Die Verfolgung von Falun-Dafa-Praktizierenden im Ersten Gefängnis der Provinz Yunnan – Teil I

(Minghui.org) Das Erste Gefängnis der Provinz Yunnan ist als Gefängnis für männliche Schwerverbrecher bekannt, von denen viele in der Todeszelle sitzen, sowie für ausländische Gefangene. Seit Beginn der Verfolgung im Jahr 1999 waren in diesem Gefängnis mindestens 160 Praktizierende inhaftiert.

Die meisten Praktizierenden befinden sich in der ersten Abteilung, die auch als Ausbildungsabteilung bekannt ist. Nach Minghui.org vorliegenden Informationen werden dort 28 Praktizierende festgehalten. Wer an seinem Glauben an Falun Dafa festhält, wird unter strenge Überwachung gestellt und brutal gefoltert. Mindestens vier Praktizierende wurden zu Tode gefoltert; ein behinderter Kriegsversehrter erblindete.

Strenge Überwachung

Bis 2003 war die heutige erste Abteilung im Ersten Gefängnis von Yunnan als 13. Abteilung bekannt. Die Gefangenen, die keine Falun-Dafa-Praktizierenden sind, werden hier einer dreimonatigen Ausbildung unterzogen. Im Anschluss werden sie in andere Abteilungen verlegt, von denen es aktuell zwölf gibt.

Die Gefängniswärter bezeichnen sich selbst als „Regierung“ des Gefängnisses. Wer sich den Wärtern widersetzt, wird als Gegner der Regierung behandelt. Mit anderen Worten: In diesem Gefängnis haben Gefangene keine Rechte.

Ausbildung“

Die Häftlinge werden von Gefangenen überwacht, welche die Befehle der Wärter befolgen. In jeder Abteilung gibt es ein Reformkomitee für Insassen, ein Arbeitsteam, das die Wärter bei der Produktion unterstützt, ein Team zur Überprüfung der Vorschriften, eine Lerngruppe, ein Team für Literatur und Berichterstattung sowie eines für Leben und Gesundheit.

Der Reformausschuss ernennt einen Gefangenen zum Leiter und einen oder zwei Gefangene zu seinen Stellvertretern. Andere Teams haben einen Teamleiter und einen Stellvertreter. Das Reformkomitee hilft den Wärtern bei der Überwachung der Insassen und fragwürdiger Handlungen. Die (Häftlings)-Leiter pendeln zwischen den Wärtern, den Abteilungen und den Gefängnisbüros hin und her. Einige von ihnen haben sehr viel Macht. Sie können die Behörden täuschen und andere Gefangene unter Druck setzen. Manche verfügen über eine kleine Küche, in der sie Gemüse, Fleisch oder verbotene Dinge wie Alkohol aufbewahren. Einige jüngere Wärter haben diese Gefangenen sogar damit beauftragt, bestehende Probleme zu lösen.

Ursprünglich wurde die Ausbildung im militärischen Stil durchgeführt. Später mussten die Gefangenen jeden Tag körperliche Arbeit verrichten, um für die Abteilungen Geld zu verdienen. In den Pausen und nachts mussten sie dann an militärischem Training teilnehmen. Eine weitere Aufgabe bestand darin, die Gefängnisregeln auswendig zu lernen. Das galt selbst für Ausländer und Analphabeten. Wer sich die Regeln nicht merken konnte, wurde bestraft.

Zu den Arbeiten der Gefangenen gehörte das Ernten von Bohnen, Pilzen und Paprika, wobei diese Tätigkeiten in der Hocke verrichtet werden mussten. Sie wurden auch gezwungen, Edelsteine zu schleifen, Perlen aufzufädeln sowie Papiertüten und Kartons herzustellen. Sicherheitsbestimmungen gibt es hierbei nicht. Die Gefangenen arbeiten das ganze Jahr pausenlos – ohne Sonn- und Feiertage. Durch die Arbeit wurden einige Gefangene krank oder invalide. Manche erblindeten, andere litten unter Tuberkulose und anderen Krankheiten. Manche starben wegen der hohen Belastung.

Angewandte Foltermethoden

Es gibt Wärter, die speziell für die Beaufsichtigung von Falun-Dafa-Praktizierenden zuständig sind. Praktizierende, die sich der „Umerziehung“ wiedersetzen, werden unter strenge Aufsicht gestellt; so sehen es die Gefängnisregeln vor. Dabei wird ein Praktizierender von zwei bis fünf Häftlingen überwacht.

Praktizierende wurden mit verschiedenen Methoden gefoltert. Sie mussten sich Audioaufnahmen anhören oder Videos ansehen, die Falun Dafa verleumdeten. Es konnte ihnen auch jeglicher Familienkontakt untersagt werden. Eine andere Möglichkeit bestand darin, ihnen die Teilnahme an Unterhaltungsaktivitäten oder das Lesen von Büchern und Zeitungen zu verbieten.

