Bedingungslose Kooperation

Vorgetragen auf der deutschen Fa-Konferenz in Karlsruhe 2009

(Minghui.de) Bevor ich Kinder hatte, habe ich in einigen Erfahrungsberichten gelesen, dass die Kinder den Eltern bei der Kultivierung helfen. Damals konnte ich das nicht so gut nachvollziehen. Jetzt habe ich zwei Kinder, mein Sohn ist 5 Jahre und meine Tochter knapp 3 Jahre alt. Ich habe bemerkt, dass ich im Umgang mit meinen Kindern jetzt viele Dinge aus einem anderen Blickwinkel betrachten muss. Ich habe z.B. ein viel tieferes Verständnis für die „bedingungslose Kooperation” gewonnen.

Wegen der Arbeit ist mein Mann oft nicht zu Hause und so muss ich mich alleine um die Kinder kümmern. Am Wochenende gehen die Kinder nicht in den Kindergarten, so dass ich mich mehr um sie kümmern muss als unter der Woche. Früher schrieb ich am Wochenende einen oder zwei kurze Artikel für die chinesische Epochtimes. Obwohl die Artikel kurz sind, musste ich dennoch vorher einige Artikel lesen, um sie zu schreiben. Außerdem muss ich an manchen Wochenenden die Anzeigeninhalte für den Bücherverkauf festlegen. Hinzu kommt noch die Haushaltarbeit, die ich unter der Woche wegen meines Jobs und anderer Arbeiten für Dafa nicht schaffen konnte, also fand ich mein Wochenende schon ziemlich angefüllt. Anfang November diesen Jahres habe ich begonnen, eine komplette Seite in der chinesischen Epochtimes zu übernehmen. Ich muss selbst die Themen aussuchen und die Artikel schreiben. Die Arbeit hat also sehr zugenommen. Damals dachte ich: „Naja, die Zeit ist wie ein Gummiband, wenn ich kräftig daran ziehe, dann wird es halt länger.” Aber später habe ich bemerkt, dass ich unter der Woche doch nicht so viel Zeit einsparen kann und die Arbeit für diese Seite doch am Wochenende erledigt werden muss.

Normalerweise möchte ich beim Schreiben nicht gestört werden, denn sonst sind meine Gedanken unterbrochen. Aber die Kinder können dies nicht verstehen. Oft kommt die zweijährige Tochter zu mir, wenn ich gerade einen Artikel schreibe. Sie zieht mich am Arm und will mit mir puzzlen. Ich kann zwar mit ihr argumentieren, allerdings macht sie nicht unbedingt mit. Z.B. sage ich: „Mama arbeitet gerade und das ist wichtig. Nach der Arbeit spiele ich mit dir.” Oft bleibt sie dennoch stehen und geht nicht weg. Oder sie verlässt mich für zwei Minuten, kommt aber bald schon wieder. Denn sie weiß nur, dass die Mama versprochen hat, mit ihr zu spielen. Sie hat keine Geduld, solange zu warten, bis die Mama mit der Arbeit fertig ist. Wenn ich ihr sage: „Also nur 10 Minuten”, geht das nicht. Denn sie hat keine Ahnung, wie lang 10 Minuten sind. Maximal 3-mal kann ich sie ablehnen, dann beginnt sie, heftig zu weinen. Ich kann sie weder verscheuchen noch kann ich mich in einem anderen Zimmer verstecken, denn sie wird mir überall hin folgen. Auch kann ich die Kinder nicht alleine zu Hause lassen und mir einen Spaziergang gönnen.

Am Anfang war ich ziemlich nervös und konnte kaum noch an dem Artikel weiter schreiben und wenn doch, dann nur in einer schlechten Qualität. So musste ich mit ihr spielen. Allerdings dachte ich immer noch an meinen Artikel und konnte mich nicht auf das Spielen konzentrieren. Ich versuchte immer, heimlich wegzugehen, um weiter an dem Artikel zu schreiben. Aber jedes Mal wurde ich von ihr erwischt und so begann die nächste Runde der Tränen.

Später konnte ich wirklich gar nichts mehr machen und so blieb mir nur noch eins übrig: „Bedingungslose Kooperation”. Ich legte den Artikel ganz zur Seite und konzentrierte mich auf das Spielen mit ihr. Überraschenderweise stellte ich fest, dass meine Tochter schon in einen sehr guten Zustand des selbständigen Spielens eintrat, nachdem ich höchstens 10 Minuten lang mit ihr zusammen gespielt hatte. In diesem Moment versuchte ich auch nicht, mich heimlich wegzuschleichen, sondern ich fragte sie direkt: „Nun geht Mama arbeiten, einverstanden?” Da meine Tochter gerade gut spielte, nickte sie mit dem Kopf einmal, ohne auf mich zu schauen. Schon war ich wieder befreit.

