Auszug aus Verteidigungsschrift: Studentin berichtet vor Gericht über das Leid ihrer Familie in den letzten 25 Jahren der Verfolgung
(Minghui.org) Am 18. Oktober 2024 stand Xie Yujun vor Gericht, weil er Falun Gong praktiziert. Der aus der Stadt Xingning in der Provinz Guangdong stammende Mann wurde von seiner Tochter Xie Xiaoting, die an der Pharmazeutischen Universität Guangdong studiert und als Familienbeistand auftrat, verteidigt. Auch sie steht wegen ihres Glaubens an Falun Gong im Visier der Behörden. Im Laufe der Anhörung berichtete sie über den langen Leidensweg der Familie, die in den vergangenen 25 Jahren in die Verfolgung verwickelt wurde.
Es folgt ein Auszug aus ihrer Verteidigungsrede, die sie vor Gericht vorgetragen hat.
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Solange ich mich erinnern kann, war es meine Mutter, die sich um mich kümmerte. Meinen Vater sah ich nur selten. Oft habe ich meine Mutter gefragt: „Wann kommt Papa wieder nach Hause?“
Im Juni 2000 reiste mein Vater nach Peking, um sich für Falun Gong einzusetzen. Ihm wurden zwei Jahren Zwangsarbeit im Arbeitslager Sanshui auferlegt. Die Beamten versuchten, meinen Onkel und meine Tante zu veranlassen, ihn zu überreden, Falun Gong aufzugeben und nicht mehr nach Peking zu reisen. Er argumentierte, nichts Falsches getan zu haben. Nach Ablauf seiner Haftzeit ließ die Polizei ihn nicht frei, sondern brachte ihn in die Haftanstalt Xingning. Er trat in den Hungerstreik und durfte schließlich wieder nach Hause. Später ging er nach Shenzhen, um eine Arbeit zu suchen. Dort wurde er erneut festgenommen und nach Xingning zurückgebracht.
Im September 2002, nur wenige Wochen nachdem mein Vater nach Hause zurückgekehrt war, nahm das Büro 610 von Xingning ihn mit in eine Gehirnwäsche-Einrichtung. Drei Monate später wurde er an einen unbekannten Ort verlegt, wo er einen weiteren Monat festgehalten wurde. Auch nach der Entlassung gingen die Schikanen durch das Büro 610, die örtliche Polizei und das Nachbarschaftskomitee weiter.
Etwa zur gleichen Zeit lernte er meine Mutter kennen und heiratete sie. Im September 2003 wurde ich dann geboren.
Einmal benahm sich ein Kollege auf der Arbeit unangemessen und mein Vater kommentierte sein Verhalten. Dieser Mann geriet in Rage und schlug meinem Vater vor den anderen ins Gesicht. Da mein Vater erkannte, dass er ihn nicht hätte tadeln dürfen, entschuldigte er sich bei dem Kollegen. Damit hatte dieser nicht gerechnet; es war ihm peinlich und er ging weg.
Am 19. Januar 2004 – ich war erst vier Monate alt – brachen mehrere Agenten des Büro 610 in unser Heim ein, durchsuchten unsere Wohnung und verhafteten meinen Vater erneut. Die Polizei verbreitete auch Gerüchte über meine Mutter in deren Familie und unter ihren Freunden, was sie sehr belastete.
Da meine Mutter es sich nicht leisten konnte, mich in eine Kindertagesstätte zu bringen, nahm sie mich jeden Tag mit zur Arbeit. Manchmal halfen ihre Kollegen ihr dabei, mich zu füttern. An ihren freien Tagen ging sie zur Polizeiwache, um für meinen Vater Gerechtigkeit zu erlangen. Oft kam die Polizei zu uns nach Hause, um meine Mutter zu schikanieren, und verfolgte sie. Um nicht selbst verhaftet zu werden, kündigte sie ihre Arbeit und tauchte mit mir unter. Die Polizei setzte ihren Namen auf die Fahndungsliste. Für Hinweise zu unserem Aufenthaltsort setzten sie eine Belohnung aus. In jenen Monaten fiel es meiner Mutter sehr schwer, sich um mich zu kümmern und gleichzeitig der Polizei zu entkommen.
