Warum wollte Milarepas Meister, dass er Steinhäuser baute und wieder abriss?

(Minghui.org) Milarepa wurde bekannt als der Begründer der Weißen Sekte des tibetischen Buddhismus. Sein Leben ist eine beeindruckende Kultivierungsgeschichte. Bevor sein Meister Marpa anfing, ihn zu unterweisen, ließ er Milarepa hintereinander mehrere Häuser bauen und wieder abreißen.

Die Häuser wurden auf steilen Bergen errichtet und waren aus Stein gebaut. Milarepa durfte keine Lasttiere nutzen, um die Steine auf die Berge zu transportieren. Stück für Stück musste er die Steine selbst hinauftragen. Sobald Milarepa unter größter Mühe ein Haus fertiggestellt hatte, wies Marpa ihn immer wieder an, das Haus abzureißen und ein neues zu errichten.

Obwohl Milarepa den Sinn hinter Marpas Anweisungen nicht vollständig erfassen konnte, behandelte er alle Schwierigkeiten als Prüfung und hegte keine Gefühle von Verdruss gegenüber Marpa. Milarepa war gerne bereit, jede Art von Leiden auf sich zu nehmen, solange Marpa ihn als Schüler annehmen würde. Er machte sich keine Gedanken darüber, was er von seinem Meister erhalten könne; stattdessen fragte er sich, weshalb er so viel sündhaftes Karma hatte, das ihn daran hinderte, als Jünger von Marpa angenommen zu werden.

Was Milarepa nicht wusste, war, dass Marpa den Prozess des Errichtens und Abreißens der Steinhäuser nutzte, um ihn sein Karma abtragen zu lassen. Anders gesagt, war Milarepa bereits dabei, die Kultivierung entsprechend dem Arrangement von Marpa zu praktizieren. Jedoch konnte Marpa ihm das nicht erklären, da es sonst nicht gezählt hätte. Als Milarepa später seine Kultivierung vollendet hatte und Menschen ihm Schaden zufügen wollten, sagte er ihnen, dass sie keinen Erfolg haben könnten, da sein Meister sein Karma bereits umgewandelt habe.

Aus Sicht der Kultivierung war das Bauen der Häuser nur eine Form. Milarepa wollte nicht bei Marpa in die Lehre gehen, um zu lernen, wie man Häuser baut. Das war es auch nicht, was Marpa ihn lehrte. Marpa nutzte lediglich die Form des Häuserbauens, damit Milarepa sich kultivieren und erhöhen konnte. Ob es dabei um Häuserbauen oder um andere Dinge ging, spielte keine Rolle. Der Schlüssel liegt darin, wie man in dem Prozess sein Selbst erhöht.

Verglichen mit Milarepas Häuserbau sehe ich einige Ähnlichkeiten darin, wie wir Falun-Dafa-Praktizierende uns in verschiedenen Projekten oder Initiativen engagieren, um Falun Dafa zu verbreiten und auf die in China stattfindende Verfolgung aufmerksam zu machen. Es geht nicht um das Tun, sondern darum, dass solche Umgebungen und Prozesse dazu da sind, uns zahlreiche Chancen für unsere Kultivierung zu geben.

Milarepa mag durch das Bauen mehrerer Häuser ein Experte im Häuserbau geworden sein. Aber das bedeutete nichts. Auch konnte seine Expertise im Häuserbau nicht als Indikator für seine spirituelle Entwicklung herhalten. Bei uns ist das genauso. Durch jahrelanges Engagement in Projekten sind wir vielleicht zu Medienexperten oder populären YouTubern mit Millionen Abonnenten geworden, aber das bedeutet ebenfalls nichts. Dafür sind wir nicht zur Kultivierung im Dafa gekommen. Der Meister hat lediglich diese Form für uns arrangiert, damit wir uns selbst kultivieren. Der Prozess, in dem wir Dinge tun, ist schlicht Teil unseres Kultivierungsweges.

Solange uns stets bewusst ist, dass wir uns selbst kultivieren, werden wir aus den Prozessen in den verschiedenen Projekten das Beste erzielen, denn das eigentliche Ziel unserer Kultivierung liegt in der Erhöhung unserer geistigen Natur und nicht darin, wie erfolgreich wir in der menschlichen Gesellschaft sind. Die Dinge in der menschlichen Gesellschaft bieten uns nur Chancen. Sie sind Werkzeuge und stellen eine temporäre Rolle dar, die wir formal erfüllen, genau wie bei Milarepa. Aber wenn wir an der Form selbst anhaften und über das, was wir erzielt haben, selbstzufrieden werden, kann das schlimme Folgen für unsere Kultivierung nach sich ziehen.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel stellt die persönliche Ansicht und Erkenntnis des Autors dar und dient dem Verständnisaustausch.