Regenbogen nach heftigem Gewitter

(Minghui.org) Als meine Mutter fortging, weinte ich den ganzen Tag. Ich weinte, als ich zur Schule musste, in der Schule und sogar, als ich wieder nach Hause ging. Meine Lehrer, Mitschüler und sogar die Eltern einiger Mitschüler machten sich große Sorgen um mich.

Dies ereignete sich am 27. Oktober 1999, ein paar Wochen vor meinem achten Geburtstag. Meine Mutter fuhr nach dem Beginn der Verfolgung von Falun Dafa nach Peking, um sich dort für Falun Dafa einzusetzen. Ich hatte Angst, sie zu verlieren, und tat das Einzige, das eine knapp 8-Jährige in so einer Situation tun konnte − weinen.

Meine Mutter wurde vier Mal verhaftet und eingesperrt. Aufgrund der Verfolgung ließen sich meine Eltern scheiden, als ich neun Jahre alt war. Die darauffolgenden Jahre waren schwierig und ich war mitunter sehr unglücklich, doch die Hoffnung gab ich nie auf.

Ich hielt an der Vorstellung fest, dass es nach jedem Gewitter einen Regenbogen gibt.

Im Folgenden schildere ich meine Erfahrungen als junge heranwachsende Dafa-Praktizierende in den 90er Jahren und zeige all die Narben auf, die die Verfolgung in meiner Kindheit hinterlassen hat.

Kindheitserinnerungen

Meine Kindheit war von der beruhigenden Musik der Falun Dafa-Übungen begleitet.

Am 20. Mai 1995, kurz vor meinem vierten Geburtstag, fing meine Mutter mit dem Praktizieren von Falun Dafa an. Ihr Interesse dafür wurde geweckt, als sie im Park eine Gruppe froher und gesund aussehender Menschen sah, die es praktizierten.

Mit dem Praktizieren verbesserten sich sowohl ihr körperlicher als auch ihr seelischer Zustand. Ihre Krankheiten verschwanden und sie wurde optimistisch. Unsere kleine dreiköpfige Familie führte ein harmonisches Leben. Das waren die besten Jahre meiner Kindheit.

Der Alptraum beginnt

Am 20. Juli 1999 bedeckten dunkle Wolken den Himmel. Und mit diesen Wolken kam die Verfolgung, die viele glückliche Familien zerrüttete, einschließlich unserer. Jiang Zemin befahl ohne erkennbaren Grund, dass alle Falun Dafa-Praktizierenden verhaftet werden sollten.

Meine Mutter beschloss, nach Peking zu fahren, um sich für Falun Dafa einzusetzen und gegen diese unfaire Behandlung zu protestieren.

Als mein Vater und ich am 27. Oktober 1999 noch fest schliefen, verließ meine Mutter die Wohnung. Mein Vater bangte um das Leben meiner Mutter. Ich kann mich noch vage an seinen verlorenen Gesichtsausdruck, seine heisere Stimme und an die Nachricht erinnern, die meine Mutter hinterlassen hatte.

Keine Worte könnten meinen damaligen Gefühlszustand beschreiben. Alles was ich wusste, war, dass ich Angst hatte, meine Mutter zu verlieren und dass mir nichts bleiben würde.

Am Bahnhof wurde sie abgefangen und in ein Untersuchungsgefängnis gebracht. Mein Vater musste kurze Zeit später auf eine Dienstreise ins Ausland gehen und außer meiner Mutter konnte sich niemand in unserem Ort um mich kümmern. Meine Großmutter kam deshalb aus ihrer Heimatstadt zu uns, um für mich zu sorgen.

Mein achter Geburtstag war der erste Geburtstag, den ich ohne meine Eltern feierte.

Ein grauer Lebensabschnitt

Einen Monat später ließen sie meine Mutter frei und eine Zeitlang war alles wieder normal. Doch sie konnte nicht untätig bleiben, während so viele unschuldige Praktizierende misshandelt wurden. Und so wollte sie am 1. Mai 2000 wieder nach Peking gehen. Als ich das erfuhr, war mir im Herzen schwer zu Mute.

