Aus Deutschland: Die Anhaftung an Gefühle – wie ein junger Praktizierender diesen Pass überwunden hat

(Minghui.org) Seit fast vier Jahren praktiziere ich Falun Dafa. Die Entwicklung, die die Kultivierung in meinem Leben bewirkt hat, war eine komplette 180-Grad-Wende. Seither bin ich zahlreichen Herausforderungen begegnet, von denen einige schwieriger zu überwinden waren als andere, doch haben alle mich letztendlich zu einem besseren Menschen gemacht. 

Im vergangenen Jahr gab es eine Schwierigkeit, die besonders schwer zu überwinden war. Ich möchte meine Erfahrungen zum Thema Gefühle teilen, in der Hoffnung, dass sie nicht nur mein eigenes Verständnis festigen, sondern auch denjenigen helfen, die vielleicht mit ähnlichen Problemen konfrontiert sind.

Nachdem ich mein ganzes Leben lang öffentliche Schulen in Deutschland besucht hatte, erschien mir die Regel, dass „Jungen und Mädchen keinen engen Kontakt haben dürfen“ an der neuen Schule etwas seltsam. Ich war es gewohnt, mich ungezwungen mit Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht zu unterhalten, so dass es eine ziemliche Umstellung war, plötzlich nicht mehr mit Mädchen zu reden. Aber schon nach ein paar Monaten auf der neuen Schule fühlte sich diese Regel ganz natürlich an. Ich wollte mich auch nicht mehr mit dem anderen Geschlecht unterhalten und alles verlief reibungslos. Sechs Monate später jedoch begann sich das COVID-Virus auszubreiten und wir begannen, Online-Kurse zu besuchen. Ich war damals in der achten Klasse, als der Online-Unterricht begann. Mitschüler meiner Klasse richteten einen Gruppenchat ein, an dem sowohl Jungen als auch Mädchen teilnahmen. Als ich das erste Mal dazukam, wusste ich nicht so recht, was ich tun sollte, da ich nicht mehr daran gewohnt war, mit Mädchen zu sprechen. 

Ein paar Freunde überredeten mich, einer Plattform namens Google Hang Out beizutreten. Von da an stürzte ich in ein Kaninchenloch, das mich nicht mehr loslassen sollte und mein Leben für mehrere Jahre beeinflusste.

Es fing relativ harmlos an, und zwar mit einem Gruppenchat, in dem man hauptsächlich Witze machte und über verschiedene harmlose Dinge sprach. Aber mit der Zeit kamen immer mehr Leute dazu und es entstanden immer mehr Gruppenchats. Ehe ich mich versah, begann ich, mich mit Mädchen zu unterhalten und mich mit ihnen anzufreunden. Da das alle taten, dachte ich mir nicht viel dabei. Das ging während der gesamten Quarantäne so weiter. Auch als wir wieder zur Schule gingen, sprach ich weiter mit Mädchen, mit denen ich zu diesem Zeitpunkt bereits befreundet war.

Wir unterhielten uns ganz zwanglos, verglichen zum Beispiel unsere Hausaufgaben, sprachen über Dinge, die in der Schule passierten, und tauschten uns oft über unsere Kultivierungserfahrungen aus, was ich immer als eine gute Sache empfand. Wenn ich jetzt zurückschaue, erkenne ich, dass damals meine Gefühle anfingen, mich von innen heraus zu verzehren. Im Laufe der Zeit fand ich enge Freundinnen, mit denen ich trotz des Intimitätsverbots der Schule weiter Gespräche führte.

Zu diesem Zeitpunkt wechselten die meisten meiner Freunde zur Social-Media-Plattform Instagram, auf der man nicht nur chatten, sondern sich auch Videos und Beiträge ansehen und posten konnte. Ich fing schnell an, viel zu viel Zeit damit zu verbringen, gedankenlos zu scrollen und stundenlang mit Freunden zu chatten. Das ging so weiter bis Ende letzten Jahres, als ich endlich bemerkte, wie sehr mir das eigentlich schadete. Ich nahm all meine Selbstbeherrschung zusammen und löschte die App schließlich. Leider hörten die Probleme damit nicht auf. Mit dem Löschen der App wollte ich mich von den Ideen der modernen Gesellschaft und der damit verbundenen Zeitverschwendung lösen, aber die Bindung an die Gefühle saß bereits tief in mir und so chattete ich weiter mit einer kleinen Anzahl von Leuten auf einer anderen Internetplattform.

