Provinz Jilin: Frau berichtet über Folterungen während siebenjähriger Haft

(Minghui.org) „Es ist sehr schwierig, mit Worten die körperliche und geistige Folter zu beschreiben, die ich in diesen sieben Jahren willkürlicher Verhaftung und Verfolgung erlitten habe“, sagte Liu Fang.

Liu, ehemalige Mitarbeiterin der Landwirtschaftsbank von China in der Stadt Dehui, Provinz Jilin, begann im März 1999, Falun Dafa zu praktizieren.[1] Vier Monate später, im Juli 1999, begann das chinesische kommunistische Regime, die Praktik zur Verbesserung von Körper und Geist zu verfolgen. Liu geriet ins Visier, weil sie ihren Glauben nicht aufgeben wollte. In den Jahren 2005 und 2008 wurde sie zweimal verhaftet und jedes Mal zu jeweils eineinhalb Jahren Zwangsarbeit verurteilt.

Im Jahr 2012 wurde Liu erneut verhaftet und zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Am 7. Oktober 2019 ließ man sie frei.

Nachfolgend berichtet sie über die sieben Jahre der Verfolgung und Folter, die sie im Gefängnis erlitten hat.

Festgenommen und verurteilt

Ich war am 8. Oktober 2012 auf dem Weg nach Hause, als ein Auto neben mir anhielt. Ich wollte gerade vorbeigehen, als vier Leute ausstiegen und mich packten. Sie stießen mich in das Auto, packten meine Tasche und durchsuchten sie.

Ich wurde zur Staatssicherheitsabteilung der Stadt Dehui gebracht. Dort erfuhr ich, dass diese Leute Zivilpolizisten waren.

Die Beamten brachten mich in einen Raum, in dem nur ein Tisch und ein Metallstuhl standen. Ich wurde auf den Stuhl gesetzt und meine Hände wurden mit Handschellen gefesselt. Ein Beamter überprüfte die Gegenstände in meiner Tasche, während er mich verhörte. Er schlug mir ins Gesicht, als ich mich weigerte, ihm die gewünschten Informationen zu geben. Ein anderer Beamter nahm mir meine Hausschlüssel weg und verschwand, um meine Wohnung zu durchsuchen. Er kehrte zurück und breitete die Beute vor mir aus. Alle meine Falun-Dafa-Bücher, das Porträt des Gründers von Falun Dafa, DVDs, Handys und Drucker hatten sie beschlagnahmt.

In dieser Nacht brachte man mich ins Untersuchungsgefängnis der Stadt Dehui , wo man mich festhielt. Ich trat in einen Hungerstreik, um gegen die Verfolgung zu protestieren. Am vierten Tag des Hungerstreiks bekam ich gewaltsam eine Infusion verpasst. Durch die Nadel schwoll meine Hand an.

Die Staatsanwaltschaft von Dehui genehmigte meine Verhaftung am 9. November. Um gegen die Verfolgung zu protestieren, trat ich wieder in einen Hungerstreik und wurde daraufhin zwangsernährt.

Ein Polizist sprang einmal auf und trat auf meinen Arm, während ein anderer mich während der Zwangsernährung gegen das Bett drückte. Dann hielt jemand meine Beine fest und hielt mir die Nase zu, bevor ich zwangsernährt wurde.

Zu einem anderen Zeitpunkt wurde ich von mehreren Beamten festgehalten, während ein Arzt der Haftanstalt mir die Nase zuhielt und mir mit Gewalt einen Metallgegenstand in den Mund stopfte. Ich wurde fast ohnmächtig. Nach der Zwangsernährung war mein ganzer Mund voller Blasen und einige meiner Zähne waren locker.

In der Haftanstalt wurde mir auch der Schlaf entzogen. Der Leiter der Haftanstalt und die Polizei befahlen mir, auf dem Bett zu sitzen, während vier Beamte um mich herumstanden. Einer von ihnen berührte ständig mit einem Gegenstand meine Augen, Ohren und Nasenlöcher.

