Zweimal wegen derselben Sache angeklagt – Dozentin ein Jahrzehnt inhaftiert – Teil II

(Minghui.org)

Fortsetzung von Teil I

Verlängerte Haftzeit, lange Isolation und langes Stehen

Einmal wurden im Zwangsarbeitslager Masanjia alle Falun-Dafa-Praktizierenden gezwungen, das Seminar eines Schein-Qigong-Meisters zu besuchen. Auf diese Weise sollten sie dazu gebracht werden, auf ihren Glauben an Falun Dafa zu verzichten. Liu Ronghua hielt sich während der Veranstaltung die Ohren zu und weigerte sich, nach dem Mittagessen zum Seminar zurückzukehren. Deshalb wurde ihre Haftzeit wegen „Verletzung der Regeln des Arbeitslagers“ um zehn Tage verlängert.

Ein andermal wurden die Praktizierenden dazu gezwungen, ein Propaganda-Video anzusehen, in dem Falun Dafa diffamiert wurde. Liu stand auf. Sie erklärte, dass das Video falsche Tatsachen beinhalte und verließ die Vorführung. Diesmal wurde ihre Haftzeit um 60 Tage verlängert. Drei Wochen musste Liu in einer kleinen Isolationszelle verbringen.

Sie wurde mit Handschellen auch an die Heizung gefesselt und gezwungen, den ganzen Tag lang zu stehen. Nachts brachte man sie ins Büro. Dort musste sie – mit Handschellen gefesselt – stehen, während ein Wärter sie beobachtete. Nur während der Mahlzeiten wurde eine Hand für kurze Zeit von den Handschellen befreit. Später kam Liu in Isolationshaft, wo sie stehen und immer noch Handschellen tragen musste.

Folter-Nachstellung: Für lange Zeit mit Handschellen an die Heizung gefesselt

Rückblickend auf die Zeit, die sie im Stehen mit Handschellen gefesselt verbracht hatte, erinnert sich Liu: „Ich war so müde, dass ich im Stehen eingeschlafen bin.“ Durch die lange Zeit, während der sie Handschellen tragen musste, wurde Lius linkes Handgelenk dauerhaft verletzt. Bis heute kann sie keine schweren Gegenstände heben.

Nach drei Wochen Isolationshaft durfte Liu zurück in ihre Zelle. Um sie weiter zu isolieren und an Gesprächen mit anderen Insassen zu hindern, brachte man die Praktizierende erst nach 23 Uhr auf ihre Zelle – alle anderen schliefen bereits. Tagsüber war sie noch immer allein in einer kleinen Zelle eingesperrt. Um vier Uhr morgens, noch bevor alle anderen wach waren, wurde Liu geweckt und in die kleine Zelle zurückgebracht. Das war ihr Alltag, bis sie am 4. Juli 2002 freigelassen wurde. Aufgrund der extremen Feuchtigkeit in der kleinen Zelle hatte Liu am ganzen Körper Krätze mit münzgroßen Wunden.

Wang Xiaofeng, Leiter der Abteilung Nr.1, sagte einmal zu Liu: „Warum sind Sie so lange mit Handschellen gefesselt? Weil Sie zu viel reden. Sie üben einen schlechten Einfluss aus.“ Liu war so lange Zeit in Isolationshaft, weil sie auf die gefälschte Propaganda hingewiesen und anderen Praktizierenden geraten hatte, der Gehirnwäsche nicht nachzugeben.

Eine zerbrochene Familie

Während Liu in der kleinen Zelle in Masanjia eingesperrt war, reichte ihr Mann die Scheidung ein. Er kam mit Beamten des Bezirksgerichts Zhongshan in das Arbeitslager und bat Liu, die vom Justizbeamten vorgelegten Papiere zu unterschreiben.

In den Unterlagen stand, dass Lius Glaube an Falun Dafa Konflikte innerhalb der Familie verursacht hätte. Mit dieser Begründung wurde die Scheidung genehmigt. Die Verfolgungspolitik der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) führte dazu, dass Zehntausende Falun-Dafa-Praktizierende gewaltsam von ihren Familien getrennt wurden. Die Verantwortlichen jedoch sahen die Ursache der Tragödien in dem beharrlichen Glauben der Praktizierenden.

Entlassen

Der 4. Juli 2002 war der Tag, an dem Liu nach einem Jahr und siebzig Tagen aus dem Arbeitslager freigelassen werden sollte. Der Wärter schloss die kleine Zelle auf, in der sie die meiste Zeit während ihrer Haft verbracht hatte.

Nachdem sie das Gelände des Zwangsarbeitslagers verlassen hatte, drehte sich Liu um und sah viele inhaftierte Praktizierende, die ihr von den Fenstern aus zuwinkten. Tränen füllten Lius Augen. Schnell wandte sie sich ab und wagte es nicht, sich noch einmal umzudrehen. Ohne diese illegale Verfolgung wären diese guten Ehefrauen, liebevollen Mütter und fürsorglichen Töchter nicht von ihren Familien getrennt worden. Wegen ihres Glaubens an die universellen Prinzipien Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht waren sie jedoch von der KPCh eingesperrt, misshandelt und gefoltert worden.

