Einer Mitpraktizierenden helfen

(Minghui.de) Unlängst half ich einer Mitpraktizierenden in einer Notlage. Dadurch habe ich eine Menge gelernt und möchte gerne meine Erfahrungen mit meinen Mitpraktizierenden austauschen. Bitte weist mich bei meinen bescheidenen Einsichten auf alles Unangemessene hin.

Ende des Jahres 2003 traf ich mit einer Mitpraktizierenden zusammen, die ich Anqi nannte. Ich bin einige Jahre älter als Anqi. Wir haben beide ein Kind und wir vier bildeten eine wöchentliche Fa-Lerngruppe, in der wir unsere Kultivierungserkenntnisse austauschten. Manchmal arbeiteten wir zusammen, um die drei Dinge zu tun (das Erklären der Wahrheit, Aussenden der aufrichtigen Gedanken und Lernen des Fa). Wir beide schätzten diese für uns vom Meister arrangierte Beziehung. In den vergangenen fünf Jahren haben wir viel voneinander gelernt und blieben auf unserem Kultivierungsweg fleißig. Gemeinsam haben wir bei unserer Kultivierung viele Hindernisse und Schwierigkeiten überwunden. Wir sind zusammen durch dick und dünn gegangen und haben uns nie gestritten.

In den vergangenen sechs Monaten war es schwierig, unsere wöchentliche Fa-Lerngruppe aufrecht zu erhalten, hauptsächlich deswegen, weil Anqi nicht konnte. Nach dem Fa-Lernen beklagte sie sich meistens über den Druck seitens ihrer Familie und des Kindes. Die schwachen schulischen Leistungen ihres Sohnes zum Beispiel, ihr Sohn spielt mit ihrem Mobiltelefon, ihr Sohn versendet SMS-Nachrichten an Mädchen in der Schule usw. Ihr Mann tadelte sie für alles und machte ihr wegen des Verhaltens des Sohnes Vorwürfe und er äußerte schlechte Kommentare über Falun Gong. Ein Problem folgte dem nächsten. Ganz gleich, wie sehr sie auch versuchte, das Fa zu lernen, aufrichtige Gedanken auszusenden oder nach innen zu schauen, ihre Situation besserte sich nicht. Die häuslichen Probleme breiteten sich in der Familie aus.

Ich hatte immer einige schlechte Meinungen über Anqi, seit ich sie kannte. Was mir am meisten bei ihr missfiel, war ihre Arroganz. Ich dachte, sie denke zu hoch über sich selbst, doch sie könnte keine Schwierigkeiten ertragen. Doch ich wusste auch, dass ich als eine Falun Gong-Praktizierende sie oder ihre Probleme nicht beurteilen musste. Außerdem wusste ich, dass ich dieselben Eigensinne hatte. Ich missbilligte einfach den von ihr gewählten Ton und die Art und Weise, wie sie ihre Angelegenheiten behandelte. Eigentlich rührte meine Missbilligung von meinem Neid, von meinem Kampfgeist und von der Art her, wie ich selber auf andere herunterblicke. Ich habe erkannt, dass ich diese Eigensinne habe, mich aber nie daran gemacht, diese zu eliminieren. Ich habe mich sogar hinter ihrem Rücken über sie beklagt.

Es war keine Überraschung, dass ich zwar versuchte, ihr zu helfen, nach innen zu schauen oder Hinweise anzubieten, doch in Wirklichkeit wegen dieser Probleme tadelte. Ich dachte, sie würde die Gelegenheit nicht nutzen, sich gut zu kultivieren, was bewirke, dass auch ihr Sohn nachlasse. Manchmal dachte ich, sie verdiene es und freute mich, dass sie nun erntete, was sie gesät hatte. Nach einigen Wochen machte sie sehr kleine Fortschritte bei der Lösung dieser Probleme.

Erst vor ein paar Tagen erkannte ich plötzlich, dass diese Probleme, denen sie vor langer Zeit gegenüberstand, nicht nur von ihr selbst ausgelöst worden waren. Ich musste genauso für sie verantwortlich sein. Außerdem haben wir einander geholfen und uns gegenseitig Gesellschaft geleistet während dieser gefahrvollen Reise in der Zeit der Fa-Berichtigung. Sie half mir, wenn ich in einer Notlage war. Man fragt sich, wie viele vergangene Leben wir einander gekannt hatten! Nun, wo sie in ihrem Leben vor solch großen Schwierigkeiten steht, sende ich solch negative Gedanken über sie aus. Unterstütze ich dabei nicht die bösen Elemente in anderen Dimensionen?

Sobald ich dies erkannt hatte, setzte ich mich in die Doppellotusposition und sendete aufrichtige Gedanken aus. Ungeachtet unseres Kultivierungszustandes werde ich nicht irgendetwas Bösem in anderen Dimensionen erlauben, eine Trennung zwischen mir und anderen Mitpraktizierenden zu erzeugen. Ich muss alle Störungen, bösen Geister, morschen Gespenster und bösen Elemente der Kommunistischen Partei, die die Mitpraktizierende verfolgen und uns beim Tun der Drei Dinge stören, auflösen. Ich versuchte auch, mich mit Anqi zu verbinden und alle schlechten Gedanken, Anschauungen, Eigensinne und das Gedankenkarma in unseren Dimensionen zu eliminieren.

Dann begann ich, zum ersten Mal ihre Probleme mit einem wirklich selbstlosen Herzen als meine eigenen zu betrachten. (Eigentlich war es nicht schwierig, das zu tun. Solange wir wirklich vorhaben, uns zu kultivieren, wird der Lehrer die schlechten Elemente von uns in den anderen Dimensionen beseitigen.) Ich versetzte mich an ihre Stelle und analysierte ruhig, was sie falsch gemacht haben mochte. Wie konnte ich sie wirklich erreichen? Wie konnte ich ihre Probleme auf eine Weise darstellen, dass sie es akzeptieren konnte? Ich dachte lange und sorgfältig darüber nach, bevor ich mit ihr sprach.

