Grenzenlose Nachsicht

(Minghui.org) Nachsicht wird von den Menschen sehr geschätzt, denn sie ermöglicht ein harmonisches Zusammenleben. Diese Nachsicht kennt aber ihre Grenzen. Vom Fa aus betrachtet, ist sie allerdings grenzenlos und umfassend, sogar unermesslich.

Dazu hatte ich ein Erlebnis.

Als ich gesetzwidrig im Untersuchungsgefängnis inhaftiert war, wurden wir, eine Mitpraktizierende und ich, eines Tages zu einem Raum geschickt, um uns zusammen die Urteilverkündung anzuhören. Es waren auch viele Polizisten anwesend, was mich wunderte. Ich wurde unrechtmäßig zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren verurteilt. Sie allerdings wurde freigesprochen und als unschuldig entlassen. Sie hatte mich verraten und sich damit ihre Freilassung erkauft.

Nach der Urteilsverkündung mussten wir die Dokumente unterschreiben. Ich weigerte mich, die Papiere zu unterschreiben; sie unterschrieb jedoch und setzte auch den erforderlichen Fingerabdruck auf das Dokument. Dann hielt sie ihren Finger hoch, sie wusste wohl nicht, was sie tun soll. Vielleicht hatte sie kein Papier, um die rote Farbe abzuwischen. So holte ich ein Taschentuch aus meiner Tasche und half ihr, den Finger sauber zu machen; in ihrer anderen Hand hielt sie noch die Dokumente.

Die Polizisten standen alle da und starrten uns an. In diesem Moment verstand ich erst, warum so viele Polizisten gekommen waren: Es waren Schaulustige; sie wollten sehen, was zwischen uns passieren würde.

Da sagte ich schnell zu meiner Mitpraktizierenden: „Geh ruhig nach Hause. Merk dir bitte, mein Weg ist nicht von dir arrangiert worden, sondern vom Meister. Du hast nicht die Fähigkeit, meinen Kultivierungsweg zu arrangieren. Mach dir keine Gedanken darüber, was passiert ist. Bitte lass mir deine Decke und Kleidung da. Es ist noch so kalt, ich kann sie gut gebrauchen.“ Sie antwortete sofort: „Ja.“ Ich sah, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte. Eigentlich hatte ich noch ein viel größeres schlechtes Gewissen. Ich hatte das Fa nicht gut gelernt und hatte Lücken in meiner Kultivierung, deshalb wurde meine Lücke vom Bösen ausgenutzt. Das Böse hatte die Mitpraktizierende ausgenutzt, so dass sie mich verriet. Sie hatte gesagt, was sie nicht hätte sagen sollen und was sie auch nicht sagen wollte. Die Situation hatte ich selbst, ganz allein, verursacht. Da fühlte ich mich noch schlechter.

Wenn ich keine Lücke gehabt hätte, hätte dann meine Mitpraktizierende ausgenutzt werden können? Vielleicht hatte sie während des Verhörs gar nicht an mich gedacht. Wenn ich im Fa bin, weiß ich, dass die Beziehungen zwischen den Mitpraktizierenden nicht so ist wie die zwischen Freunden, sondern dass sie durch die Kultivierung bestimmt ist. In diesem Fall ist die entscheidende Frage nicht, ob sie mich verraten hat oder nicht. Es geht nur darum, ob man sich selbst gut oder nicht gut kultiviert, ob man sich überhaupt kultiviert.

Wenn man die Umstände vom Fa her betrachtet, geht es in dieser Angelegenheit also nicht mehr um Nachsicht. Die gewöhnlichen Menschen würden jedoch aus dem Blickwinkel der Nachsicht darüber reden. Als ich nach innen suchte, sah ich mein eigenes Problem. Konnte ich mich da noch über andere beschweren? Ich hatte nur noch ein schlechtes Gewissen. Wenn wir die Situation auf diese Weise betrachten, entsteht auch keine Trennung zwischen uns Mitpraktizierenden. Können die alten Mächte dann noch etwas ausnutzen? Daher fühle ich mich grenzenlos groß, wenn ich ein Problem vom Fa her betrachte. Der Meister fordert uns auf, das Fa gut zu lernen und unsere Nachsicht zu erweitern, aus den menschlichen Anschauungen hinauszugehen, uns nicht von den menschlichen Faktoren einschränken und uns nicht von den Grundsätzen einer niedrigen Ebene steuern zu lassen.

Das ist meine persönliche Erkenntnis. Bei unrichtigen Aussagen bitte ich um Korrektur!