Durch den Himmel inspirierte Tänze Vorstudie der Ästhetik von Divine Performing Arts (Teil 1)

(Minghui.de) In der Anfangszeit der menschlichen Zivilisation, noch bevor sich die Dichtkunst und die Malerei entwickelt hatten, hatten Tanzaufführungen, in denen die Menschen ihre Körper in Übereinstimmung mit einem Rhythmus bewegten, bereits den Grad der Perfektion erreicht. Vor dem Lagerfeuer bewegten die Menschen aus alter Zeit ihre kräftigen Körper und „tanzten nach den Trommelschlägen, um die himmlischen Wesen zu erreichen oder ihnen nahe zu kommen”. Der Tanz als eines der frühesten Spiele der Menschheit ließ die Menschen über den Zustand hinausgehen, in dem ihre Körper lediglich als Instrumente für die Arbeit gebraucht wurden. Der Tanz ließ sie einen weiteren Bereich erlangen - der Mensch wurde zu einem wahren Menschen. In der Tanzkunst sind die sich bewegenden Körperteile die wesentlichen Kunstobjekte. Der Tanz offenbart im Rahmen einer Person, was sich entweder bewegt oder still steht. Die Bewegungen des Körpers erinnern uns daran, dass es sich um einen lebenden Menschen handelt. Die grundlegende Natur in der Ästhetik der Tanzkunst stellt die Existenz der Menschen als lebende Wesen dar.

Anthropologische Studien besagen, dass in der Vorgeschichte der Tanz ein Teil der Anbetungsrituale der Menschen war, um mit dem Himmel in Verbindung zu treten. Mithilfe des tanzenden Schamanen als Medium konnten die Menschen mit den göttlichen Wesen Kontakt aufnehmen, und durch Anbetung und Verehrung gegenüber den Gottheiten erhielten die Menschen deren Schutz. In Indien zählten der Tanz sowie die Musik zu den geschätzten Gaben der Gottheiten an die Menschheit. Die Menschen erhielten durch die Wandmalereien und die Götterstatuen in den Tempeln Inspirationen für ihre Tänze. In China hieß es, dass Nuwa [eine Gottheit, von der gesagt wird, dass sie die chinesische Rasse erschuf] den Menschen das Sheng [ein Musikinstrument] hinterließ, damit sie ihre Gefühle auf ähnliche Weise wie ein Vogel ausdrücken konnten. Jiu Ge [Neun Lieder] ist eine Reihe von kurzen Versen, die auf Qu Yuan (ca. 340 v. Chr. - 278 v. Chr., ein chinesischer patriotischer Dichter aus der südlichen Region von Chu während der Zeit der streitenden Reiche) zurückzuführen ist; seine Arbeiten wurden in Chu Ci [Lieder von Chu; manchmal auch Lieder des Südens genannt] veröffentlicht. Es besagt, dass der Schamane während der Anbetungszeremonien die Verbindung zwischen den Menschen und der Gottheit durch Tanz und Gesang repräsentierte. „Herr von Xiang», „Dame von Xiang» und „Zhao Si Ming» [alle drei sind Teile der „Neun Lieder”] drückten die Nostalgie und die Bewunderung der Menschen für die göttlichen Wesen aus. Die Tänze wurden den göttlichen Wesen dargeboten.

Das Buch Zang Wen Wu Pu [ein Buch, das tibetische Tänze dokumentiert] besagt, dass die Körper der Tänzer die unzähligen Dinge auf Erden wiedergeben, Wesen wie Adler, Fische oder Löwen, während die Tänzer majestätisch und heldenhaft tanzen. Die Analogie „Tapfere Löwen schwingen ihre grünen Mähnen, als ob sie im Feuer brennen würden” ist eine anschauliche Beschreibung des Tanzes. In einem tibetischen Volkslied heißt es „der Tanz in der unendlichen Weite und dem unermesslichen Himmel” und „der Tanz wie die unerschütterlichen hohen Berge”. Es schildert zudem den Rhythmus des Zhuo-Tanzes in poetischer Sprache als „schnell wie ein Licht am Abendhimmel”. Auch die Handgesten haben tiefgründige Bedeutungen: die beiden Hände, wenn sie wie eine Lotusblume miteinander verbunden sind, bewegen sich wie die Lotusblume in voller Blüte mit ihren in Schichten gedrehten Blütenblättern und geben den Menschen die Vorstellung von unvergleichlich schönen Bildern.