Mir war nicht bewusst, wie sehr ich von meinen Gefühlen abhängig war, bis die Ursache dafür beseitigt wurde. In den letzten Winterferien trennte ich mich von einer Freundin, mit der ich über Jahre sehr eng verbunden gewesen war. Ich spürte dann, wie unsere langjährige Freundschaft allmählich verblasste. Anfangs versuchte ich noch, sie irgendwie erhalten zu können, aber bald merkte ich, dass das sinnlos war. Ich verbrachte viel Zeit damit, darüber nachzudenken, warum wir beide uns plötzlich so verhielten, als wären wir uns nie zuvor begegnet, und erst jetzt wurde mir klar, wie viele Gefühle und Emotionen das in mir auslöste. Seit Jahren waren wir befreundet und als wir aufhörten, miteinander zu reden, fühlte es sich an, als wäre ein Teil von mir weggenommen worden. Was zurückblieb, war nur Leere.

Der Meister sagt:

„Ich meine, die körperlichen Leiden sind am leichtesten zu ertragen“ (Zhuan Falun, 2019, Seite 187)

In den Tagen und Wochen, nachdem wir den Kontakt zueinander aufgelöst hatten, spürte ich zum ersten Mal, wie wahr dieses Fa des Meisters ist. Mein psychischer Zustand verschlechterte sich dermaßen, dass mich meine Mutter mehrmals besorgt fragte, ob alles in Ordnung sei. Früher war ich nie länger als ein oder zwei Tage wegen einer Angelegenheit etwas traurig. Dieses Gefühl der Leere war jedoch stärker als jeder körperliche Schmerz, den ich zuvor empfunden hatte, und es war keine leichte Aufgabe, dieses Gefühl tagsüber zu verbergen.

In Wirklichkeit wusste ich von Anfang an, dass alles, was mir widerfuhr, vom Meister arrangiert worden war und dass es eine Prüfung war, die es zu überwinden galt. Obwohl ich wusste, dass das Ertragen von Leiden bedeutet, Karma zu beseitigen, und dass die Überwindung des Leidens meine Xinxing erhöhte, war es unglaublich schwer, nicht an all die Erinnerungen zu denken, die sich im Laufe der Jahre angesammelt hatten. Ich erinnerte mich an die vielen Tage, an denen ich von der Schule nach Hause gekommen war und sofort mit meinem Handy gechattet hatte. Nun saß ich einfach an meinem Schreibtisch und versuchte, Hausaufgaben zu machen oder auf meinem Horn zu üben, konnte mich aber nicht konzentrieren.

Wochen später, als ich nachts aufrichtige Gedanken aussandte, ertappte ich mich schließlich dabei, dass meine Gedanken wieder abschweiften, wie es schon so oft zuvor passiert war. Zu diesem Zeitpunkt war ich es so leid, all diese Emotionen zu empfinden, dass ich mich zwang, dem ins Auge zu sehen, was ich bereits tief in meinem Inneren wusste, aber nicht akzeptieren wollte. Der Meister hatte meinen Lebensweg arrangiert und alles, was mir widerfuhr, war auf karmische Beziehungen aus meiner Vergangenheit zurückzuführen. Ich beschloss zu akzeptieren, was geschehen war, denn wenn ich etwas erzwingen würde, was nicht geschehen sollte, würde ich eine schlechte Tat begehen. Ich erinnerte mich, was ich mir schon seit Langem immer wieder gesagt hatte: Meine Aufgabe in dieser Welt ist es, dem verehrten Meister zu helfen, das Fa zu bestätigen und zu meiner wahren Natur zurückzukehren. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte es sich so an, als ob ich es wirklich ernst meinte. In diesem Moment war ich so fest entschlossen, die Realität endlich zu akzeptieren, dass es mir gelang, alle Gefühle auszuschalten, die mich davon abhielten, das zu tun, von dem ich wusste, dass es richtig war. Nachdem ich die aufrichtigen Gedanken ausgesandt hatte, praktizierte ich die Übungen und zum ersten Mal seit Wochen empfand ich innere Ruhe.

Letztendlich denke ich, dass ich all diese Emotionen durchleben musste, um diesen Pass des Qing zu überwinden. Schließlich überwand ich diesen Prozess. Der seelische Schmerz, den ich dabei durchlebte, hat mir wertvolle Erkenntnisse gebracht. Ich weiß jetzt, wie ich die Beziehung zum anderen Geschlecht ausbalancieren kann, denn sich zu weigern, überhaupt mit Mädchen zu sprechen, ist das andere Extrem. Interaktionen sind unvermeidlich, wenn man zum Beispiel im Orchester probt, an Gruppenprojekten teilnimmt oder sich beim gemeinsamen Fa-Lernen trifft. Der Schlüssel ist, dass man nicht zulässt, dass Qing die Gedanken vernebelt, und dass man sich nicht von Gefühlen leiten lässt.

Ich hoffe, dass jeder aus meiner Erfahrung etwas lernen kann. Ich danke dem Meister aufrichtig dafür, dass er mir die Möglichkeit gegeben hat, diesen Pass des Qing zu überwinden. In Zukunft werde ich mein Bestes tun, um mich den drei Prinzipien von Falun Dafa – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht – anzugleichen.

Mein Verständnis vom Fa ist begrenzt. Wenn etwas unpassend ist, weist mich bitte gütig darauf hin.