Zweimal wegen derselben Sache angeklagt – Dozentin ein Jahrzehnt inhaftiert – Teil III
(Minghui.org)
Fortsetzung von Teil II
Zur „Umerziehung“ angewandte Methoden
Eine neu in Masanjia angekommene Praktizierende wurde in der Regel einem Spezialteam zugeteilt, dass sie mindestens einen Monat lang einer intensiven Gehirnwäsche unterzog. Erst dann wurde sie in eine reguläre Abteilung verlegt.
Es gab eine Reihe bewährter Methoden zur „Umerziehung“ der Falun-Dafa-Praktizierenden in diesem Spezialteam. Neben der Gehirnwäsche wurde jede Praktizierende rund um die Uhr von denjenigen überwacht, die diese Praktik bereits aufgegeben hatten. Diese ehemaligen Praktizierenden gaben vor, sich um die Neuankömmlinge zu kümmern. Sie versuchten, ihr Vertrauen zu gewinnen und ihren Willen zu brechen, indem sie die Lügen der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) wiederholten und Dafa diffamierten.
Wenn eine Praktizierende, nachdem sie dieses Verfahren durchlaufen hatte, nicht „umerzogen“ wurden, verschärfte man die Verfolgung. Die Wärter suchten diese Praktizierende dann zu „Gesprächen“ auf und drohten ihr mit Folter, wenn sie Falun Dafa nicht aufgeben wollte.
Standhafte Praktizierende wurden in die Folterkammer in den Ostturm gebracht – der letzte Ausweg, den die Verwaltung des Arbeitslagers sah, um sie zur Aufgabe ihres Glaubens zu zwingen. Nachdem die Wärter verschiedene Foltermethoden bei so vielen Praktizierenden eingesetzt hatten, stellten sie eine entsprechende Liste zusammen. Sie studierten zunächst jede Praktizierende und analysierten ihre Schwächen; dann erstellten sie einen Plan und wählten spezielle Foltermethoden für die jeweilige Praktizierende aus.
Durch ihre Ausbildung war Liu in der Lage, logisch und frei zu denken. Sie ließ sich nicht von den Lügen der KPCh täuschen. Die Leitung in Masanjia gab sich große Mühe und hoffte, Liu umzuerziehen. Sie waren der Meinung, dass Lius Verzicht auf Falun Dafa das Vertrauen anderer Praktizierender aufweichen würde. Dann würde es ihnen leichter fallen, weitere Praktizierende dazu zu bringen, Falun Dafa aufzugeben. Die Verantwortlichen waren der Auffassung, dass sie Lius Beliebtheit unter den Praktizierenden nutzen könnten, um andere umzuerziehen.
Seit ihrer Ankunft im Oktober 2009 war Liu von anderen Praktizierenden isoliert und rund um die Uhr bewacht worden. Das Besuchsrecht wurde ihr vorenthalten und es war ihr auch nicht gestattet, irgendwelche Dinge des täglichen Bedarfs im Lager zu kaufen. Der Plan der Leitung war es, Liu vor Ende des Jahres umerzogen zu haben. Als dies nicht gelang, führten die Wärterinnen Zhang Xiurong und Zou Xiaoguang abwechselnd „Gespräche“ mit Liu und drohten ihr mit Folter.
Als mehrere dieser „Gespräche“ nichts brachten und man Liu nicht einschüchtern oder sie umstimmen konnten, erkannte Zhang Xiurong, dass ihr Plan gescheitert war. Sie teilte Liu mit, dass die Aufseherin Fang Yehong ein „Gespräch“ mit ihr führen würde – mit anderen Worten: Die Folter sollte beginnen.
Fang war Leiterin eines kleinen Teams, das sich auf die Folter von Dafa-Praktizierenden spezialisiert hatte. Sie hatte die Polizeiakademie absolviert und kannte viele Tricks und Foltermethoden. Sie studierte den Zusammenhang zwischen der Intensität der Folter und den dadurch verursachten Verletzungen und setzte ihre Erkenntnisse für die Umerziehung von Dafa-Praktizierenden ein. Fang war bekannt für ihre Grausamkeit; sie kannte keine Gnade.
Folter-Sitzungen
Nach einem Monat im Spezialteam wurde Liu in Abteilung drei verlegt. Dort waren etwa 150 weitere Praktizierende inhaftiert. Außerdem gab es noch etwa 40 Praktizierende in den Abteilungen eins und zwei.
