The Weekly Standard: Chinas grausige Organernte (Teil 2)

Die ganze Welt schaut weg. Warum?

11/24/2008, Band 014, Ausgabe 10

Bangkok

(Minghui.de)

Teil 1: www.minghui.de/artikel/49999.html

Laut einer um die 30 Jahre alten Flüchtlingsfrau, die kürzlich in Hongkong ankam, war es keine gute Zeit für eine junge aufgebrachte Praktizierende. Sie hat Familie in China, daher möchte ich sie hier Jiansheng Chen nennen. Im Jahr 2002 erkannte Chen ein anderes Muster. Sie sagte: „Bevor die Praktizierenden eine Verzichterklärung auf Falun Gong unterschrieben, wurden sie alle körperlich untersucht. Nachdem sie unterschrieben hatten, gab es keine Untersuchungen mehr.” Das war, als die Bluttest anfingen.

Chen war eine „nicht Erziehbare” mit Kanten. Sie weigerte sich nicht nur, Falun Gong abzuschwören, sie schrie auch jeden nieder, der es tat. Chen bekam dreimal am Tag Medikamente (höchstwahrscheinlich Beruhigungsmittel), so kann das Testen von Drogen nicht ausgeschlossen werden. Als jedoch ihr Widerstand nicht nachließ, sagte die Polizei: „Wenn du dich nicht umerziehen lässt, dann schicken wir dich weg. Der Weg, den du gewählt hast, ist der Weg des Todes.” Acht Tage lang gab es Bemühungen, um Chen zu überreden, Falun Gong abzuschwören oder ihre Unterwerfung mittels Folter zu erreichen. Plötzlich befahlen ihr die Wärter, einen Freitodbrief zu schreiben. Chen spottete: „Ich bin nicht tot, warum soll ich also ein Todeszertifikat unterschreiben?”

Der Direktor ließ eine Gruppe von Ärzten der Militärpolizei hereinkommen, es waren weibliche und männliche Ärzte, die weiße Uniformen trugen. Die Arbeitslagerpolizisten waren laut Chen zu diesem Zeitpunkt „sehr ängstlich”. Sie wiederholten immer wieder: „Wenn du dich immer noch nicht umändern lasst, dann wartet der Pfad des Todes auf dich.”

Chens Augen wurden zugebunden. Dann hörte sie, wie die Stimme einer ihr bekannten Polizistin sie anflehte: „Chen, dir wird dein Leben genommen, ich scherze nicht. Wir waren die ganze Zeit hier zusammen, wir haben zumindest eine Art von Verbindung aufgebaut. Ich kann es nicht ertragen, zu sehen, wie ein lebender Mensch vor meinen Augen ausgelöscht wird.”

Chen blieb still. Sie traute der Polizistin nicht, warum sollte sie auch? In den vergangenen acht Tagen hatte man sie an die Decke gehängt. Sie war mit Elektrostöcken verbrannt worden. Sie hatte ihren eigenen Urin getrunken. Daher war der letzte, ach so nette Trick nicht überzeugend. Dann bemerkte Chen etwas auf ihre Hand tropfen: es waren die Tränen der Polizisten. Chen erklärte, dass sie über eine Umerziehung nachdenken würde. „Das ist alles was ich brauche”, sagte die Polizistin. Nach einem längeren Argument mit den Ärzten ging die Polizei weg.

Praktizierende sprechen gerne darüber, wie sie das Verhalten von Polizisten und Sicherheitspersonal mit der Kraft ihres eigenen Glaubens veränderten. Dies ist ein beliebter Tropus. Genau wie es die Pflicht eines Kriegsgefangenen ist, den Versuch der Flucht zu unternehmen, wird von dem Moralkodex eines Falun Gong-Praktizierenden verlangt, dass er sich bemüht, Lebewesen zu retten. In diesem spirituellen Kalkül zerstört der Polizist, der foltert, sich selbst und nicht den Praktizierenden. Wenn ein Praktizierender das Verhalten eines Polizisten auf Grund seines moralischen Vorbilds oder auf übernatürlichem Wege ändern kann, gibt es einen natürlichen Stolz, sogar, wenn der Praktizierende gefoltert wird.

