Von der Internationalen Konferenz Völkermord im neuen Zeitalter: Die Welt erhellen ein Blütenblatt nach dem anderen

Eines der meist gekauften Bücher aller Zeiten ist direkt nach der Bibel „Das Tagebuch der Anne Frank”. Obwohl sie ihren 16. Geburtstag nicht erleben konnte, wirken die innigsten Gedanken der Anne Frank, die sie auf Papierschnipsel gekritzelt hatte auch noch nach über 50 Jahren nach ihrem Tod herausfordernd und beschämend auf uns. Ihr Leben ist eine Huldigung an Millionen von Kinder, die im Zweiten Weltkrieg umkamen.

Auf der Holocaust Webseite ist ein Zitat zu lesen: „ihr hinterlassenes Vermächtnis ist kein Ode an die Vergangenheit - sondern ein Funke der Hoffnung”.

Mehr als 50 Jahre nach der ersten Veröffentlichung ihres Tagebuchs und nachdem 25 Millionen davon verkauft worden sind, stehen Millionen von Kinder in der ganzen Welt immer noch Folter, Tod und Völkermord gegenüber.

Die unschuldigen Gesichter des Völkermords sind nicht weniger geworden, seit dem das Abkommen zur Verhinderung und Strafandrohung von Völkermordverbrechen im Jahre 1948 nach dem Holocaust geschlossen wurde. Zusätzlich zu den geschätzten 1,5 Millionen Kindern, die während des Holocaust ermordet wurden, forderte der Völkermord in Kroatien 7.000 serbische Kinder. In Ruanda nahm der Völkermord 800.000 Menschen das Leben und schaffte 300.000 Waisen. Im Zuge von derart vielen Horrorberichten wird wahrscheinlich die tatsächliche Anzahl der Kinder, die auf den Schlachtfeldern ihre Leben verloren haben, niemals bekannt werden. Aber können wir es weiterhin zulassen, dass diese Zahl ständig steigt, bevor wir dem Völkermord ein Ende setzen? Können wir es zulassen, dass sich die Geschehnisse der Geschichte ständig wiederholen?

Ich stehe heute vor Ihnen und halte die schwierigste Rede meines Lebens. Weil in diesem Augenblick Millionen von Kinder in China leiden. Sie leiden, weil sie und ihre Eltern das grundlegendste Menschenrecht wahrnehmen, nämlich die Glaubensfreiheit. Ihre Freiheit wurde vor mehr als vier Jahren im Jahre 1999 angegriffen, als der ehemalige chinesische Staatsführer, Jiang Zemin, Falun Gong verboten hatte.

Falun Gong ist eine traditionelle chinesische Meditationsform mit körperlichen Übungen und einer Lehre, die auf den universellen Prinzipien „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht” beruht. Wegen der überwältigenden Beliebtheit von Falun Gong begann Jiang diese Verfolgung mit dem Auftrag, seine Anhänger auszurotten. Sie ist zu einer der schonungslosesten und entsetzlichsten Unterdrückungskampagne mit einseitig angewandter brutaler Gewalt in der Geschichte unseres Planeten geworden und dauert nun schon seit vier Jahren an. Amnesty International, Human Rights Watch, die amerikanische Regierung und andere angesehene Organisationen haben Hunderte von Todesfällen belegt. Informationsquellen aus der chinesischen Regierung gestehen eine Todesrate zu, die in die Tausende geht. Man weiß von mehr als 100.000 Praktizierenden, die in Gefängnissen und Arbeitslagern willkürlich verhaftet worden sind, wo sie brutaler Gewalt ausgesetzt sind, und unter Massenvergewaltigungen, mittelalterlichen Foltermethoden und jeglicher erdenklicher Maßnahme leiden, die dazu ausgelegt sind, sie mental und körperlich zu zerstören.

Kinder werden ungeachtet ihres Alters ebenfalls zu Opfern dieser Verfolgung. Ein 7-monatiges Kleinkind wurde mit seiner Mutter in polizeilichem Gewahrsam zu Tode gefoltert. Den Kindern wird ihre Ausbildung aberkannt, sie werden in die Obdachlosigkeit getrieben, in Gehirnwäschekurse geschickt, mit elektrischen Schlagstöcken geschockt, mit schädlichen Drogen zwangsernährt und sogar ermordet. Unzählige Kinder sind zu Waisen geworden, weil ihre Eltern zu Haftstrafen in Zwangsarbeitslagern und Gefängnissen verurteilt wurden, in denen sie grausam misshandelt werden.

