Am 25. April 1999 stand ich vor dem Regierungsgebäude der Provinz Gansu

(Minghui.de) Obwohl der friedliche Appell des 25. April vor zwölf Jahren geschah, möchte ich gerne meine Erfahrungen am 25. April 1999 ins Gedächtnis rufen, um aus einem anderen Blickwinkel zu beweisen, dass das kommunistische Regime Chinas schon lange geplant hatte, Falun Gong anzugreifen und nach Ausreden suchte, um die Verfolgung zu rechtfertigen.

Hintergrund des Appells vom 25. April in der Stadt Lanzhou, Provinz Gansu

Die Provinz Gansu erlebte zwischen Ende 1998 und Anfang 1999 eine Serie von Vorfällen. Unter anderem machte ich persönlich folgende Erfahrungen:

1. Der Vorfall der Tageszeitung Gansu

Die Tageszeitung Gansu veröffentlichte einen unwahren Bericht über Falun Gong und ungefähr 200 Praktizierende aus der Stadt Lanzhou gingen zur Zentrale der Zeitung, um über die wahren Umstände aufzuklären. Wir kamen vor Morgengrauen an und machten nichts anderes als die Übungen auf dem Gehsteig vor dem Büro. Als das Büro öffnete, empfingen die zuständigen Amtspersonen unsere Vertreter. Herr Yuan Jiang, der später durch die Verfolgung ums Leben kam, die Praktizierende G. und einige andere vertraten uns, um den zuständigen Personen die Lage zu erklären. Die Zeitung korrigierte ihren Fehler. Der gesamte Vorgang war ruhig und friedlich.

2. Behörden stören die Aktivitäten zur Förderung von Falun Gong vor dem Telekommunikationsamt

Dies geschah höchstwahrscheinlich im April 1999. Nach dem Fa-Lernen in der Wohnung der Praktizierenden G. sagte diese, dass es am Sonntag eine Gruppenübung im Freien vor dem Telekommunikationsamt geben würde. Mehrere Praktizierende von der Universität Lanzhou und ich gingen an diesem Tag zusammen hin. Als wir gegen 08:00 Uhr ankamen, sahen wir, dass der gesamte Platz angefüllt war mit vielen Propaganda Plakaten, die zur städtischen Polizeibehörde Lanzhou gehörten. Wir konnten überhaupt keinen Platz finden, um unsere Transparente und Plakate aufzuhängen. Mehr als 1000 Praktizierende mussten entlang der Straßenseite stehen, um die Übungen zu machen. Nachdem wir die Übungen beendet hatten, gingen wir ruhig nach Hause. Durch diesen Vorfall erkannten wir, dass das Privattelefon des Koordinators des Betreuungszentrums in der Stadt Lanzhou angezapft war.

3. Störung am Übungsplatz

Der Übungsplatz der Universität Lanzhou wurde 1996 eingerichtet. Anfangs praktizierten wir auf dem Baugelände der unfertigen Bücherei. Beamte der Sicherheitsabteilung der Universität hinderten uns Ende 1998 daran, dort die Übungen zu machen. Wir wechselten zu verschiedenen anderen Plätzen [auf dem Universitätsgelände], doch der Sicherheitschef wies seine Beamten an, uns zu vertreiben. Ich nahm mehrmals mit dem Sicherheitschef Kontakt auf und bat ihn, uns praktizieren zu lassen und Falun Gong auf dem Campus vorzustellen. Dies wurde jedoch unhöflich abgelehnt. Schließlich mussten wir die Übungen auf dem Fußweg gegenüber der Universität machen. Nach den Winterferien 1998 passierte es, dass wir nach den Übungen auf der Straße unsere Augen öffneten und feststellten, dass der Mantel des Praktizierenden L, den er vor sich hingelegt hatte, verschwunden war. Ein anderes Mal kam ein Mann mittleren Alters herbei und fragte uns über das Praktizieren aus, nachdem wir die Übungen beendet hatten. Er fragte mich, an welchen Aktivitäten er nach dem Praktizieren von Falun Gong teilnehmen sollte, mit wem ich in Kontakt war, wie viel Geld ich verlangte und stellte weitere Fragen. Ich antwortete ihm ehrlich, weil es bei Falun Gong keine Geheimnisse gibt. Wir machen einfach die Übungen, lernen das Fa und machen auf Falun Gong aufmerksam. Für unsere Aktivitäten verlangen wir nichts. Jeder, der kommen möchte, kann kommen und kann auch wieder gehen, wenn er will. Damals dachten wir alle, dass dieser Mann eigenartig sei. Rückblickend nach 12 Jahren Verfolgung ist mir klar, dass dieser Mann „Geheimdienstinformationen“ über Falun Gong sammelte.

4. Philosophie-Professor vor dem 25. April angewiesen, einen Artikel mit Kritik an Falun Gong zu schreiben

Am 27. April 1999 traf ich Herrn C., der Dozent an der Philosophie-Fakultät der Universität Lanzhou war. Ich erzählte ihm, dass ich am 25. April bei der Provinzregierung gewesen sei. Er erwiderte: „Ich bewundere Ihren Mut, doch ich rate Ihnen, das nicht zu machen. Sie verstehen die KPCh nicht.“ Herr C. ist ein echter Philosoph, ein unabhängiger Denker. Er berichtete mir, dass ihn Beamte des Propagandaministeriums der Provinz Gansu vor dem 25. April kontaktierten und ihm befahlen, einen Artikel zu schreiben, in dem er Falun Gong vom philosophischen Blickwinkel aus kritisieren sollte. Er weigerte sich, dies zu tun.

