So wie wir waren – Teil IV

(Minghui.org)

Teil I, Teil II, Teil III

Li Li stammte aus der Provinz Heilongjiang. Sie hatte ein schweres Leben: 1992 verlor sie ihre Mutter durch eine unbekannte Krankheit und 1994 ihren Bruder durch einen Gehirntumor. Sie heiratete 1981 und war die meiste Zeit in ihrer Ehe häuslicher Gewalt ausgesetzt. Ihr Mann hatte außereheliche Affären, ließ sich schließlich 1996 von ihr scheiden und heiratete bald darauf die Witwe ihres verstorbenen Bruders.

Trotz der Entbehrungen und des gebrochenen Herzens hielt Li an den Grundsätzen von Falun Dafa fest – an Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht. Sogar ihr ehemaliger Ehemann beschützte sie, als die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) 1999 mit der Verfolgung von Falun Dafa begann. Ein Fernsehreporter, ein Freund von ihm, wollte ihn interviewen und ihn dazu bringen, Falun Dafa für das Zerbrechen seiner Ehe mit Li verantwortlich zu machen. Er lehnte diese Bitte seines Freundes entschieden ab. Als Li wegen ihres Glaubens inhaftiert war, bewahrte er ihre Falun-Dafa-Bücher an einem sicheren Ort auf. Nach ihrer Freilassung war sie gezwungen, von zu Hause wegzuziehen, um weitere Verhaftungen zu vermeiden. Daraufhin kümmerte er sich gut um den gemeinsamen Sohn.

Li starb später an den Folgen der Verfolgung durch die Kommunistische Partei Chinas. Diese zehnteilige Serie ist ihr persönlicher Bericht über ihre Geschichte.

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Obwohl ich Elend und Unglück erlebte, blieb ich fröhlich und war freundlich zu denen, die mich schlecht behandelten.

IV. Teil: Das Fa erhalten und sich solide kultivieren

Durch all diese Ereignisse verirrte ich mich im Labyrinth des Lebens. Ich suchte weiter, scheiterte und brach fast zusammen.

Eines Tages im Sommer 1992 kam eine Mitarbeiterin des Büros für Lehre und Forschung zu mir nach Hause. Gutgelaunt sagte sie: „Ich habe gerade an einem Qigong-Kurs teilgenommen; es war eine Einführung in die neue Qigong-Kultivierung Falun Gong, auch Falun Dafa genannt. Es ist sehr gut.“ Als ich die Worte „Falun Gong“ hörte, sprang ich aus dem Bett und sagte: „Bitte bringe es mir bei! Ich möchte es jetzt gleich lernen!“

Sie zeigte mir, wie man das Gebotsrad hält, die zweite Falun-Gong-Übung. Als wir eine Pause machten, sagte sie: „Keine Eile. Du kannst auch an dem Falun-Gong-Kurs teilnehmen. Ich garantiere dir, du wirst es nicht bereuen.“ Wir waren gute Freunde und ich vertraute ihr.

Einige Tage später besuchten mein Sohn und ich das Seminar des Meisters in der Aula des Parteigebäudes der Provinz Jinlin. Das war das erste Mal, dass ich den Meister sah. Er trug ein weiß gestreiftes Hemd und war groß.

Mein Eindruck war, dass diese Kultivierung wirklich aufrichtig ist. Der Meister ist sehr aufrichtig und anders als alle anderen, die ich bisher getroffen habe. Als mein Sohn und ich dem Meister still zuhörten, sah ich plötzlich, dass der Meister von goldenem Licht umgeben war. Auch mein Sohn sah es. Ich dachte: „Das ist so außergewöhnlich. Warum ist alles so gut?“ Nach dem Seminar eilte ich nach draußen, um den Meister zu sehen. Der Meister saß auf der Ladefläche eines blauen Lieferwagens. Ich wusste nicht, warum ich so glücklich war, aber ich wollte einfach dieses Falun Gong praktizieren.

Als mein Mann Lu in den Sommerferien von der Universität Wuhan nach Hause kam, sagte ich zu ihm: „Während du hier bist, werde ich einen Qigong-Kurs besuchen, Falun Gong, und ich möchte ihn nicht verpassen.“ Zu meiner Überraschung stimmte Lu ohne zu zögern zu und sagte: „Du kannst gehen. Ich werde dich hinbringen und auch wieder abholen.“ Da war ich sehr froh.

