Folter an 57-Jährigen vor der Entlassung verschärft – bis sie im Rollstuhl landete

(Minghui.org) Vier Jahre Haft konnten eine 57-Jährige nicht von ihrem Glauben an Falun Dafa [1] abbringen. Sie blieb standhaft und weigerte sich, die Praktik aufzugeben. Zwei Monate vor Haftende wurde die Folter im Gefängnis verschärft. Man hielt die Praktizierende in einem kleinen Raum fest und unterzog sie der „Hitzefolter“. Sie litt unter starken Kopfschmerzen und fühlte sich benommen. Eines war ihr jedoch völlig bewusst: Es waren die letzten verzweifelten Versuche der Wärter, mit denen sie kurz vor dem geplanten Entlassungstermin am 31. August 2020 zur Aufgabe ihres Glaubens gezwungen werden sollte.

Li Guixia lebt in der Stadt Chaoyang in der Provinz Liaoning. Sie begann 1996, Falun Dafa zu praktizieren. Danach wurde sie innerhalb von sieben Tagen von Brustkrebs geheilt. Sie war unendlich glücklich und dankbar für ihre Genesung.

Ähnlich wie Li ging es unzähligen Falun-Dafa-Praktizierenden. Nachdem sie die Praktik aufgenommen hatten, erlebten sie eine drastische Verbesserung ihrer Gesundheit. Durch persönliche Empfehlung verbreitete sich Falun Dafa rasch. Anfang 1999 schätzte das chinesische Regime, dass 70 bis 100 Millionen Chinesen Falun Dafa praktizierten.

Die enorme Beliebtheit und die Lehre von Falun Dafa über die traditionellen Werte standen nach Ansicht der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) der Verbreitung ihrer Ideologien im Weg. Daher ordnete Jiang Zemin, der damalige Staatschef und KPCh-Vorsitzender, im Juli 1999 eine landesweite Verfolgung von Falun-Dafa-Praktizierenden an. Er schwor, Falun Dafa innerhalb von drei Monaten auszurotten.

Da Li so sehr von der Praktik profitiert hatte, sah sie sich verpflichtet, den Menschen von ihren Erfahrungen zu berichten. Deshalb wurde sie 2002 vom Bezirksgericht Chaoyang zu fünf Jahren Haft verurteilt und im Gefängnis Dabei in der Stadt Shenyang inhaftiert. Mehrfach wurde sie wegen ihres Glaubens gefoltert.

Am 30. September 2016 wurde Li erneut verhaftet, weil sie wegen der Verteilung von Informationsmaterialien über Falun Dafa angezeigt worden war. Das Gericht verurteilte sie zu vier Jahren Haft. Zunächst kam sie ins Untersuchungsgefängnis Chaoyang, später brachten die Beamten sie ins Frauengefängnis der Provinz Liaoning.

Gefoltert im Untersuchungsgefängnis Chaoyang

Nach ihrer letzten Verhaftung wurde Li ins Untersuchungsgefängnis Chaoyang gebracht und dort trotz ihres gefährlich hohen Blutdrucks aufgenommen. Am zweiten Tag ihrer Haft brachten die Wärter sie zu einer erneuten medizinischen Untersuchung. Das Ergebnis war dasselbe.

Um sich jeglicher Verantwortung zu entziehen, befahl der Wärter Liu Xiaohui der Praktizierenden, eine Erklärung zu unterschreiben. Darin hieß es: „Wenn ich die Medizin nicht nehme, bin ich für die Folgen verantwortlich.“ Als Li ihre Unterschrift verweigerte, befahl der Wärter acht Gefangenen, sie gewaltsam zur Unterschrift zu zwingen. Li wehrte sich mit aller Kraft und verspürte dabei ein plötzliches Beklemmungsgefühl in der Brust. Daraufhin wies Liu die Gefangenen an, von ihr abzulassen und ging.

Sekunden später kam der Wärter Li Qiushi herein. Er befahl den Gefangenen, Li auf den Boden zu drücken und ihr ein Medikament gegen Bluthochdruck zu verabreichen. Als Li sich erneut wehrte, gaben die Häftlinge auf.