Doch es gibt unterschiedliche Praktizierende. Chen erzählte ihre Geschichte nicht mit Fassung. Sie schrie sie wie eine Läuterung aus sich heraus und zwar in einer einzigen, ruppigen, verzehrenden Wut. Es ist auch wichtig, dass Chen nicht einfach nur eigensinnig, unmöglich und ein bisschen verrückt ist, sondern jung, attraktiv und charismatisch. Sie berichtete über diese Polizistin ohne Angeberei, nur entmutigt, mit durchdringender Scham, weil sie eine Umerziehungserklärung unterschrieben hatte. Die Polizistin war auf eine Mitkämpferin gestoßen, ihre Tränen waren plausibel.

Dai Ying ist eine 50 Jahre alte Flüchtlingsfrau, die jetzt in Schweden lebt. Anfang 2003 wurden 180 Falun Gong-Praktizierende im Arbeitslager Sanshui getestet. Auf diese übliche Rede, dass „sich unsere Partei besonders um euch kümmert”, folgten Röntgenaufnahmen, Abnahme von einer großen Menge Blut, Kardiogramme, Urinuntersuchungen und dann Untersuchungen: „Sie ließen uns auf den Bauch legen und untersuchten unsere Nieren. Sie tasteten sie ab und fragten, ob etwas schmerzte.”
Und das war es eben, nur Organe, wenn man die Augenhornhäute festmacht, eine Tatsache, an die sich Dai Ying lebhaft erinnert, obwohl sie damals wegen der Folter fast blind war. Augenhornhäute sind ziemlich unbedeutende Dinge, eine ist vielleicht 30.000 Dollar wert. Im Jahr 2003 hatten die chinesischen Ärzte Lebertransplantationen gemeistert, so eine war für einen ausländischen Kunden 115.000 Dollar wert.

Um der Nachfrage nachzukommen, war eine neue Lieferquelle nötig. Fang Siyi ist ein 40 Jahre alter weiblicher Flüchtling in Bangkok. Sie war von 2002 bis 2005 eingekerkert und wurde wiederholt untersucht. Dann wurde sie im Jahr 2003 für spezielle Untersuchungen im Internierungslager Jilin in Nordost-China ausgesucht.

Fang hatte die Ärzte nie zuvor gesehen: „Bei der Ankunft dort, zogen sie Arbeitslageruniformen an. Doch was mich stutzig machte war, dass sie Militärärzte zu sein schienen.” Zwölf Gefangene waren ausgewählt worden. Fang schätzte, dass acht davon Falun Gong waren. Wie wusste sie das?” Denn Falun Gong wurden von ihnen als kleine Falune bezeichnet». „Wer waren die anderen vier?” „[Der Wärter] sagte: ,hier kommt noch einer von diesen östlichen Blitzen.”

Östliche Blitze sind Christen, am Rande, dort draußen stehende chinesische Christen, unheilbare, nicht umerziehbare von der Partei Abweichende. Jing erinnert sich auch, dass diese östlichen Blitze im Jahr 2002 Blutuntersuchungen bekamen. Fang erinnert sich jedoch an die Jilin-Untersuchung viel genauer: „Die zusätzlichen Untersuchungen waren nur Blutproben, Elektrokardiogramme und Röntgenaufnahmen, sonst nichts. Es waren Falun Gong-Praktizierende und Christen.”

Sickert langsam Mitleidsübermüdung durch? Ich werde mich kurz fassen.

„Masanjia streng vertraulich” hat Familie in China, daher gebietet die Vorsicht, sie nur als ungefähr Vierzigjährige zu beschreiben, die jetzt in Bangkok ist. Ihre Erfahrung bringt uns zu dem, was ich „Späternteära” des Jahres 2005 nenne. In dieser Zeit schienen viele Praktizierende einfach ganz plötzlich zu einer Knall-auf-Fall-Untersuchung gebracht worden zu sein und danach verschwanden sie sofort. Als ich sie fragte, ob irgendjemand im Zwangsarbeitslager Masanjia tatsächlich medizinische Behandlung erhielt, antwortete sie wie aus der Pistole geschossen: „Wenn jemand auf einer Tragbahre hereingebracht wurde, dann bekam er nur eine flüchtige Behandlung. Wenn jemand gesund war, dann eine umfassende Untersuchung ... . Sie benötigten gesunde, junge Menschen. Wenn du ein Tantchen um die 60 oder 70 warst, dann kümmerten sie sich nicht um dich.”