Unvergesslicher Tag

Der unvergesslichste Tag in meinem Leben war der 7. September 1992. An diesem Tag nahm ich ganz offiziell am zehntägigen Vortragsseminar des Meisters teil. Das, was der Meister sagte, hatte ich noch nie zuvor gehört. Ich war so begeistert und glücklich, dass ich jeden Tag, als ich zuhause war, Lu aus meiner Erinnerung alles erzählte. (Heute verstehe ich, dass es nicht richtig war; wir dürfen das Fa des Meisters nicht aus dem Zusammenhang reißen.)

Während des Seminars hatte ich viele Gelegenheiten, den Meister zu sehen, da ich jeden Tag einen Vortrag hörte. Jedes Mal, wenn wir während des Vortrags oder danach eine Pause machten, versuchte ich, in der Nähe des Meisters zu stehen. Ich wollte ihn einfach sehen, obwohl ich nicht wusste, warum. Ich folgte dem Meister, wohin er auch ging. An einem Tag waren einige von uns die letzten, die nach dem Vortrag den Hörsaal verließen, und wir hatten das Glück, mit dem Meister zu gehen. Der Meister und einige Praktizierende gingen voraus, während ich allein folgte. Als ich weiterging, trat ich in die Fußstapfen des Meisters. Nachdem ich eine Weile so gegangen war, platzte ich heraus: „Ich gehe in den Fußstapfen des Meisters“. Als der Meister meine Worte hörte, drehte er sich um und lächelte.

Zuhause machte ich dann die Übungen und auch die Meditation. Ich hatte meine Beine bis zu dem Zeitpunkt noch nie gekreuzt, so dass mein eines Bein wie eine Flugabwehrkanone aufgerichtet war. Schon nach kurzer Zeit schmerzten meine Beine sehr. Auch der Bauch tat mir weh, so dass ich meine Beine ausstrecken und auf die Toilette gehen musste. Ich konnte nicht einmal zehn Minuten diese Sitzposition halten. Als ich einmal meine Beine in die doppelte Lotusposition legte, taten sie mir nach kurzer Zeit weh. Dann sah ich, wie der Meister hoch oben auf meiner rechten Seite erschien. Er hatte einen Anzug an, genau wie tagsüber beim Vortrag. Der Meister zeigte auf meine Beine und sagte: „Nimm sie nicht herunter!“ Von da an verstand ich, dass wir so lange wie möglich durchhalten sollten, wenn wir im Lotussitz Schmerzen verspüren.

Als der Meister seinen dritten Vortrag hielt, gab es noch kein Falun-Gong-Buch. Wir hatten nur ein dünnes Büchlein mit einem gelben Einband. Nach dem Vortrag las ich das Büchlein zu Hause. Als ich es aufschlug, sah ich das Bild des Meisters in Schwarz-Weiß. Ich betrachtete das Bild sorgfältig und hatte das Gefühl, dass der Meister sehr freundlich war. Plötzlich zogen sich meine Augen nach innen zusammen. Ich dachte, dass jemand die Schärfe einstelle. Als die Einstellung abgeschlossen war, begann sich das Bild des Meisters zu verändern, ein Bild nach dem anderen erschien, und alles war lebendig und klar. Auf einem Bild war der Meister ein junger, 20-jähriger Mann, ein chinesischer Literat. Auf einem anderen Bild war er ein typischer Westler mit tiefen Augen, hohem Nasenrücken, eingefallenen Wangen und spitzem Kinn. Ich wusste nicht, ob er Brite oder Amerikaner war. Es gab auch noch andere Bilder. Da mir nicht klar war, worum es ging, war ich ein wenig erschrocken über das, was ich sah. Sofort legte ich das Buch zur Seite.

War das echt, was ich gesehen hatte?

Als ich das Buch am nächsten Tag wieder in die Hand nahm, dachte ich: „War das, was ich gestern gesehen habe, echt? Wenn ich es mir heute noch einmal anschaue und dasselbe sehe, dann ist es wohl echt.“ Ich setzte mich aufrecht in den Stuhl und legte das Bild des Meisters respektvoll senkrecht auf den Schreibtisch. Die gleichen Bilder erschienen nacheinander, genau wie am Tag zuvor. Ich wusste also, dass sie echt waren.