Am 10. Juli 2004, kurz nach der Freilassung meines Vaters, fand er eine Arbeit als Motorradmechaniker. Weil er mit einem Motorradbesitzer über Falun Gong gesprochen hatte, wurde er jedoch angezeigt und erneut verhaftet. Ihm wurden zweieinhalb Jahre Zwangsarbeitslager Sanshui auferlegt, wo er Elektroschocks, Schlafentzug, unentgeltliche Zwangsarbeit und andere körperliche Misshandlungen über sich ergehen lassen musste. Ich habe keine Ahnung, wie er das überlebt hat!
Meine Mutter fand eine andere Arbeit. Ihr Gehalt betrug weniger als 300 Yuan (etwa 40 Euro) pro Monat. Bei 70 Yuan (etwa 9 Euro) für die Miete und 90 Yuan (etwa 11 Euro) für die Kinderbetreuung blieb nicht mehr viel übrig, um die Nebenkosten und Lebensmittel zu bezahlen. Oft beklagte sie sich, wenn sie 90 Yuan ausgeben musste, um den Erdgastank zu Hause zu befüllen, den wir zum Kochen brauchten.
Später erzählte mir meine Mutter, dass ich in dieser Zeit oft nach meinem Vater gefragt hätte. Sie versuchte immer ihr Bestes, um mich zu trösten. Manchmal schrieb sie meinem Vater. Ihr Briefwechsel gab mir Mut durchzuhalten.
Der einzige Vorfall vor meinem vierten Lebensjahr, an den ich mich erinnere, ist, dass meine Mutter zum Einkaufen ging, während ich schlief. Als ich sie beim Aufwachen nicht finden konnte, war ich verängstigt. Draußen regnete und donnerte es. Ich hatte große Angst und befürchtete, dass meine Mutter verhaftet worden war. Deshalb klopfte ich bei Nachbarn und bat sie um Hilfe. Es dauerte lange, bis ich mich beruhigt hatte.
Im Jahr 2007 wurde mein Vater endlich freigelassen. Nur etwa zwei Jahre führten wir ein friedliches Leben, bevor er am 27. Oktober 2009 erneut festgenommen wurde. Bei seiner Anhörung durfte ich nicht in den Gerichtssaal, weil ich zu jung war. So blieb ich auf dem Flur. Als mein Vater den Gerichtssaal betrat, rief ich ihm zu. Er lächelte mich an und bat mich, Zuhause ein braves Mädchen zu sein. Diese Szene ist für mich unvergesslich.
Mein Vater wurde später zu fünf Jahren Haft verurteilt und in das Dritte Gefängnis der Provinz Guangdong gebracht. Ich konnte nicht verstehen, warum die Polizei meinen Vater ständig verhaftete, nur weil er Falun Gong praktizierte, um ein guter Mensch zu sein. Doch meine Mutter bat mich, diese Menschen nicht zu hassen. Sie erklärte mir, dass sie die wahren Opfer seien.
Auch meine Lehrerin in der Schule wurde von den höheren Stellen angewiesen, uns zu verfolgen. Unter dem Vorwand eines Familienbesuchs kam sie zu uns nach Hause in Begleitung von mehreren starken Polizisten, die später bei uns einbrachen.
In der Schule traute ich mich nicht, anderen zu erzählen, dass mein Vater wegen des Praktizierens von Falun Gong ins Gefängnis gekommen war. Ich wusste nicht, ob sie das verstehen würden. Meine Mutter sagte immer, dass die Wahrheit immer die Wahrheit sein werde; es sei keine Schande, Falun Gong zu praktizieren. Es sei die Polizei, die gegen das Gesetz verstoße, indem sie gute Menschen verfolgt.
Ich hatte solche Angst, dass auch meine Mutter verhaftet werden könnte, und folgte ihr auf Schritt und Tritt. Wenn sie nicht schlief, ging ich auch nicht ins Bett. Wenn ich sie aus den Augen verloren hatte, weinte ich. Jede Nacht hatte ich Albträume von uniformierten Beamten, die zur Arbeit meiner Mutter kamen, um uns festzunehmen. Ich habe mich nicht getraut, meiner Mutter von meinen Albträumen zu erzählen. Ich hatte Angst, sie könnten wahr werden, wenn ich sie laut ausspreche. Meine Mutter hat mich so oft in den Arm genommen, mich getröstet und mir gesagt, dass ich keine Angst haben müsse.
In der Schule brachten uns die Lehrer bei, ein aufrichtiger Mensch zu sein, der immer hilfsbereit und tolerant ist und ein Gespür für Gerechtigkeit hat. Sie sagten auch, dass die Polizei gute Menschen beschützt und schlechte Menschen bestraft; sie seien die Vorbilder, von denen wir lernen könnten. Ich glaube, dass jeder, der den Beruf des Polizeibeamten ergriffen hat, anfangs so sein wollte – aber wie viele von ihnen halten das durch?