Ob es bei den Untersuchungen auch militärisches Personal gab? „Die brauchten sie nicht. Masanjia ist ganz nah an Sujiatun [Krankenhaus] - nur eine ganz kurze Fahrt entfernt. Wenn sie jemanden brauchten, dann konnten sie ihn einfach zusammenbinden und hinüber schicken. ... Normalerweise machten sie das in der Nacht.”

Im Jahr 2007 schrieb sich Yu Xinhui, als er nach fünf Jahren im Gefängnis Guangdong frei war, mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn für eine Fahrt mit einer chinesischen Reisegruppe ins Ausland ein. Nach der Ankunft in Bangkok flohen sie zu YMCA und beantragten den Flüchtlingsstatus der Vereinten Nationen. Yu ist um die 30 Jahre alt und ein Bild an robuster Gesundheit. Als er im Gefängnis war, wurde er wiederholt untersucht, schließlich im Jahr 2005 für eine „nur Organe”-Untersuchung unter militärischer Aufsicht ausgewählt.

Yu zeigt sich bei meinen Fragen nachsichtig, denn für ihn war es nie ein großes Geheimnis. „Es ist allseits bekannt, dass sie im Gefängnis Organraub begehen. ... Schon bevor du stirbst, sind deine Organe reserviert.” Kriminelle Gefangene verspotteten die Praktizierenden: „Wenn ihr nicht macht, was wir sagen, dann quälen wir euch zu Tode und verkaufen eure Organe.” Dies hört sich wie ein dummes Spiel an, doch jeder wusste, dass es wirklich eine Liste gab: Gefangene und Praktizierende wurden nach einem jährlichen Plan weggebracht. Yu wusste, in welchen Monaten die Busse ankamen und wo sie im Hof parkten. Er machte mit mir auf Google Earth eine genaue Fahrt zum genauen Punkt.

Als die Anklagen von Falun Gong in Bezug auf Organraub im März 2006 auftauchten, schmachtete Yu noch isoliert in einem Gefängnis. So ist es umso interessanter, dass er sich an eine große panikartige Deportation von Gefangenen im Mai 2006 erinnert (vielleicht 400 Personen einschließlich der Praktizierenden). „Es war erschreckend”, sagte Yu. Sogar ich war in Panik.” Die Zeiten passen: Bei all der schlechten Publicity deuteten die Ärzte vom Festland eine Geschäftsbeendigung des Organverkaufs genau zu dieser Zeit an.

Im Jahr 2007 war der Konsens, dass die chinesische Regierung den Falun Gong-Organraub beendet hatte, um eine peinliche neue Enthüllung vor den Olympischen Spielen zu vermeiden. Daher muss mein letzter Fall als ein Grenzfall betrachtet werden, einer umfassenden Untersuchung folgte ein, ... ja, urteilen Sie selbst.

Liu Guifu ist eine 48 Jahre alte Frau, die kürzlich in Bangkok ankam. Sie erhielt eine Untersuchung von Kopf bis Fuß, ja eigentlich eine ganze Reihe davon, und zwar im Frauenarbeitslager Peking im Jahr 2007. Man stellte bei ihr die Diagnose Schizophrenie und gab ihr wahrscheinlich Drogen.

Sie erinnert sich aber sehr gut an ihre Untersuchungen. Sie erhielt in einem einzigen Monat drei Urinuntersuchungen. Man sagte ihr, sie müsse Flüssigkeiten trinken und dürfe, bis sie zum Krankenhaus komme, nicht urinieren. War dies ein Test wegen Diabetes oder Drogen? Das kann nicht ausgeschlossen werden. Aber es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um eine Nierenfunktionsprüfung handelte. Und drei große Blutproben wurden im gleichen Monat genommen, welche ungefähr 1000 Dollar kosteten. War das Arbeitslager um Lius Gesundheit besorgt? Oder um die Gesundheit eines bestimmten Organs? Vielleicht eines Organs, bei dem eine Gewebeabgleichung mit einem hochrangigen Kader oder einem reichen ausländischen Kunden gemacht wurde?

