Das Selbst loslassen und sich Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht angleichen

(Minghui.de) Ende 2005 begann ich, an Minghui Radiosendungen mitzuwirken. Ich hatte die Aufgabe, einmal wöchentlich ein Interview zu machen. Das habe ich 1 ½ Jahre lang gemacht. Ich möchte einige meiner Erfahrungen und Erkenntnisse mitteilen.

1. Den Eigensinn auf Begabung ablegen

Als ich anfing, interviewte ich eine Praktizierende, die oft vor der chinesischen Botschaft appellierte. Ich mochte sie nicht, weil sie mir vernunftlos vorkam. Obgleich sie aus dem Westen ist, war ihr Englisch voller Fehler und ich musste oft erraten, was sie sagen wollte. Manchmal murmelte sie auch nur. Ich habe eine schlechte Eigenschaft: Ich spreche gern mit Menschen, die logisch sind und deutlich sprechen und mit sehr kompetenten Menschen. Diese Praktizierende war diesen Ansprüchen nicht gewachsen. Ich wurde richtig ungeduldig mit ihr. Als sie sprach, musste ich immer denken, dass es mich sehr viel Zeit kosten würde, den Ton für die Aufnahme richtig hinzukriegen. (Damals hatte ich nur sehr wenig technische Fähigkeiten.)

Als ich schließlich das Interview beendete und anfing, die Aufnahme zu editieren, wurde ich sogar noch aufgeregter. Mir wurde ganz wirr im Kopf, ich konnte nicht richtig sehen, fühlte mich schwach und mein Magen plagte mich. Das war sehr ungewöhnlich. Ich pflegte den ganzen Tag am Computer zu arbeiten und hatte nie Schwierigkeiten damit. Was war denn mit mir los? Ich legte meine Arbeit nieder und fing an nachzudenken. Ich erkannte, dass meine Einstellung nicht richtig war. Ich hatte der Praktizierenden die Schuld für meine Schwierigkeit gegeben: Es war zeitaufwendig, ihre Tonaufnahme zu editieren. Ich mochte ihren Stil nicht usw. Ich war nur auf mich selbst konzentriert.

Ich merkte, dass ich sehr egozentrisch war. So hatte ich dem Bösen große Lücken geboten. Das konnte ich nicht geschehen lassen, also fing ich an, daran zu arbeiten. Ich ermahnte mich, dass ich meine Gefühle nicht mit der Dafa-Arbeit vermischen sollte. Ich sollte nur das tun, was zu tun war, ohne über andere Praktizierende zu urteilen.

Nach einer Weile klangen meine Beschwerden ab. Als ich mir die Tonaufnahme anhörte, fand ich, dass die Praktizierende im Ganzen gesehen sehr gut gesprochen hatte. Ich hatte mich zu sehr auf ihre Schwächen konzentriert und dabei ihre Stärken übersehen.

Ich bemerkte, dass ich im täglichen Leben wie in der Kultivierung ganz persönliche Anforderungen stellte, besonders auf Gebieten, die ich gut beherrschte. Ich achte so sehr auf die Schwächen der anderen Menschen und wundere mich, warum sie sich nicht verbessern können. Ich betrachtete mich tatsächlich als zu hoch.

Dieser Fehler hat sicher tiefere Wurzeln. Vor ein paar Jahren hatte ich einen Traum, wie das Böse die Lebewesen fertig macht. Sie warteten auf zwei Götter, die das Böse bestrafen sollten. Zwei Götter, einer jung, der andere älter, und eine Göttin flogen vorüber. Die Göttin war ich. Der Jüngere war mein Assistent. Mir war sehr bewusst, wie mich in dem Traum die Menschen betrachteten. Sie bewunderten meine Fähigkeiten und sie vertrauten mir. Ich war sehr stolz auf meine Vernunft und meine Fähigkeiten. Ich dachte nicht sehr an andere Menschen. Aber trotzdem zeigte ich meine Selbstzufriedenheit nach außen hin nicht. Ich sah sehr göttlich aus. Als ich erwachte, merkte ich, dass meine Xinxing sich von den Erwartungen auf jener Ebene entfernt hatte. Ich war selbstsüchtig, obgleich es in diesem Bereich immer noch eine göttliche Welt war, sie war degeneriert.

