Ein besonderer Tag, der mein Leben vollkommen umkehrte (Teil 1)

Spezialinterview mit Frau Wu Yanxia

(Minghui.de) Frau Wu Yanxia ist Falun Gong-Praktizierende. Sie wurde in eine Familie hineingeboren, die sich eines „Märtyrers” der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) rühmte. Yanxia trat im Alter von 18 Jahren im ländlichen Raum der Stadt Tianjin in die KPCh ein. Die KPCh sah sie als eine ihrer zukünftigen Hauptleistungsträger an. Doch das Ereignis vom 25. April, als mehr als 10.000 Praktizierende nach Peking fuhren, um friedlich für Falun Gong zu appellieren, erschütterte sie bis ins Mark und brachte ein Nachdenken und Umdenken über ihr eigenes Leben in Gang. Am 9. Jahrestag des Ereignisses vom 25. April stimmte Frau Wu dankenswerterweise einem Interview zu. Sie ließ den außerordentlichen Zeitraum Revue passieren, den sie und ihre Mitpraktizierenden erlebt haben. Sie teilte ihre Gedanken und Erkenntnisse in dieser Angelegenheit mit.

Der untenstehende Artikel wurde aus einem mit Tonband aufgenommenen Interview zusammengestellt.

Das Ereignis vom 25. April versetzte jedermann in Erstaunen

Am 25. April 1999 wurden ungefähr 40 bis 50 Praktizierende in der Stadt Tianjin eingesperrt und da die Angelegenheit nicht vor Ort geklärt werden konnte, wollte die Praktizierende Jin Yuqin nach Peking gehen, um dort in der Hoffnung, dass die Regierung mehr über Falun Gong erfahren könne, bei der Regierung zu appellieren. Ihr Mann Zhao Guang fuhr sie nach Peking, wo er selbst Zeuge der Friedfertigkeit, Vernunft und des Glücks von Falun Gong-Praktizierenden wurde. Später wollte er mehr über Falun Gong erfahren und begann selbst, Falun Gong zu praktizieren.

Am 20. Juli 1999 fing die Kommunistische Partei Chinas an, Falun Gong groß angelegt zu verfolgen. Frau Jin Yuqin, ihr Mann und ihre jüngere Schwester wurden verhaftet. Herr Zhao Guang wurde zu zwei Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Der 14-jährige Sohn und die 11-jährige Tochter des Ehepaares blieben ohne jegliche Aufsichtsperson allein zu Hause.

Eines Tages ging ich zu ihnen nach Hause, um nach den Kindern zu sehen. Weil ich Lehrerin war, sorgte ich mich, dass sie in der Schule wegen der Verhaftung ihrer Eltern diskriminiert würden. Ich fragte den Jungen, ob sie unter Druck gesetzt würden. Er war neu in der Mittelschule und ein Kind, das angeblich von seinen Eltern verzogen worden war. Er antwortete: „Wir spüren keinen Druck und wir haben keine Angst. Unsere Eltern haben weder gestohlen, geraubt oder sonst etwas Schlimmes gemacht, was unserem Land oder unserer Gesellschaft schaden könnte. Sie haben doch nur die Wahrheit gesagt, oder? Wenn sogar das ein Tabu ist, hat unsere Nation dann überhaupt noch irgendeine Hoffnung?” Ich war über seine absolut unerwarteten Worten sehr erstaunt.

Seit 18 Jahren war ich Lehrerin und war immer meinen Schülern gegenüber eine Autoritätsperson gewesen. An diesem Tag brachte mir dieser jüngere Bursche eine Lektion bei! Ich war erstaunt, weil ich noch nie zuvor irgendeinen Mittelschüler gesehen hatte, der in so einer schwierigen Situation so ruhig bleiben und so ruhig sprechen konnte. Ich antwortete: „Du bist so jung, wie kannst du so reden?” Er erwiderte: „Ich bin ein Praktizierender. Ich benehme mich als ein guter Mensch und folge den Prinzipien von Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht, die unser Meister uns lehrt. Ich habe keine Angst vor Diskriminierung.”