Dann dachte ich, vielleicht könnte ich mit Hilfe des Meisters sehen, wer ich in der Vergangenheit war. Es erschien ein Bild, meinen ganzen Körper konnte ich sehen. Ich sah es mir an. Die Bilder erschienen ebenfalls nacheinander. Ich war in vier früheren Lebenszyklen eine Frau und in meinem letzten Lebenszyklus ein Mann. Diese Frauen waren sehr schön. Als ich mich von damals mit heute verglich, bemerkte ich, dass ich nicht mehr so gut aussah wie früher. Ich fand mich sogar hässlich. Wie konnte man nur immer hässlicher werden? Ich konnte das nicht verstehen, aber ich wusste, dass das, was ich sah, real war. Ich wusste damals auch ein wenig über den früheren Lebenszyklus des Meisters. Aber etwas verwirrte mich. Wie konnte der Meister in der Vergangenheit ein Ausländer gewesen sein? Warum sollte ich das sehen? Damals fühlte ich mich einfach wohl und dachte nicht allzu sehr darüber nach. Da ich es gesehen hatte, ließ ich es einfach sein. Ich fand es nichts Besonderes und erwähnte es nur beiläufig gegenüber einigen Mitpraktizierenden.

Ich veränderte mich und war glücklich und entspannter als zuvor. Als ich einmal mittags von einem Nickerchen aufwachte, öffnete ich die Augen und sah ein blaues Buch links von mir. Das Buch war halb aufgeschlagen, und daneben lag ein kristallener Schuh. Er war sehr schön und klar, mit kristallenem Licht. Dieser Schuh bewegte sich dann Schritt für Schritt vorwärts. Damals wusste ich nicht, um welches Buch es sich handelte, aber später erfuhr ich, dass es China Falun Gong war, (heute bekannt als Falun Gong). Lu, mein Mann, war bereits wieder an der Universität. Das Himmelsauge meines Sohnes öffnete sich, nachdem er das Seminar des Meisters besucht hatte. Er konnte alle möglichen Szenen sehen, die auf eine weiße Wand projiziert wurden, als würde er sich einen Film ansehen.

Ich war neugierig, was er sah und bat ihn jeden Tag auf die Wand zu schauen. Eines Tages erzählte er mir: „Heute habe ich einen Mönch gesehen, einen alten Mönch. Auf seinem kahlen Kopf waren neun Punkte.“ Am nächsten Tag sagte er: „Heute habe ich ein Mädchen gesehen, das einen Blumenstrauß in der Hand hielt. Als ich sie nach einer Weile wieder ansah, weinte sie.“ Mir war das, was ich selbst sah, ziemlich egal. Ich war allerdings sehr interessiert an dem, was mein Sohn sah. Jeden Tag bat ich ihn zu schauen; es wurde zur Bessenheit, zur Manie.

Als Lu das nächste Mal von der Universität zu uns kam, sah er, wie ich unseren Sohn immer wieder bat, sich dies oder jenes anzuschauen. Er war wütend: „Warum bist du so komisch und bittest das Kind, jeden Tag so zu schauen. Du solltest etwas Sinnvolles tun.“ Seine Wut rüttelte mich wach. Ich ahnte zwar nicht, dass dies ein Hinweis vom Meister war, wusste aber, dass ich so nicht weitermachen sollte, sonst könnte unser Sohn ruiniert werden.

Besuch im Haus des Meisters

Eines Tages rief mich dieselbe Mitarbeiterin aus dem Büro für Bildung und Forschung an und sagte: „Wir fahren zum Haus des Meisters; kommst du mit?“ Ich freute mich und beschloss, sie mit meinem Sohn Lu Lu, der gerade neun Jahre alt geworden war, zu begleiten. Als wir in der Wohnung des Meisters ankamen, sahen wir, dass einige Leute bereits mit dem Meister sprachen. Die Wohnung war sehr klein; wir verließen sofort das Gebäude und warteten draußen auf den Meister. Das war das erste Mal, dass ich in der Wohnung des Meisters war.

