Ein Lebewesen sein, dessen Dasein nur anderen dient – Teil II

(Minghui.org)

Teil I: http://de.minghui.org/html/articles/2015/12/11/117590.html

Der Wunsch ist entstanden: Mein Dasein dient nur anderen 

Nach der New Yorker Fa-Konferenz habe ich mir die Videos „Wir erzählen es den Menschen der Zukunft" einmal gewissenhaft angeschaut. Als ich die Szene der großen Veranstaltungen und Paraden sah, wie wir damals das Fa verteidigten, war ich erschüttert. Ich dachte darüber nach: An all diesen Veranstaltungen habe ich teilgenommen. Aber ich musste leider feststellen, dass ich damals von der Kraft der Fa-Berichtigung getragen wurde und es nicht so war, dass ich vom Standpunkt der Fa-Berichtigung oder aus dem Blickwinkel der Errettung der Menschen von mir aus aktiv tätig war. Ich war nicht aufgrund klarer Verständnisse, nüchtern und standhaft an die Front gegangen, um das Fa zu verteidigen – das war absolut nicht der Fall. Denn ich hatte die Lebewesen nicht an die erste Stelle gesetzt. Ohne das Herz, das Leben für andere einzusetzen, hatte ich weder die Fa-Berichtigung selber noch die Mission eines Dafa-Jüngers begriffen. Aber, was bedeutet es eigentlich zu leben, um für andere da zu sein?

Als ich eines Tages gerade ins Zimmer zum Fa-Lernen gehen wollte, erblickte ich einen Praktizierenden, der gerade Möbel zusammenstellte. In mir tauchte blitzschnell ein Gedanke auf: Sollte ich ihm zur Hand gehen? Aber ich ließ mich nicht von dieser Frage aufhalten und ging direkt ins Zimmer. Es fiel mir dennoch sehr schwer, mich beim Fa-Lernen zu konzentrieren. „Wie kann ich nur so egoistisch sein? Ich lasse ihn allein, nur weil ich das Fa lernen möchte." So verließ ich das Zimmer und half ihm. Als ich ihm von meinen Überlegungen erzählte, fragte er: „Wieso ist das „Ich" so stark?"

Ich machte mir Tage lang Gedanken über dieses Ereignis, bekam aber keine Klarheit. Was war denn daran verkehrt? Ich wollte Eigensinne loswerden, ist das falsch? Hätte ich dem Mitpraktizierenden etwa nicht helfen sollen?

Als ich eines Tages auf die erfolglosen elf Monate zurückblickte, wurde mir plötzlich klar, dass hinter meinem Fleiß in der Kultivierung eine große Absicht steckte. „Ich will fleißiger sein, ich will dies und das schaffen, ich will mich für das Projekt so und so einsetzen ..." All das ist im Selbst verwurzelt. Beim Zusammenstellen der Möbelteile habe ich, von der Oberfläche her gesehen, mein Interesse, das Fa zu lernen, beiseite gestellt und jemandem geholfen. Aber die Absicht dahinter war: Ich möchte damit meinen Eigensinn loswerden. In Wirklichkeit wollte ich bloß mein Vorhaben verwirklichen. Jemandem zu helfen, ist sehr einfach, eben, jemandem die Hand zu geben, weil er es nötig hat. Es ist eine sehr schlichte und natürliche Sache, ohne jegliche Absicht dahinter. So gesehen war meine „Bemühung" auch nur aus dem Ego entstanden. Wie mir ein Mitpraktizierender sagte: Ich bin ein kleiner Grashalm, der auf eigene Faust hoch wachsen will. Aber der wahre Wille eines Lebewesens liegt darin, sich dem Gütigen anzugleichen und letztendlich zum Ursprung zurückzukehren. Wenn das eigene Interesse losgelassen wird und man sich vom Fa führen lässt, wird ein kleiner Grashalm auch heranwachsen können.

Die Erhöhung liegt in jeder Kleinigkeit. Als ich gerade in die USA kam, sah ich einen Praktizierenden mit guten Englischkenntnissen einige Praktizierende anleiten, das englische Zhuan Falun zu lesen. Ich dachte bei mir: Das Lesen geht so langsam, wie viel Zeit wird dabei vergeudet, wie viel Mühe muss der Praktizierende dabei einsetzen? Ich würde das nicht schaffen und kann nur den Hut ziehen.

