Der Appellbrief von Frau Wei Jianyu, Dozentin des Fujian Instituts für Technologie

8. August 2004

An den Leiter der Staatsanwaltschaft Jia des obersten Staatsgerichts und andere verantwortliche Parteien.

Mein Name ist Wei Jianyu. Ich bin 39 Jahre alt und komme aus Shaowu Provinz Fujian. 1986 absolvierte ich an der Tianjing Universität und war Dozentin des Fujian Instituts für Technologie.

Ich habe nie gegen das Gesetz verstoßen. Doch weil ich Falun Gong praktiziert habe und auf meinen Glauben an die Prinzipien der „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht” nicht verzichten wollte, wurde ich zu Unrecht gefangen gehalten. Darüber hinaus wurde mein Zuhause geplündert und man verurteilte mich zu Gefängnis und folterte mich dort. Da ich unschuldig bin, reiche ich hiermit eine Beschwerde an die zuständigen Abteilungen ein. Ich appelliere an ihr Gewissen und bitte sie um eine Untersuchung bei den Betroffenen, so dass ein gerechtes Urteil gefällt werden kann.

Am Morgen des 25. Oktober 1999 wurde ich von der Polizei verschleppt während ich die Übungen und Meditation im Luiyi Park in Fuzhou Provinz Fujian machte. Bei der Polizeiwache bezichtigten sie mich „die soziale Ordnung gestört” zu haben, nachdem sie erfuhren, dass ich Falun Gong praktizierte und brachten mich für 15 Tage in die Strafanstalt.

Danach wollte ich wieder zur Schule zurückkehren, doch die Schulbehörde ließe mich nicht mehr unterrichten. Ich fühlte, dass die Lage sehr ernst war und bemerkte, dass das Problem nicht lokal gelöst werden konnte. Deswegen ging ich im Dezember 1999 zum Appellieren nach Peking. Die Polizei brachte mich zurück und sperrte mich für einen Monat in die erste Strafanstalt von Fuzhou. Nach meiner Entlassung ging ich zur Schule zurück und wurde dort streng bewacht.

Am 19. April 2000 kam die Polizei zu meiner Schule und nahm mich von der Arbeit fort und plünderte mein Zuhause. Ihre Handlung verstößt gegen die Menschenrecht. Ich lebte nach den Prinzipien der „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht” und war entschlossen ein guter Mensch zu werden. Und aus diesem Grunde wurden mir meine Grundrechte entzogen. Da ich keinen Ort zum Appellieren mehr hatte, wendete ich mich an die Menschrechtsorganisationen der Vereinten Nationen und bat um Hilfe. Die Beamten, die gegen die Gesetze verstoßen, fanden während der Plünderung einen Brief, der auf der Webseite Clearwisdom.net veröffentlicht wurde. Der Brief war an die „Menschenrechtsorganisationen der Vereinten Nationen” gerichtet und wurde von allen Praktizierenden in meinem lokalen Ort unterschrieben. Ich wurde zu vier Jahre verurteilt und am 18. April 2004 entlassen.

Als ich nach Hause fuhr, erzählte mir die Polizei, dass ich nicht über Falun Gong reden durfte. Sie forderten auch von mir, sie zu benachrichtigen, wenn ich die Gemeinde verlasse, um eine Arbeit zu finden. Ich habe gegen kein Gesetz verstoßen und musste trotzdem für vier Jahre ins Gefängnis. Zurück in der Gesellschaft, hatte ich im Vergleich zu anderen Mitbürgern immer noch keine Bewegungs- oder Redensfreiheit. Allmählich verblasste durch die Verfolgung meine Heimatliebe. Seit dem 20. Juli 1999 dauerte die Verfolgung nun schon fünf Jahre an. In dieser Zeit wurden zahllose Falun Gong Übende verhaftet, gedemütigt und geschlagen. Wir sind normale Bürger, die gutherzig sein wollen. Uns auf diese Weise zu verletzen ist nicht vorteilhaft für das Land, den Bürgern oder sonst irgendjemanden.

Wir glauben an „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht”; das ist der Grund, warum wir aufrichtig unser Land und unsere Mitbürger lieben. Zwar klingt das ungewöhnlich, aber wir möchten alle Mitbürger wie unsere Verwandten behandeln. Wir schätzen unser Leben und wollen, dass unsere Familien glücklich sind. Nichtsdestotrotz musste mein Mann sich von mir scheiden lassen aus Angst sich durch „Mittäterschaft” schuldig zu machen. Obwohl ich meine Karriere liebe und bei meinem Arbeitsplatz sehr hart arbeite, entließ mich meine Schule, weil ich Falun Gong praktizierte. Ich liebe meine Familie, doch einige davon, mieden mich, aus Angst, dass auch sie auf Verfolgung treffen würden. Mein älterer Bruder, der Analphabet war, wurde bis zu dem Punkt verfolgt, dass er finanziell ruiniert war und verkünden musste, alle Verbindungen mit mir abzubrechen und mich nicht mehr als Schwester anzuerkennen. Die Verfolgung riss mich gewaltsam aus meiner Umgebung. Ich ging zu meiner Heimatstadt zurück, um bei meiner 70 Jahre alten Großmutter zu leben. Wenn dies alles nur mir passieren würde, könnte ich mit meinem starken Willen überleben. Ich bin eine Collegeabsolventin, die in den 80gern vom Land ausgebildet wurde. Nun ist es das Erste, was ich dem Land zurückzahlen möchte, da ich die Fähigkeit und die Einstellung dazu habe. Es ist traurig für das Land mich in solch eine hoffnungslose Lage gedrängt zu haben.


Meine Kollegen und Nachbarn wissen alle wie ich alle andere behandle. Ich bin freundlich und ehrlich. Dennoch hat meine Situation andere erschreckt und sie in eine schreckliche Situation gebracht. Dies zu sehen, bricht mir mein Herz. Die Verfolgung und Propaganda hat gute Menschen als Verbrecher gebrandmarkt. Solch eine Entwicklung ist eine Katastrophe für die ganze Gesellschaft, das Land und die Leute. Es hat den moralischen Standard der Leute zertrümmert, das Gewissen zerstört, ihre menschliche Natur genommen und sie in die Ecke der Selbstvernichtung getrieben.

Ich ertappte mich dabei, wie ich mir mehrere Tage und Nächte die folgende selbe Frage stellte: „Wir sind für die Gesellschaft verantwortlich und wollen die Wahrheit unserer Umgebung zurückspiegeln. Wie kann das egoistisch oder böse sein?” Menschenrechte und die Gerechtigkeit zu bewahren ist einerseits legal und andererseits macht sich dadurch auch die Einhaltung der Verfassung und der Gesetze des Landes fest. Deswegen denke ich, dass die Ungerechtigkeit gegen Falun Gong Praktizierende nicht nur uns betrifft, sondern auch alle anderen etwas angeht. Indem wir appellieren, gehen wir auch gleichzeitig das Risiko ein verhaftet zu werden. Doch da ich fest davon überzeugt bin, dass das Appellieren nicht gesetzeswidrig ist, bin ich bei meinen Appell sehr entspannt und fühle mich dafür verantwortlich gegen die Ungerechtigkeit, die ich erfahre, zu appellieren. Dies kommt aus dem tiefsten Herzen. Ich hoffe, dass die verantwortlichen Beamten für mich die Gerechtigkeit wieder herstellen können.