An dieser Stelle möchte ich Ihnen Fadu vorstellen, ein 3-jähriges Mädchen mit chinesisch-australischer Abstammung. Als Fadu 9 Monate alt war, verlor sie ihren Vater infolge der anhaltenden Verfolgung in China. Fadus Papa schrieb einen Brief an das Beschwerdebüro in Peking, indem er erklärte, welchen Nutzen seine Familie aus dem Praktizieren gezogen hatte und dass das Verbot einer solchen friedlichen Praktik auf einem Missverständnis beruht. Kurz nachdem er diesen Brief geschrieben hatte, kamen die Beamten in Fadus Haus und verhafteten ihren Papa. Sie hat ihn nie mehr wieder gesehen. Aus Sorge um Fadus Sicherheit, ging Jane mit Fadu zurück nach Australien und wartete dort beunruhigt auf eine Nachricht von ihrem Mann. Im Juli 2001, nach Monaten der Ungewissheit über den Verbleib ihres Mannes, entdeckte Jane in einem Nachrichtenreport im Internet die erschütternde Information. Ihr Mann wurde zu Tode gefoltert und sein Leichnam wurde in einer verlassenen Hütte gefunden. Fadu wird ihren Papa nie mehr wieder sehen.

In den darauf folgenden drei Jahren reisten Fadu und ihre Mutter in über 30 Länder der Welt. Sie versuchen den Schmerz über diese familiäre Tragödie zu überwinden, indem sie tapfer ihren Leidensweg an die Öffentlichkeit bringen, in der Hoffnung, dass andere unschuldige Kinder nicht mehr so leiden müssen wie Fadu.

Fadus herzergreifende Geschichte gab den Anlass, dass wir das Projekt „Petals of Peace” („Blütenblätter des Friedens”) ins Leben gerufen haben. Es ist eine inspirierende Initiative um die unvergänglichen Werte von „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht” in unserer Welt zu wahren. Es setzt ein Symbol der Hoffnung für alle Kinder, die unter der anhaltenden Notlage von Falun Gong in China leiden müssen. Die Kinder auf der ganzen Welt werden ermutigt, eine Lotusblüte aus Papier zu falten, um auf das Leid unserer unschuldigsten und verletzbarsten Wesen aufmerksam zu machen. Jede Blume setzt ein Zeichen der Hoffnung, dass die ungerechte Verfolgung bald zu einem Ende kommen wird.

Sie mögen vielleicht fragen, warum ausgerechnet eine Lotusblüte. Nun, die Lotusblüte wächst aus dem Schlamm und aus der Dunkelheit heraus. Sie symbolisiert die Reinheit, die aus dem trüben Wasser emporsteigt und die Hoffnung, die unter den schwierigsten Bedingungen entsteht. Durch die Inspiration der Lotusblüte wächst in uns die Hoffnung auf Gerechtigkeit.

Wir wissen alle, dass der Holocaust nicht mit der Ermordung von 6 Millionen jüdischen Menschen begann. Es war ein allmählicher Prozess, der hinter der Politik und Propaganda verborgen blieb. Vor Beginn der Verfolgung von Falun Gong wurde es von 70 bis 100 Millionen Menschen in der chinesischen Gesellschaft praktiziert. Erst wenn man die Familien einschließlich der Kinder dazuzählt, erhält man einen wirklichen Eindruck über die enormen Auswirkungen dieser Verfolgung.

Als Menschen dieser Welt und als Erwachsene müssen wir nicht nur das Schweigen für die Kinder brechen, sondern auch unserer sozialen und moralischen Verantwortung, die wir für unsere Gesellschaft haben, gerecht werden. Wir wollen mit unseren überzeugenden Worten und Taten dem Völkermord ein Ende setzen und ihn in Zukunft verhindern, anstatt es zuzulassen, dass uns noch mehr unschuldige Opfer daran erinnern, was getan werden müsste. Lasst den Funken der Hoffnung weiterhin in allen Ecken der Welt aufleuchten bis hin in die Herzen aller Kinder. Ich möchte mit einem Zitat von Anne Frank schließen:

„Keiner muss nur einen einzigen Moment warten, um damit zu beginnen, die Welt zu verbessern.”