Die Umstände am 25. April in Lanzhou

Ich erhielt am Morgen des 25. April 1999 von Herrn Yu Jinfang, dem Koordinator des Betreuungszentrums des Bezirks Chengguan, einen Telefonanruf. (Später wurde Herr Yu rechtswidrig zu Gefängnis verurteilt, weil er Herrn Yuan Jiang geholfen hatte. Er starb als Folge der Verfolgung 2006.) Er berichtete mir, dass viele Praktizierende in Peking an diesem Tag zum Appellationsbüro des Staatsrats gehen würden, um die Freilassung von 45 Praktizierenden in Tianjin zu erbitten, die unrechtmäßig verhaftet wurden, als sie versuchten, einen falschen Zeitungsbericht klarzustellen. Zufälligerweise waren auch zwei Praktizierende aus einer Stadt in der Provinz Gansu zwei Tage zuvor unter ähnlichen Umständen wie in Tianjin verhaftet worden. Wir dachten, dass wir auch zur Provinzregierung gehen sollten, um über die Lage zu berichten und uns um die Freilassung dieser beiden Praktizierenden zu kümmern. Daher ging ich zusammen mit einigen Praktizierenden aus der Universität Lanzhou zum Regierungssitz der Provinzregierung.

Einige Praktizierende waren bereits dort, als wir am Tor des Gebäudekomplexes ankamen. Einige von uns standen an der Ecke des Fußwegs und hielten Transparente mit der Aufschrift „Falun Dafa“ und „Wahrhaftigkeit – Barmherzigkeit – Nachsicht“. Später kamen noch mehr Praktizierende und standen hinter uns. Die Praktizierenden ließen den Zugang zum Tor des Regierungsgebäudes unbehindert und störten nicht die tägliche Arbeit der Provinzverwaltung.

Am Vormittag versammelten sich immer mehr Praktizierende. Der Fußgängerweg an der Zhangye Straße, wo sich die Provinzregierung befindet, war voll mit Praktizierenden, die auch noch die schmalen Gassen gegenüber der Straße anfüllten. Keine Polizei gab Anweisungen, weil alle sehr selbstdiszipliniert waren. Einige Praktizierende tauschten mit leisen Stimmen ihre Verständnisse über die Ereignisse aus. Einige saßen auf dem Boden und machten die Sitzmeditation. Einige Passanten fragten, was wir da machten. Wir nutzten die Gelegenheit und stellten ihnen Falun Gong vor. Wenn einige Menschen schwierige Fragen stellten, dann erklärten wir ihnen alles geduldig. Kein einziger Beamter der Provinzregierung kümmerte sich um unseren Appell. Es kam auch niemand heraus, um zu fragen, warum so viele von uns hier standen. Niemand von den Beamten ließ sich auf ein Gespräch mit unseren Repräsentanten ein. Doch wir erfuhren aus dem Radio, dass Premierminister Zhu Rongji seine Position in der Falun Gong-Angelegenheit bezogen habe und der friedliche Appell von mehr als 10.000 Praktizierenden eine angemessene Lösung erhielt. Gegen 17:00 Uhr folgten wir Yuan Jiangs Rat und verließen den Regierungssitz der Provinz.

Nach dem Ereignis des 25. April in Lanzhou

Nach dem Ereignis des 25. April und bevor ich Lanzhou verließ, spürten wir einen noch größeren Druck. Die Koordinatoren der Betreuungszentren in Lanzhou wurden überwacht. Die Ortspolizisten schikanierten die Praktizierenden, indem sie die Bewohner der Haushalte und ihre Personalausweise überprüften. Sie hielten auch die Identitäten der Praktizierenden und die Zahl der Praktizierenden an den Übungsplätzen schriftlich fest. Die Beamten der Sicherheitsabteilung der Universität Lanzhou registrierten auch Informationen über einige unserer Praktizierenden und verboten uns, die Übungen auf dem Campus zu machen oder Falun Gong vorzustellen. Das Transparent mit der Aufschrift „Falun Dafa“, das wir bei unseren Übungen am Sonntag auf der Straße aufhängten, wurde konfisziert.

Der Präsident der Studentenunion meiner Fakultät prognostizierte, dass die KPCh in Anbetracht der früheren Verfahrensweisen des Regimes bei früheren Bewegungen Schreiberlinge finden würde, die die Lehre des Meisters kritisierten, und dann all unsere Aktivitäten verbieten würde. Diejenigen, die sich weigerten, ihren Forderungen Folge zu leisten, würden bestraft und diejenigen, die zum Appellieren zu den Provinzregierungen gegangen seien, würden die festgesetzten Punktwertungen bei passenden Gelegenheiten zu sehen bekommen. Damals glaubte ich nicht, dass irgendjemand gutherzige Menschen so heimtückisch behandeln würde.

Doch die vergangenen zwölf Jahre zeigten, dass die Prognose des Präsidenten der Studentenunion ganz akkurat war. Wir erwarteten wirklich nicht, dass die KPCh und die Clique um Jiang so boshaft sein würden.