Nach zehn Jahren der Kultivierung – welche Eigensinne ich entdeckte, die ich noch beseitigen muss

Vorgetragen auf der Falun Dafa Konferenz zum Erfahrungsaustausch 2014

(Minghui.org) Geschätzter Meister, liebe Mitpraktizierende,

vor zehn Jahren habe ich das Fa erhalten. In den zehn Jahren meiner Kultivierung habe ich wertvolle Erfahrungen gemacht und manche Wunder erlebt, genau wie es der Meister im Zhuan Falun lehrt. Ich möchte euch heute von Erlebnissen berichten, die mir in letzter Zeit passiert sind, und meine Erkenntnisse mit euch teilen.

1. Eigensinne bei der Kooperation mit anderen Praktizierenden finden

Zusammenarbeit in einem Projekt zurAufklärung der Menschen

In diesem Jahr hatte die Falun Gong-Gruppe in unserer Stadt die Gelegenheit, an dem Programm einer alle zwei Jahre stattfindenden großen Veranstaltung mitzuwirken. Wir beschlossen, dort die Filme „Free China“ und „Gut und Böse“ zu zeigen und zudem zwei Vorträge über Falun Gong und das Praktizieren der Falun Gong-Übungen öffentlich im Park anzubieten.

Ich erhielt die Aufgabe, den Kontakt zu der Behörde zu halten, die die Veranstaltung ausrichtet, um unsere Veranstaltungsdaten für das gedruckte Programmheft und das Programm im Internet zu übermitteln. Da ich Erfahrungen von den vergangenen China-Wochen her hatte, wusste ich, was zu tun war. So verfasste ich die Texte zur Anmeldung unserer Veranstaltungen und füllte die Formulare aus. Ein Mitpraktizierender wurde dazu bestimmt, die Verantwortung für die veröffentlichten Texte in unserem eigenen Flyer und in dem gedruckten offiziellen Programmheft zu übernehmen.

Da ich tagsüber Vollzeit arbeite, kam ich erst spätabends dazu, die Texte zu verfassen und die Daten in die Formulare zu übertragen. Tagelang war ich viele Stunden damit beschäftigt, kam nur langsam voran und sehr spät ins Bett. Ich hatte mir einen Termin gesetzt, bis wann ich fertig sein wollte. Dann schickte ich die Texte dem Mitpraktizierenden, damit er sie überarbeiten und verbessern konnte. Bis dahin hatte ich mir keine Gedanken darüber gemacht, mich über den Fortschritt meines Tuns mit dem Mitpraktizierenden auszutauschen oder mir helfen zu lassen. Mir war klar, dass auch die anderen Praktizierenden alle sehr beschäftigt waren, und schenkte der Tatsache, dass ein Austausch bei der Kooperation nötig ist, wenig Beachtung. Ich wollte nur meine Aufgabe gut machen und war mir nicht bewusst, dass etwas fehlte.

Geltungssucht, Angst vor Kritik und Gesichtsverlust

Als der Termin bevorstand, an dem die Texte eingereicht werden mussten, rief mich der Mitpraktizierende von unterwegs an. Sein Anruf überraschte mich. Er begann zögerlich zu sprechen, stammelte etwas (so als suchte er nach den passenden Worten) und machte mir dann den Vorwurf, ich hätte gar kein Interesse daran, ihm meine Texte zur Verbesserung vorzulegen. Stattdessen würde ich wohl erwarten, dass er meine Texte einfach abnicke, so drückte er es aus. Äußerlich blieb ich ganz ruhig, hörte zu und fragte ihn, was ich denn tun solle. Dann entschuldigte ich mich und sagte ihm, dass ich noch nicht wisse, was ich daraus erkennen solle. „Was denkst du, soll ich denn jetzt tun?“, fragte ich ihn ratlos. Er meinte, er wisse es auch nicht. Daher bat ich ihn, die Texte zu verbessern, das hätte ich auch so mit seiner Frau vereinbart. Sie ist auch Praktizierende und koordinierte das Projekt.