Meine Mutter wurde erneut festgenommen und in das lokale Untersuchungsgefängnis zurückgebracht. Von meinem Vater erfuhr ich, dass sie nur noch Haut und Knochen sei. Sie war in einen Hungerstreik getreten, um gegen die Verfolgung zu protestieren. Wir wollten sie besuchen, wurden aber abgewiesen. Im August kam sie schließlich frei.

Im September 2000 gingen meine Mutter und ich nach dem Essen zum Haus meines Onkels, um Appellbriefe an die Regierungsbehörden zu schreiben. Als wir um 22 Uhr nach Hause kamen, war unser Flur noch hell erleuchtet. Meine Mutter spürte, dass etwas nicht stimmte, und so warteten wir draußen bis Mitternacht.

Schließlich gingen wir hinein und trafen eine Gruppe Fremder an − Zivilpolizisten. Da ich äußerst müde war, ging ich ins Bett. Die Polizisten durchsuchten unsere Wohnung und verhafteten meine Mutter. Diesmal weinte ich nicht. Diese Art Behandlung kannte ich inzwischen schon.

Als ich eines Tages im November aufwachte und einige Kleidungsstücke im Bad liegen sah, wusste ich, dass meine Mutter wieder da war. Ich war sehr froh. Später erfuhr ich, dass sie aus dem Untersuchungsgefängnis geflohen war und deshalb in den vergangenen drei Monaten nicht hatte nach Hause kommen können.

Infolge des Drucks meiner Großeltern und der Firma meines Vaters ließ sich mein Vater kurze Zeit später von meiner Mutter scheiden. Unsere glückliche Familie war zerbrochen.

Ein paar Tage nach ihrer Rückkehr wurde meine Mutter 30 Jahre alt. Zur Feier ihres Geburtstages kochte meine Großmutter einige Gerichte für sie. Doch als ich am Nachmittag nach Hause kam, konnte ich sie nirgends finden. Ich erfuhr, dass man sie erneut verhaftet hatte. Die ganze Familie war sehr niedergeschlagen.

Obwohl ich traurig war, wusste ich, dass ich all die Dafa-Bücher und Materialien beschützen musste. Mitten in der Nacht stopfte ich sämtliche Bücher und Materialien in meine Schultasche, mit der ich am nächsten Morgen zu einer Praktizierenden lief, bei der sie sicher aufbewahrt wurden.

Diese letzte Verhaftung führte für meine Mutter zu 18 Monaten Zwangsarbeitslager.

Im Jahr 2002 heiratete mein Vater wieder. Mit einer neuen Stiefmutter sah ich tagsüber fröhlich aus, doch nachts weinte ich. Ich machte mir Sorgen um meine richtige Mutter, da ich wusste, dass sie anderswo zu leiden hatte.

In der damaligen Situation konnte ich keinen Kontakt zu ihr aufnehmen. Unser einziger Kommunikationsweg waren Briefe, und es dauerte oft Monate, bis sie sie erreichten.

Als meine Mutter im Arbeitslager war, erhielt ich insgesamt drei Briefe von ihr. Ich kann mir nicht vorstellen, wie oft sie geweint haben muss, als sie die Briefe schrieb.

Einmal nahm mein Vater sich frei und wir besuchten meine Mutter. Mittags sah ich sie schließlich. Ihr Haar war kurz geschnitten und sie war sehr dünn. Ich lächelte und lachte an ihrer Seite, wobei mir auffiel, dass ihre Vorderzähne fehlten. Bitternis erfüllte mein Herz. Ich drehte mich weg, um mir die Tränen abzuwischen, denn ich wollte nicht, dass sie es sah. Sie sollte mein fröhliches Gesicht in Erinnerung behalten.

Im März 2003 wurde sie entlassen, nachdem die Haftzeit um ein Jahr verlängert worden war. Gleich nach der Entlassung kam sie für 20 Tage in eine Gehirnwäsche-Einrichtung.

