Ich war dabei – damals beim historischen Appell am 25. April

(Minghui.org) Am Sonntag, dem 25. April 1999, begab ich mich wie üblich zum Falun-Dafa-Übungsplatz in der Nähe des Marinebüros in Peking. Zu meiner Überraschung war der Ort, der normalerweise mit Praktizierenden gefüllt war, an diesem Tag praktisch leer. Die wenigen anwesenden Praktizierenden erzählten mir, dass die meisten der Übungsgruppe nach Zhongnanhai, zum Gelände der Zentralregierung, gegangen seien, um dort friedlich für die Freilassung der in Tianjin unrechtmäßig inhaftierten Praktizierenden zu appellieren.

Damals praktizierte ich Falun Dafa erst seit ein paar Monaten. Ich konnte den Zweck des Appells nicht ganz erfassen und konnte mich nicht aufraffen, nach Peking zu gehen. Wieder zu Hause sorgte ich mich um die Praktizierenden unserer Übungsstätte, die sich dort aufhielten. Da ich sie nicht kontaktieren konnte, beschloss ich, ebenfalls nach Zhongnanhai zu fahren und mich dort umzusehen.

Als ich mit dem Fahrrad am Zhongnanhai umherfuhr, stieß ich auf unzählige Praktizierende. Die meisten von ihnen standen an der Nordseite der Wenjin-Straße und an der Westseite der Fuyou-Straße. Sie standen in ordentlichen Reihen, ohne den Verkehr zu behindern. Erleichtert stellte ich fest, dass alles friedlich vonstattenging und die Regierung keine Gewalt gegen sie anwandte. Da ich niemanden sah, den ich kannte, fuhr ich wieder nach Hause.

Am späteren Nachmittag bat mich ein Praktizierender, ihm einige Matten zu bringen, da er bereits den ganzen Tag auf dem Betonboden gesessen hatte. Ich packte mehrere unserer Meditationsmatten zusammen und fuhr zurück nach Zhongnanhai.

In der Fuyou-Straße traf ich unsere lokalen Praktizierenden. Die meisten von ihnen saßen auf Zeitungspapier oder Plastiktüten. Einige tauschten sich über ihre Kultivierungserfahrungen aus, während andere in aller Ruhe Falun-Dafa-Bücher lasen. Ich reichte die Matten an sie weiter. Die jüngeren Praktizierenden gaben sie dann den älteren Praktizierenden. Die älteren Praktizierenden wollten sie dann denjenigen überlassen, die aus den umliegenden Provinzen wie Liaoning und Hebei angereist gekommen waren. Obwohl wir uns nicht kannten, fühlte sich jeder als Teil einer großen Familie. Von der Atmosphäre berührt, beschloss ich zu bleiben und das endgültige Ergebnis des Appells abzuwarten.

Als es allmählich dunktel wurde, begab ich mich zu einer nahegelegenen Telefonzelle, um meine Familie anzurufen (die meisten von uns besaßen damals noch kein Mobiltelefon). Überrascht traf ich dort auf über zehn Praktizierende, die in der Schlange warteten. „Wow, so viele Leute!“, platzte es aus mir heraus.

Die Praktizierenden vor mir drehten sich um. „Wenn du ein dringendes Anliegen hast, lasse ich dir den Vortritt.“ Selbst diejenigen vor ihnen boten mir den Vortritt an. Ich wusste, dass alle aus dem gleichen Grund zu Hause anrufen wollten. Falun Dafa hatte uns zusammengeführt und ein heiliges und enges Band zwischen uns geknüpft. Ihre Selbstlosigkeit berührte mich tief. Ich bedankte mich, stellte mich aber ans Ende der Schlange.

Es kamen immer mehr Praktizierende. Genau wie mir entfuhr es auch den meisten von ihnen: „Wow, so viele Leute!“ Ich bot ihnen ebenfalls den Vortritt an, aber niemand drängelte sich vor. Alle hielten ihre Gespräche sehr kurz und reichten dann den Hörer an die nächste Person weiter.

Allein durch diese kleine Begebenheit fühlte ich mich geläutert und erhaben. Kein Wunder, dass Meister Li (der Begründer von Falun Dafa) betont:

„Nur bei unserem Falun Dafa ist ein reines Land, das absolut rein ist.“ (Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz in Kanada, 23.05.1999)

Nachdem ich meine Familie angerufen hatte, kehrte ich an meinen ursprünglichen Platz zurück. Nach einer Weile erfuhren wir, dass einige Vertreter der Praktizierenden in das Gebäude eingelassen und vom damaligen Premierminister Zhu Rongji empfangen worden waren. Man sagte uns auch, dass Zhu versprochen habe, uns weiterhin in Ruhe praktizieren zu lassen, und die Polizei angewiesen habe, die am Vortag in Tianjin verhafteten Praktizierenden freizulassen.

In dem Glauben, der Appell sei erfolgreich abgeschlossen, verließen wir einen nach dem anderen das Gelände. Einige Praktizierende fingen aus eigenen Stücken an, den Müll wegzuräumen. Ich tat es ihnen gleich und sammelte die auf dem Boden verstreuten Zeitungen, Plastiktüten und Wasserflaschen auf und warf sie in den nächsten Mülleimer. Niemand gab irgendwelche Befehle, jeder tat es aus eigenem Antrieb.

Als ich mich in der Menge vorwärtsbewegte, war ich tief bewegt, wie ruhig und geordnet alles ablief. Keiner schrie herum oder versuchte, sich vorzudrängen. Zurück blieb eine ruhige und saubere Straße.

Keine Worte können beschreiben, was ich in diesem Moment empfand. Ich war einfach stolz darauf, Teil dieser Gruppe zu sein und fest entschlossen – ganz gleich was auch immer in Zukunft geschehen oder wie schwierig sich mein Weg gestalten würde –, mich von niemandem davon abhalten zu lassen, Falun Dafa zu praktizieren!