Nachdenklich ging ich nach dem Telefonat nach Hause. Da kam bei mir ein schlechter Gedanke auf. Ich dachte: „Das ist gar nicht er, der mir das sagen will. Bestimmt steckt seine Frau dahinter. Sie ist unzufrieden mit mir und hat ihm aufgetragen, mich zu kritisieren. Darum hat er so mühsam nach den richtigen Worten gesucht.“ Plötzlich erkannte ich meinen Eigensinn, dass ich nicht gerne mit ihm zusammenarbeiten wollte, weil ich der Meinung war, ich könne besser schreiben als er. Ich achtete zu sehr auf die Formfehler, die seine Texte enthielten, anstatt den Inhalt zu schätzen. Es ist meine Geltungssucht, die sich dahinter verbirgt. Denn manchmal denke ich, dass ich in einigen Dingen besser bin als die anderen Praktizierenden. Auch erkannte ich meine Angst vor Kritik, weil ich mich noch immer vor Gesichtsverlust fürchte. Sofort bereute ich meinen schlechten Gedanken über die beiden Praktizierenden.

Der Meister lehrt uns:

„Bei uns Praktizierenden werden die Konflikte plötzlich auftauchen. Was tun? Wenn du im Alltag immer ein barmherziges Herz und einen harmonischen Herzenszustand bewahrst, wirst du gut mit den Problemen umgehen können, denn es gibt eine Pufferzone. Du bist immer barmherzig und gut zu allen, ganz gleich, was du tust, du denkst immer an andere. Jedes Mal, wenn du auf Probleme stößt, denkst du zuerst, ob es andere ertragen können oder nicht und ob es anderen schadet, dann wird es keine Probleme mehr geben. Deshalb sollst du dich beim Praktizieren mit hohem Maßstab, noch höherem Maßstab messen.“ (Li Hongzhi: Zhuan Falun, 2012, S. 243)

Am nächsten Tag ging ich zum Übungsplatz. Dort traf ich den Praktizierenden, ging nach den Übungen auf ihn zu und sprach ihn freundlich an. Ich hatte keinen Ärger mehr im Herzen. Wir wechselten nur wenige Worte miteinander, der Konflikt hatte sich in Nichts aufgelöst. Von diesem Tag an fiel es mir ganz leicht, mit ihm zusammen die Texte zu überarbeiten. Endlich kooperierten wir wirklich miteinander und tauschten uns über die gemeinsame Arbeit aus, obwohl wir beide wenig Zeit hatten. Ich habe beim Fa-Lernen erkannt, dass ich meine Mitpraktizierenden unbedingt schätzen soll und auch die Kritik, die sie an mir äußern. Als Kultivierende sollen wir stets nach innen schauen, denn wie sonst könnten wir uns verbessern!

Ich erinnere mich an die Antwort des Meisters auf die Frage eines Schülers, ob Kultivierende im Austausch nur Positives sagen sollten ähnlich wie alltägliche Menschen, die negative Worte lieber vermeiden:

„Wer Kritik nicht gerne hört, ist kein Kultivierender. Nicht barmherzig zu sprechen, ist gleichfalls nicht das Verhalten eines Kultivierenden.“ (Li Hongzhi, Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz in San Francisco 2014, Fragen und Antworten, 16.10.2014)

2. Eigensinne bei der Zusammenarbeit mit gewöhnlichen Menschen entdecken

Bei der Organisation der Filmvorführungen von „Free China“ übertrug mir der Koordinator unserer Gruppe die Verantwortung. Die Kinos brauchte ich nicht zu suchen, weil wir die Unterstützung von Menschenrechtsaktivisten erhielten, die selber auch Filmvorführungen während der Veranstaltung anbieten wollten. Wir kannten uns schon und sie wollten uns helfen. Ich hatte nur den Kontakt zu den zwei Kinos herzustellen, die Filmvorführung zu organisieren und dafür zu sorgen, dass die Kinos vor Ort den Film bewarben.

Angst vor dem Versagen und Gemütlichkeit

Anfangs machte ich mir Sorgen, weil ich Zweifel hatte, dass ich meine Aufgaben schaffen würde. Schon mehrere Wochen vorher fing ich an zu organisieren. Ein Eigensinn von mir, den ich bis heute nicht abgelegt habe, ist stets die Haltung: „Ich will keinen Stress haben. Also fange ich ganz früh an. Falls etwas schief geht, habe ich dann noch genug Zeit.“ Zuerst kümmerte ich mich darum, den Film auf einen Datenträger brennen zu lassen. Ich recherchierte im Internet nach einem Geschäft, bei dem ich den Datenträger herstellen lassen könnte. Ich fand nur ein Geschäft. Erst nach zwei Tagen erreichte ich den Inhaber und verabredete mit ihm, die Filmdaten vorbeizubringen. Es dauerte über eine Woche, bis ich hinfahren konnte, weil der Mann eine Woche lang krank war.

