Neunjährige Mahnwache vor der chinesischen Botschaft

Ein Erfahrungsbericht auf der Fa-Konferenz in Toronto, Kanada

(Minghui.de) Es gibt nicht viele Praktizierende in Ottawa, der Hauptstadt der Nation, und es gibt viel zu tun, doch wie durch ein Wunder erreichten wir durch Koordinierung und Bemühung, neun Jahre lang eine Mahnwache vor der chinesischen Botschaft aufrecht zu erhalten. In all den Jahren haben viele teilgenommen, manche, wann immer sie konnten und manche jahrelang.

Jeden Mittwochnachmittag gehen der Praktizierende M und ich seit 2001 zur Botschaft. Einige Leute nennen das, was wir tun, einen „Protest”, aber wir nennen es eine „Mahnwache." Ich persönlich meine, dass Protest ein zu schwaches Wort ist, es impliziert ein Bittgesuch, wenn es um eine Änderung in der Politik oder einer Aktion geht. Eine Mahnwache ist jedoch eine bestimmte Tat, wachsam und mit einer starken Absicht. Wir wissen, was die Kommunistische Partei Chinas tut, wir wollen, dass das Botschaftspersonal weiß, dass wir beobachten und wollen dies auch allen, die vorbeikommen, zeigen. Das Wort „Mahnwache" beinhaltet, wie ich es verstehe, auch eine heilige Tat.

Im Jahr 2001 war ein Praktizierender aus Ottawa von den Berichten aus China so entsetzt, dass er beschloss, seinen Sommerurlaub zu nutzen, um rund um die Uhr vor der Botschaft zu bleiben. Praktizierende aus Ottawa und Montreal kamen, um zu helfen. Eine 24-stündige Mahnwache begann, welche fast den ganzen Sommer andauerte. Danach versuchten wir, dort während der Spitzenverkehrszeiten eine Präsenz beizubehalten, wie wenige auch von uns verfügbar waren.

Die chinesische Botschaft befindet sich auf der Südseite des Ottawa Flusses. Sie ist ein Steingebäude, das ein Kloster war, aber jetzt sind die christlichen Symbole fast völlig entfernt worden und die Nischen, die die schönen religiösen Statuen enthielten, sind leer. Die Botschaft liegt an einer belebten, vierspurigen Straße. Unsere Mahnwache findet auf der anderen Straßenseite statt, gegenüber der Botschaft. Hinter uns ist ein umzäunter Schulhof.

Die Beharrlichkeit und die Würde der Praktizierenden, die in diesem ersten Sommer schweigend vor der Botschaft standen, waren beeindruckend. Viele Praktizierende nahmen teil, mehrere kamen aus nahe gelegenen Städten, um zu helfen.

Aber eine 24-stündige Mahnwache war nicht nachhaltig, so dass wir einen Plan machten und fortfuhren, eine Präsenz dort am Tag zu garantieren. Mehrere Praktizierende nehmen daran teil, manche kommen gelegentlich, und manche von uns sind dort schon viele Jahre. "M" und ich kümmern uns um die Mittwochsnachmittagsschicht. Es ist eine gute Situation, denn wenn einer von uns nicht in der Stadt ist, kann der andere dort sein. Aber wir sind normalerweise beide dort.

Die Botschaft wies ihre Rechtsanwälte an, daran zu arbeiten, über Ottawas Satzungen etwas zu finden und zu versuchen, uns loszuwerden. Wir wurden informiert, dass wir keine frei stehenden Aufzeichnungen, nur tragbare haben durften, also verwendeten wir den Schulhofzaun, um unsere Banner aufzuhängen, bis die Botschaft Druck auf das Schulamt ausübte, um uns dazu zu bringen, wegzugehen. Es gab Besprechungen und Bemühungen zur Aufklärung der wahren Umstände. Das Ergebnis war, dass wir den Zaun verwenden durften, wenn die Schule nicht geöffnet war.

Die Botschaft fand später jemanden, der im Rathaus gegen uns klagte. Wir taten unser Bestes, um unseren Ratsmitgliedern die Fakten zu erklären. Zuerst versuchte der Beschwerdeführer, einen Fall daraus zu machen, dass wir ein Sicherheitsrisiko darsteleln würden, weil die Leute, die uns meiden wollten, zuvor die Straße überqueren mussten, um zur Botschaft zu gehen. Ein Stadtratsmitglied befragte ihn konkret dazu. Der Beschwerdeführer gab schließlich zu, dass seine Beschwerde grundsätzlich und dass unsere Gegenwart peinlich sei. Daraufhin antwortete das Ratsmitglied: „Soweit ich weiß, ist niemand jemals an Verlegenheit gestorben." Das Ratsmitglied wurde später in der Halle gesehen, als es dem Beschwerdeführer einen strengen Vortrag über die Bedeutung hielt, in einer Demokratie zu leben.