In den monatlichen Briefen, die uns mein Vater schrieb, bat er meine Mutter oft, nicht zu viel zu arbeiten und sich nicht um ihn zu sorgen. Er entschuldigte sich dafür, dass er nicht präsent in unserem Leben war. Auch bat er mich, gut zu lernen und ein gutes Mädchen zu sein. Manchmal zeichnete er einfache Dinge, um mich aufzumuntern. Als Antwort schrieb auch ich ihm ein paar schlichte Worte oder malte etwas.
Alle paar Monate nahm meine Mutter mich mit zu meinem Vater. Die Reisen waren ziemlich teuer und ihr Gehalt sehr gering. Da unsere Familie und Freunde von unserer finanziellen Situation wussten, bezahlten sie den Großteil von unserem Essen und meiner Kleidung.
Trotz aller Schwierigkeiten versuchte meine Mutter weiterhin ihr Bestes, um anderen zu helfen. Einmal fand sie eine Brieftasche und wartete, dass der Besitzer zurückkam. Der Eigentümer bot ihr als Zeichen der Wertschätzung etwas Geld an, das sie höflich ablehnte. Ich bewunderte ihre Beharrlichkeit, ihre Freundlichkeit sowie ihren starken Glauben. Als sich alles gegen uns wandte, entschloss sie sich dennoch, freundlich und zuversichtlich zu bleiben.
Im Jahr 2014 wurde mein Vater freigelassen. Aber unser glückliches Familienleben währte nicht sehr lange. 2022 verstarb meine Mutter plötzlich an den Folgen der psychischen Belastung und der harten Arbeit der vergangenen Jahre. Inmitten eines solchen plötzlichen Schicksalsschlags waren es Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht [die Prinzipien von Falun Gong], die uns Hoffnung für das Leben gaben und unsere Familie in die Lage versetzten, diese schwierige Zeit zu überstehen.
Am 24. April 2024 brachen über 20 Beamte in unsere Wohnung ein, durchsuchten sie und schüchterten meine Stiefmutter und meinen zehnjährigen Bruder ein. Als mein Bruder nach unserer leiblichen Mutter schrie, warfen die Polizisten ihm vor, verrückt zu sein. Am nächsten Tag wurde mein Vater verhaftet.
Da mein Vater der Alleinverdiener für die Familie war, befinden wir uns in einer misslichen Lage, nachdem die Polizei das Bankkonto unserer Familie gesperrt hat.
Kürzlich habe ich bemerkt, dass mein Bruder wegen der Situation unseres Vaters in der Schule gemobbt wurde. Außerdem ist er sehr sensibel geworden und hat häufig Albträume. Ich versuche, ihn zu trösten – so wie unsere Mutter mich früher getröstet hat: „Hab keine Angst. Sei tapfer. Du kannst ihnen sagen, dass unser Vater wegen seines Glaubens verhaftet wurde. Er hat gegen kein Gesetz verstoßen. Und wir müssen uns nicht dafür schämen, gute Menschen zu sein.“
Ich glaube, dass jeder ein gütiges Herz hat. Ich hoffe wirklich, dass der Richter und der Staatsanwalt meinen Vater freisprechen. Unsere Familie braucht ihn.
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Xie Yujun befindet sich derzeit in der Haftanstalt Xingning. Nach der Anhörung am 18. Oktober 2024 vor dem Bezirksgericht Meixian wurde ein Folgesitzung für den 12. November anberaumt.
In den vergangenen 25 Jahren hat der Praktizierende zwei Haftstrafen im Arbeitslager von insgesamt viereinhalb Jahren sowie eine fünfjährige Gefängnisstrafe verbüßt. Als er zum zweiten Mal ins Arbeitslager gesperrt wurde, war seine Tochter gerade erst ein Jahr alt. Seine Gefängnisstrafe folgte kurz nach ihrem sechsten Geburtstag.
Während der früheren Haft wurde er mit unterschiedlichen Methoden gefoltert. Er wurde in Isolationshaft gesperrt, mit Elektroschocks gequält und geschlagen. Hinzu kamen Schlafentzug, Zwangsmedikation, Zwangsernährung und andere Misshandlungen. Seine Familie macht sich große Sorgen.
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