Weitere häufig angewandte Misshandlungen bestanden in stundenlangem regungslosen Sitzen/Hocken/Stehen, Isolationshaft, tagelangem Aufhängen an den Handgelenken, Tragen einer Zwangsjacke, Schläge, Elektroschocks oder Schlafentzug. Nicht selten wurde den Praktizierenden ein mit scharfen Substanzen versetztes Wasser ins Gesicht gespritzt.

Streng geführte Gruppe“

Das Gefängnis hat ein Team für „strenge geführte Gruppen“ eingerichtet, um bei Regelverstößen hart durchzugreifen. Zunächst wurden Betroffene in die erste Abteilung gebracht, wobei auch Folter zur Anwendung kam. Hier erhielten die Gefangenen rund 70 Gramm Reis und etwas Gemüse.

In der „streng geführten Gruppe“ gab es drei Phasen. In der ersten Phase galt das Tragen von Handschellen und Fußfesseln, während die Praktizierenden auf einem Hocker sitzen mussten. Nur zum Schlafen oder bei Toilettenbesuchen wurden die Fesseln abgenommen. Bei der zweiten Phase kamen weitere Bestrafungen hinzu, wie langes Stehen oder Hocken; Stehen in der Hitze oder Zwangsarbeit. In der dritten Phase mussten Praktizierende Handschellen und Fußfesseln tragen. Sie wurden an den Handgelenken aufgehängt, sodass die Füße in der Luft hingen. Eine andere Methode war das Einsperren in einem Metallkäfig oder stundenlanges Verharren in der Hocke.

Nachdem sie die „streng geführte Gruppe“ durchlaufen hatten, waren einige Häftlinge dem Tode nahe und mussten aus dem Foltertrakt getragen werden, andere wurden invalide. Wenn jemand starb, meldete das Gefängnis „Tod durch Krankheit“.

Fälle der Verfolgung von Falun-Dafa-Praktizierenden

Es folgt eine unvollständige Liste von Praktizierenden, die inhaftiert sind oder waren, geordnet nach dem Jahr der Inhaftierung; die Zahl in Klammern gibt die Dauer der Gefängnisstrafe in Jahren an.

