[Europäische Fa-Konferenz 2023] Kultivierung und Verantwortung

(Minghui.org)

Sehr geehrter Meister,
liebe Mitpraktizierende,

heute möchte ich mit euch meine Erfahrungen über das Betreuen teilen. Seit längerer Zeit mache ich mir Gedanken über das Betreuen, diese Gedanken sind jedoch stets mit Sorgen begleitet. Die neuesten Mitteilungen der Minghui-Redaktion haben mir geholfen, mehr Klarheit darüber zu gewinnen. 

Das falsche Verständnis über das Betreuen

Ich kann gut zuhören und bin für die anderen da. Das ist ein Satz, den ich immer mit Stolz über mich sagen konnte. Allerdings bezweifle ich in der letzten Zeit, ob das vom Fa her wirklich so wichtig ist oder eher eine menschliche Sache.

Vor sechs Jahren hatten wir gemeinsam mit den Betreuern aus Deutschland und der Deutschschweiz einen Austausch darüber gehabt, was eigentlich „betreuen“ bedeutet. Was sind unsere Aufgaben gemäß dem Fa und wie können wir unsere Praktizierenden dazu ermutigen, ihre Aufgaben in der Fa-Berichtigung besser zu machen?

Beim Austausch damals habe ich gemerkt, mein wichtigster Punkt war tatsächlich das Zuhören und das Dasein. Das deutsche Wort „betreuen“ bedeutet, sich um jemanden zu kümmern und dafür zu sorgen, dass er das Nötige für sein Wohlergehen hat.

Nun ja, genau das mache ich in den Projekten, wo ich eine leitende Funktion habe oder wenn ich den Austausch leite. Bei einem Projekt höre ich manchmal: „Beim Austausch hier können wir viel offener sein als sonst in unseren Gruppen“, „Hier werden wir wegen unserer Schwächen nicht verurteilt“, „Hier können wir sicher unsere Gedanken äußern“. Oh, wie mich das immer freut, diese Worte zu hören! Aber ist das wirklich die Umgebung, die unser verehrter Meister von uns wünscht? 

Als ich anfing, mir darüber Gedanken zu machen, kam mir eine Stelle in der Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz des Großraums New York 2013 in den Sinn:

„Der Meister hat dir deshalb so viele Dafa-Jünger anvertraut, damit du sie gut anleitest; das ist etwas, was du tun musst; das ist deine Verantwortung. Wenn du das nicht gut machst, hat es direkt mit der eigenen Kultivierung zu tun.“ (Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz des Großraums New York 2013, 19.05.2013)

Leite ich meine Mitpraktizierenden gut an, wie unser verehrter Meister das von mir erwartet? Die Antwort durchbohrte mein Herz. „Nein, überhaupt nicht. Du hast nur zugehört, ihnen einen menschlich gesehen sicheren Raum gegeben, damit sie ihre Gedanken äußern können.“ Ich finde es nach wie vor sehr wichtig und essentiell für einen Betreuer, gut zuzuhören und da zu sein. Aber es ist eben nicht genug, um sie gut anzuleiten. Wenn Mitpraktizierende über ihre Sorgen oder Ängste erzählen, ist es sehr gut, als Betreuer mit einer barmherzigen Haltung zuzuhören und sie aufzufangen. Manchmal ist es aber auch erforderlich, deutlichere Worte zu benutzen, damit wir den schmalen Weg, den uns das Fa vorgibt, gemeinsam gut gehen können. Ich habe erkannt, dass ich Letzteres jedoch nicht schaffe.

Es gibt Praktizierende, die sich monatelang im Projekt nicht blicken lassen und ich kann ihnen nicht sagen, dass sie lieber ein anderes Projekt suchen sollen. Warum kann ich das nicht sagen? Wenn ich sehe, dass sich jemand zu viel über andere beschwert, warum kann ich ihn nicht stoppen? Warum mache ich dabei sogar noch mit? Wir sprechen über unsere Verständnisse und tauschen über unsere Erfahrungen aus, aber ich leite sie nicht an, sondern „mache mit“. Ich benutze keine deutlichen Worte, wenn sie eigentlich ausgesprochen werden müssten. 

Der Grund dafür ist, dass ich mein Gesicht wahren will. Wenn ich gut zuhöre und den Praktizierenden einen Raum gebe, mögen sie mich. Wenn ich nicht so streng bin, mögen sie mich. Hinzu kommt noch, dass ich dadurch weniger Angriffsfläche für Konflikte biete. 