Aus Rache gaben die Wärter Li kein Besteck zu den Mahlzeiten. So war sie gezwungen, mit den Händen zu essen. Nachts bekam sie keine Decke und musste auf dem bloßen Bettrahmen schlafen. Im Oktober war es im Nordosten Chinas sehr kalt. Während alle anderen Gefangenen mit dicken Decken zugedeckt waren, trug Li ein kurzärmeliges Shirt und eine dünne Hose, sodass sie fror.

Tagsüber musste Li Fernsehsendungen ansehen, die Falun Dafa diffamierten. Als sie sich weigerte, schlug ihr die Gefangene Liu Yangyang mit einer Rolle Toilettenpapier auf den Kopf und zog sie an den Haaren.

Später verlegten die Wärter Li in Zelle 309, für die Bao Yingying zuständiger Wärter und Zhao Hong Aufseher war. Li wurde gezwungen, die „Gemeinschaftskleidung“ von einer früheren Gefangenen tragen. Dafür erpresste man von ihr 140 Yuan (rund 18 Euro) – unabhängig davon, wie lange sie diese trug. Warme Kleidung war teurer, so kostete Thermounterwäsche 160 Yuan (rund 21 Euro) und eine Winterjacke 240 Yuan (rund 32 Euro).

Die Praktizierende war auch gezwungen, sich von Zhao Hong Dinge des täglichen Bedarfs auszuleihen und musste dafür hohe „Zinsen“ zahlen. Wenn sie sich beispielsweise eine Rolle Toilettenpapier ausgeliehen hatte, musste sie zwei oder drei Rollen oder eine von Zhao Hong festgelegte Anzahl zurückgeben. Das Gleiche galt auch für Unterwäsche oder Socken

Gefoltert im Frauengefängnis der Provinz Liaoning

Am 27. April 2017 fand um 9 Uhr vor dem Bezirksgericht Chaoyang Lis Anhörung statt. Ihr Anwalt plädierte auf „nicht schuldig“. Später verurteilte der Richter sie zu vier Jahren Haft.

Am 5. Dezember 2017 brachten die Beamten Li in die erste Abteilung des Frauengefängnisses der Provinz Liaoning. Dort wurde ihr gesagt, dass sie zum Wärterbüro gehen müsse. Vor Öffnen der Tür sollte sie „Meldung“ rufen. Li weigerte sich. Der Oberaufseher Qu Xiaoqing zwang sie daraufhin, zwei Stunden lang stillzustehen. Später brachten Beamte die Praktizierende in die zweite Abteilung.

Wärter Qu sagte zu Aufseher Yan Hongying, der gleichzeitig Leiter des Produktionsteams war: „Sie (Li) hat nicht mit uns kooperiert, lass sie in der Kantine die Gefängnisregeln lernen.“ Bei der „Kantine“ handelte es sich eigentlich um einen Flur, in dem verschiedene Gegenstände gelagert wurden, beispielsweise Geschirr. Das Fenster dort war zerbrochen und der kalte Wind blies hindurch.

Von 6 Uhr morgens bis 18 Uhr abends wurde Li dort von zwei Gefangenen beobachtet. Als sie in ihrer Zelle zurückkehren durfte, war sie unterkühlt.

Vier Tage später rief der Teamleiter Wang Bo die Praktizierende zu sich und befahl ihr, das Praktizieren von Falun Dafa aufzugeben. Sie weigerte sich. Wang wurde sehr zornig und forderte Li auf, zurück in die „Kantine“ zu gehen. Die Praktizierende wehrte sich mit den Worten: „Wie können Sie mich der Kälte aussetzen? Nicht einmal Mörder werden von Ihnen so grausam behandelt.“ Wang kümmerte sich nicht um ihren Protest und befahl vier Gefangenen, sie zurück zur „Kantine“ zu schleppen. Die Häftlinge beschimpften sie und schlugen ihr mit einer Wasserflasche auf den Kopf.

Am nächsten Morgen befahl der Wärter Yan vier Gefangenen, Li zu schlagen. Sie zerrten sie in einen Winkel, der nicht von Überwachungskameras erfasst wurde. Dann drückten die vier sie zu Boden und stopften ihr einen Lappen in den Mund. Sie schlugen und traten auf die Praktizierende ein. Li trug Verletzungen im Gesicht und am Hals davon. Fast wäre sie an dem Lappen erstickt. Zudem zerriss die Gefangene Ye Ping Lis Winterjacke.