Es gab acht standhafte Praktizierende, die ihren Glauben an Falun Dafa nicht aufgeben wollten. Liu war eine von ihnen. Die Leitung ersann Ende 2009 einen Plan, um Liu zur Aufgabe der Praktik zu zwingen. Zhang Jun, Leiter der Abteilung drei, begann im Dezember gemeinsam mit den Wärterinnen Zhang Xiurong, Fang Xehong und Zou Xiaoguang eine Folterrunde gegen Liu.
Spagat
Die Wärterin Zhang Xiurong unterbreitete Liu ein letztes Angebot: „Wenn Sie die Regeln des Arbeitslagers auswendig lernen, sind Sie aus dem Schneider. Wenn wir erst einmal angefangen haben, werden wir Sie nicht mehr so leicht davonkommen lassen, selbst wenn Sie Ihre Meinung ändern.“ Liu antwortete: „Nein.“
Sie wurde in den Ostturm gebracht und gezwungen, sich auf den Boden mit dem Rücken zur Wand zu setzen. Während Lius eines Beine gerade an der Wand gehalten wurde, drückten die Wärter das andere Bein auf die andere Seite gegen die Wand. Als sich beide Beine in einer geraden Linie entlang der Wand befanden, wurden sie hochgehoben. Der Schmerz war unerträglich. Liu schwitzte stark und bekam keine Luft mehr. Sie wurde ohnmächtig.
Auch die Praktizierenden Li Jinqiu aus Jinzhou, Zhou Ping aus Anshan und Yu Jie aus Dalian wurden auf diese Weise gefoltert. Yu Jie verlor das Bewusstsein. Sowohl Yu als auch Liu hinkten nach der Folter und konnten nachts nicht in ihr Bett steigen. Aber sie blieben standhaft.
Streckfolter
Die Folter wurde kurz nach dem chinesischen Neujahrsfest 2010 wieder aufgenommen. Liu wurde zum ersten Mal der „Streck“-Folter unterzogen. Die Wärter lockten Liu mit dem Versprechen, dass ihre Haftzeit verkürzt werde, wenn sie auf Falun Dafa verzichtet. Liu erklärte feierlich: „Ich würde meine Haftzeit lieber verkürzen, aber ich werde niemals einen Kompromiss eingehen.“ Der Abteilungsleiter Zhang Yun, der Politausbilder Zhang Zhuohui, die Wärterinnen Zhang Huan, Zhang Lei, Fang Yehong, Zhang Xiurong und Ye Ling brachten Liu in den Ostturm.
Lius Hände wurden an zwei Betten gefesselt, eine unten, die andere oben. Unterteilt in zwei Gruppen zogen die Wärter die Betten in entgegengesetzte Richtungen. Liu schrie. Sie hatte das Gefühl, als ob ihr Körper in der Mitte zerrissen wurde. Während Liu sich in der Streckposition befand und große Schmerzen litt, redete die „umerzogene“ Praktizierende Yuan Shuzhen auf sie ein und versuchte, sie zum Verzicht auf Falun Dafa zu überreden. Die Wärterinnen unternahmen noch einen weiteren Versuch, Liu zum Verzicht auf Falun Dafa zu bringen. Sie ließen eine andere Gefangene, die einen Hochschulabschluss in Psychologie hatte, mit Liu sprechen.
Verstärkte Folter verursacht körperliche Beschwerden
Gegen Ende des Jahres 2010 stand Liu eine weitere Runde intensiver Gehirnwäsche bevor. Die Wärterinnen Zhang Zhuohui und Zang Lei brachten Liu in die große Streckposition und stellten einen Stuhl vor sie hin. Darauf stand eine umgedrehte Metallschüssel, auf der eine Falun-Dafa-Verzichtserklärung lag.
Die Schüssel sollte während der Folter das Erbrochene auffangen. Die Vereinbarung diente dazu, Liu während der qualvollen Schmerzen daran zu erinnern, dass sie dem Ganzen ein Ende setzen konnte, indem sie aufgab.
Nach mehreren Foltersitzungen befand sich Lius Blutdruck regelmäßig im kritischen Bereich von180 mmHg oder darüber – während der Normalwert bei 110-130 liegt. Auch ihr Herzschlag war unregelmäßig. Die Wärter legten Liu ein Blutdruckmessgerät an, um ihre Werte während der Folter zu überwachen. Wenn ihr Blutdruck anstieg, hörten sie auf und warteten, bis er auf einen normalen Wert gefallen war. Dann setzten sie die Folter fort.