Die entscheidende Tatsache ist, dass Liu zum einen Mitglied der nicht umerziehbaren Falun Gong-Brigade mit einer Geschichte der Ausnutzung wegen der Organe war und zum anderen als mental krank eingeschätzt worden war. Sie war nutzlos, die stärkste Annäherung, die wir zu einem namenlosen Praktizierenden haben, der nie seinen Namen oder seine Heimatprovinz an die Behörden weitergab und somit auch den geringsten gesellschaftlichen Schutz verlor.

Es gab bestimmt hunderte, wenn nicht tausende von Praktizierenden, die nur mit Nummern versehen waren. Ich hörte, dass Nummer 200 oder so ähnlich eine talentierte junge Künstlerin mit schöner Haut war, doch ich weiß es nicht wirklich. Keine von ihnen kam lebend aus China heraus.

Es wird auch höchstwahrscheinlich keine von ihnen je herauskommen. Tibetische Quellen schätzen, dass 5000 Protestierende bei der Razzia in diesem Jahr verschwanden. Viele wurden nach Qinghai, einem möglichen Zentrum des Organraubs, gebracht. Doch das ist spekulativ. Allerdings stimmen die taiwanischen Ärzte, die den Organraub untersuchen, und diejenigen, die für ihre Patienten Transplantationen arrangieren, in einem Punkt überein: Die Schlussfeier der Olympischen Spiele markierte wieder die freigegebene Saison für die Organernte.

Einige Personen aus dem Lager der Menschenrechtler werden diese Behauptung skeptisch lesen. Solange bis jedoch gegenteilige Beweise vorliegen, werde ich meine Wette auf Billig-Niedrigpreise für Organe in China setzen. Ich gebe zu, dass ich mich bei diesem Gedanken ein bisschen ausgebrannt fühle. Dies ist ein Berufsrisiko.

Daher erzählte ich Ihnen diesen ”eines Nachts in Bangkok-Witz», damit sie über den ersten Abschnitt hinaus lesen würden. Was jedoch wirklich zum Lachen ist, ist die verzögernde, formalistische leicht verlegene Antwort von so vielen auf den Mord von Gefangenen des Gewissens zum Zweck des Raubs ihrer Organe. Dies ist ein bösartiges Verbrechen.

Washington sieht sich seinen eigenen Geboten gegenüber. Der Brandungsrückstrom der chinesischen Finanzkraft ist stark. Die in der Regierung wollen in Zeiten der Finanzkrise, China hat eine große Menge von US-Anleihen, nichts von Falun Gong und Genozid hören. Daher sinkt diese Geschichte immer tiefer unter dem bleischweren Gewicht der amerikanischen politischen und journalistischen Apathie. Wenigstens haben die Europäer ihr ein bisschen Luft gegeben, sie können es sich leisten. Sie sind nicht die Führer der freien Welt.

Es wird argumentiert werden, im Stillen natürlich, dass Amerika keine Möglichkeit zu leichtem Einfluss hat, keine Möglichkeit, um das was getan wurde, zu lösen, kein silbernes Geschoss, das das chinesische Regime verändern kann. Vielleicht nicht, wir könnten jedoch den Amerikanern verbieten, sich Organtransplantationen in China machen zu lassen. Wir könnten chinesische medizinische Konferenzen boykottieren, medizinische Verbindungen abbrechen, ein Embargo von chirurgischen Ausrüstungen durchführen. Und wir könnten uns weigern, irgendwelche diplomatische Gipfel abzuhalten, bis die Chinesen eine klare und umfassende Datengrundlage von jedem Organspender in China vorweisen.

Wir müssen vielleicht im Augenblick noch mit der kommunistischen Partei Chinas leben. Was das betrifft können wir uns trösten, dass es keine Knochen gibt, im Augenblick zumindest nicht. Es wird keine geben, bis die Partei fällt und die Chinesen anfangen, die Gräber und Aschen durchzusichten.

Uns allen wird ein wenig Mitleidsübermüdung zugestanden, das ist verständlich. Doch wir sollten keine Fehler machen: Es gibt schreckliche Echsen. Und jetzt sind die Olympischen Spiele vorüber, die Kameras wurden wieder weggekehrt und sie streunen wieder auf der Erde herum.


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