Meine Kultivierungserfahrungen in der Tianguo Marching Band

Wie es begann

Ende Oktober 2006 trafen sich zahlreiche Praktizierende aus ganz Deutschland in Stuttgart. Für mich war es das erste Mal, dass ich an einem Projekt mit so vielen Praktizierenden teilnahm. Gemeinsam zu üben, das Fa zu lernen und Übungen zu machen, beeindruckte mich sehr.

Manche, die gekommen waren, hatten schon vorher ein Instrument gespielt bzw. spielten es immer noch, manche hatten zum ersten Mal ein Instrument in der Hand.
Ich bekam eine Piccolo Flöte. Natürlich spielte ich als Kind in der Schule eine Blockflöte, später eine Mundharmonika und noch später eine Gitarre. Aber eine umfassende musikalische Ausbildung hatte ich nicht. An diesem Wochenende erhielten wir alle eine musikalische Einführung, einen theoretischen Unterricht und übten die ersten Töne. Als wir am Ende dieses Wochenendes in den einzelnen Musikgruppen spielten, hörte sich das schon recht gut an.

Als ich dann wieder zu Hause war und mit meiner kleinen Piccolo Flöte übte, stellte ich fest, dass mir der Atem dafür fehlte. Auch die Bemühungen, an einem Kurs teilzunehmen, waren nicht erfolgreich. Auf die Frage, ob es ein anderes Instrument für mich gäbe, wurde mir die Trommel vorgeschlagen. Zu diesem Zeitpunkt wurden im deutschen Handel keine geeigneten Trommeln angeboten und die aus China waren nicht groß genug. Also übten wir bei den nächsten Treffen, die wir Anfang und Ende November 2006 in der Nähe von Stuttgart hatten, mit unseren Fingern, Händen und manchmal benutzten wir auch Stäbchen. Und wir nutzten unsere Stimme. Das habe ich bis heute beibehalten, denn ich finde es leichter, so einen neuen Rhythmus zu lernen und die schon bekannten Lieder zu üben. Wir übten auf Stuhllehnen oder auf dem Tischrand.

Ich musste immer einen weiten Weg zurücklegen, um zu diesen Treffen zu gelangen. Eine Bahnfahrt dauerte fünf Stunden. Damals bekam ich während den Treffen regelmäßig starke körperliche Symptome. Husten, Schnupfen, Halsweh und Heiserkeit stellten sich ein, die aber sofort wieder verschwanden. Erst später habe ich durch das tägliche Lesen in der Lesegruppe verstanden, was da mit mir geschehen war.

Im Zhuan Falun, Lektion 1 steht: „ Ich rede hier nicht von Krankheitsheilung, wir heilen auch keine Krankheiten. Aber wenn du als wahrer Kultivierender einen kranken Körper hast, kannst du dich nicht kultivieren. Ich werde deinen Körper für dich reinigen...” (Li Hongzhi, Zhuan Falun, 2. Übersetzung, Kapitel 1, Menschen wirklich zu hohen Ebenen anleiten)

Wie ich zu meinem Fa-Instrument kam und die ersten Auftritte des Orchesters in Paris

Dezember 2006: Die neuen Trommeln (snare drums) waren bei Mitgliedern der Kapelle in der Nähe von Stuttgart angekommen und ich wollte sie am 25. Dez. bei ihnen abholen. Da ich mich am 24. Dez. mit meiner Familie im Raum Frankfurt traf und danach zu einem anderen Teil der Familie in die Pfalz fahren wollte, lieh ich mir ein Auto und fuhr in den späten Abendstunden des 25. Dez. nach Stuttgart, um die Trommel abzuholen. Ich war noch nie bei den Praktizierenden zu Hause gewesen, hatte keinen Navigator und fand doch meinen Weg ohne große Schwierigkeiten. Mit der Trommel im Gepäck fuhr ich gleich wieder weiter. Als ich mitten in der Nacht in der Pfalz ankam, wurde mir plötzlich bewusst, was ich gerade erlebt hatte. Es war mir klar, dass ich das ohne die Hilfe der Gottheiten nicht so reibungslos geschafft hätte.