1999 - Liang Dong (3) und Lyu Songhe (3)2000 - Li Yunfu (5), Chen Xiaoguai (5), Huang Guiping (5), Kong Huaqiang (Haftzeit unbekannt)2001 - Wan Yongsheng (5), Duan Yiwu (4), Li Yongshan (4), Yang Zhengguo (4), Dong Guozhao (3), Dai Penshun (3), Chen Yao (3), Wang Zuogen (3), Jing Yunfei (2), Ji Guangkui (2), Wu Mingcai (Haftzeit unbekannt), Zhang Wenliang (Haftzeit unbekannt)2002 - Yang Zhu (3), Zhang Fang (3), He Youlin (2), Zhou Mofang (Haftzeit unbekannt)2003 - Feng Baoding (4), Chi Zhi (3,6), Liu Yiqing (3), Liu Mingzhong (3), Mu Qidang (3), Zhang Xu (3), Shen Ming (3), Yan Zhengshu (2)2004 - Han Zhenkun (7), Pu Zhiming (4), der Mann von Zhang Xiaoling (4), Di Jianchao (4), Hu Xianding (3), Yan Kaiwen (3), Zheng Zhiyang (3), Hou Fayong (3), Fei Xuelong (Haftzeit unbekann)2005 - Li Zhen (6), Gao Mengyuan (5), Ye Baofu (5), Pu Zheng (4), Hu Bingqing (4), Li Xianze (4), Wan Guoliang (4), Zhu Bing (4), Sun Yunji (3), Chen Guanghua (3), Du Yingxiang (3), Zhang Zhengqiao (3), Wu Mingcai (2), He Jingchun (2), Han Junyi (Haftzeit unbekannt)2006 - Zhao Yue (9), Wang Yun (5), Bao Yuanjin (4), Wang Guirong (3), Yan Guizheng (2), Wu Baoyuan (2,6), Ding Baoliang (2)2007 - Fang Zhengping (6), Hao Mingxin (5), You Quanming (5), Li Linshu (3), Dong Qikun (3), Zhou Zhiming (3)2008 - Shen Shaoqing (7), Lei Yunbo (5), Li Kunping (4), Guo Hongyun (4), Dong Zhikun (3), Li Peigao (3), Dong Mingzu (Haftzeit unbekannt)2009 - Luo Taiyou (5), Li Wenbo (5), Deng Zhixu (5), He Youlin (4), Li Yongkun (4), Yang Xingchun (3. 5), Wu Guiyou (3), Hu Guanming (3), Yan Jingxiong (3), Li Taoyou (3), Chen Yahong (3), Hao Minxing (3), Shi Zongpei (3), Qiang Hui (3), Zhou Defu (Haftzeit unbekannt), Shi Xuehui (Haftzeit unbekannt), Wang Feng (Haftzeit unbekannt), Li Jianqiang (Haftzeit unbekannt), Liu Feng (Haftzeit unbekannt)2010 - Ma Guozhong (4), Yan Guisheng (3), Zhang Xu (3), Shen Zhuyou (3), Tan Shitian (2. 6), Tang Jirong (2)2011 - Yang Mingzhong (6), Ling Yubiao (5), Chen Danyu (3), Xu Qingfu (2), Lai Yuanchuan (Haftzeit unbekannt), He Anxiang (Haftzeit unbekannt), Xiang Youlin (Haftzeit unbekannt), Wang Hanwei (Haftzeit unbekannt)2012 - Wu Xinming (5), Bai Longjun (3), Hu Jinzhao (3), Zhang Liang (3)2013 - Ma Xuyong (9), Zhang Shilin (7), Li Quan (7), Dao Penshun (6), Su Kun (6), Ye Baofu (6), Dai Penshun (6), Li Ke (6), Liu Yong (4), Jiang Yunnan (3), Cai Chun (Haftzeit unbekannt)2014 - Han Zhenkun (5), Di Jianchao (4. 6), Yang Ziqiang (3,6), Gao Kuaqi (3,6), Zhu Zhongfu (3), Gao Zemeng (Haftzeit unbekannt)2015 - Wang Zhengli (7.6), Wang Xianshu (5), Zhang Liang (3), Gao Xingdong (3)2016 - Deng Hui (6), Wen Chunfu (4), Li Peigao (4), Shi Jianwei (Haftzeit unbekannt)2017 - Wu Guangcheng (5)2018 - Liao Jianfu (4), Fu Wende (3. 6), Feng Baoding (3), Yu Guangming (3), Zhou Fuming (2)2019 - Li Wenbo (5), Wu Xinming (5)Jahr unbekannt - Lin Tianqing (5), Yang Xingchun (5), Li Nan (4), Lei Yunbo (3), Huang Wenxing (3), Yang Wenqing (3), Zhou Defu (Haftzeit unbekannt), Zhu Yaming (Haftzeit unbekannt), Wang (Vorname und Haftzeit unbekannt).

Todesfälle

Spritzen mit unbekannten Substanzen, Schläge und Zwangsernährung

Luo Jiangping aus dem Kreis Miyi in der Stadt Panzhihua, Provinz Sichuan, wurde im Januar 2012 im Kreis Nanhua, Chuxiongzhou (Autonome Präfektur Chuxiong Yi), Provinz Yunnan festgenommen. Das Gericht verurteilte ihn zu viereinhalb Jahren Haft. Er wurde in die erste Abteilung des Gefängnisses eingesperrt. Da er sich nicht „umerziehen“ lassen wollte, wurde er in Handschellen gelegt, gefesselt, verprügelt; ihm wurden unbekannte Substanzen gespritzt, er musste schwere Zwangsarbeit leisten und Isolationshaft sowie Zwangsarbeit über sich ergehen lassen. Das Innere seines Mundes faulte vor sich hin. Zähne und Zahnfleisch waren ganz schwarz und mit geronnenem Blut bedeckt.

Luo Jiangping mit seiner Frau und seiner Tochter

Luo Jiangping kurz vor seinem Tod

Drei Monate nach seiner Inhaftierung befand sich Luo in einem kritischen Zustand. Am 23. Dezember 2013 wurde ihm Haftverschonung zur ärztlichen Behandlung gewährt. Er starb fünf Tage später im Alter von 51 Jahren.

Diabetes nach toxischen Injektionen

Zheng Zhiyang aus Chongqing wurde im Dezember 2004 in der Stadt Anning festgenommen, weil er Informationen über Falun Dafa verteilt hatte. Das Gericht verurteilte ihn zu drei Jahren Haft, woraufhin er ins erste Gefängnis der Provinz Yunnan gebracht wurde. Dort musste er verschiedene Sorten Bohnen pflücken und sortieren, die weltweit exportiert wurden.

Der Praktizierende versuchte die Wärter davon zu überzeugen, dass sie sich nicht an der Verfolgung beteiligen. Das Praktizieren von Falun Dafa stelle keine Straftat dar, argumentierte er. Die Wärter hörten jedoch nicht auf ihn und legten ihn in Handschellen und Fußfesseln. Während der Haft in der streng geführten Gruppe wurden ihm die Hände mit Handschellen an ein Metallgitter gefesselt. Er musste sich hinhocken. Wenn er sich wehrte, wurde er verprügelt. Das Essen bestand nur aus sehr wenig Reis mit etwas Gemüse oder Suppe. Über drei Monate wurde Zheng auf diese Weise gequält.