Gegen Mitternacht erreichte Liu ihre Wohnung in Dalian. Sie klopfte an die Tür ihres Zuhauses, das sie seit über einem Jahr nicht mehr gesehen hatte. Am nächsten Morgen ging sie in das Zimmer ihres Sohnes und weckte ihn für die Schule. Er öffnete die Augen und rief: „Mama!!“ Liu sagte: „Bekomm ich eine Umarmung?“ In ihren Armen berichtete Lius Sohn vom Tag ihrer Festnahme. Er sagte: „Ich habe gewartet und gewartet, dass du mich von der Schule abholst, bis meine Geduld am Ende war. Ich war so hungrig, dass ich geweint habe. Dann sah ich, wie Papa auf mich zugerannt kam.“

Der Junge gab Liu ein Geschenk, das er während ihrer Haft gebastelt hatte. Er hatte geduldig auf diesen Tag gewartet, um seine Mutter damit zu überraschen. Liu hielt ihn ganz fest im Arm.

Nach einer kurzen Erholungsphase von ihrer Haft setzte sich Liu mit der Universität, an der sie früher als Lehrerin gearbeitet hatte, in Verbindung. Sie hoffte, bald an ihren Arbeitsplatz zurückkehren zu können. Stattdessen teilte man ihr jedoch mit, dass sie bereits im Juli 2001 vom Parteisekretär der Universität, Li Yuanpeng, entlassen worden war. Liu beantragte mehrfach, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Doch jedes Mal lehnte die Fakultätsverwaltung ab.

Ohne eine Arbeit konnte Liu ihren Sohn und die betagten Eltern kaum unterstützen. In den Jahren 2003 und 2004 besuchte sie das Petitionsbüro der Stadt. Dort erklärte sie, wie die Fakultät sie ohne ihr Wissen oder ihre Zustimmung entlassen und wie sie ihren Arbeitsplatz zurückgefordert hatte. Ihr Anliegen wurde jedoch nie bearbeitet.

Um Liu im Auge zu behalten – wo sie sich aufhielt und was sie tat –, wiesen die Agenten des Büros 610 [2] in Dalian die zuständige Polizeiwache an, Liu nach ihrer Freilassung wiederholt zu überwachen und zu schikanieren. Schließlich zog Liu in eine Mietwohnung und vermietete ihr Appartement, um den ständigen Belästigungen zu entkommen. Viele Male versuchte die Polizei, ihre Mieter zu drangsalieren und Lius Aufenthaltsort herauszufinden.

Später heiratete Liu den Praktizierenden Yi Baojun und begann ein neues Leben.

Zwei weitere Jahre Zwangsarbeit

Am 21. September 2009 verhafteten Beamte der Polizeiwache Qingniwa Bridge Liu auf direkten Befehl der Staatssicherheitsabteilung Dalian. Man brachte die Praktizierende in die Haftanstalt Yaojia, wo sie 37 Tage festgehalten wurde.

Während dieser Haft wurde Liu mehrmals verhört. Einmal weigerte sie sich nach einem Verhör, sich mit dem Gesicht zur Wand zu stellen, und wurde dafür beschimpft. Sie rief laut: „Falun Dafa ist unschuldig. Falun Dafa ist gut.“ Ein Polizist ohrfeigte sie zweimal. Außerdem suchten die Beamten auch Lius Ex-Mann auf, um Informationen und Beweise gegen sie zu sammeln.

Weil Lius betagter Vater bei schlechter Gesundheit war, hatte die Familie ihm nichts von der Verhaftung gesagt. Um bei der Polizeiwache Qingniwa Bridge Lius Freilassung zu fordern, musste ihre fast 80-jährige Mutter dreimal umsteigen und reiste 80 Kilometer hin und zurück. Erfolglos.

Am 21. Oktober 2009 wurde Liu zu zwei Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Ende Oktober brachte man sie in das Zwangsarbeitslager Masanjia. Sie wurde Team 6 in der Abteilung 3 zugeordnet.

Besuchsrecht verweigert

Als Liu im Oktober 2009 in Masanjia ankam, waren dort über 200 Falun-Dafa-Praktizierende inhaftiert. Liu blieb kurz vor dem Tor stehen und weigerte sich, das Gelände zu betreten. Der Leiter der Abteilung 3, Zhang Jun, der politische Ausbilder Zhang Zhuohui sowie der Teamleiter Wang Danfeng sahen sich veranlasst, Liu zu verprügeln, sie zu treten und ins Lager zu schleifen. Trotz heftiger Proteste zogen die Wärter Liu gewaltsam die Lageruniform an.

Der Teamleiter Wang Danfeng sagte zu ihr: „Je eher sie die Uniform tragen, desto eher können Sie zu Hause anrufen und Besuch empfangen.“ Während der zwei Jahre, die Liu dort inhaftiert war, durfte Liu jedoch weder jemanden anrufen, noch erhielt sie Besuch. Ihre Kommunikation mit der Außenwelt war völlig abgeschnitten. Ihre Familie durfte jedoch Geld auf Lius Konto einzahlen. So stellte die Leitung des Arbeitslagers sicher, dass Praktizierende genügend Geld für ärztliche Behandlungen hatten, falls infolge der Verfolgung Gesundheitsbeeinträchtigungen auftreten sollten.