Nachdem ich schließlich hingefahren war, um ihm den USB-Stick auszuhändigen, ließ ich ihm eine Woche Zeit. Als ich ihn wieder anrief, erklärte er mir, dass sich auf dem USB-Stick keine Daten befänden. Er hatte es stundenlang probiert, aber am Ende konnte er sie nicht auf den Datenträger brennen. Seine Geräte konnten keine Filmdaten erkennen. Ich konnte es kaum glauben und erzählte es dem Praktizierenden, der mir den USB-Stick per Post geschickt hatte. Ihm fiel ein, dass er davor gewarnt worden war, digitale Daten per Post zu versenden, weil diese durch das Scannen der Post zerstört werden könnten. Diese Erklärung akzeptierte ich sofort.

Da der USB-Stick anscheinend nutzlos war, schickte ich ihm dem Praktizierenden per Post wieder zurück. Er schrieb mir: „Bei mir läuft der USB-Stick einwandfrei, die Filmdaten sind alle drauf!“ Ich war erstaunt. Wie konnte das sein? Dann erkannte ich plötzlich meinen Eigensinn auf Gemütlichkeit. Auch hatte ich früher immer die Angst, zu versagen oder dass es schief gehen könnte. Angst ist ein großer Eigensinn. Obwohl mir das schon klar ist, war er bei mir wieder einmal aufgetaucht. Es war ein Hinweis für mich! Ich soll meine Anschauungen und diese Denkweise endlich ablegen.

Ich hatte noch genügend Zeit, den Kinos die Filmdaten zu übermitteln. Am Ende war es kinderleicht: Ich schickte den Kinos einfach die Daten zum Herunterladen per E-Mail. Eines der Kinos wandelte den Film direkt in ein Format um, das sie benutzen, um eine störungsfreie Bildqualität zu garantieren. Das zweite Kino benutzte einfach den USB-Stick und spielte den Film direkt von seinem Server ab. Ich habe erkannt, dass ich Vertrauen in den Meister haben soll, wenn ich mich auf den Weg mache, um Menschen zu erretten. Denn alles ist bereits arrangiert und die Schwierigkeiten, falls welche auftauchen, werden eine nach der anderen gelöst, solange ich mein Herz ruhig halten kann.

3. Meine Prüfung während der Zusammenarbeit mit einer Menschenrechtsorganisation

Im Sommer besuchte ich die lokale Gruppe einer Menschenrechtsorganisation in ihrem Büro zur abendlichen Sprechzeit. Mein Wunsch war, ihnen den Film „Free China“ vorzustellen. Ich ging zusammen mit einer chinesischen Mitpraktizierenden hin. Weil sie am Nachmittag noch vor dem Konsulat war, kam sie später hinzu. So machte ich den Anfang und es gelang mir, eine Aktivistin der Organisation für die Menschenrechtslage in China zu interessieren. Sie wollte schon nach Hause gehen, doch ich konnte fast eine Stunde lang mit ihr sprechen und ihr tiefgehend die Wahrheit über die Verfolgung von Falun Gong in China erklären. Als ich ihr den Film-Trailer zeigte, war sie beeindruckt. Danach war sie sofort einverstanden, eine private Filmvorführung für die Aktivisten ihrer Gruppe zu organisieren. Als die Mitpraktizierende eintraf, schilderte sie ihr aus ihrem Leben anschaulich, wie sie sich auch in Hamburg von der KPCh überwacht fühlt. Die Aktivistin war erschüttert und wollte mehr erfahren.

Zwei Wochen später zeigten wir mit Unterstützung von mehreren Praktizierenden „Free China“ im Büro der Menschenrechtsorganisation. Die Teilnehmer waren alle sehr berührt von dem Film. Wir standen ihnen für ihre Fragen zu Falun Gong zur Verfügung. Sie beschlossen, mit uns gemeinsam „Free China“ während der China-Wochen im November in einem Kino zu zeigen.