Dieser mein Fehler wurde in diesem Leben bestärkt, weil ich gewisse Fähigkeiten habe, die mir oft Lob eingebracht haben. Unbewusst wurde meine Selbstüberschätzung und Unnachsichtigkeit gegenüber Inkompetenz gestärkt. Seit dem Beginn meiner Kultivierung haben mich meine Mitpraktizierenden immer gelobt. Meine Reaktion auf solche Lobeshymnen kam in dem Traum zum Ausdruck. Ich war auf mich selbst stolz und achtete mich selbst sehr hoch. Die alten Mächte haben diese Fähigkeiten für mich eingerichtet, um diese Seite in mir zu bestärken, damit ich vom Fa abweiche.

Jedenfalls kann Dafa alles richtig stellen. Durch das Lernen des Fa verstand ich, dass unsere Fähigkeiten von Dafa kommen und dazu da sind, dem Meister bei der Berichtigung der Welt zu helfen, aber nicht, um unsere schlechten Eigenschaften zu verstärken. Wir haben alle unsere Eigenschaften und verschiedenen Aufgaben in dieser Welt. Unsere Fähigkeiten, ob stark oder schwach, sind vom Meister aus einem Grund eingerichtet worden. Ich habe meine Fähigkeiten nicht, weil ich großartig bin, sondern weil Dafa großartig ist. Da ich ein Wesen im Dafa bin, sollte ich nicht auf meine Fähigkeiten stolz sein, die ich von Dafa bekommen habe. Es gibt auch keinen Grund, auf andere Menschen herabzublicken, die nicht so große Fähigkeiten haben.

2. Die Xinxing stellt sich in Konflikten heraus

Einige Monate danach wurde ich mit meinem zweiten Kind schwanger. Ich bemerkte, dass ich nicht mehr so lange aufbleiben konnte wie vorher, sonst bekam ich Brechreiz. Darum vermied ich es, zu spät zu Bett zu gehen. Einmal wollte ich ein Programm für die Nacht aufladen und sagte zu meinem Mann, sobald mein Sohn im Bett sei, würde ich mit dem Aufnehmen beginnen, sodass ich gegen Mitternacht fertig sein würde. Mein Mann pflegte nicht zu telefonieren, wenn ich Aufnahmen machte. Aber als ich mit dem Aufnehmen anfangen wollte, telefonierte mein Mann immer noch. Ich teilte ihm mit, dass ich nun mit dem Aufnehmen beginnen wolle. Er nickte, aber nach weiteren 20 Minuten redete er immer noch. Ich war wütend. Ich dachte, er sei rücksichtslos und ich kochte innerlich: „Du bist nie zu Hause. Ich bleibe hier, um für den Kleinen sorgen. Ich muss zur Arbeit gehen und ich mache Dafa-Arbeit. Jetzt bin ich schwanger. Wenn ich zu spät ins Bett komme, werde ich nicht schlafen können, usw., usw.” Alle alten Wunden kamen wieder hoch.

Ich gab meinem Mann nochmals einen Hinweis mit meinem Mikrofon. Aber er nickte nur, grunzte und redete weiter. Ich war wütend. „Er sieht mich nicht einmal an!” Ich hätte ihm am liebten das Telefon weggerissen und ihn angeschrieen. Aber ich beherrschte mich, weil ich nicht wollte, dass der Praktizierende am anderen Ende der Leitung es mitbekommt. Ich stürzte aus dem Zimmer und knallte die Tür zu.

Mein Mann merkte wahrscheinlich, dass etwas nicht stimmte. Kaum hatte ich mich hingesetzt, beendete er die Unterhaltung und kam herüber. Ich wurde eher noch ärgerlicher, als ich sein unschuldiges Gesicht sah. Ich beklagte mich bitterlich, weil er so wenig auf mich achtete. Er hörte zu. Als ich mich beruhigt hatte, sagt er: „Ich weiß, dass du unter Stress stehst. Weißt du, dass ich genauso gestresst bin? Ich bin nicht gut im Koordinieren. Ich weiß gar nicht recht, ob ich für meine Arbeit gut geeignet bin.”

