Ich war am 25. April 1999 auf der Fuyou Straße in der Nähe des Zhongnanhai Geländes in Peking (Landkarte)

(Minghui.de) Ich bin ein Falun Gong-Praktizierender aus Peking, China. Ich zog Ende November 1998 in eine kleine Wohngemeinde in Zhaogongkou im Bezirk Fengtai in Peking. Das Fengtai Stadion befindet sich nicht weit außerhalb unserer Wohngemeinde. Vor dem 20. Juli 1999 praktizierten jeden Morgen über 100 Menschen die Falun Gong Übungen im Stadion. Die friedlichen und anmutigen Bewegungen und die Musik von Falun Gong zogen eine Menge Aufmerksamkeit auf sich. Es wurde eine morgendliche Tradition in Peking.

Die unerwarteten Festnahmen von Falun Gong-Praktizierende in Tianjin

Am Nachmittag des 24. April 1999 benachrichtigte mich ein Mitpraktizierender, dass die Polizei in Tianjin viele Falun Gong-Praktizierende verprügelt und festgenommen hatte. Ich wurde in die Wohnung eines ehrenamtlichen Betreuers von Falun Gong im Bezirk Fengtai eingeladen, um diesen Vorfall zu besprechen. Eine Gruppe Praktizierender war in einem kleinen Raum versammelt. Der Betreuer zeigte uns das chinesische Magazin Jugendtechnologie Expo und las den Artikel „Ich missbillige, dass die Jugend Qigong praktiziert” vor. Als er es zu Ende gelesen hatte, kamen wir einstimmig überein, dass der irregeführte Doktorand, auf den sich der Autor bezog, unmöglich jemals Falun Gong praktiziert hatte, da die Dinge, die in dem Artikel beschrieben wurden, direkt die Prinzipien der Kultivierung von Falun Gong bestritten.

Der Assistent erklärte uns dann, dass andere Praktizierende auch zur gleichen Schlussfolgerung gekommen waren. Sie beschlossen, das Verlagshaus aufzusuchen, das sich in Tianjin befand, um darum zu bitten, den falschen Bericht zurückzunehmen. Als sie das taten, wurden sie jedoch festgenommen. Den Praktizierenden wurde gesagt, dass nur das öffentliche Sicherheitsbüro in Peking die Befugnis habe, sie zu entlassen. Nach unserer Diskussion beschlossen wir, dass ihre Mission in Tianjin unsere Mission in Peking sein sollte. Peking ist nur ungefähr 160 Kilometer von Tianjin entfernt. Es war unsere Aufgabe, unser verfassungsmäßiges Recht wahrzunehmen, um dem staatlichen Berufungsbüro von den unsinnigen Festnahmen zu berichten. Dieses Büro befindet sich in der Fuyou Straße, in der Nähe des Zhongnanhai Geländes. Wir hatten Vertrauen, dass das Berufungsbüro diese Ungerechtigkeit berichtigen würde. Keiner der Praktizierenden unserer Gruppe wurde aufgefordert, das staatliche Berufungsbüro zu besuchen, da jede Person seine oder ihre eigene Entscheidung traf.

Anmerkung: Zhongnanhai ist ein Gebäudekomplex in Peking, China, das an die verbotene Stadt angrenzt, der als das Zentralhauptquartier für die Kommunistische Partei Chinas sowie der Zentralregierung der Volksrepublik Chinas dient.

Am Morgen des 25. April 1999 verließen wir Praktizierende aus dem Bezirk Fengtai unsere Wohnungen und reisten zum Berufungsbüro in der Fuyou Straße. Wir gingen in kleinen Gruppen von zwei bis fünf Personen und fuhren mit dem Fahrrad, Bus oder gingen zu Fuß zur Fuyou Straße.

Die Polizei führte die angebliche „Belagerung des Zhongnanhai Geländes durch Falun Gong- Praktizierende” an

Ich fuhr mit dem Fahrrad. Auf dem Weg dorthin konnte ich viele Mitpraktizierende erkennen, die in die gleiche Richtung reisten, da sie einen Button mit dem Falun Gong Symbol an ihrem Hemd trugen. Ich sah auch viele Polizisten in Uniform und Zivilkleidung in der Nähe von Zhongnanhai. Einige der Beamten sprachen in ihre Sprechgeräte und andere pferchten Praktizierende zusammen und führten sie in Richtung eines bestimmten Gebietes. An beiden Seiten der Fuyou Straße und nahegelegenen Straßen saßen Praktizierende oder standen in langen, ordentlichen Reihen. Einige lasen Falun Gong Bücher. Es gab ältere Leute in den Siebzigern und Achtzigern, schwangere Frauen, Mütter mit Babys in den Armen und sogar Männer in Armeeuniformen. Die Straßen waren voll von Praktizierenden, doch es war überall ruhig und niemand blockierte den Verkehr. Tatsächlich konnten Autos und Fußgänger frei auf den Straßen passieren, trotz der vielen Praktizierenden, die in den Reihen warteten, bis sie an der Reihe waren, um im Berufungsbüro zu appellieren.

