Offener Brief an den Hamburger Bürgermeister, Herrn Ole von Beust
An den Bürgermeister der Freien Hansestadt Hamburg
Herrn Ole von Beust
Hamburg, den 15.09.2002
Betreff: China-Wochen
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
am 17. September 02 werden die China-Wochen in Hamburg offiziell eröffnet, um den kulturellen Austausch und den Handel zwischen Hamburg und der Partnerstadt Shanghai zu fördern. China ist das Land mit der ältesten Kultur der Erde, welches in einigen Jahrtausenden unschätzbare Künste und hohe Wissenschaften hervorgebracht hat. Die China-Wochen sind ein Ereignis, das wir Falun Gong Praktizierende in Hamburg sehr schätzen, da auch die traditionelle buddhistische Kultivierungsschule Falun Gong dieser Tradition und Kultur entstammt.
Diese ganzheitliche Methode, bei der sowohl der Körper als auch der Geist kultiviert wird und die sich auf die Grundsätze Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht gründet, wurde über Jahrtausende hinweg überliefert. Sie wurde 1992 erstmals in der Öffentlichkeit von Herrn Li Hongzhi in Form von Seminaren und unter der Schirmherrschaft der staatlichen chinesischen Qi-Gong-Gesellschaft vorgestellt und verbreitet. Schnell erlernten Tausende von Menschen diese Übungspraxis und gaben Sie in ihrem Familien- und Bekanntenkreis weiter.
Es dauerte nicht lange, bis sich mehr und mehr Menschen an die traditionellen Werte und Ideale ihrer alten Kultur erinnerten und einen unermesslichen Reichtum in der Entwicklung von Körper und Geist wieder entdeckten. Nach nur fünf Jahren gab es bereits ca. 70 Millionen Menschen, die Falun Gong lernten und von seiner tiefgreifenden Wirkungsweise profitierten.
Seit mehr als drei Jahren jedoch wird Falun Gong in China verfolgt; ein folgenschwerer Fehler und ein Unrecht, bei dem das eigene Volk unterdrückt und verfolgt wird. Sie werden ausgegrenzt, diskriminiert, verfolgt, in Arbeitslager, psychiatrische Anstalten und Gehirnwäschekurse gesperrt, physischer Folterung und Qualen ausgesetzt und in vielen Fällen umgebracht. Fast täglich sterben unschuldige Menschen, darunter Frauen, Kinder und alte Menschen.
Trotz allem sind die Praktizierenden stets friedlich geblieben und leisten nur einen friedlichen Widerstand, indem sie den Menschen die wahren Begebenheiten über Falun Gong und die Verfolgung erklären. Der Glaube dieser Menschen ist fest in ihren Herzen verankert und ließ sich in den drei Jahren der Verfolgung nicht durch Verbote und Zwangsmaßnahmen ins Wanken bringen.
Jetzt in den China-Wochen sollte auch Falun Gong einen würdigen Platz erhalten, um als Teil chinesischer Kultur geachtet und von den Menschen in Hamburg und weltweit kennen gelernt werden zu können. Es ist unabweislich notwendig, der Öffentlichkeit Falun Gong vorzustellen und die Menschenrechtsverletzungen zu thematisieren, andernfalls würden wir stillschweigend dabei zusehen, wie ein Machthaber in China sein persönliches Ziel der Ausrottung eines friedlichen Glaubens in der eigenen Bevölkerung ungehindert umsetzt und würden indirekt daran beteiligt sein.
Leider sind wir nicht eingeladen worden, an diesem Fest teilzunehmen, obwohl wir in Hamburg immer wieder zu sehen sind, wenn wir auf die Verfolgung in China aufmerksam machen. Doch immer noch hoffen wir auf Ihre Unterstützung und auf ein Gespräch, in welchem wir gemeinsame Wege finden, wie dieses Thema in den China-Wochen behandelt und dargestellt werden könnte.
Mit freundlichen Grüßen,
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