Am 25. September 2013 musste ich vor Gericht erscheinen. Der Richter erlaubte mir nicht, mich zu verteidigen, und wies mich an, seine Fragen mit Ja oder Nein zu beantworten. Später wurde ich zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt und weiterhin im Untersuchungsgefängnis der Stadt Dehui festgehalten. Meine Berufung gegen das Urteil wurde vom Mittleren Gericht abgelehnt.

Am 20. November 2013 brachten sie mich in das Gefängnis Nr. 3 in der Stadt Changchun, wo ich einer Leibesvisitation unterzogen wurde.

Im Frauengefängnis von Jilin gefoltert

Am 13. Juni 2014 brachte man mich in das Frauengefängnis von Jilin und hielt mich dort unter strenger Kontrolle auf der Station 8 fest.

Auf einem kleinen Hocker sitzen

Ni Hongxiao, der Stationsleiter, zwang mich zusammen mit einem Wärter und mehreren Häftlingen, täglich von 4:50 bis 22:00 Uhr bewegungslos auf einem kleinen Hocker zu sitzen. In der Zwischenzeit musste ich mir Videos ansehen, die Meister Li (den Begründer) und Falun Dafa verleumdeten. Abgesehen vom Toilettengang dreimal täglich (morgens, mittags und abends) wurde mir nicht erlaubt, irgendetwas zu tun.

Folternachstellung: Auf einem kleinen Hocker sitzen

Als ich mich weigerte, mir die Videos anzusehen, sprachen Häftlinge und Wärter darüber, wie sie mich umerziehen könnten. Das heißt, wie sie mich dazu bringen könnten, meinen Glauben an Falun Dafa aufzugeben.

Einmal schleppten mich einige von ihnen auf die Toilette und wollten mich dort schlagen. Während ich kämpfte, rief ich: „Ihr wollt mich auf die Toilette schleppen und mich schlagen. Wenn ihr mich schlagen wollt, solltet ihr es in meiner Zelle tun. Ich wette, ihr habt Angst, dass ihr dabei von der Überwachungskamera in meiner Zelle gesehen werdet!“

Schließlich schlugen sie mich nicht. Alle gingen, bis auf eine Insassin, die zurückblieb, um auf mich aufzupassen. Später wurde mir gesagt, ich solle in meine Zelle zurückkehren.

Die Häftlinge versuchten auch, mir täglich zu drohen, indem sie mir sagten, dass sie bestraft würden, wenn sie nicht täten, was die Wärter ihnen befehlen würden. Deshalb würden sie mich ohne Ende foltern, damit sie nicht selber bestraft würden.

Eine von den Häftlingen sagte: „Solange meine Strafe reduziert werden kann, werde ich alles tun, auch wenn mir gesagt wird, ich solle töten. Das Gefängnis wird jede Methode anwenden, um dich ‚umzuerziehen‘. Wenn du stirbst, wird es wie ein natürlicher Tod behandelt.“

Durch die anhaltende Folter schwoll mein ganzer Körper an. An meinen Hüften entstanden durch das lange Sitzen auf dem kleinen Hocker eitrige Wunden. Ich hatte nicht nur körperlich Schmerzen, ich litt auch seelisch unter den Beschimpfungen.

Streckfolter

Um mich noch stärker zu misshandeln, logen die Häftlinge, die mich überwachten, und sagten Leiter Ni, dass ich die Falun-Dafa-Übungen machen würde. Ni kam und fesselte meine Hände an die obere Etage eines Bettes, sodass meine Füße kaum den Boden berührten. Ich konnte weder aufstehen noch mich hinsetzen. Es fühlte sich an, als ob meine Handgelenke und Schulter gebrochen wären.

Folternachstellung: In Handschellen gefesselt und gestreckt

„Wie wäre es damit? Fühlst du dich nicht wohl? Du forderst es selbst heraus“, hieß es. Es schien ihnen zu gefallen, mich leiden zu sehen.