Die hasserfüllte Propaganda, die durch die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) inszeniert worden war, begann mit einer verlogenen Kampagne, die behauptete, dass Falun Gong-Praktizierende am 25. April 1999 das Zhongnanhai Gelände unter „Belagerung” hätten. Wenn die ordentlichen Praktizierenden, die in den Reihen auf den Straßen in der Nähe des Zhongnanhai Geländes warteten, als „Belagerung” bezeichnet wurde, dann war es die chinesische Polizei, die diese Belagerung inszenierte, denn es war diese Polizei, die den Praktizierenden sagte, wo sie an diesem Tag stehen sollten.


Eine Landkarte, die den entsprechenden Ort des Zhongnanhai Geländes und der Fuyou Straße aufzeigt


„Schaut, dies ist Falun Gong! Dies ist eine Manifestierung von Moralität!”

An diesem Morgen bis zu diesem Abend standen Falun Gong-Praktizierende still auf beiden Seiten der Straßen und warteten. Ein Ausdruck von Friede und Gleichmut spiegelte sich auf ihren Gesichtern. Während des langen Wartens plauderten einige mit lokalen Einwohnern und Polizisten und erzählten ihnen von dem schnellen Wachstum von Falun Gong in China. Ich sah Beamte in Polizeiwagen, die Falun Gong Bücher lasen, die sie von Praktizierenden geborgt hatten. Ich sah auch, wie Praktizierende Abfall aufsammelten und ihn in Plastikbeutel taten, einschließlich Zigarettenstummel, die von den Polizisten auf die Straße geworfen wurden. Eine Polizistin schaute lange Zeit zu und sagte zu ihren Untergebenen dann mit einem Seufzer: „Was ist Moral? Was ist Falun Gong? Schaut, dies ist Falun Gong. Dies ist eine Manifestierung von Moral! Es ist Moral, die die heutigen chinesischen Menschen am meisten brauchen! Ihr Leute müsst einige Dinge von Falun Gong lernen.”

Ich war Zeuge eines weiteren Vorfalls an diesem Morgen. Eine Luxuslimousine fuhr in der Nähe der Fuyou Straße einen Praktizierenden an. Der Praktizierende stand ruhig auf und sagte dem Fahrer: „Bei mir ist alles in Ordnung. Sie können gehen.” Der Mann, der hinten im Auto saß, war einen Moment lang still, bevor er dem Fahrer sagte, er solle weiterfahren. Später identifizierte ein Praktizierender diesen Mann in der Limousine. Er war ein hochrangiger Beamter des Staatssicherheitsministeriums. Er war auf dem Weg zum Zhongnanhai Gelände, wahrscheinlich zu einem Treffen, wo darüber gesprochen wurde, wie sie mit Falun Gong umgehen sollen. Ich konnte kaum glauben, dass er nicht von der ruhigen Art des vergebenden Praktizierenden beeindruckt gewesen war, dessen Fahrer ihn angefahren hatte.

Wir gingen mit Abfallbeuteln nach Hause

Wir verließen an diesem Abend die Fuyou Straße, nachdem uns gesagt wurde, dass die Praktizierenden in Tianjin freigelassen worden waren. Um den Verkehr nicht zu behindern, verließen wir die Fuyou Straße in einer ordentlichen Art und Weise. Als ich an der Reihe war zu gehen, hatte die Mehrheit der Praktizierenden bereits das Gebiet in der Nähe des Zhongnanhai Geländes verlassen. Einige von uns bemerkten, als wir mit unseren Fahrrädern unterwegs waren, dass die Abfalleimer in der Nähe voller Abfall waren und viele weitere Abfallbeutel gegen die Abfalleimer angelehnt waren. Wir entschlossen anzuhalten und so viele Abfallbeutel wie unsere Fahrräder tragen konnten aufzunehmen. Wir warfen einige von ihnen in Abfalleimer, die nicht voll waren und weiter entfernt standen; die restlichen nahmen wir einfach mit nach Hause. Wir standen einen ganzen Tag auf der Straße, aber wir fühlten uns sehr erleichtert. Wir plauderten und lachten und vertrauten darauf, dass die chinesische Regierung den Menschen erlauben würde, Falun Gong frei zu praktizieren.

Danach

Die chinesische Regierung gewann internationales Lob für die Art und Weise, wie sie auf den Appell am 25. April 1999 der Falun Gong-Praktizierenden reagierte, deshalb hätte ich mir niemals vorstellen können, dass die KPCh nur drei Monate später die Unterdrückung von Falun Gong beginnen würde. Zudem begannen sie eine ausgeklügelte, weltweite Hasspropaganda-Kampagne gegen Falun Gong, um ihre Unterdrückung zu rechtfertigen. Seit dem 20. Juli 1999 stieg die Anzahl der Falun Gong-Praktizierenden, die jedes Jahr festgenommen, eingesperrt, gefoltert und als Folge der Verfolgung zu Tode kamen. Folglich haben Praktizierende in der ganzen Welt eine lange Reise begonnen, um die Tatsachen über Falun Gong zu verbreiten und die brutale Verfolgung zu enthüllen.