Die Tänze aus alter Zeit sind die Dialoge der Menschheit zwischen Himmel, Erde und den göttlichen Wesen. Die Natur wird in dem ewigen Tanz des Universums ausgedrückt. In Lie Zi [Buch über Meister Lie Zi, von Lie Yukou, etwa zur Zeit der Frühlings- und Herbstperiode und der Zeit der Streitenden Reiche (770 - 221 v. Chr.)] heißt es in dem Kapitel „Tang Wen” [„Die Fragen von Tang”]: „Wenn ein Qin (Saiteninstrument) spielt, tanzen die Vögel und springen die Fische.” Bevor die Menschheit ihre angeborenen Instinkte verlor, konnten die Menschen während eines Tanzes ihre Körper anmutig im Raum bewegen; sie gebrauchten ihre vollkommenen Körper, um die Windbewegungen und die ruhigen Berge nachzuahmen. Sie nahmen auch den Himmel und die Paradiese der göttlichen Wesen als kolossale Bühnenkulisse. Tänze mit solchen Bewegungen können einen Raum erschaffen, der unendlich groß ist und der nicht durch den materiellen Raum beschränkt wird. Mit der frommen Gesinnung der Tänzer erreichte die Bedeutung der alten Tänze Grenzenlosigkeit und konnte die Türen zu den Himmelreichen öffnen.

Die Beziehung zwischen den alten Tänzen und der Anbetung umfasst die Tanzgeschichte der Menschheit. Was treibt Menschen dazu an, ihre Körper zu bewegen und zu tanzen? Allem voran ist es der Drang ihrer angeborenen Natur. Die göttliche Seite der menschlichen Körper offenbart sich selbst im Tanz. Der Tanz kommt vom Ursprung des Lebens und er ist der natürliche Strom der Lebensquelle. Deshalb nimmt der Tanz einen besonderen Platz in religiösen Zeremonien ein, die die Menschen in die metaphysische Welt führen.

In den buddhistischen Schriften wird oft beschrieben, dass der Buddha Gesang und Tanz gebrauchte, um sein Dharma zu erklären, damit die Menschen zur Erleuchtung kamen. In „Huayan Sutra» [„Avatamsaka Sutra» oder „Blumenkranz Sutra»] ermutigt der Buddha alle Bodhisattvas das Singen und Tanzen zu lernen, um die Lebewesen einfacher erretten zu können. In „Fahua Sutra» [„Saddharmapundarika Sutra» oder „Das großartige Dharma Lotusblumen Sutra»] verwendeten die Gottheiten Blumen und Musik, um den großartigen universellen weisen ausgezeichneten Buddha zu ermutigen, in seiner Kultivierung erfolgreich zu sein. Dem „Beihua Sutra» [„Barmherziges Lotus Sutra»] zufolge sangen und tanzten die Lebewesen der verschiedenen Welten von Yuje [„Reich der Sinnesbegierden”], nachdem der Buddha die Erklärung seines Dharma vollendet hatte, um ihre Freude darüber auszudrücken. Die göttlichen Wesen zeigten anhand ihrer eindrucksvollen und bewunderungswürdigen Tänze die unendliche Großartigkeit des Dharma und flößten Barmherzigkeit in den Geist der Lebewesen. Sie benutzten die Stille, um die Tiefgründigkeit des Dharma zu verkünden, da es mit Worten nicht ausgedrückt werden konnte.

Die Tänze der Tang-Dynastie, wie der Pu Sa Man-Tanz, Tian Zhu-Tanz, Su He Xiang-Tanz und andere, veranschaulichen den Einfluss der Tänze aus der buddhistischen Religion. Diese verschiedenartigen Tänze haben die buddhistischen Zeremonien und Rituale bereichert. Das Buch Luoyang Jia Lan Ji (oder Die Klöster von Luoyang) beschreibt das große Ereignis des Musizierens und der Aufführung von Tänzen während buddhistischer Feste und Zeremonien in den südlichen und nördlichen Dynastien (420 - 589 n. Chr.): „Die fliegenden himmlischen Jungfrauen und musizierenden Damen wirkten wie auf Wolken” und „Die Tänzer bewegten sich mit ihren langen Ärmeln anmutig und die Musikinstrumente erzeugten liebliche Klänge; die Wunder lagen jenseits jeder Beschreibung”. Buddhistische Musik und Tänze wurden über Indien nach Japan in die westlichen Regionen [von China] und nach China gebracht. In Japan wurden die buddhistischen Tänze und die Musik mit buddhistischen Ritualen verbunden und es bildete sich eine besondere Art der buddhistischen Musik und Tänze. Bis heute existiert in Japan die Tradition, dass die Mönche während der religiösen Rituale auf Knien die buddhistischen Schriften rezitieren und ihre Sünden bereuen. Während dieser Rituale tanzen Mädchen langsam und anmutig in der Mitte der Bühne.