Wenn wir bei der Botschaft aufrichtige Gedanken aussenden, sehen wir über die Zeit Veränderungen im Gebäude und den Bodenflächen, die die Ängste der Kommunistischen Partei Chinas zu reflektieren scheinen. Zuerst brachten sie zwei große Steinlöwen an jeder Seite des Vordereingangs an. Dann stellten sie Zäune, Barrikaden, weitere Zäune innerhalb dieser Zäune, zusätzliche Lichter und elektronische Tore auf. Sie ersetzten die Steinmauer durch viel höhere Mauern und gerieten dadurch in dem Prozess in Schwierigkeiten beim Wegkippen ihres übrig gebliebenen Zements in den Ottawa Fluss.

Ottawa ist eine der kältesten Hauptstädte der Welt, so dass es eine Herausforderung ist, im Winter vor der Botschaft zu stehen. Wir versuchen unser Bestes, uns für das Wetter anzuziehen, dann fügen wir mindestens eine zusätzliche Schicht hinzu, um den konstanten Wind vom Fluss zu kompensieren. Bei sportlichen Aktivitäten draußen hatte ich oft Frostbeulen und Unterkühlungen, aber obwohl es an der Botschaft sehr, sehr kalt ist, hat keiner von uns jemals Frostbeulen oder Unterkühlungen gehabt. Oft denke ich, dass mein Fleisch kalt ist, aber meine Knochen warm sind.

Die Belästigung hat viele Formen angenommen: verbal, Drohgebärden usw. Manchmal zeigt es die Paranoia, die innerhalb der Botschaft herrscht. Als wir zum Beispiel einmal die Übungen machten, kam eine Frau aus der Botschaft herausgestürmt, die uns auf Englisch anschrie: „Sie denken, dass Sie so clever sind, aber es wird überhaupt nichts bewirken. Sie können alles tun, was Sie wollen, aber es funktioniert überhaupt nicht!" Wir hatten zuerst keine Ahnung, worüber sie redete, dann merkten wir, dass sie wahrscheinlich dachte oder ihr gesagt wurde, dass wir Energie von der Botschaft stahlen.

Jede Woche beginnt mit den Menschen, denen wir begegnen, ein neues Abenteuer. Einmal kam ein chinesisches Paar mittleren Alters und ging sehr entschlossen auf uns zu, sah sich kurz unser Transparent und die Flyer an und begann, uns hauptsächlich auf Chinesisch und einigen Worten in gebrochenem Englisch zu beschimpfen. Dann gingen sie über die Straße, um mit den Leuten zu reden, die in der Botschaft waren und aus der Botschaft kamen, eine Handbewegung wütend in unserer Richtung machend und sprachen laut und lange mit mehreren Leuten. Ein sehr großer, ernst ausschauender junger Mann kam heraus, und sie gingen sofort zu ihm. Von ihren Gesten her schien es, dass sie ihn ermutigten, etwas mit uns zu tun. Er redete lange mit ihnen und sah oft in unsere Richtung, während sie verärgert auf uns zeigten. Wir sandten sofort aufrichtige Gedanken aus und baten um zusätzliche Unterstützung. Schließlich beendete der junge Mann das Gespräch und starrte zu uns, dann wandte er sich seinem Auto zu. Direkt bevor er in sein Auto einstieg, als er nicht mehr von der Botschaft oder von dem Paar gesehen werden konnte, machte er eine kurze „Daumen nach oben-Geste”. Das Paar ging ohne Weiteres zur Botschaft und dachte, dass sein Auftrag erfüllt sei.

Während es angenehm und bequem sein kann, ein Zwei-Personen-Team zu sein, hat es auch seinen Nachteil. Wie andere Praktizierende, haben auch wir unseren Kummer und unsere Tests, aber wir bemerkten über die Jahre, dass unser Kummer sehr ähnlich, sogar identisch war.

Wir beide hatten Knieprobleme, sodass wir sogar Schwierigkeiten beim Gehen hatten. Wir versuchten, sie leicht zu nehmen, sahen nach innen und bewegten uns so normal wie wir konnten. Schließlich bemerkten wir, dass wir beide das gleiche Problem hatten und auch oft mittwochs. Wir fragten uns, was los war. Es schien, dass wir einige Probleme gemeinsam hatten, so dass wir begannen, Eigensinne zu suchen.

Wir sind seit langer Zeit Freunde, noch bevor wir Praktizierende wurden, so dass wir uns fragten, ob wir zu sehr an unserer Gemeinsamkeit hängen. Schließlich entschieden wir, dass, obwohl wir wachsam in dieser Hinsicht sein müssen, es nicht wirklich eine Angelegenheit zu sein scheint, weil wir einander als Mitpraktizierende behandeln, einander bei Bedarf korrigieren. Das schien nicht die Antwort zu sein.