Als Liu einmal gestreckt wurde, verlor sie die Kontrolle über ihren Körper. Sie wurde bewusstlos und fiel plötzlich nach hinten. Die Wärterin Zhang Lei stach sie mit einem scharfen Schlüssel zwischen Nase und Oberlippe, bis sie blutete. Dann nahm Zhang einen schmutzigen Lappen vom Boden und wischte das Blut ab. Als Liu wieder zu Bewusstsein kam, zeigte Zhang ihr den schmutzigen Lappen und warf ihn zurück auf den Boden.
Während einer weiteren Foltersitzung wurde Liu gefragt, ob sie sich lieber foltern lassen oder die Erklärung unterzeichnen wollte. Liu antwortete: „Weder noch.“ Die Wärter griffen sie an, drücken sie zu Boden und brachten sie in eine starke Streckposition. Nach dieser Folter hatte Liu chronische Schmerzen in Armen und Schultern. Bis zum heutigen Tag hat sie Probleme, gewöhnliche Haushaltsutensilien wie Besen und Kehrschaufel zu heben.
Einmal wurde Liu eine Woche lang gefoltert. Sie wurde um vier Uhr morgens in den Ostturm gebracht und kam erst um 23 Uhr zurück in ihre Zelle. Nur während der Mahlzeiten wurde eine Hand kurz von den Handschellen befreit. Liu wurde es untersagt, die Toilette zu benutzen, bis sie die Erklärung unterschrieben hätte. Liu protestierte: „Wenn Sie mich nicht zur Toilette lassen, werde ich hierhin urinieren müssen und es wird sich überall verteilen. Warum überdenken Sie das nicht noch einmal?“ Zhang spottete: „Ich dachte, Sie waren auf der Uni und sind eine gebildete Person. Warum sollten Sie so etwas tun?“
Zhang Zuohui drückte Liu einen Stift in die Hand. Sie schloss gewaltsam ihre Hand und kritzelte auf der Erklärung, was als „Unterschrift“ bezeichnet wurde. Dieses Dokument reichte Zhang ein und erklärte Liu für umerzogen. Schließlich durfte Liu die Toilette benutzen. Aber selbst jetzt durfte Liu die Toilette lediglich um vier Uhr morgens beim Aufstehen und um 23 Uhr abends bei ihrer Rückkehr in die Zelle benutzen. Liu vermied es, tagsüber zu trinken oder sich mit Flüssigkeiten zu ernähren, sodass sie nicht zur Toilette musste.
Da Liu sich weigerte, die Lagerregeln auswendig zu lernen und ihren Glauben aufzugeben, wurde sie am 14. Februar 2011 wiederum in die große Streckposition gebracht. Da sie angeblich die Buchstaben „FLDFH“ in ihr Notizbuch geschrieben hatte – die Abkürzung steht für „Falun Dafa Hao“ und bedeutet „Falun Dafa ist gut“ -, wurde sie in den Ostturm zurückgebracht und ihre Haftzeit verlängert. Sie wurde auch gefoltert und in den „Dreiecksraum“ gesperrt, weil sie sich nicht an einer Lager-Umfrage beteiligt hatte und später, weil sie Dafa-Schriften besaß.
An kalten Wintertagen zogen die Wärter Liu die Winterjacke aus und fesselten sie in dünner Kleidung mit ausgebreiteten Armen an einen Metallzaun, wo sie bis in die frühen Morgenstunden der Nacht ausharren musste. Liu wurde gefoltert, weil sie andere Praktizierende „angestachelt“ hatte, nicht mit den Wärtern zu kooperieren und ihren Glauben zu bewahren.
Die langen und regelmäßigen Foltersitzungen führten dazu, dass Lius Herz überlastet war. Sie bekam unregelmäßigen Herzschlag. Aber so erging es nicht nur Liu. Auch die Praktizierende Sun Shuping aus Lushun, Dalian, hatte erhöhten Blutdruck und musste Medikamente nehmen, die ihren Blutdruck rasch senkten. Sun hatte das Gefühl, dass ihr Kopf zu explodieren drohte. Sie war in einem derart bedrohlichen Zustand, dass sie zum Zweck der medizinischen Behandlung Haftverschonung erhielt. Auch die Praktizierende Wan Xiaohui aus Dalian litt unter Herzbeschwerden. Die Wärterin Zhang Huang sagte sarkastisch: „Seht euch drei doch an. Ihr weigert euch, eure Praktik aufzugeben, obwohl ihr alle drei krank seid.“
(Fortsetzung folgt)
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[1] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und hat sich rasant verbreitet. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit dem 20. Juli 1999 auf Geheiß des damaligen Parteichefs Jiang Zemin in China verfolgt. Er ist der Hauptverantwortliche für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Falun-Dafa-Praktizierenden.
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