Nach der Entlassung aus dieser Abteilung war Zheng abgemagert und konnte kaum noch stehen. Außerdem zeigten sich erste Anzeichen von Diabetes. Er kam zunächst in Abteilung zwei, bevor er wieder in die erste Abteilung zurückgebracht wurde.

Trotz seines schlechten Zustands musste Zheng weiter Zwangsarbeit verrichten. Der ihn überwachende Gefangene verbot ihm, sich mit gekreuzten Beinen hinzusetzen oder die Augen zu schließen. Wenn er die Anweisungen nicht befolgte, wurde er geschlagen. Versuche, die Misshandlungen der Gefängnisleitung zu melden, verliefen im Sande.

Aus Protest gegen die Verfolgung trat Zheng in Hungerstreik, wodurch er dem Tod nahe war. Er wurde daraufhin ins Gefängniskrankenhaus gebracht, wo ihm bis zum Ablauf seiner Haftstrafe im Dezember 2007 toxische Substanzen gespritzt wurden und er unbekannte Medikamente einnehmen musste.

Folter-Nachstellung: Spritzen unbekannter Medikamente

Zheng starb im Dezember 2010 im Alter von 36 Jahren.

Zu Tode gefoltert, Leichnam gegen den Willen der Familie eingeäschert

Der Englischlehrer Shi Jianwei und seine Frau Xiao Zhu, eine Sportlehrerin, waren beide an der Mittelschule Nr. 1 des Bezirks Binchuan in der Provinz Yunnan beschäftigt. Am 7. September 2017 wurde das Paar zu Hause verhaftet, weil sie den früheren Staatschef Jiang Zemin angezeigt hatten, der 1999 die Verfolgung eingeleitet hatte. Im Keller der Polizeibehörde wurde Shi von über zehn Polizisten verprügelt.

Shi Jianwei

Shi wurde später zu sechseinhalb Jahren im Gefängnis Nr. 1 der Provinz Yunnan verurteilt, seine Frau zu fünf Jahren im Frauengefängnis Nr.2.

Am 25. August erhielt Shis Familie einen Anruf aus dem Gefängnis. Es hieß, der 56-Jährige habe möglicherweise Leberkrebs und sei ins Gefängniskrankenhaus gebracht worden. Eine Haftverschonung und Familienbesuche lehnte das Gefängnis ab. Die Angehörigen erhielten auch keine Einsicht in die Krankenakte mit dem Verweis auf die bestehende Corona-Pandemie und die Tatsache, dass Shi weiterhin an seinem Glauben an Falun Dafa festhalte.

Am 26. September teilte ein Gefängniswärter Shis Familie mit, dass er wiederbelebt werde. Auch diesmal wurde die Bitte, ihn besuchen zu dürfen, abgelehnt.

Drei Stunden später hieß es, dass Shi aufgehört habe zu atmen. Die Familie wurde aufgefordert, ihre Zustimmung zur Einäscherung zu erteilen. Als die Angehörigen den Leichnam im Beerdigungsinstitut sahen, bemerkten sie blaue Flecken auf dem Rücken und eine Flüssigkeitsansammlung im Bauch. Sie vermuteten, dass er gefoltert worden war. Daher stimmten sie der Einäscherung nicht zu. Stattdessen forderten sie Einsicht in die Krankenakte. Kurz darauf ließen die Wärter den Leichnam gegen den Willen der Angehörigen verbrennen.

Nach Freilassung verstorben

Sun Yunji, ein Freiberufler aus der Stadt Kunming, wurde mit anderen Praktizierenden festgenommen, als sie auf Urlaubsreise nach Tibet waren. Das Gericht verurteilte ihn zu drei Jahren Haft. Er wurde in der ersten Abteilung des Ersten Gefängnisses der Provinz Yunnan inhaftiert, wo er einer Gehirnwäsche unterzogen wurde. Zudem wurde er zum Bohnenpflücken, einer körperlich schweren Zwangsarbeit, eingeteilt. Er starb im Jahr 2019.

(Fortsetzung: Teil II, Teil III)


Frühere Berichte:
Wie Falun-Dafa-Praktizierende im Ersten Gefängnis der Provinz Yunnan gefoltert werden

51-Jähriger stirbt fünf Tage nach Entlassung aus dem Gefängnis an den Folgen der Folter

Wegen seines Glaubens inhaftiert: Englischlehrer stirbt im Gefängnis, Verdacht auf Foltertod