Ich wusste, dass er aufrichtig zu mir auf. Er hatte genug Druck auszuhalten. Wenn ich gewusst hätte, dass er so viel Koordinationsarbeit haben würde, hätte ich kein zweites Kind gewollt. Meine Mutter kam mir zweimal in den ersten Monaten der Schwangerschaft zu Hilfe. Als dann mein Sohn geboren war, kam sie, um mir wieder zu helfen. Einmal brach sie vor Erschöpfung zusammen. Sie hatte gerade angefangen, Falun Gong zu praktizieren und war noch keine richtige Praktizierende. Sie verstand nicht, dass mein Mann so viel Zeit und Kraft in etwas stecken musste, das kein Geld einbrachte. Ich konnte es ihr nicht ganz verständlich machen. Zum Glück hatte sie sich ein wenig verändert, als sie die Spectacular Aufführungen gesehen hatte.

Unter dem Druck der Dafa-Arbeit, meinem eigenen Unwohlsein infolge der Schwangerschaft und meiner Stimmungsschwankungen wurde ich richtig gereizt. Ich verstand mich gut mit meiner Mutter, da sie ein gewöhnlicher Mensch ist und ich verstehen konnte, woher sie stammt. Es war verständlich, dass sie ermüdete und dass sie sich darüber beklagte, auch weil sie den Grund der Chinesischen Neujahrsgala nicht verstand. Aber mein Mann ist Praktizierender. Ich erwarte von ihm, dass er ein Praktizierender ist. Wenn er die Anforderunge nicht erfüllen konnte, wurde ich ihm gegenüber ungeduldig. Ich vergaß alles, was der Meister gesagt hat: Praktizierende sollen nicht wütend werden, sie müssen tolerant ein und sollen immer zuerst an die anderen Menschen denken. Unter solchen Umständen war ein kleiner Konflikt zu einem großen geworden.

Tatsächlich verbrachte ich damals viel Zeit mit dem Fa-lernen. Ich bemerkte, dass ich in meiner Kultivierung nicht beständig war und lernte umso mehr. Beim Lesen des Fa fühlte ich, wie sich ein Knoten nach dem andern auflöste. Ich bin ein anderer Mensch geworden, war ruhig im Gemüt und meine Klagen verschwanden. Wenn ich aber unter Stress stand, tauchten viele meiner schlechten Eigenschaften wieder auf.

Ich fand heraus, dass unsere Selbstbezogenheit, wenn wir nicht unter Druck stehen, durch vieles andere verborgen wird, z.B. durch Höflichkeit und oberflächliches Verständnis. Das bedeutet aber nicht, dass die schlechten Eigenschaften entwurzelt sind. Sie schleichen sich an uns heran, wenn wir unter Druck stehen. Daher bemerkte ich, dass meine Kultivierung nicht solide war. Ich bin so an das gebunden, was zu tun war, dass ich nicht mehr darauf achtete, wie sich andere Menschen befinden.

Die einzige Lösung ist es, das Fa mehr zu lernen, zuerst an andere Menschen zu denken und nachsichtiger zu sein. Wenn wir erst einmal größere Fähigkeiten haben und unsere schlechten Eigenschaften ablegen, dann können wir jedem Druck sehr viel besser widerstehen.

Beim Rückblick auf meine Erlebnisse empfinde ich, dass der Meister mich die ganze Zeit geleitet hat. Egal wie viele Konflikte wir unter uns Praktizierenden haben, egal, wie wenig wir uns wie wahre Praktizierende verhalten, der Meister gibt uns nicht auf. Ich bin entschlossen, es besser zu machen und alle Dinge in mir zu berichtigen, die nicht mit Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht übereinstimmen.

Ich danke Ihnen, verehrter Meister, für die Gelegenheiten, uns zu kultivieren und uns selbst zu reinigen, sodass wir zu unserem wahren Selbst zurückkehren können.

Erfahrungsbericht unter Minghui Redakteuren, 2007