Das ist ganz klar eine Anhaftung, und zwar die Geltungssucht. 

Unser Meister hat uns im Zhuan Falun gelehrt: 

„Die Geltungssucht kann in jeder Hinsicht zum Vorschein kommen; auch bei guten Taten kann sie offen zutage treten.“ (Zhuan Falun, 2019, S. 323)

Selbst wenn ich meine koordinative Aufgabe als Diener verstehe und scheinbar für die anderen da bin, ist das eigentlich nur mein Ego, dem geschmeichelt werden will. Und das ist keine Kultivierung.

Denn der Meister erklärt im Zhuan Falun

„Wenn es keine Konflikte gibt, gibt es für dich auch keine Gelegenheit, deine Xinxing zu erhöhen. Dann kannst du keinen Fortschritt machen. Wenn alle nett zueinander sind, wie kannst du dich dann kultivieren?“ (ebenda, S. 450)

Als ich das erkannte, schämte ich mich, unternahm jedoch nichts, um die Situation zu ändern. Da verstand ich, wie tief diese Anhaftung eigentlich bei mir saß. Wenn ich zurückblicke, glaube ich, dass viele meiner Schritte in der Fa-Berichtigung von Geltungssucht begleitet wurden, die von außen wie Fleiß aussahen. Ich habe gemerkt, dass das Projekt und ich an der Erhöhung gehindert werden.

Im Zhuan Falun erklärt uns der Meister:

„Alle Substanzen im Kosmos, einschließlich aller Substanzen, die im ganzen Kosmos schweben, sind intelligente Wesen. Sie alle haben ihre Gedanken und sind Existenzformen vom Fa des Kosmos auf unterschiedlichen Ebenen. Wenn sie nicht zulassen, dass du höher steigst, kannst du dich nicht erhöhen, auch wenn du dich erhöhen möchtest. Sie lassen es nicht zu. Und warum lassen sie dich nicht nach oben kommen? Weil sich deine Xinxing nicht erhöht hat.“ (ebenda, S. 34)

Wenn ich früher mit anderen ausgetauscht habe, habe ich danach meinen kultivierenden Mann gefragt, ob es in Ordnung war, was ich gesagt habe. Ich war immer darauf bedacht, keinen Fehler beim Austausch zu machen und zu viel preiszugeben. Ich war zu sehr darauf bedacht, welchen Eindruck ich hinterließ, statt auf das Wesentliche zu schauen: wie ich meine Xinxing erhöht habe und vor allem, wie andere sich erhöht haben. 

Ich habe vor einigen Monaten angefangen, weniger auf diese oberflächlichen Dinge zu achten und mich direkter und essentieller auszutauschen. Ehrlich meine Bedenken zu äußern und Probleme beim Namen zu nennen, war für mich früher sehr schwierig. Ich hielt mich zurück, damit ich ja keinen Fehler machte. Ich hatte vergessen, was der Meister uns erklärt hat:

„Ich habe gesagt, es ist kein Problem, wenn die Dafa-Jünger Fehler gemacht haben. Ihr sollt die Fehler offen und aufrichtig eingestehen.“ (Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz im Westen der USA 2015, 16.10.2015)

Ich hatte Angst, Fehler zu machen, weil das wiederum Gesichtsverlust bedeutet hätte. Später verstand ich, dass ich zu wenig Vertrauen in meine Mitpraktizierenden hatte. Wenn sie meine zahlreichen Fehler sehen, werden sie dem Fa entsprechend reagieren, denn sie sind auch Jünger desselben Meisters. Wozu dann die Angst? 

Unser Meister ermutigt uns, den eigenen Weg zu gehen und meine Erkenntnisse im Fa zeigen mir diesen Weg, wie ich meine Mitpraktizierenden gut anleiten kann: indem ich mich offen und aufrichtig kultiviere, wie unser verehrter Meister uns das lehrt.

Nach meinem Verständnis sollte der Schwerpunkt beim Betreuen darauf liegen, dass der Betreuer die Mitpraktizierenden auf ihrem Weg begleitet. Ich stelle mir das so vor wie bei einem Reisebegleiter, der gleichzeitig für die Sicherheit der Reisenden sorgt und auch dafür, dass sie nicht vom Weg abkommen und in einem fremden Land oder im Dschungel verlorengehen. Der Reisebegleiter, sprich der Betreuer, gibt dabei jedoch keine Befehle, denn er ist ja kein General – er hält nur einen bunten Schirm hoch, damit alle zusammenbleiben. Er schaut sich stets um, ob alle da sind, und holt die verlorenen Reisenden wieder zurück. 