- Ungeduld und mangelnde Nachsicht

Die nächsten Wochen wurden zu einer Prüfung für mich. Die Organisation der Besprechung zur weiteren Planung unserer Zusammenarbeit zog sich sehr lange hin. Ich erreichte die Aktivistin, die ihre Gruppe koordinierte, nur selten am Telefon. Sie war wie ich berufstätig und den ganzen Tag unterwegs, abends oft im Büro der Menschenrechtsorganisation in Besprechungen mit den anderen wegen eigener Projekte. Nach 19 Uhr erreichte ich sie nicht mehr per Handy. So kommunizierten wir per SMS und sie antwortete mir meistens erst nach zwei Tagen. Sie benötigte die Zeit, um sich zu erkundigen und meine Fragen zu beantworten. Ich wurde ungeduldig und dachte: „So kann man doch nicht zusammenarbeiten, sie sind total unprofessionell.“

Dann teilte ich meine Gedanken mit anderen Praktizierenden aus der Gruppe. Sie erinnerten mich freundlich daran, dass wir keine Erwartungen gegenüber alltäglichen Menschen haben sollten. Sie sind alle berufstätig oder Studierende und haben es schwer, in ihrer Freizeit die Dinge voranzutreiben. Auch ich hatte schon so gedacht und korrigierte meine Gedanken diesbezüglich ganz entschlossen. Richtig, als Praktizierende sollen wir zuerst an die Anderen denken. Wir sollten keine Erwartungen gegenüber anderen Praktizierenden haben, erst recht nicht gegenüber den alltäglichen Menschen. Ich bin eine Kultivierende und eigentlich ist mir das alles längst klar. Trotzdem habe ich es im Alltag wieder vergessen!

4. Nie vergessen: Ich bin eine Kultivierende

Ich hatte mich mit ganzem Herzen für die Filmvorführungen von „Free China“ eingesetzt und mehrere Stunden nach Feierabend vor den Kinos Flyer verteilt. Am Ende wurde der Filmabend erfolgreich veranstaltet. Die Menschen im Kino wurden von dem Film sehr berührt und sie teilten ihre Fragen und Gedanken mit uns. Ein chinesischer Mitpraktizierender stand dem Publikum als China-Experte zur Verfügung. Die beiden Vertreterinnen der Menschenrechtsorganisation, die den Abend begleiteten, bedankten sich nach der Vorführung bei uns Praktizierenden.

Ich habe nach diesen Erfahrungen in dem Projekt verstanden, wie wichtig es ist, mir jederzeit bewusst zu sein, dass ich eine Kultivierende bin. Jeden Gedanken, jede Handlung sollte ich genau überprüfen, ob ich damit im Fa bin. Dabei hilft mir am besten: regelmäßig (möglichst jeden Tag) das Fa zu lernen; mir von Herzen Mühe zu geben, das Gelesene zu verstehen, über mich nachzudenken, meine unrichtigen Gedanken zu korrigieren und meine Erkenntnisse im Alltag umzusetzen.

Dazu fallen mir die Worte des Meisters ein:

„Damit wir uns bei der Umwandlung des Karmas gut beherrschen können und die Dinge nicht wie die alltäglichen Menschen verderben, sollen wir im Alltag ein barmherziges Herz und einen harmonischen, ruhigen Herzenszustand bewahren. Wenn du dann plötzlich auf Probleme stößt, kannst du gut damit umgehen. Wenn dein Herz immer so harmonisch und barmherzig ist, hast du eine Pufferzone, einen Spielraum zum Nachdenken, wenn die Probleme plötzlich auftauchen. Wenn du im Herzen immer an Streiten und Kämpfen mit anderen denkst, dann sage ich, du wirst sofort mit anderen streiten, wenn du auf Probleme stößt; das ist garantiert so. Deshalb sage ich, wenn du auf Konflikte stößt, lässt man dich eben deine eigene schwarze Substanz in die weiße Substanz, in De, umwandeln.“ (Li Hongzhi, Zhuan Falun, 2012, S. 230)

Geschätzte Mitpraktizierende, falls ich mich unpassend ausgedrückt haben sollte, korrigiert mich bitte barmherzig. Ich danke den Mitpraktizierenden in meiner Umgebung für ihre barmherzigen Hinweise. Verehrter Meister, ich danke Ihnen für die Begleitung meines Kultivierungsweges seit über zehn Jahren.

Rubrik: Fa-Konferenzen