Wenn ich mich aber wieder an den Computer setzte, kamen die Gedanken, die 10 Minuten zuvor aufgrund der Unterbrechung des Schreibens verloren gegangen waren, sofort wieder zurück, als ob es gar keine Unterbrechung gegeben hätte. Und so konnte ich gleich wieder weiter schreiben.

Als ich zum ersten Mal feststellte, dass das schwierige Problem so einfach gelöst wurde, wenn ich wirklich meine eigenen Gedanken losließ und mit den Kinder „bedingungslos kooperierte”, fand ich dies sehr wundersam. Mir wurde auch bewusst, dass ich bei der früheren Kooperation mit anderen Praktizierenden noch nicht die Anforderung der „Bedingungslosigkeit” hatte erfüllen können. Eventuell hatte ich es zwar an der Oberfläche erreicht, nicht aber im Herzen.

Z.B. hatte ich eine zeitlang gewisse Gedanken über eine Praktizierende gehabt. Ich fand, dass sie sich bei der gemeinsamen Arbeit kaum mit anderen absprach und ziemlich eigenmächtig handelte und so wollten die anderen nicht mit ihr kooperieren. Allerdings fand sie selbst, dass sie bei der Arbeit aufrichtige Gedanken gehabt hätte. Wenn die Sache nicht gut gelaufen war, meinte sie, dass der Grund darin läge, dass die anderen nicht mit ihr kooperiert hätten. Wenn die Sache aber gut gelaufen war, meinte sie wiederum, dass ihre eigenen aufrichtigen Gedanken zum Erfolg geführt hätten, wobei sie die Kooperation der anderen nicht mehr in Betracht zog. Damals konnte ich zwar vom Fa her verstehen, dass wir alle kooperieren sollen, um die Menschen zu erretten, ganz gleich ob dieser oder jener Praktizierende Eigensinne hat oder nicht. Aber ich hatte im Herzen doch die Beschwerde: „Guck einmal, nach der Erledigung dieser Sache bleibt sie genauso, wie sie war. Sie findet sich selbst sehr tüchtig und achtet nicht auf die anderen. Auch wenn wir bedingungslos kooperieren, gibt es keine Veränderungen bei ihr.” Wenn ich jetzt zurück blicke, stelle ich fest, dass ich unbewusst doch eine Bedingung bei der Kooperation hinzugefügt hatte: Ich erwartete eine Veränderung bei ihr. Das heißt, ich dachte: „Wir haben mit ihr kooperiert und es gut gemacht, dann soll sie aber ihre Eigensinne beseitigen.” Daher beschwerte ich mich, wenn ich keine Veränderungen bei ihr feststellen konnte.

Aber warum beschwere ich mich nicht bei meinem 2-jährigen Kind? Warum kann ich bedingungslos mit ihm kooperieren? Weil ich gar nichts von ihm erwarten kann. Ich kann nicht erwarten, dass meine Tochter 10 Minuten Geduld hat. Ich kann noch nicht einmal erwarten, dass sie versteht, wie lange 10 Minuten sind. Außerdem kann ich die Schuld beim Fehlverhalten nicht den Kindern zuschreiben. Das heißt, ich kann nicht im Außen suchen. Alle Fehler der Kinder sind meine eigenen Fehler. Wenn z.B. das Kind die Tasse umgekippt hat, dann liegt das daran, dass ich die Tasse zu nah an den Tischrand gestellt habe oder dass die kleinen Kinderhände sie sowieso nicht festhalten können. Die Kinder wollen mit mir spielen, weil dies die Natur der Kinder ist. Aber manchmal kann der Grund auch darin liegen, dass ich zu starke emotionale Bindungen an die Kindern habe und das Böse diese Lücke ausnutzt. Wenn die Kinder sich körperlich unwohl fühlen, kommt es vielleicht daher, dass sie den Eltern bei der Überwindung der Kultivierungspässe helfen oder dass die Eltern dadurch auf den Prüfstein gestellt werden... Auf alle Fälle sind dies alles Fehler der Eltern.

Nun zurück zu der oben genannten Praktizierenden. Jetzt habe ich erkannt: Ob sich ein anderer Mensch ändert, das ist seine eigene Sache. Vielleicht ändert er sich, wenn ich bedingungslos mit diesem Menschen kooperiere. Oder vielleicht ändert er sich doch nicht. Allerdings ist mir das jetzt nicht mehr so wichtig. Hauptsache ist: Ich muss mich während dieses Prozesses gut kultivieren.

Ich muss mich eigentlich schämen. Erst wenn ich in eine Situation gedrängt werde, in der ich gar nicht mehr im Außen suchen kann, kann ich wirklich darauf verzichten, im Außen zu suchen, und bedingungslos kooperieren. Ich hoffe, dass ich später immer bedingungslos im Innern suchen und bedingungslos mit den anderen kooperieren kann, egal wer Recht oder Unrecht hat.

Vielen Dank, Meister!
Danke euch!