So, was war nun das Problem? Wir wissen, dass die Botschaft Abhörgeräte hat, so dass wir darauf achten, keine Ereignisse oder Pläne oder irgendetwas zu erörtern, das könnte der Kommunistischen Partei Chinas nützlich sein. Aber wir begannen, uns zu fragen, ob wir genug aufpassten.

In der meisten Zeit an der Botschaft werden die Übungen gemacht, das Fa gelernt und aufrichtige Gedanken ausgesendet, aber es gibt Momente, dass wir den Standort reinigen oder Banner aufhängen oder dass wir gerade ein bisschen gehen, um unsere Füße aufzuwärmen. Haben wir in jenen Zeiten zuviel miteinander geredet?

Wir entschieden, dass wir besonders in der Kultivierung auf unsere Gespräche aufpassen sollten. Wir definierten den Bereich, wo wir innerhalb der Reichweite ihrer Abhörgeräte sind (wir nennen diesen die „Schweigezone"), und wir versuchen, innerhalb dieser Zone keine unnötigen Gespräche zu führen. Wir vergewissern uns auch, dass wir die Zeit an der Botschaft gut ausfüllen, so dass es fast keine Zeit gibt, irgendetwas zu erörtern.

Die zweite Beobachtung, die wir machten, war, dass uns die Art von Kummer, die wir erfuhren, daran hinderte, die fünfte Übung richtig und für eine lange Zeit zu machen. Waren wir in dieser Hinsicht eifrig genug gewesen? Im Rückblick bemerkten wir, dass wir die Sitzübung lange nicht an der Botschaft gemacht hatten. Der Grund war, dass die stehenden Übungen uns erlauben, von der Straße aus besser gesehen zu werden. Wenn wir sitzen, besonders im Winter, wenn die Schneeverwehungen hoch sind, können wir vom vorbeifahrenden Verkehr nicht gesehen werden. Aber sogar im Sommer übersahen wir die fünfte Übung, so dass wir beschlossen, das zu korrigieren.

Für mich war es, dass ich nicht nur an der Botschaft ein Problem hatte. Es war persönlicher als das. Ich hatte eine lange Geschichte mit der Schwierigkeit, auf dem Boden zu sitzen und ich war selten in der Lage gewesen, obwohl ich dann und wann etwas Fortschritte gemacht hatte, für eine Stunde im doppelten Lotussitz zu sitzen. Es wurde schlechter und schlechter bei mir. Manchmal war ich kaum in der Lage zu gehen, ich konnte manchmal nur gehen, weil ich mich nicht hinlegen, setzen oder stehen konnte. Einmal ging ich zwei Tage und Nächte, bis ich geistig und körperlich völlig erschöpft war. Autofahren wurde äußerst schmerzhaft. Ich konnte mit den Beinen nicht den Doppellotussitz machen, und obwohl ich mich bemühte, brachte ich eine ziemlich ärmliche Ausführung der fünften Übung zustande.

Dann vergaß ich eines Tages in der Eile völlig, die fünfte Übung zu machen. Als ich dort saß und las, begann mein Bein zu brennen, wehzutun und zu krampfen. Der Schmerz wurde zu einem Crescendo, mal verging er, dann baute er sich wieder auf.

Schließlich fiel der Groschen und ich bemerkte, dass es, obwohl ich an einem Schreibtisch saß, so schmerzte, als ob ich die 5. Übung machte. Karma hatte sich angesammelt, weil ich nicht fleißig genug war. Es musste entfernt werden, und wenn ich es vernachlässigte, die Übung zu machen, habe ich das Karma mit einem anderen, weniger angenehmen Weg zurückzuzahlen. Übung ist nicht nur eine Sache an der Botschaft, sondern auch eine wichtige persönliche Sache.

Wenn wir Menschen treffen, und während wir ihnen die wahren Umstände erklären oder gerade bei gewöhnlichen Gesprächen mit ihnen, hören wir Kommentare wie: „Falun Gong? Oh ja, das sind jene Leute vor der chinesischen Botschaft. Ich sehe sie dort die ganze Zeit." Wir haben das auch beobachtet, wenn die Medien von schlimmen Dingen der Kommunistische Partei Chinas berichteten, dass es mehr Menschen gab, die hupten, wenn sie mit ihren Autos vorbeikamen Es gibt auch das, was wir den „Shen Yun Effekt" nennen, eine Zunahme von positiven Gesten und Hupen, nachdem Shen Yun in Ottawa aufgetreten war.

Wir beide fühlen immense Dankbarkeit, dass wir in der Lage sind, an der Mahnwache teilzuhaben. Es ist manchmal schwer. Es ist immer ein Abenteuer und auf irgendeine Weise, die schwer auszudrücken ist, ist es sehr erfüllend.

Danke für eure Aufmerksamkeit. Wir begrüßen Verbesserungsvorschläge.