Verirrt

Mit der anhaltenden Verfolgung und den Gerüchten in den Medien konnte ich richtig und falsch nicht unterscheiden. Auf Anordnung der Schule mussten alle Schüler, auch ich, ins Kino gehen und sich dort einen Film anschauen, der Dafa verleumdet. Anschließend sollten wir unsere Gedanken darüber zu Papier bringen.

Wegen der Verhaftung meiner Mutter wollte die Schulleitung, dass ich in den Medien auftrat und mich für die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) aussprach. Glücklicherweise war mein Vater dagegen.

Zu Hause sagten Verwandte oft zu mir: „Deine Mutter ist so stur. Wie kann sie gegen die KPCh ankämpfen?“ Ich fühlte mich verloren und konnte meinen Weg nicht finden. Erst als meine Mutter zurückkam und mir von der Verfolgung erzählte, wurde mir die Wahrheit klar, und ich bedauerte meine Taten.

In meiner Teenagerzeit hatte ich regelmäßig Träume, in denen mich schlechte Menschen jagten und mich niemand rettete. Ganz gleich wie schnell ich lief, ich fand keinen Fluchtweg. Dieser Zustand strapazierte meine Gesundheit und tagsüber war ich müde. Erst als ich auf den Rat meiner Mutter aus der KPCh und deren Unterorganisationen austrat, hörten die Träume auf.

Obwohl meine Mutter freigelassen wurde, konnten wir unser früheres Leben nie wieder aufnehmen. Ich musste weiter für die Schule lernen. Meine Verwandten väterlicherseits sorgten sich um meine Sicherheit und sagten, dass ich nichts von meiner Mutter lernen sollte. Ich saß in der Mitte fest und glaubte ihnen gelegentlich. Zu anderen Zeiten war ich wieder skeptisch. Ich schwankte zwischen Glauben und Nicht-Glauben und kam zu keinem Schluss.

Stellung beziehen

2004 trat ich automatisch dem Kommunistischen Jugendverband bei, als ich es in der Mittelschule gut machte und Schülerin mit besonderen Pflichten wurde. Als ich meiner Mutter davon erzählte, riet sie mir, schnell wieder auszutreten, und bat mich, mir die Neun Kommentare über die Kommunistische Partei anzusehen.

Nachdem ich die Boshaftigkeit der KPCh erkannt hatte, reichte ich am nächsten Tag meinen Austrittsantrag ein.

Meine Lehrer waren überrascht und fragten mich nach dem Grund. Ich sagte: „Mein Großvater sagt, dass die KPCh korrupt sei. Und meine Mutter sagt, dass die KPCh gegen Menschlichkeit und die Gesellschaft sei. Deshalb möchte ich austreten und nichts mit ihr zu tun haben.“

Meine Lehrer machten mir keine Vorwürfe, stimmten meinem Austrittsantrag aber auch nicht zu. Doch wenn ich Dokumente auszufüllen hatte, sagte ich stets, dass ich dem Jugendverband nicht angehörte.

Oft versuchte und versuche ich, meine Mitschüler davon abzubringen, dem Kommunistischen Jugendverband beizutreten. Und manchmal helfe ich meiner Mutter, Informationsmaterialien über Dafa zu verteilen.

Einmal meldete mich ein Mitschüler dem Lehrer, als ein anderer Mitschüler und ich im Unterricht mithilfe eines Zettels über die KPCh diskutierten. Da sie mich von meiner Meinung nicht abbringen konnten, gab der Lehrer den Zettel meinem Vater. Zu Hause wurde ich ausgeschimpft. Doch das hielt mich nicht davon ab zu glauben, dass Falun Dafa ein aufrichtiges Fa ist und dass in Wirklichkeit die KPCh bösartig ist.

Inzwischen bin ich eine junge Erwachsene. Ich habe viele Dinge erfahren, erlebt und gelernt. Trotz des durchlebten Alptraums weiß ich, dass all dies vorbeigehen und die Zeit der Freude kommen wird.