Der Meister hat uns 2015 auf der Fa-Konferenz in New York die Frage gestellt: 

„Was für ein Koordinator möchtest du denn sein? Hast du darüber nachgedacht? Möchtest du, dass alle gehorsam sind wie eine Herde Schafe, die um dich herum ist?“ (Fa-Konferenz in New York 2015, 14.05.2015)

Das ist jedoch nicht das, was der Meister von uns möchte: 

„Das ist, was du möchtest, nicht was ich will. So kompliziert die Dinge auch sind, du sollst herausfinden, wie du ein guter Koordinator sein kannst.“ (ebenda)

Nach meinem derzeitigen Verständnis bedeutet eine gute Anleitung, dass die Betreuer für die Sicherheit und den Zusammenhalt der Mitpraktizierenden sorgen.

Zu sehr in Projekte verwickelt

Neben dem Punkt, wie man als Verantwortliche die Praktizierenden gut anleitet, fand ich folgenden Satz in einer Mitteilung von der Minghui-Redaktion „Verantwortung“ wichtig: „Es ist auch üblich, dass die Koordinatoren der Dafa Vereine als Projektleiter fungieren und damit ihre Verantwortlichkeiten vernachlässigen.“ 

Von Anfang meiner Kultivierung 2001 wurde ich ständig ins kalte Wasser geworfen und musste einige Wege bahnen – sei es in der Politikerarbeit oder bei der Etablierung von Dafa-Webseiten. Praktisch war ich von Stunde Null an schon bei den Aktivitäten dabei. Meine Kultivierung ist sehr eng mit den Projekten zur Wahrheitserklärung verbunden. Deswegen bin ich oft mit dem Austausch in den Projekten beteiligt und vernachlässige den Austausch in meiner Gruppe vor Ort und generell in den Gruppen in Deutschland. 

Ich bin mit den anderen Mitgliedern vom deutschen Falun Dafa Verein zuständig für die Vorbereitung für unseren großen Austausch montags im Sonant. Da kommt ganz Deutschland und die Deutschschweiz zusammen, um sich über neueste Erkenntnisse auszutauschen. Der Austausch soll aktuell, auf die Kultivierung bezogen, gut verständlich und noch dazu relevant für die Fa-Berichtigung sein. Oft kommen über 200 Praktizierende dazu. Keine leichte Aufgabe.

Bei der Vorbereitung habe ich gemerkt, dass ich manchmal überhaupt nicht weiß, was in den Gruppen vor sich geht. In Deutschland haben wir sehr viele kleinere Gruppen und wir sind deswegen in engem Kontakt mit den Betreuern. Nun ja, im Idealfall. Da ich mit meinen Projekten beschäftigt bin, kommt der Kontakt oft zu kurz. 

Und da ist auch schon das Wörtchen „beschäftigt“. Es bedeutet, einer Sache oder Person konzentriert seine Aufmerksamkeit zu widmen. In meinem Fall: Ich konzentriere mich fast ausschließlich auf die Projekte. Die Minghui-Mitteilungen haben mir jedoch bewusst gemacht, dass ich dadurch meiner Verantwortung gegenüber den Praktizierenden vor Ort und im Allgemeinen in Deutschland nicht gerecht werde.

Unser verehrter Meister hat in der Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz in New York 2015 deutlich seine Erwartung erklärt: 

„Der Meister sagt dir, da du ein Koordinator bist, du sollst die Schüler vor Ort im Namen des Meisters zusammenbringen, damit sie sich bei der Kultivierung erhöhen können. Du sollst dem Meister helfen, indem du sie gut anleitest. Das ist deine Verantwortung als Koordinator in deinem Gebiet.“ (ebenda)

Als mir dieser Fa-Grundsatz bewusst wurde, habe ich gemerkt, wie mein Herz leichter wurde. Ich habe Monate lang immer wieder darüber nachgedacht und mir Sorgen gemacht, warum manche Projekte um mich herum nicht den Effekt haben, den sie haben sollten. Die Antwort bekam ich durch die Hinweise in den Minghui-Mitteilungen. es war, weil ich meine eigentliche Aufgabe vernachlässigt habe, die unser Meister uns mitgegeben hat: die Mitpraktizierenden gut anzuleiten.

Lasst uns gemeinsam unsere Aufgaben besser machen, damit unser Meister gute Nachrichten von uns hören kann.

Rubrik: Fa-Konferenzen