Selbst in der jüdisch-christlichen Tradition, in der die Bedeutung des materiellen Körpers des Menschen heruntergespielt wird, wird der Tanz benutzt, um der Erwiderung der Menschen auf die Vorgaben ihres Gottes Ausdruck zu verleihen. In dem Buch der Psalmen (Psalm 149) heißt es: „Loben sollen sie seinen Namen mit Reigen, mit Tamburin und Laute ihm Psalmen singen!” Und im zweiten Buch Samuel (6,14) heißt es: „Und David tanzte mit aller Kraft vor dem Herrn, und David war mit einem leinenen Ephod gegürtet.” Es ist eine universelle Erscheinung, dass Menschen das nutzen, was sie wirklich besitzen - nämlich ihre Körper, mit denen sie tanzen, um ihre Dankbarkeit gegenüber den Gottheiten für deren Gnade auszudrücken. Der Theologe Ralph A. Cram sagte zu der Idee des „Heiligen Tanzes»: „Tanzen kann als heilig gelten und es wurde in der Theologie zu einer Kunst ...»

Im 21. Jahrhundert ist es für die modernen Menschen schwierig, die mystischen Tänze zu verstehen, die die Menschheit geistig und körperlich mit den göttlichen Wesen und der Natur verbinden kann, weil sich die zeitgenössischen Tänze nach der entarteten Ästhetik richten und weil die Ansichten der modernen Menschen über den menschlichen Körper ganz anders sind als die der früheren Menschen. Die Menschheit in der Tang-Dynastie hatte völlig andere Ansichten über den menschlichen Körper und die Beziehung zwischen der Menschheit und dem Universum als die heutigen Menschen. Wie sich der Körper bewegt oder ob er still steht, was ist der entsprechende Bogen, gebildet zwischen dem Hals und der Brust, und wie stark sollte der Beugungsgrad sein, wenn sich die Taille biegt und der Tänzer seinen Körper dreht - all dies ist voller Geheimnisse. Die Menschen übersehen leicht die Tatsache, dass die körperlichen Bewegungen eines Menschen sein tägliches Leben ausmachen. Die Art und Weise, wie sich jemand bewegt, gibt genügend Aufschluss über dessen Einstellung gegenüber seinem eigenen Körper und gegenüber dem Leben. An dieser Stelle hat die Tanzkunst den philosophischen Bereich erreicht.

Die moderne Philosophin Suzanne K. Langer hat über den Tanz folgende grundlegende Meinung geäußert: „In einem Land, das von verschiedenen geheimnisvollen Kräften kontrolliert wird, muss die erste Art von Bildern, die geschaffen wurden, die einer dynamischen Tanzaufführung gewesen sein. Die erste materialistische Darbietung der grundlegenden menschlichen Natur muss ebenfalls das tanzende Bild gewesen sein. Deshalb kann der Tanz als erste authentische Kunst bezeichnet werden, die die Menschheit erschaffen hat.” (Paraphrase) Anstelle der Benutzung von Farbmitteln, Marmorsteinen und Wörtern werden lebende menschliche Körper benutzt, um Mitteilungen aus dem Leben zu befördern. Wenn ein menschlicher Körper zum Träger der Kunst wird und sich bewegt, ist der Körper über den eigentlichen Körper hinausgegangen und überträgt Mitteilungen an entfernte Orte. Die Bewegung hat den physischen Körper bedeckt und die materielle Grenze dieses Körpers durchbrochen; der Körper ist mit einer Aussagekraft ausgestattet, die den Bereich des Wahrnehmbaren übersteigt und die jenseits jeder verbalen Beschreibung liegt.

„Tanzen ist eine Sprache, bei der man nicht spricht. Während sich der Körper, ohne ein Wort zu sprechen, bewegt, kann er eine tiefgreifende Bedeutung übermitteln, die über die verbale Beschreibung hinausgeht. Der Tanz vermittelt den Menschen auf direktem Wege und über den Tanz hinaus die Wahrheit, während er einen heiligen Sinn transportiert.” (Edmund Ryden, Geistlicher) Die menschlichen Körper schaffen durch ihre Bewegungen ihren eigenen Zeit-Raum und führen das Publikum in andere Dimensionen. Die Tanzbewegungen enthüllen uns das Geheimnis, das die Erscheinungen in unserer gegenwärtigen Dimension übersteigt.

(Fortsetzung folgt)