Nur wenn wir vernünftig bleiben, können wir den Weg bis zum Ende gut gehen

(Minghui.org) Im vergangenen Jahr besuchte ich eine Mitpraktizierende, die in einer anderen Stadt wohnt. Ich hatte sie schon zwei Jahre nicht gesehen und kannte sie nur flüchtig. Sie hatte bei sich zu Hause eine familiäre Produktionsstätte zur Herstellung von Informationsmaterialien aufgebaut. Allerdings fand ich das unvernünftig, da die Verfolgung noch nicht beendet ist. Wir sollten weiterhin auf unsere Sicherheit achten.

Als ich bei ihr war, druckte sie Dokumente aus und sie machte das direkt vor mir. Am Abend kamen noch drei weitere Praktizierende hinzu und wir lasen gemeinsam das Buch „Zhuan Falun“ (Li Hongzhi). Da sah ich, wie dem Meister die Tränen liefen. Mein Herz wurde schwer, ich wusste aber nicht warum.

Nachdem wir ein Kapitel gelesen hatten, sprach die Mitpraktizierende mit den anderen über die Aufgaben für das Dafa. Als ich dabei zusah, wurde mir plötzlich klar, was los war. Zögerlich sagte ich zu ihr: „Weißt du, dass der Meister wegen dir weint?“ Erstaunt fragte sie mich: „Warum bist du sicher, dass er wegen mir weint und nicht wegen dir?“ „Weil ich deinen Zustand sehe", erklärte ich. Ein anderer männlicher und eine andere weibliche Mitpraktizierende hatten mich bereits darum gebeten, dass ich einmal mit ihr sprechen sollte, da sie nicht auf sie hörte. Also war ihr Problem nicht erst jetzt aufgetaucht, sondern sie befand sich schon lange in diesem Zustand.

„Ich sehe", sagte ich ehrlich zu ihr, "dass du sehr warmherzig bist und die Menschen dringend und schnell erretten möchtest. Ehrlich gesagt, ich könnte das nicht so schaffen wie du, so ohne Angst und aus ganzem Herzen. Allerdings habe ich das Gefühl, dass du deine persönliche Kultivierung vernachlässigt hast, die doch die Grundlage für alles ist. Du bist unvernünftig und denkst nicht an deine Sicherheit. Außerdem habe ich durch eure Gespräche beobachtet, dass die Mitpraktizierenden um dich herum von dir abhängig sind und dich so hoch schätzen, dass du dich selbst nicht mehr klar schätzen kannst. Wenn ich mich nicht täusche, wiegst du dich in Selbstzufriedenheit, aber diese Selbstzufriedenheit kann sehr gefährlich werden. Dein Verhalten ist wie das eines Helden, aber nicht das einer Kultivierenden. Es entspringt nicht der Ruhe und Reife einer Praktizierenden. Du musst dir unbedingt Mühe geben und deine Xinxing kultivieren.“ Sie hörte mir konzentriert zu und schaute dabei nach innen.

Am Abend praktizierte ich mit ihr und ihren Eltern gemeinsam die Übungen. Als wir die fünfte Übung - die Meditationsübung - machten, hörte ich, dass sie immer wieder auf den Boden klopfte. Als wir fertig mit der Übung waren, fragte ich sie: „Warum hast du immer auf den Boden geklopft? Wie kannst du so in einen ruhigen Zustand eintreten?“ Darauf meinte sie in einem gleichgültigen Ton: „Meine Eltern schlafen immer bei der Übung ein, ich möchte sie damit aufwecken.“ Sie hatte also dabei nur ihre Eltern beobachtet. Meiner Meinung nach hatte sie selbst nicht gut praktiziert und dabei auch noch andere beeinträchtigt.

Am nächsten Morgen las ich nach dem Frühstück das "Zhuan Falun" im Wohnzimmer, während sie es in einem anderen Zimmer laut las. Anschließend war unser Austausch nicht mehr so harmonisch. Scheinbar war ich zu besorgt gewesen und hatte ihr Problem nicht barmherzig genug angesprochen, sodass ich ihren Widerwillen hervorgerufen hatte.

Bei unserem Austausch erwähnte sie die „Gefühle zwischen Mitpraktizierenden“. Sie sagte: „Wer ist uns am nächsten? Das sind eben unsere Mitpraktizierenden.“ Ich finde, diese Gefühle sind auch menschliche Gefühle, die wir bei der Kultivierung ablegen sollten.

Als ich heimkam, versuchte ich, sie zu kontaktieren, weil ich mir Sorgen um sie machte. Aber ich konnte sie nicht erreichen. Nach drei Monaten bekam ich die Nachricht, dass sie festgenommen worden war. Ich bedauerte, dass ich sie damals nicht wieder aufgesucht hatte.

Sie hatte sich mit ihren Mitpraktizierenden so viel Mühe gegeben, dass die Praktizierenden aus der Haft freikamen; sie hatte große Mengen an Informationsmaterialien hergestellt usw. Das war wirklich großartig. Allerdings sollten wir, wenn wir dies tun, die Barmherzigkeit des Meisters und die mächtige Kraft des Fa spüren. Gleichzeitig müssen wir unsere eigenen Schwächen bei der Kultivierung erkennen, sodass wir wirklich fleißig vorankommen. Aber wir dürfen uns nicht darauf konzentrieren, wie großartig eine Praktizierende oder eine Gruppe Praktizierender ist, so dass wir sie bewundern oder sogar vergöttern.

Vor einiger Zeit nahm die Anzahl der entführten Mitpraktizierenden in verschiedenen Regionen deutlich zu. Sollten wir, während wir wissen, dass das Böse bis zum Ende wahnsinnig bleibt, uns nicht gewissenhaft unsere Probleme ansehen? Unter den alltäglichen Menschen gibt es ein Sprichwort: „Nicht im Triumph und in Selbstzufriedenheit schwelgen“. Haben wir wirklich schon gesiegt? Die Lebewesen warten noch auf unsere Errettung. Was für ein starker Eigensinn ist die Selbstzufriedenheit? Können wir in diesem Zustand die Verfolgung auflösen? Das können wir nur, wenn wir die Selbstzufriedenheit verneinen!

Es gibt schon viel zu viele Lektionen. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass die Lebewesen auf unsere Errettung warten. Wir können zwar auf unser Leben und alles auf der Menschenwelt verzichten, aber wir können nicht unsere Verantwortung aufgeben, die Lebewesen zu erretten. Unsere Mission ist noch nicht erfüllt, wir können uns keine Verluste leisten!