Einmal bekam ich eine E-Mail von ihr. Wie üblich sprach sie in dieser E-Mail über ihren Kummer. Außerdem hatte sich die Situation verschlimmert. Sie hatte das Gefühl, sie könnte ihrem Mann nicht mehr ins Gesicht schauen, sie könnte den Druck nicht mehr länger ertragen. Sie hatte das Gefühl, sie und ihr Sohn seien beide zusammengebrochen. Sie bat mich um Hilfe. Vordem hatte sie mich niemals in diesem Ton um Hilfe gebeten. Ich fragte sie sofort, ob wir uns persönlich treffen sollten. In der Vergangenheit hatte sie sich über eine Menge beklagt und die Konversation angeführt.

Dieses Mal übernahm ich die Gesprächsführung beim Austausch der Probleme, denen ich zu Hause gegenüberstehe und über meine Erfahrungen als Kultivierende mit meinem Kind. Als nächstes zeigte ich feierlich die Lücken ihres jüngsten Fa-Lernens auf. Mittlerweile versuchte ich mein Bestes, sie zu ermutigen, nach innen zu schauen und ihre aufrichtigen Gedanken wieder zu stärken. Ich bereitete mich auf dieses Gespräch nicht vor, doch ich entdeckte, dass sich meine Gedanken zunehmend ausweiteten und das Fa mir zunehmend klarer wurde. Ich hatte auch das Gefühl, dass meine aufrichtigen Gedanken stärker wurden. Als wir uns verabschiedeten, nickte sie zustimmend und es sah so aus, als hätte sie mich verstanden.

Am nächsten Tag erschien sie in unserer Fa-Lerngruppe und sah zuversichtlich und glücklich aus. Der traurige und niedergeschlagene Ausdruch war aus ihrem Gesicht verschwunden. Sie sagte mit starken aufrichtigen Gedanken: „Ich habe es schließlich verstanden. Ich habe Probleme im Leben als schlechte Dinge betrachtet. Ich habe versucht, die Probleme durch Fa-Lernen und das Tun der drei Dinge zu lösen. Ich lernte das Fa mit einem trachtenden Herzen. Je mehr ich trachtete, umso schlimmer wurde meine Situation. Egal, ob man einer guten oder schlechten Sache begegnet, ist es für eine Kultivierende eine gute Sache. Der Lehrer hat uns dies gelehrt. Nur meine Anschauung war falsch.” Ich fühlte mich wirklich glücklich für sie.

Am Tag danach schoss mir ein Gedanke durch den Kopf, als ich in der Doppellotusposition saß. Ich hatte mich mit Anqi über das gleiche Problem ausgetauscht. Lange Zeit hatte ich körperliches Unwohlsein, Gedankenkarma und all die Schwierigkeiten und Probleme des Lebens als schlechte Dinge betrachtet. Dadurch hatte ich mich bis zu einem gewissen Grad niedergeschlagen gefühlt und in meiner Kultivierung nachgelassen. Die erste Phase meiner Kultivierung war so einfach und wunderbar gewesen. Warum nur war es zunehmend schwieriger geworden? Diese Frage hatte mich lange Zeit beunruhigt und meine Haare deswegen grau werden lassen. Ich hatte es versäumt, dies zu verstehen. Doch war ich zu stolz, mich über meine Probleme auszutauschen. Mitpraktizierende mögen gedacht haben, ich hätte es gut gemacht, doch ich fühlte mich miserabel.

Der eigentliche Grund dafür war, dass ich es versäumt hatte, die Essenz der Kultivierung zu begreifen. Ich hatte einerseits an Menschlichkeit festgehalten und andererseits an Göttlichkeit. Ich hatte befürchtet, meine Interessen zu verlieren. Ich war daran gewöhnt, irgendwelche unangenehmen Dinge als schlecht zu empfinden. Daher versuchte ich, die Dinge sorgfältig und perfekt zu tun, um alle unangenehmen Vorkommnisse zu vermeiden. Auch ich hatte das Fa mit einem trachtenden Herzen gelernt, um meine Situation durch Kultivierung zu verbessern. Wie kann ich mich als Falun Gong-Praktizierende bezeichnen mit solch einem schmutzigen Gemüt? Ernsthaft ausgedrückt, habe ich im Außen gesucht und habe mich auf dem bösen Weg kultiviert!

Ich bin Anqi wirklich dankbar, dass sie einen großen Eigensinn für mich identifizierte. Ich habe eine Menge Falun Gong Bücher und Artikel studiert. Ich hatte gedacht, es sei schwer zu identifizieren, was mich daran behinderte, bei meiner Kultivierung Fortschritte zu erzielen, doch ich hatte es versäumt, ein tieferes Verständnis des Fa zu erlangen oder zumindest ein nicht so klares wie jetzt. Ich dachte, ich würde Anqi helfen, doch stattdessen half sie am Ende mir. Der Lehrer musste versucht haben, mir in dieser Hinsicht zu helfen und zeigte mir, dass anderen zu helfen, bedeutet, sich selbst zu helfen. Wenn ich meine Xinxing (Charakter, Herz- und Geistnatur) erhöhe, werden sich andere Dinge, wie mein Verständnis des Fa, ebenfalls erhöhen. Es ist wichtig, wirklich selbstlos zu sein, das Ego loszulassen und die Distanz zu anderen Praktizierenden aufzuheben, damit wir einen Ganzkörper bilden und uns als Ganzes erhöhen.