namen und Gesichter meiner Mitpraktizierenden erinnern konnte. Es fiel mir nicht mehr ein, wie ich in das Krankenhaus gekommen war und ich hatte die wunderbare Zeit während der Dafa-Konferenz in Guangzhou völlig vergessen. Ich fühlte mich so hoffnungslos, dass ich beinahe den Verstand verlor.

Ich konnte nicht einmal meine Dafa-Bücher finden, was mein Praktizieren ernsthaft behinderte und mir große Schmerzen verursachte. Ich musste auch einen emotionalen Verlust, hervorgebracht durch meinen Freund, ertragen. Ich stand unter solch einem Druck, der mich an meine Grenzen brachte. Ich konnte kaum noch atmen.

Während dieser Zeit stieß ich ständig gegen meinen Willen tiefe Seufzer aus, da dies der einzige Weg war, mich von einigem Druck zu befreien. Ich begann sogar, meine Haarsträhnen zu zählen und an meinen Fingernägel zu kauen, wie eine richtige Geisteskranke. Vielleicht machte ich es, um mich selbst abzulenken. Nichts konnte mich herausreißen, doch wie durch ein Wunder erschienen die Worte „Falun Dafa”, „Wahrhaftigkeit-Barmherzigkeit-Nachsicht”, der Name meines Freundes und seine Telefonnummer in meinem Kopf. Bevor ich in die psychiatrische Heilanstalt ging, konnte ich mir alle Telefonnummern meiner Gesprächspartner merken, doch nun kam mir nur die Telefonnummer meines Freundes in den Sinn.

Die Polizei und die Beamten vom Politik- und Rechtsausschuss kamen alle paar Tage zu mir nach Hause, um mich zu „besuchen” und zeigten ihre „Besorgnis”. Tatsächlich versuchten sie, meinen geistigen Zustand herauszufinden. Meine Mutter sperrte sie hinaus und wollte nicht, dass sie mich sahen, weil sie wusste, dass sie sicher versuchen würden, mich eine Garantieerklärung schreiben zu lassen. Ich konnte nicht für immer zu Hause bleiben, ich brauchte eine Arbeit. Meine Mutter ließ mich widerwillig zurück nach Peking gehen und so entkam ich der Polizei.