Am 26. Dez. flogen wir zu zweit von Frankfurt nach Paris. Niemand fragte beim Einchecken nach meiner Trommel. Ich hatte noch keine passende Tasche dafür und nahm sie in einer großen Kunststofftüte verpackt mit ins Flugzeug. Sie passte genau ins Gepäckfach und es war kein Zentimeter Platz mehr darin.

Ich erinnere mich an diese Tage in Paris noch ganz genau.

Am ersten Tag fuhren wir an den Rand eines großen Parks, es gab dort einen Platz. Wir wollten das Marschieren und Spielen üben und lernen, einen Bogen zu gehen. Wir stellten uns in Viererreihen auf und marschierten los. Irgendwann begann es zu regnen, wir marschierten und spielten weiter und zogen immer wieder unsere Bahnen um den Platz herum. Bald marschierten durch Wasserpfützen, die sich durch den Regen gefüllt hatten. Irgendwann hatte ich nasse Füße und die feuchte Kälte zog durch die Kleidung. Es kommt mir in der Erinnerung wie Stunden vor. Als wir dann aufhörten, war es inzwischen dunkel geworden. Wir packten unsere Instrumente ein und gingen zur Metro. Auf dem Wege dahin spürte ich die Kälte am ganzen Körper und an den Füßen. Es war bereits sehr spät, als wir im Hostel ankamen.

Ich erinnere mich nur noch daran, dass ich stundenlang nicht einschlafen konnte, weil mein Hals weh tat, die Nase lief und die Körpertemperatur anstieg. Wie sollte ich am nächsten Tag eine Parade mitmachen? In den frühen Morgenstunden schlief ich endlich ein und als ich nach ca. zwei Stunden Schlaf aufwachte, waren alle Symptome so gut wie verschwunden und tauchten auch an den nächsten Tagen nicht mehr auf. Auch hier waren die Gottheiten da und haben geholfen, wie sonst hätte ich so schnell wieder auf den Beinen sein können?

Einer der ersten Auftritte führte uns durch eine der Chinatowns von Paris. Wenn ich mich richtig erinnere, war es das Finanzviertel. Dicke Wolken zogen über den Himmel, es begann ein wenig zu regnen. Wir stellten uns auf und marschierten los. Bevor wir in das Viertel marschierten, wurde die Straße schmaler, rechts stand ein großes Hochhaus. Ein orkanartiger Wind drückte uns nach hinten, die Kappe eines Musikers flog in die Luft. Wir stemmten uns gegen den Wind, die Trommelgruppe marschierte wie eine Mauer in das Viertel hinein. Danach ließ der Wind nach. In der Fa Erklärung von Los Angeles beschreibt der Meister auf die Frage eines Praktizierenden die Wirkung des Orchesters in Chinatown, New York:

„Als das Orchester an jenem Tag in Chinatown marschierte, gab es in unterschiedlichen Räumen im Himmel unzählige Gottheiten, der ganze Himmel war voller Gottheiten, sie haben alle getrommelt. Viele Himmelssoldaten und Himmelsgeneräle stürmten vorwärts. Durch die Bläser von Dafa-Jüngern wurde sehr starke Energie freigegeben.” (aus: Fa-Erklärung in Los Angeles City, 25.02.2006).

Nachsicht üben, die Xinxing erhöhen

Ende August 2009 war das Orchester von polnischen Praktizierenden eingeladen, an einer Kulturparade in Warschau teilzunehmen. Wie immer übten wir am Tage zuvor, hier in Warschau waren wir in einer Sporthalle. Beim Üben nahm ich wahr, dass die Trommlerin neben mir manche Teile der Lieder nicht richtig spielen konnte. Anstatt es ihr selbst zu sagen, beschwerte ich mich am Ende des Übens bei einem anderen Kapellenmitglied. So kam diese Nachricht bei der Kapellenleitung an und die Trommlerin wurde am nächsten Tag vom Spielen ausgeschlossen. Es war nicht das erste Mal, dass es mich störte, wenn andere neben mir falsch spielten. Ich will damit nicht sagen, dass ich fehlerfrei spiele. Wenn wir lange marschieren, passieren mir auch Fehler. Ohne zu wissen, was wirklich los war, ohne zu fragen, warum sie nicht zu Hause üben konnte, habe ich durch meine mangelnde Nachsicht dafür gesorgt, dass sie nicht bei der Parade mitspielen konnte.