Die bösartige Propaganda der Kommunistischen Partei behauptete später, dass der Meister in einer Luxusresidenz lebte. Diese Lügen machten mich sehr traurig. Ich könnte als Zeugin aussagen, dass der Meister im Vergleich zu den gewöhnlichen Wohnhäusern in Changchun in einem baufälligen Gebäude lebte. Er wohnte im vierten Stock, und es gab keine Heizung. Im Eingangsbereich befand sich ein kleiner, sehr schmaler Gang mit einer winzigen Küche auf der rechten Seite. Dieser Gang führte zu einer kleinen Suite, wobei das äußere Zimmer etwas größer und das innere Zimmer noch kleiner war. Der Raum war sehr einfach eingerichtet, ohne Dekoration und mit nur wenigen Möbeln. An den Wänden hingen mehrere Bilder von erleuchteten Wesen der buddhistischen und daoistischen Schule, die der Meister mit Buntstiften gezeichnet hatte. Sie waren sehr auffallend. Der Meister ist ein sehr guter Zeichner. Ich habe einige seiner Zeichnungen aufbewahrt.

Ein Schwert hing an der Wand des Meisters. Als die Praktizierenden einer nach dem anderen gingen, hatten auch einige von uns vor, nach dem Treffen mit dem Meister zu gehen. Der Meister kam heraus, um uns zu verabschieden. Am Eingang stellte meine Bekannte meinen Sohn und mich vor. Der Meister sah mich zuerst von oben bis unten an und sagte: „Sehr gut.“ Dann schaute er meinen Sohn von oben bis unten an und sagte: „Gut.“ Plötzlich kam mir eine Frage in den Sinn. Ich dachte darüber nach und fragte: „Meister, warum sind, die Dinge, die ich sehe, immer mehrmals da, und alle zusammen?“ Der Meister sprach leise: „So ist es nun einmal.“ Ich verstand die Worte des Meisters und wusste, dass es normal war. So ist es, wenn sich ein Teil der wirklichen Situation in anderen Dimensionen hier widerspiegelt. Ich sagte zum Meister: „Ich dachte, das ist bei allen so.“ Der Meister sagte nichts.

Wenn ich Dinge sah, waren es immer viele. Ich war nicht in der Lage, sie zu unterscheiden oder zu zählen, da sie nicht eindeutig zu sehen waren. Es war, als wären sie zur gleichen Zeit am gleichen Ort zusammengewürfelt. In Wirklichkeit stammten sie gar nicht nur aus einer Dimension. Deshalb konnte ich die Dimensionen verstehen, von denen der Meister später sprach.

Bevor ich mich kultivierte, hatte ich mich beim Lesen von Büchern oft müde gefühlt, weil die Zeilen auf der Seite oft miteinander verbunden waren. Wenn ich Gegenstände betrachtete, meinte ich oft, dass sie unscharf waren, als ob sie nicht real wären. Beim Fahrradfahren stieß ich oft mit anderen zusammen, so dass ich das Fahren aufgab. Aber meine Sehkraft war gut. Früher hatte ich nicht auf diese angeborenen Umstände geachtet, weil ich dachte, dass es bei allen so wäre. Erst nach dem Seminar des Meisters verstand ich es richtig.

Als die dritte Vorlesung zu Ende war, fuhr der Meister nach Peking, um dort Vorträge zu halten. Zusammen mit Lu Lu, meiner Bekannten, und einigen Mitpraktizierenden begleiteten wir den Meister zum Bahnhof. Vor dem Taxi machten wir ein Gruppenfoto, auf dem der Meister, die Tochter des Meisters, meine Bekannte, ihr jüngster Sohn, Lu Lu und ich zu sehen sind. Der Meister stieg in den Zug. Bevor der Zug losfuhr, unterhielt er sich noch aus dem Fenster heraus mit uns.

Der Meister nahm dann mehrere Visitenkarten heraus und verteilte sie an die Praktizierenden. Anfangs gab mir der Meister keine Karte. Ich dachte, wenn der Meister mir eine gäbe, würde ich sie nehmen. Wenn nicht, kann ich auch nicht darum bitten. Ich stand da, ohne mich zu bewegen. Da sah mich der Meister an und gab mir eine Visitenkarte. Ich nahm sie sofort an mich. Der Zug setzte sich langsam in Bewegung. Wir blieben dort stehen und schauten dem Zug nach, bis er langsam in der Ferne verschwand.

(Fortsetzung: Teil V)