Obwohl ich über zwei Jahre selbst praktiziert hatte, hatte ich auch 26 Jahre KPCh-Mitgliedschaft erlebt und war viele Jahre von der KPCh „erzogen” worden. Ich wusste, dass die Verfolgung von Falun Gong durch die KPCh falsch war. Doch die Natur der kommunistischen Parteilichkeit und das Dogma, „sich selbst immer mit der Partei abzustimmen” hatte noch einige Macht über mich. Als Guangs Sohn sagte, was er machte, spürte ich in seinen Worten eine enorme Kraft und ich spürte, dass die Natur meiner Parteilichkeit, die mein Leben kontrolliert hatte, zerstört wurde. Ich erkannte, dass diese Kraft die Natur meiner Parteilichkeit bei weitem übertraf. Dies gab den Anstoß, dass ich über mich selbst und mein Leben nachdachte.

Wendepunkt in meinem Leben

Ich betrachtete mich selbst als einen guten Menschen. Nun erkannte ich, dass ich mich selbst an den gesunkenen moralischen Normen der gewöhnlichen Menschen gemessen hatte. Als ich mich selbst an den Normen von „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht” maß, fand ich meinen schmutzigen Egoismus tief in meiner Seele.

Als der Bürgermeister der Stadt Tianjin im CCTV (chinesisches Zentralfernsehen) erklärte, dass die Stadt Tianjin keine einzige Person verhaftet hätte, wusste ich, dass er vor der gesamten Nation log. Als Li Sheng (nach Aussprache niedergeschrieben), der ehrenamtliche Direktor des Schulungszentrums in meinem Bezirk, verhaftet wurde, trat ich nicht hervor, um die Wahrheit zu sagen. Die Worte von Guangs Sohn: „Wenn es sogar ein Tabu ist, die Wahrheit zu sagen, hat unsere Nation dann überhaupt noch irgendeine Hoffnung?” ließen mich erkennen, dass viele Chinesen, darunter auch ich selbst, selten unabhängig denken können, nachdem sie unter dem starken Druck der tyrannischen KPCh-Herrschaft gelebt haben. Wir leben jeden Tag in einer irreführenden Welt.

In der Vergangenheit war ich in den Augen meiner Vorgesetzten äußerst gehorsam, um mich selbst und meine Familie vor möglichem Unheil zu schützen. Niemand konnte sich vorstellen, dass ich je etwas machen würde, was nicht auf der Linie der KPCh-Politik lag. Seitdem die KPCh die Macht übernommen und sie gefestigt hatte, gab es viele politische Bewegungen und keine konnte sich den Regeln der KPCh widersetzen. Beispielsweise gingen am 4. Juni 1989 80 bis 90 Prozent jeder Arbeitseinheit auf die Straße, um sich am Protest zu beteiligen. Doch nur ein paar Tage später griff die KPCh gegen den Protest hart durch und niemand würde mehr zugeben, dass er am Protest beteiligt gewesen war. Jeder hatte Angst, dass seine Familie und seine Verwandten darin verwickelt werden würden. So zogen sie sich zurück und gaben auf, als sie erkannten, dass die gesamte Atmosphäre unfreundlich war.

Dieses Mal traten so viele Menschen, einschließlich Kinder, hervor, um sich ohne Angst vor dem Tod für die Wahrheit einzusetzen. Das Ereignis vom 25. April veränderte alles und erleuchtete mich wirklich. Es befreite mich von den mentalen Fesseln der KPCh und schenkte mir die Gelegenheit, ein Leben wie ein echtes menschliches Wesen zu leben. Obwohl ich nicht direkt an diesem massiven Appell teilgenommen hatte, kam ich daraus als jemand hervor, der das universelle Prinzip „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht” hochhält.

(Fortsetzung folgt)