Schließlich fragte der Wärter die Praktizierende: „Rufst du immer noch ‚Falun Dafa ist gut‘ [aus Protest]?“ – „Wenn ihr mich schlagt und mir Böses antut, werde ich es tun!“, antwortete Li.

Die Wärter wollten von Li ein Schuldanerkenntnis erzwingen und forderten von ihr Respekt. Sie sollte sich selbst als Häftling bezeichnen. Li weigerte sich und blieb in ihrem Glauben standhaft. Darum musste sie acht Tage lang in der kalten „Kantine“ bleiben.

Intensivierte Verfolgung vor geplanter Freilassung

Die Wärter unterzogen Li nicht nur der „Kältefolter“, sondern quälten sie mit der noch brutaleren „Hitzefolter“.

Am 9. Juni 2020 ließ der Wärter Li Xiaoting die Praktizierende in einen kleinen Raum kommen, in dem zwei große Maschinen ununterbrochen Hitze ausstrahlten. Die Temperaturen waren so hoch, dass jeder heftig schwitzte, sobald er den Raum betrat. Zusätzlich wurden Li Videos gezeigt, die Falun Dafa verleumdeten. Sie weigerte sich, sie sich anzusehen.

Zwei Wochen später rief die Wärterin Wu Xizhuo die Praktizierende in ihr Büro. Sie wollte Li zwingen, ihren Glauben aufzugeben, und beleidigte sie. Li blieb ruhig und erzählte der Wärterin, was Falun Dafa ist. Wu interessierte das jedoch nicht. Sie befahl fünf Gefangenen, Li zu Boden zu stoßen und ihr die Hände auf dem Rücken zu fesseln. Dann musste Li auf dem Boden knien. Wu schrie: „Bringt den Computer hierher! Dreht die Lautstärke auf!“ Doch die Praktizierende weigerte sich weiter, sich das Propagandavideo anzusehen. Die Wärter sahen keine andere Möglichkeit, als Li zurück in den „Hitzefolterraum“ zu bringen.

Als die Praktizierende abends zurück in ihre Zelle durfte, erlaubten ihr die Gefangenen nicht, sich zu waschen. Stattdessen musste Li von 19:30 bis 21 Uhr auf einer Stelle stillstehen.

Als sie ein anderes Mal zur Toilette wollte, zerrte die Gefangene Tian Ying an ihrer Kleidung, riss diese auseinander und stieß Li zu Boden. Aus Protest rief diese: „Falun Dafa ist gut!“ Daraufhin fesselte der Wärter Liu Yu ihr die Hände hinter dem Rücken. Danach musste sie  sieben Stunden lang die Handschellen tragen.

In den folgenden 54 Tagen hielten die Wärter Li tagsüber in dem „Hitzefolterraum“ gefangen, nachts wurde sie am Schlafen gehindert. Sie litt unter starken Kopfschmerzen und ihr war ständig schwindelig. Die Gefangene Tian Ying sagte, Li habe einen „Hitzschlag“ und versuchte, ihr unbekannte Medikamente zu verabreichen.

Die Foltermaßnahmen dauerten bis zu Lis Freilassung am 31. August 2020 an. Während ihrer gesamten Haftzeit durfte Li keine Dinge des täglichen Bedarfs kaufen, weil sie sich weigerte, ihre Häftlingsmarke zu tragen.

Durch die Folter wurde Lis Gesundheit stark beeinträchtigt. Acht Tage vor ihrer Freilassung wurde ihre rechte Körperhälfte taub und sie konnte sie nicht mehr bewegen. Als die Praktizierende das Gefängnis verließ, war sie auf einen Rollstuhl angewiesen. Zum Zeitpunkt der Berichterstattung litt sie noch immer unter einigen Symptomen.

Frühere Berichte:

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Zwei Frauen aus Liaoning droht erneut schwere Haftstrafe


[1] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und hat sich rasant verbreitet. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit dem 20. Juli 1999 auf Geheiß des damaligen Parteichefs Jiang Zemin in China verfolgt. Er ist der Hauptverantwortliche für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Falun-Dafa-Praktizierenden.