Yue Feis Gedichte: Loyalität und Freundlichkeit – Teil I

(Minghui.org) Yue Fei, eine legendäre Persönlichkeit in der chinesischen Geschichte, diente Generationen von Chinesen als Symbol für Loyalität. Seine Geschichte reicht von der Abwehr des eindringenden Volksstammes der Jurchen bis hin zu heldenhaften Taten auf dem Schlachtfeld und dem Schutz des chinesischen Hinterlandes. Sie wurde in chinesischen Geschichtsbüchern, Dramen, Romanen, Filmen und anderen Medien immer wieder erzählt und gefeiert.

In der chinesischen Kultur wurden Hoffnungen und Gefühle oft in Form von Gedichten ausgedrückt, Yue Fei war da keine Ausnahme. Seine Gedichte, die in Sammlungen wie „Yue Wumu“ und Gedichte aus der Song-Dynastie zu finden sind, zeugen von seinem großmütigen Charakter und seinen erhabenen Wertvorstellungen.

Hier ein Beispiel:

Überquerung des Flusses Zhang

(geschrieben für Zhang Wan)

Kein Gedanke an einen Trank, noch an das Geschwätz der Jünglinge,dann seufzend das Spiegelbild erneut mit weißem Haar anschauend.Die jungen Männer lachen vielleicht insgeheim, hinter vorgehaltener Hand,wenn ich gemächlich vorbeireite, um einen weisen Meister zu treffen.

Dieses Gedicht wurde im vierten Jahr der Herrschaft von Kaiser Gaozong (1130 n. Chr.) geschrieben, als Yue Fei 27 Jahre alt war. Während viele seiner Altersgenossen tranken und sich vergnügten, fragte sich der Dichter selbst, wie seine Zeit so schnell vergangen war, während sein Spiegelbild erneut schon wieder weiße Haare trug. Während sich die Menschen der Welt im Glanz der Jugend sonnten, ritt er bescheiden auf einem kleinen Pferd, um bei den Weisen und Einsiedlern der Welt um Unterweisung zu bitten.

Diese Weisen waren die Männer, die sich von den weltlichen Angelegenheiten zurückzogen, um die höheren Weisheiten des Kosmos zu ergründen – und die möglicherweise den Schlüssel zur Kultivierung und den Weg zum eigenen wahren Selbst in Händen hielten. Yue Fei drückte mit diesem lyrischen Gedicht seinen Wunsch aus, diesen höheren Weg zu beschreiten und sich über die Menschenwelt zu erheben.

Laut der Geschichte der Song hatte Yue Fei im Jahr 1127, also nur drei Jahre zuvor, einen Brief an Kaiser Gaozong geschrieben, in dem er dem Kaiser vorschlug, gegen die eindringende Armee der Jurchen in den Krieg zu ziehen und das an sie verlorene Land zurückzuerobern. Er sagte auch, dass hohe Beamte wie Huang Qianshan und Wang Boyan sich nicht gegen die Invasoren wehrten, sondern sich einfach nach Süden zurückzogen. Yue schlug vor, dass der Kaiser die Entscheidung treffen solle, das Land zurückzuerobern. Nach Übermittlung des Schreibens bestrafte Huang allerdings Yue Fei wegen Überschreitung seiner Kompetenzen und schloss ihn aus dem Militär aus.

Aus heutiger Sicht mag es schwer vorstellbar sein, dass ein Offizier mit niederem Rang wie Yue Fei den Mut hatte, dem Kaiser zu schreiben. Doch im alten China war es unabhängig vom sozialen Status der Menschen üblich, immer das Wohl ihres Landes im Blick zu haben. Ein berühmter Dichter, Lu You, drückte dies einst so aus: „Man wagt es nicht, die Nation zu vergessen, selbst wenn man eine untergeordnete Stellung innehat.“ Ma Rong, ein Gelehrter aus der Han-Dynastie, formulierte es so: „Loyalität ist von äußerster Bedeutung! Wenn man der Loyalität vor Ort gerecht wird, kann man Heimat und Nation bewahren; wenn man sie in der Ferne beachtet, kann man Himmel und Erde in Ordnung bringen.“

Yue Fei handelte loyal, aber seine Loyalität diente nicht seinem eigenen Nutzen, sondern entsprang seiner natürlichen Selbstlosigkeit. Wie Konfuzius einst schrieb: „Loyalität ist eine aufrichtige Tugend.“

Yue Fei machte sich oft Sorgen über die Entwicklung seines Landes. Obwohl der Kaiser noch relativ jung war, hatte er keinen Erben. Wenn Yue Fei mit seinen Verwandten unter vier Augen über dieses Thema sprach, brach er manchmal in Tränen aus. Wenn er Soldaten in den Kampf führte, hatte er stets das Schicksal des Volkes im Auge und schrieb dem Kaiser häufig über vorliegende Missstände, ohne Rücksicht darauf, wie sich dies auf seine eigenen Belange auswirken könnte.

Diejenigen, die diese Geschichten über Yue Fei hörten, waren oft von seinem selbstlosen, aufrichtigen Charakter beeindruckt und von seinen edlen Bemühungen angetan.

(Fortsetzung: Teil II)