Ich wurde erst lange Zeit später vom Bett heruntergelassen. Allerdings wurde ich nachts wieder für 24 Stunden an das Bett gefesselt.

Seitdem durfte ich nur noch zweimal am Tag die Toilette benutzen. Einmal musste ich ganz dringend zur Toilette. Ich musste um Erlaubnis bitten. Doch die Häftlinge sagten, ich müsse warten, bis die Wärter zurückkämen, um die Erlaubnis zu bekommen. Letztendlich musste ich mich in einem Waschbecken erleichtern.

Später nahm mir eine Wärterin die Handschellen ab. Sie sagte mir, dass die Wärter die ganze Zeit in ihrem Büro gewesen seien. Ich wusste nicht, wer mich angelogen hatte.

Ein anderes Mal sagte ich nach dem Mittagessen den Häftlingen, dass ich eine Weile stehen bleiben wolle. Sie erlaubten es nicht. Eine von ihnen hielt meine Schultern fest, während eine andere mich auf ein Bett drückte. Als Nächstes fesselten sie meine Hände an den Bettrahmen. Ich konnte nicht aufstehen oder mich hinsetzen.

Am 27. September wurde ich in einen anderen Raum gebracht, wo ich wieder gefoltert wurde. Ich wurde gezwungen, tagsüber auf einem kleinen Hocker zu sitzen und wurde nachts mit gespreizten Gliedern ans Bett gefesselt. Es gab eine Überwachungskamera im Raum, die so abgewinkelt war, dass sie nur Dinge unterhalb meiner Taille erfassen konnte, wenn ich im Bett lag, aber nichts, was  über meiner Taille geschah. Jede Nacht musste ich mich ins Bett legen, danach fesselten sie meine Hände an das Bett. Sie bedeckten dann meine Beine mit einer Decke, bevor sie meine Füße unter der Decke fesselten. Auf diese Weise konnten die Überwachungskameras nicht erfassen, was sie mir aufzwangen.

Ich war bis zum 16. Januar 2015 weiterhin an das Bett gefesselt.

Während dieser Zeit bekam ich zu jeder Mahlzeit schimmeligen Kuchen mit Würmern zusammen mit sehr salzigem Gemüse und einer halben Tasse Wasser. Das dauerte ein halbes Jahr.

Während ich unter strenger Kontrolle stand, wurde mir der Besuch meiner Familie verweigert und es war mir nicht erlaubt, jemanden anzurufen. Schließlich wurden mir Familienbesuche erlaubt. Doch die Wärter und Häftlinge warnten mich oft, dass sie mein Gespräch mit meiner Familie anhören würden. Sollte ich etwas über die Folter, die ich erlitten hatte, sagen, würden sie den Besuch abbrechen.

Zwei weitere „strikte Kontroll-Sitzungen“

Nach Neujahr wurde ich in eine andere Zelle verlegt, wo ich mehr als zwölf Stunden am Tag Zwangsarbeit verrichten musste. Ich schrieb Briefe an die oberen Behörden, nachdem die Wärter meine Bitte, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, ignoriert hatten.

Im Juni, als die für Reform zuständige Gefängnisleiterin kam, bat ich sie, die im „Arbeitsrecht“ festgelegten Regeln einzuhalten. Sie drehte sich um und ging sofort, während sie sagte, sie würde nicht mit mir darüber reden.

Kurz nach dem 3. Juli 2015 wurde ich auf Station 8 zurückgebracht und wieder unter strenge Kontrolle gestellt. Diesmal dauerte es drei Monate und der einzige Grund dafür war, dass ich darum gebeten hatte, meine legitimen Rechte zu schützen.

Gegen Ende Juli kamen zwei Wärter, ein Mann und eine Frau, mit den Briefen, die ich zuvor geschrieben hatte. Sie versuchten, mich zu überreden, meinen Glauben aufzugeben, und sagten, ich würde nie gegen das kommunistische Regime gewinnen.