Ganz zufällig wollte eine Praktizierende, dass ich sie anleitete, das englische Zhuan Falun zu lesen. Ich sagte sofort zu. Daraufhin sagte mir diese Praktizierende, halb scherzend, dass sie mir helfen würde, das Ego loszulassen. Ich schaute auf mein Herz und empfand kein bisschen Unwohlsein, sondern Freude. Es war ein wunderbares Gefühl, Praktizierenden helfen zu können.

Nach und nach schlossen sich immer mehr Praktizierende unserer Gruppe an. Eine Praktizierende kam aber nach einigen Malen nicht wieder. Bei einer Gelegenheit fragte ich sie, ob ich es irgendwo nicht gut gemacht hätte. Sie kritisierte gleich einiges. Ich merkte, wie sich mein Herz bewegte. Aber als ich etwas genauer über ihre Worte nachdachte, wusste ich, dass es richtig und ein guter Hinweis war. Ich fragte mich, wieso mein Herz kurz bewegt gewesen war. Das war nämlich auf die Suche nach Anerkennung zurückzuführen. Mir wurde klar: Der natürliche Zustand eines Dafa-Jüngers sollte sein, dass er sich bedingungslos hingibt, um jemand anderem beizustehen.

Mir fielen die bitteren elf Monate ein. Was für mich an diesem Erlebnis so schmerzhaft war, war weder das körperliche Leiden noch der Misserfolg in der Vertragsabschließung selber, sondern dass ich trotz aller meiner Bemühungen kein positives Ergebnis erreichen konnte. Ich habe meine gesamte aufrichtige Kraft und Gesinnung eingesetzt, erreichte jedoch das Ziel nicht. Ich wurde plötzlich wachsam: Ist das nicht ein hinterlistiges menschliches Herz? An der Oberfläche war es Fleiß, vom Wesen her war es eine Erwartung an den Meister.

In großer Eile schlug ich das Jingwen des Meisters auf:

„Aber ich weiß, sobald ich mich kultiviere, wird der Lehrer sicherlich meine Krankheit heilen. Im Herzen denkt er immer noch ein bisschen so. Hat er sich also von Grund auf verändert? Nein. Das Prachtvolle an der Oberfläche ist ein Trugbild. Wenn ein Mensch sich nicht vom Wesentlichen her verändern kann, erreicht er den Maßstab nicht." (Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz in Singapur, 22.-23. August 1998 in Singapur)

Haben diese Worte nicht mich gemeint? An den Tagen, an denen ich mich um den Vertrag bemüht hatte, dachte ich unbewusst, dass mir der Meister das geben würde, sobald ich mich bemühte und fleißig blieb. Bei einigen anderen Ereignissen dachte ich mir: Solange ich meine aufrichtigen Gedanken bewahre, wird mir das Gewünschte vom Meister gegeben. Ich gebe alles hin, damit das Erwünschte gelingt. Dann, als es mir nicht gegeben wurde, war alle Hingabe zu einem inneren Schmerz geworden. Als mir dieser Punkt klar wurde, wollte ich mich wirklich ändern. Ich wollte das falsche Prachtvolle wegkultivieren und das wahre Selbst herauskultivieren. Ich musste unbedingt ein wahres Herz herauskultivieren: Mein Dasein dient nur anderen.

Jede winzige Erkenntnis bei der Kultivierung ist ein barmherziges Geschenk des Meisters. Eines Tages las ich:

„Es werden alle Arten von Karma auf deinem zukünftigen Lebensweg zusammengelegt und ein Teil davon, die Hälfte davon, wird beseitigt. Die restliche Hälfte kannst du jedoch immer noch nicht überwinden, sie ist noch höher als ein Berg. Was tun? Es wird dann in unzählige Portionen aufgeteilt, auf die verschiedenen Ebenen deiner Kultivierung gelegt, damit sich deine Xinxing erhöht, dein Karma umgewandelt wird und deine Kultivierungsenergie wächst." (Zhuan Falun 2012, Seite 200)

Diese Worte habe ich bereits unzählige Male gelesen. Heute habe ich ein anderes Verständnis. Der Meister arrangiert jeden Schritt der Jünger und die Hälfte unseres Karmas wird vom Meister getragen. Der Meister macht den Jüngern vor, was "ein Dasein für die anderen" wirklich ist.

Dieser Wunsch in mir ist entstanden: Mein Dasein soll nur den anderen dienen. Das ist das wunderbarste Anliegen im Kosmos und die Ebene, auf die uns der Meister führen möchte.