Kurze Zeit später, nach einem Auftritt in Hamburg, hatte ich die plötzliche Idee, einen Schrank in meiner Wohnung zu verschieben. Ich tat es und gegen Abend bekam ich plötzlich heftige Kopfschmerzen und eine starke Übelkeit. Das war rund 14 Tage vor dem Auftritt in Mailand. Als die Übelkeit nicht verschwand, dachte ich an eine Verletzung im Nackenbereich. Zweimal machte ich den Versuch, einen Facharzt aufzusuchen, der erste, den ich anrief, war in Urlaub, der zweite hatte an dem Tag, an dem ich in seine Praxis ging, schon geschlossen.

Der Termin für Mailand rückte näher und die Übelkeit verschwand nicht. An Üben der Trommel war in der Zeit nicht zu denken und ich dachte mir, wie soll das gehen? Ich erinnerte mich an die Trommlerin in Warschau, auch sie hatte bestimmt einen Grund, weshalb sie nicht geübt hatte. Sollte ich die Beteiligung bei der Parade in Mailand absagen?

Ich bekam eine Mitfahrgelegenheit und wir fuhren zu fünft mit dem Auto nach Mailand. Irgendwie bin ich dort angekommen und fand das Bett, das in einem Mehrbettzimmer für mich reserviert war, schon belegt. Ich war enttäuscht, dass man nicht an mich gedacht hatte.

Das belegte Bett in dem Zimmer führte dazu, dass ich von dem Hostelmitarbeiter ein Einzelzimmer bekam. Es schien für mich eingerichtet zu sein. Ich hatte so mehr Ruhe, denn meine Kopfschmerzen und die Übelkeit hatten sich nach der Autofahrt verstärkt.

Den Tag mit der Parade hatte ich irgendwie überstanden und am nächsten Tag traten wir die Rückreise an. Ich kämpfte mit meiner Übelkeit und konnte mich nicht auf die Fahrt konzentrieren. Irgendwann merkte ich, dass wir nicht mehr auf der Autobahn waren. Wir fuhren durch Ortschaften auf die hohen Berge zu. Bald ging es in zahlreichen Kurven nur noch bergauf. Der Motor des Autos hatte viel zu tun und die Fahrerin sagte nur: „ Das habe ich nicht gewollt”. Denn wir fuhren einen hohen Pass nach oben, ein Zurück gab es jetzt nicht mehr. Oben angekommen, auf 2.300 Meter sahen wir vor uns einen See in der baum- und buschlosen Landschaft. Der blaue Himmel spiegelte sich in der Wasserfläche. Die Mitfahrer konnten sich an dem Anblick erfreuen, mir ging es ganz schlecht.

Erst Tage nach meiner Rückkehr zu Hause verschwanden die Kopfschmerzen und die Übelkeit und tauchten dann nicht mehr auf. Der Pass, den wir überquert hatten, wurde für mich ein Symbol dessen, was ich überwinden sollte:

Die mangelnde Nachsicht, die sich immer mal zeigt. Bezogen auf die Mitspielerinnen in der Trommelgruppe kann ich heute mehr Nachsicht üben.

Im Zhuan Falun, Kapitel 9 fand ich im letzten großen Absatz die Stelle: „Wenn wir bei den zwischenmenschlichen Konflikten keine Nachsicht üben können und uns noch nicht einmal als Praktizierende betrachten können, dann sage ich, das geht nicht. Als ich mich damals kultivierte, haben mir viele hohe Menschen gesagt: „Schwer zu ertragen ist zu ertragen. Unmögliches ist möglich”. In Wirklichkeit ist es so, ihr könnt das später einmal versuchen. Bei den wirklichen Schwierigkeiten oder beim Überwinden des Passes versuch es einmal. Wenn es schwer zu ertragen ist, versuch doch mal, es zu ertragen; wenn es unmöglich ist, versuch es mal und schau, ob es tatsächlich unmöglich ist oder nicht. Wenn du das wirklich schaffen kannst, wirst du finden, dass wirklich wieder Licht am Horizont aufscheint!”

Ich danke dem Meister und den Praktizierenden des Orchesters, dass ich diese für mich wertvollen Erfahrungen machen konnte und kann.