Am 13. August 2018 wurde ich zum dritten Mal unter strenge Kontrolle gestellt. Die Häftlinge platzierten eine Wette bei den Wärtern, dass sie mich innerhalb eines Monats umerziehen würden. Um dies zu erreichen, führten die Häftlinge „fünf Verbote“ für mich ein. Ich durfte: 1) keine Familienbesuche erhalten; 2) nicht telefonieren; 3) keine lebensnotwendigen Güter kaufen; 4) mich nicht waschen oder duschen; 5) kein Gemüse essen.

Ich musste wieder auf einem kleinen Hocker sitzen, ohne mich zu bewegen. Als ich darum bat, einen Wärter sprechen zu dürfen, kamen die Wärter und sagten, dass die Häftlinge das Richtige getan hätten. Sie sagten, ich könnte wie sie werden, wenn ich eine Garantieerklärung schriebe.

Nach einem halben Monat bekam ich an meinen Hüften wieder eiternde Geschwüre. Die Häftlinge informierten die Wärter. Die machten Fotos von den eiternden Wunden.

Da mir die Nutzung des Wassers für lange Zeit vorenthalten wurde, hatte ich nichts, um meine Schalen oder mich zu waschen. Die Häftlinge sagten, dass ich stinken würde, und öffneten die Fenster, um zu lüften. Da es jedoch September und das Wetter kalt war, wusste ich, dass sie mich nur der Kälte aussetzen wollten. Sie wollten sogar, dass ich die Hose, die mir jemand geliehen hatte, zurückgeben sollte.

Diese Folter dauerte bis zum 5. Oktober 2018.

Nach Freilassung aus dem Gefängnis bedroht

Am 7. Oktober 2019 wurde ich schließlich aus dem Gefängnis entlassen.

Vor meiner Freilassung sagte der Gefängnisleiter: „Ich werde nicht von Ihnen verlangen, die Garantieerklärung zu schreiben, aber ich kann Ihnen sagen, dass Sie definitiv wieder hierherkommen werden.“

Ich sagte: „Keine Sorge, ich werde definitiv nicht zurückkommen.“

Bevor ich jedoch aus dem Gefängnistor trat, zwangen mich zwei Beamte des Büros 610 und einige Beamte der Gemeinde und Regierungsbehörden, in ihr Auto zu steigen.

Als das Auto das Tor verließ, hielt meine Familie das Auto an. Mein Vater erlaubte den Beamten nicht, mich wegzubringen. Er sagte ihnen, sie hätten kein Recht dazu. Mein jüngerer Bruder stand vor dem Auto. Mein Vater kletterte durch das Fenster des Beifahrersitzes in das Auto und schob mich aus dem Auto hinaus. So konnte ich mit meinem Bruder davongehen.

Danach hinderten die Beamten meinen Vater daran, das Auto zu verlassen. Während des Kampfes verletzte einer von ihnen meinen Vater am Rücken. Er hat sich bis heute noch nicht davon erholt. Sie drohten auch, meinen Bruder zu verhaften, sollte er sich weigern, mich zurückzuschicken. Da mein Vater keine Wahl hatte, bat er mich zurückzukehren.

Mein Vater und ich wurden auf eine Polizeistation gebracht. Dort drohte mir die Polizei: „Ich habe eine Frage an Sie. Möchten Sie immer noch [Falun Dafa] praktizieren? Wenn Sie das wollen, verhafte ich Sie, verurteile Sie und sperre Sie ein. Wenn Sie es aufgeben, werde ich Sie sofort freilassen.“

Ich ignorierte ihn und hielt mich an meinen Vater fest und wir gingen durch die Tür hinaus. Die Polizei rief nach jemandem, der uns daran hindern sollte zu gehen. Doch mein Vater warnte sie, dass er rechtliche Schritte gegen sie unternehmen würde. Danach konnten wir nach Hause zurückkehren.

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[1] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und verbreitete sich rasant. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit dem 20. Juli 1999 auf Geheiß des damaligen Parteichefs Jiang Zemin in China verfolgt. Er ist der Hauptverantwortliche für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Falun-Dafa-Praktizierenden.