Lius Mann und ihre Mutter nahmen den ganzen Weg nach Masanjia auf sich, um Liu im November dort zu besuchen. Sie brachten ihr Winterbekleidung und Geld mit. Lius Vater blieb wegen seines Bluthochdrucks zu Hause. Der Wärter verweigerte den beiden jedoch den Besuch. Er begründete das damit, dass Liu noch immer nicht auf ihren Glauben an Falun Dafa verzichtet hätte. Aber selbst wenn sie das täte, fügte der Wärter hinzu, dürfe sie keinen Angehörigen sehen, der ebenfalls Falun Dafa praktiziere.

Der Wärter bat Lius Mutter um ihren Ausweis und fragte, ob sie Falun Dafa praktiziere. Sie antwortete: „Ich praktiziere Falun Dafa, um Krankheiten zu beseitigen und ein guter Mensch zu werden.“ Der Wärter äußerte: „Nein. Sie können Sie nicht sehen.“ Lius Mutter entgegnete: „Ich werde nicht gehen, solange Sie mich nicht zu ihr lassen.“ In einem bedrohlichen Ton sagte der Wärter: „Wenn Sie keinen Anruf von der Verwaltung des Arbeitslagers erhalten haben, dürfen Sie sie nicht sehen, selbst wenn Sie hier sind.“ Vor bitterer Enttäuschung fing Lius Mutter laut an zu weinen.

Lius Familie konsultierte zwei Anwälte. Beide erklärten, es sei eine Rechtsverletzung, wenn das Arbeitslager einem Häftling das Besuchsrecht verweigert. Sie rieten der Familie, Beschwerde einzulegen. Nach der Prüfung des Urteils, mit dem gegen Liu Zwangsarbeit verhängt worden war, kamen die Anwälte jedoch zu dem Schluss, dass die Dokumente ohne einen offiziellen Stempel keine rechtliche Wirkung hätten. Das würde sie daran hindern, Liu zu verteidigen oder Gerechtigkeit für sie zu ersuchen.

Lius Familie besuchte den Direktor der Polizeiwache Qingniwa Bridge mehrfach, um einen offiziellen Stempel zu erhalten. Aber entweder war der Direktor nicht da oder in einer Besprechung, sodass die Familie ihn nie antraf. Schließlich verweigerte der diensthabende Wärter am Eingang der Familie den Zutritt zum Gebäude.

Während der 60-tägigen Frist zur Berufung gestattete das Zwangsarbeitslager Masanjia Liu nicht, sich mit ihrer Familie zu treffen. Die Polizei gab auch kein endgültiges Urteil mit einem offiziellen Stempel heraus. Daher waren die Anwälte nicht in der Lage, Berufung einzulegen. Dieses rechtswidrige Verhalten der KPCh-Beamten hatte zur Folge, dass Liu keine Berufung einlegen konnte.

(Fortsetzung folgt)

Frühere Berichte:

Falun Gong-Praktizierende Liu Ronghua, Lehrerin aus der Stadt Dalian, im Yaojia Internierungslager der Stadt Dalian inhaftiert (Foto)

Frau Liu Ronghua zu zwei Jahren Zwangsarbeit verurteilt (Foto)

Masanjia Labor Camp Uses “Stretching Torture” and Forced Drug Injections to Persecute Practitioners

Dafa Practitioner Liu Ronghua Endures Two Years in Forced Labor Camp, Now Facing Additional Prison Sentence

Guards Abuse Practitioners in Masanjia Forced Labor Camp in Liaoning Province

Hochschullehrerin illegal vor Gericht gestellt, Freunde und Familie protestieren

Ehemalige Professorin Liu Ronghua ungesetzlich verurteilt, Eltern verklagen Polizei und Staatsanwalt der Stadt Dalian

Nach zwei Jahren Haft im Zwangsarbeitslager wurde Frau Liu Ronghua zu weiteren zehn Jahren Gefängnis verurteilt

Lehrbeauftragte der Universität unrechtmäßig zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, ihre Mutter legt Berufung ein (Foto)

Polizei verfolgt talentierte Praktizierende und verurteilt sie zu zusätzlichen Gefängnisstrafen, während sie noch im Zwangsarbeitslager sind


[1] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und hat sich rasant verbreitet. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit dem 20. Juli 1999 auf Geheiß des damaligen Parteichefs Jiang Zemin in China verfolgt. Er ist der Hauptverantwortliche für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Falun-Dafa-Praktizierenden.

[2] Das Büro 610 ist eine außergesetzliche Sicherheitsbehörde, die die Verfolgung von Falun-Dafa-Praktizierenden durchführt. Sie ist befugt, gesetzliche Anordnungen zu übergehen und ohne den Rechtsweg einzuhalten, Falun-Dafa-Praktizierende zu verhaften.